Siebenbüchnerinnenkloster: Unterschied zwischen den Versionen

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Siebenbüchnerinnenkloster (1), Karmelitinnenkloster St. Josef, 1638-1642 anstelle eines Hauses am [[Kienmarkt]], das „Zu den sieben Büchern" hieß (es kam 1580 in den Besitz des Hofbibliothekars [[Hugo Blotius]], später an Martin Schubmann), von drei Häusern am Salzgries und eines weiteren in dem vom Salzgries zur Salzgasse führenden Gäßchen ([[Ruprechtsstiege]]) erbaut. 1622 war das bis dahin dem Maximilian Schranser gehörende, neben dem Haus des Blotius liegende Gebäude durch Kauf an die Wiener Judenschaft gekommen, die hier eine Synagoge errichten wollte; der Bau unterblieb, weil die Juden 1626 in einen Teil des Unteren Werd abgeschoben wurden ([[Judenstadt (2, Unterer Werd)|Judenstadt]]). Das Siebenbüchnerinnenkloster wurde samt seiner Kirche auf Anordnung der Witwe Ferdinands II., Eleonore errichtet (Weihe 1642). 1646 kaufte Eleonore noch ein in der Nähe gelegenes Haus, das nach entsprechender Adaptierung als Unterkunft für arme Fremde und Kranke diente und mit dem Kloster verbunden wurde. 1657 wurde Eleonore in der von ihr erbauten Klostergruft in einem Steinsarkophag bestattet, der nach Aufhebung des Klosters durch Joseph II. (1782) in die Fürstengruft von St. Stephan gebracht wurde. In der Kirche, die den Ordensregeln entsprechend sehr einfach ausgestattet war, las der spätere Kardinal und erste Erzbischof von Wien, Graf Kollonitsch, seine erste Messe. Nach der Klosteraufhebung blieben Kirche und Kloster eine zeitlang unverändert; nur der gegen die Kohlmessergasse zu gelegene Teil wurde verkauft und verbaut. Die übrigen Trakte (mit der Kirche) wurden ab 1784 als Polizeigefangenenhaus (Schuldner- und Untersuchungsgefängnis für politische Vergehen) verwendet (die Kirche war Gefängniskirche). Die Inneneinrichtung der Kirche wurde 1885 bei der Demolierung der Polizeianstalt dem Herz-Jesu-Kirchenbauverein für die zu erbauende Kirche in Kaisermühlen überlassen. In den beiden Teilen des Gebäudes (dessen hohe Front gegen den Salzgries mit einer langen, düster wirkenden Mauer abgeschlossen war) waren die Polizeioberdirektion beziehungsweise Dienststellen des Magistrats untergebracht. Die Demolierung des gesamten Komplexes (1884/1885; heutige Parzellen Salzgries 1, Marc-Aurel-Straße 7-9, 8-12, Fahrbahn der Marc-Aurel-Straße) ermöglichte den Durchbruch der damaligen [[Krebsgasse (1)|Krebsgasse]] (Marc-Aurel- Straße) bis zum Franz-Josefs-Kai (1886).
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Siebenbüchnerinnenkloster (1), Karmelitinnenkloster St. Josef, 1638-1642 anstelle eines Hauses am [[Kienmarkt]], das „Zu den sieben Büchern" hieß (es kam 1580 in den Besitz des Hofbibliothekars [[Hugo Blotius]], später an Martin Schubmann), von drei Häusern am Salzgries und eines weiteren in dem vom Salzgries zur Salzgasse führenden Gässchen ([[Ruprechtsstiege]]) erbaut. 1622 war das bis dahin dem Maximilian Schranser gehörende, neben dem Haus des Blotius liegende Gebäude durch Kauf an die Wiener Judenschaft gekommen, die hier eine Synagoge errichten wollte. Der Bau unterblieb, weil die Juden 1626 in einen Teil des Unteren Werd abgeschoben wurden ([[Judenstadt (2, Unterer Werd)|Judenstadt]]). Das Siebenbüchnerinnenkloster wurde samt seiner Kirche auf Anordnung der Witwe Ferdinands II., Eleonore errichtet (Weihe 1642). 1646 kaufte Eleonore noch ein in der Nähe gelegenes Haus, das nach entsprechender Adaptierung als Unterkunft für arme Fremde und Kranke diente und mit dem Kloster verbunden wurde. 1657 wurde Eleonore in der von ihr erbauten Klostergruft in einem Steinsarkophag bestattet, der nach Aufhebung des Klosters durch Joseph II. (1782) in die Fürstengruft von St. Stephan gebracht wurde. In der Kirche, die den Ordensregeln entsprechend sehr einfach ausgestattet war, las der spätere Kardinal und erste Erzbischof von Wien, Graf Kollonitsch, seine erste Messe. Nach der Klosteraufhebung blieben Kirche und Kloster eine zeitlang unverändert. Nur der gegen die Kohlmessergasse zu gelegene Teil wurde verkauft und verbaut. Die übrigen Trakte (mit der Kirche) wurden ab 1784 als Polizeigefangenenhaus (Schuldner- und Untersuchungsgefängnis für politische Vergehen) verwendet (die Kirche war Gefängniskirche). Die Inneneinrichtung der Kirche wurde 1885 bei der Demolierung der Polizeianstalt dem Herz-Jesu-Kirchenbauverein für die zu erbauende Kirche in Kaisermühlen überlassen. In den beiden Teilen des Gebäudes (dessen hohe Front gegen den Salzgries mit einer langen, düster wirkenden Mauer abgeschlossen war) waren die Polizeioberdirektion beziehungsweise Dienststellen des Magistrats untergebracht. Die Demolierung des gesamten Komplexes (1884/1885; heutige Parzellen Salzgries 1, Marc-Aurel-Straße 7-9, 8-12, Fahrbahn der Marc-Aurel-Straße) ermöglichte den Durchbruch der damaligen [[Krebsgasse (1)|Krebsgasse]] (Marc-Aurel- Straße) bis zum Franz-Josefs-Kai (1886).
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==

Version vom 11. August 2014, 13:35 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Karmelitinnenkloster St. Josef
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Zu den sieben Büchern
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 17076
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 11.08.2014 durch WIEN1.lanm08mak
  • 1., Salzgries 1-3
  • 1., Marc-Aurel-Straße 7-9
  • 1., Marc-Aurel-Straße 8-12
  • 1., Vorlaufstraße 4
  • Nr.: 1366 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 453 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 455 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 456 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 465 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 466 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 467 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 469 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 487 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 489 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 490 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 503 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


Siebenbüchnerinnenkloster (1), Karmelitinnenkloster St. Josef, 1638-1642 anstelle eines Hauses am Kienmarkt, das „Zu den sieben Büchern" hieß (es kam 1580 in den Besitz des Hofbibliothekars Hugo Blotius, später an Martin Schubmann), von drei Häusern am Salzgries und eines weiteren in dem vom Salzgries zur Salzgasse führenden Gässchen (Ruprechtsstiege) erbaut. 1622 war das bis dahin dem Maximilian Schranser gehörende, neben dem Haus des Blotius liegende Gebäude durch Kauf an die Wiener Judenschaft gekommen, die hier eine Synagoge errichten wollte. Der Bau unterblieb, weil die Juden 1626 in einen Teil des Unteren Werd abgeschoben wurden (Judenstadt). Das Siebenbüchnerinnenkloster wurde samt seiner Kirche auf Anordnung der Witwe Ferdinands II., Eleonore errichtet (Weihe 1642). 1646 kaufte Eleonore noch ein in der Nähe gelegenes Haus, das nach entsprechender Adaptierung als Unterkunft für arme Fremde und Kranke diente und mit dem Kloster verbunden wurde. 1657 wurde Eleonore in der von ihr erbauten Klostergruft in einem Steinsarkophag bestattet, der nach Aufhebung des Klosters durch Joseph II. (1782) in die Fürstengruft von St. Stephan gebracht wurde. In der Kirche, die den Ordensregeln entsprechend sehr einfach ausgestattet war, las der spätere Kardinal und erste Erzbischof von Wien, Graf Kollonitsch, seine erste Messe. Nach der Klosteraufhebung blieben Kirche und Kloster eine zeitlang unverändert. Nur der gegen die Kohlmessergasse zu gelegene Teil wurde verkauft und verbaut. Die übrigen Trakte (mit der Kirche) wurden ab 1784 als Polizeigefangenenhaus (Schuldner- und Untersuchungsgefängnis für politische Vergehen) verwendet (die Kirche war Gefängniskirche). Die Inneneinrichtung der Kirche wurde 1885 bei der Demolierung der Polizeianstalt dem Herz-Jesu-Kirchenbauverein für die zu erbauende Kirche in Kaisermühlen überlassen. In den beiden Teilen des Gebäudes (dessen hohe Front gegen den Salzgries mit einer langen, düster wirkenden Mauer abgeschlossen war) waren die Polizeioberdirektion beziehungsweise Dienststellen des Magistrats untergebracht. Die Demolierung des gesamten Komplexes (1884/1885; heutige Parzellen Salzgries 1, Marc-Aurel-Straße 7-9, 8-12, Fahrbahn der Marc-Aurel-Straße) ermöglichte den Durchbruch der damaligen Krebsgasse (Marc-Aurel- Straße) bis zum Franz-Josefs-Kai (1886).

Literatur

  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 37 f.
  • Mathias Eisterer: Regesten zur Geschichte des Klosters der unbeschuhten Karmeliterinnen oder "Siebenbüchnerinnen" in Wien. In: Wiener Diözesanblatt 1887, S. 143 ff., S. 205 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 188 f.