Schottenkirche

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Zu Unserer Lieben Frau
Frühere Bezeichnung
Benannt nach iro-schottischen Mönchen
Einlagezahl
Architekt Andrea d'AIlio der Ältere, Andrea d'Allio der Jüngere, Silvestro Carlone
Prominente Bewohner
PageID 12873
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.12.2013 durch WIEN1.lanm08su2
  • 1., Freyung 6A

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48° 12' 43.27" N, 16° 21' 54.47" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Schottenkirche (1, Freyung bei 6; „Zu Unserer Lieben Frau"; Pfarrkirche „Heilige Maria und heiliger Gregor"), älteste Klosterkirche Wiens (Schottenstift).

Baugeschichte

Die von Heinrich II. Jasomirgott aus seiner bisherigen bayerischen Residenzstadt Regensburg nach Wien berufenen iro-schottischen Mönche begannen zuerst mit dem Bau einer romanischen Kirche; 1177 (im Todesjahr Heinrichs II.) wurde der Chor vollendet, 1190 die gesamte Kirche (Leopold V. urkundete „in porticu"), 1200 erfolgte die Weihe. 1276 durch den Stadtbrand insbesondere in ihrem westlichen Teil stark beschädigt, war die Schottenkirche wahrscheinlich erst 1317 wiederhergestellt (frühgotische Fassade). Von der Schottenkirche in ihrem ursprünglichen Aussehen existiert eine Rekonstruktion von Grefe. Die „Schotten" ließen Kirche und Kloster verfallen, weshalb diese 1418 deutschen Benediktinern überlassen wurden. Der erste deutsche Abt war Nicolaus III. von Respitz (1418-1428), der die neue Organisation und Wiederbelegung des Klosters in die Wege leitete und in den Klosterannalen als „zweiter Stifter" verewigt ist.

Sein Nachfolger, Abt Johann V. von Ochsenhausen (1428-1446), war einer der größten und meistgefeierten Äbte; auf dem Konzil zu Basel (1431-1449) vertrat er sämtliche Benediktinerklöster der Passauer Diözese. 1443 wurde die Schottenkirche durch ein Erdbeben beschädigt. 1446-1449 erfolgte der gotische Neubau des Chors, 1449 bis circa 1454 die Erneuerung der Mittelschiff- und Querhausgewölbe sowie der Umbau der Westfassade. 1590 wurde die Schottenkirche neuerlich durch ein schweres Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen. 1635 brannte der Turm durch Blitzschlag ab, 1636 wurde er erneuert, brach aber am 3. Februar 1637 abermals zusammen, „weil er auf die alten Runzen gebaut war".

Die Umgestaltung der alten Kirche begann 1638 unter Andrea d'AIlio dem Älteren, d'Allio dem Jüngeren und Silvestro Carlone, als Bauführer wird Marco Spazio genannt. Der alte Chor wurde abgetragen und erneuert, der Ostturm neu gebaut. Bei der Weihe der Schottenkirche durch Fürstbischof Graf Breuner am 31. Mai 1648 (nicht, wie Hübl angibt, am 21.) war der 1638 begonnene Umbau bis auf die noch unvollendeten Türme weitgehend abgeschlossen; der romanische Grundriß wurde wohl im wesentlichen übernommen, doch reduzierte sich die Länge der Kirche, sodaß ein Teil der heutigen Parzelle Freyung 7 frei wurde (als 1751 der Klosterfriedhof aufgelassen wurde, entstand hier das Schubladkastenhaus). Durch das am 15. Juli 1683 im Meierhof ausgebrochene Feuer wurde der Kirchturm arg beschädigt (die Glocken schmolzen); das als Dachung nicht mehr verwendbare Kupfer und 52 Zentner Glockenspeise wurden zur Erzeugung von Granaten ins Zeughaus geliefert. Erst 1686-1690 wurde die Kirche restauriert. Die Absicht, die Fassade mit zwei (ausgebauten) Türmen zu schmücken, wurde fallengelassen.

1732 wurden die Reste der alten erneuert und 1886-1893 mit neuen Helmen versehen. 1826-1832 baute man die Prälatur und das Konventsgebäude um. 1822 wurden die Verkaufshütten vor der Kirche entfernt. Größere Restaurierungen in der Schottenkirche fanden 1882-1888 statt.

Äußeres

Die zweigeschossige Westfassade wird an der Spitze des giebelbekrönten Mittelrisalits, den die Türme nur geringfügig überragen, von einem kreuztragenden Engel (von Josef Breitner) bekrönt. Über dem aus dem 17. Jahrhundert erhaltenen Westportal (1652) in Nische Marienfigur (von Tobias Kracker, 1651). Die Südfront wurde 1892 zu einer Seitenfassade umgestaltet (Balustradenfiguren Glaube, Hoffnung, Liebe). Am südlichen Querschiff befindet sich das Jasomirgottdenkmal (von Josef Breitner, 1893).

Inneres

Die Deckengemälde stammen von Julius Schmid (1887/1888) und behandeln im Langhaus die Gründung des Klosters (A), die Anbetung durch die Hirten (B), die Beweinung Christi (C) und die Auferstehung Christi (D), in der Vierung zeigen sie den heiligen Benedikt vor Maria (E). 1 Der barocke Hochaltar wurde 1883 durch einen marmornen nach Entwürfen von Heinrich Ferstel, im selben Jahr das Bild „Himmlische Glorie" von Joachim Sandrart (1669; aufgestellt 1671) durch das Mosaik „Die heilige Maria zwischen Heiligen, die für die Schottenkirche bedeutsam sind" (Ordensstifter St. Benedikt, Kirchenpatron Papst Gregor der Große und Apostel Jacobus der Jüngere) von Michael Rieser ersetzt. Das Bild Sandrarts kam in die Allerheiligenkirche in Zwischenbrücken, aus dieser (als es in dem nach totalem Kriegsschaden erforderlich gewordenen kleineren Neubau keinen Platz mehr fand) ins Kunsthistorische Museum und von dort 1951 als Dauerleihgabe zurück ins Schottenstift. 2 Links am Triumphbogen Altar mit Bild „Kreuzigung Christi" von Sandrart (1654), 3 rechts am Triumphbogen Altar mit Bild „Abschied der Apostel Petrus und Paulus", ebenfalls von Sandrart (1652). Weitere Altarbilder stammen von Tobias Pock (1651-1655), Joachims (1659), Bachmann (1652) und J. Schmidt; jene von J. Straka und A. Eisenmenger wurden Ende der fünfziger beziehungsweise achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts entfernt und durch die barocken ersetzt.

Das südliche (romanische) Kirchenschiff wurde teilweise 1966-1969 freigelegt. 4 Den linken Querschiffaltar (19. Jahrhundert) schmückt das Bild „Himmelfahrt Maria" von Pock (um 1655); über dem Tabernakel befand sich die älteste marianische Gnadenstatue Wiens (um 1250), die 1645 wegen der Schwedengefahr vorübergehend in den Stephansdom zur öffentlichen Anbetung gebracht worden war und seit der letzten Restaurierung der Schottenkirche (1994) ihren Platz in der Romanischen Kapelle erhalten hat. 5 Am rechten Querschiffaltar befindet sich ebenfalls ein Gemälde von Pock („Martyrium des heiligen Sebastian", um 1655). 6 Kanzel (um 1883/1887). 7 Seitenaltar mit Bild „Heiligem Gregor" von Georg Bachmann (1652). 8 Fresko „Heiliger Wolfgang" von Pock (um 1655); letzter Rest der ursprünglich malerischen Ausstattung der Kirche (weitere Reste in den Seitenschiffen und hinter der Orgel wurden bei der Restaurierung 1994 freigelegt). 9 Seitenaltar mit Bild „Martyrium der heiligen Barbara" von Johann Schmidt dem Älteren (1659). 10 Seitenaltar mit Bild „Heilige Anna" von Jeronimus Joachims (1659). 11 Seitenaltar mit Bild „Tod des heiligen Benedikt" von Pock (1654).

Grabdenkmäler

  • a Totenschild von Philipp Friedrich Freiherr von Breuner († 1638).
  • b Leopold Graf Windisch-Graetz († 1746).
  • c Wolfgang Andreas Orsini-Rosenberg († 1695).
  • d Ernst Rüdiger Graf Starhemberg († 1701), vermutlich nach Entwurf von Johann Emanuel Fischer von Erlach (um 1725); der Sarkophag steht in der Gruft,
  • e Ludovicus Andreas Graf Khevenhüller († 1744), von Jakob Schletterer.
  • f Familie Windisch-Graetz (1780).

Krypta

In der 1959/1960 zu einer monumentalen Gruftkirche mit einem Sarkophagaltar aus Salzburger Marmor gestalteten Krypta befinden sich die Ruhestätten der Gründerfamilie der Schottenabtei (Heinrich II. Jasomirgott, seine zweite Gattin Theodora und seine Tochter Agnes) sowie der Sarg Ernst Rüdigers von Starhemberg.

Kult

Er gilt der ältesten marianischen Gnadenstatue Wiens (um 1250) „Unserer Lieben Frau von den Schotten", die sich über dem Tabernakel des Marienaltars nächst der Kanzel befindet. Zu diesem Kultgegenstand nahm Ferdinand III. 1645 Zuflucht, als die Schweden vor Wien standen; am 29. März 1645 fand eine große Prozession mit der Statue nach St. Stephan statt, wo sie acht Tage zur Verehrung aufgestellt wurde. Der Kaiser gelobte damals, die Maria-Immaculata-Säule auf dem Hof aufzustellen. Als der Siegeslauf der Schweden zum Stillstand kam, wurde der Erfolg der Statue zugeschrieben. Ihrer Hilfe glaubte man es auch danken zu müssen, daß man während der Türkenbelagerung 1683 einen schweren Brand eindämmen konnte.

Literatur

  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 95 ff.
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 52 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 56 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 70 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 63 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 40 ff.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 35 ff.
  • Walther Brauneis: Die Freilegung der romanischen Bauteile in der Schottenkirche. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 24 (1970), S. 62 ff.
  • W. Latzke: Romanische Baufunde in der Wiener Schottenkirche. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 4 (1950)
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 77 f. (Sprengel), S. 219 f. (Matrikenbestand)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 182 ff.