Schneepalast: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Schneepalast entstand 1927 im aufgelassenen [[Nordwestbahnhof]] ([[2|2. Bezirk]], seit 1900: [[20|20. Bezirk]]). Eröffnung: 26. November 1927; Genehmigung bis Mai 1928. Der Schneepalast galt als die größte Sehenswürdigkeit Wiens.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=kik&datum=19271218&seite=4&zoom=33&query=%22Schneepalast%22&ref=anno-search Kikeriki, 18. Dezember 1927]</ref>
 
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*Neigungswinkel bis zu 34 Grad (Sprungbahn)<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ios&datum=19271203&seite=10&zoom=33&query=%22schneepalast%22&ref=anno-search Illustriertes Sportblatt, 3. Dezember 1927]</ref>
 
*Neigungswinkel bis zu 34 Grad (Sprungbahn)<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ios&datum=19271203&seite=10&zoom=33&query=%22schneepalast%22&ref=anno-search Illustriertes Sportblatt, 3. Dezember 1927]</ref>
 
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Der [[Wiener Schmäh]] regierte mit Hähme auf die Tatsache, dass im Gebäude des ehemaligen [[Nordwestbahnhof]]s eine Winterlandschaft eingerichtet wurde: "Vorläufig ist nur die Bahnhofshalle den Wintertouristen zur Betätigung eingeräumt. Es verlautet aber, daß man die gesamte ehemalige Nordwestbahnstrecke mit künstlichem Schnee zu bestreuen beabsichtige, so daß man auf angenehmste und billigste Art bis Znaim und darüber hinaus gelangen kann. Würde man auch noch die anderen heimischen Bahnlinien auf die gleiche Art ummodeln, so könnte sich tatsächlich der elektrische Betrieb erübrigen. Österreich könnte das Reiseland par excellence werden!"<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=kik&datum=19271218&seite=4&zoom=33&query=%22Schneepalast%22&ref=anno-search Kikeriki, 18. Dezember 1927]</ref>
  
 
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Die übrigen 35 Prozent setzen sich auch verschiedenen Chemikalien zusammen. "Der künstlich hergestellte Schnee verursacht keine allzugroßen Kosten [...] und kann, wenn er schmutzig ist, gereinigt werden. [...] Regnet es, ist es umso besser: Der Schnee braucht nicht gewaschen zu werden".<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ios&datum=19270611&seite=14&zoom=33&query=%22Schneepalast%22&ref=anno-search Illustriertes Sportblatt, 11. Juni 1927]</ref> Der Kunstschnee ist "so weiß, so weich und so gleitfähig wie der natürliche. [...] Es sieht vor allem tatsächlich wie Schnee aus. Erst wenn man mit dem Gesicht nach vorne stürzt, dann schmeckt es nicht nach Wasser, sondern nach Soda. Dafür wird man nicht naß, und der Nordwestbahnschnee [...] zergeht nicht auf der Haut. Man wird nicht naß. Aber es juckt ein bißchen. Man fällt weich".<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ios&datum=19271203&seite=10&zoom=33&query=%22schneepalast%22&ref=anno-search Illustriertes Sportblatt, 3. Dezember 1927]</ref>
 
Die übrigen 35 Prozent setzen sich auch verschiedenen Chemikalien zusammen. "Der künstlich hergestellte Schnee verursacht keine allzugroßen Kosten [...] und kann, wenn er schmutzig ist, gereinigt werden. [...] Regnet es, ist es umso besser: Der Schnee braucht nicht gewaschen zu werden".<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ios&datum=19270611&seite=14&zoom=33&query=%22Schneepalast%22&ref=anno-search Illustriertes Sportblatt, 11. Juni 1927]</ref> Der Kunstschnee ist "so weiß, so weich und so gleitfähig wie der natürliche. [...] Es sieht vor allem tatsächlich wie Schnee aus. Erst wenn man mit dem Gesicht nach vorne stürzt, dann schmeckt es nicht nach Wasser, sondern nach Soda. Dafür wird man nicht naß, und der Nordwestbahnschnee [...] zergeht nicht auf der Haut. Man wird nicht naß. Aber es juckt ein bißchen. Man fällt weich".<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ios&datum=19271203&seite=10&zoom=33&query=%22schneepalast%22&ref=anno-search Illustriertes Sportblatt, 3. Dezember 1927]</ref>
  
"Flecke in den Kleidern lassen sich im Schneepalast auf dei einfachste Art entfernen. Der sogenannte Schnee dort ist doch weiter nichts als Soga, und darauf rutscht man nun einige male hin und her, um in purer Reinlichkeit zu erstrahlen."<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=kik&datum=19271218&seite=4&zoom=33&query=%22Schneepalast%22&ref=anno-search Kikeriki, 18. Dezember 1927]</ref>
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Auch zeitgenössische Parodie hat nicht gefehlt: "Flecke in den Kleidern lassen sich im Schneepalast auf dei einfachste Art entfernen. Der sogenannte Schnee dort ist doch weiter nichts als Soda, und darauf rutscht man nun einige male hin und her, um in purer Reinlichkeit zu erstrahlen."<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=kik&datum=19271218&seite=4&zoom=33&query=%22Schneepalast%22&ref=anno-search Kikeriki, 18. Dezember 1927]</ref>
  
 
==Vorläufer==
 
==Vorläufer==

Version vom 17. Januar 2017, 13:35 Uhr

Datei:Schneepalast.jpg
Der Schneepalast im Winter 1927
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 48807
GND
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Quelle
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Letzte Änderung am 17.01.2017 durch WIEN1.lanm08mic

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Bildname Schneepalast.jpg
Bildunterschrift Der Schneepalast im Winter 1927
  • Nordwestbahnstraße

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48° 13' 33.73" N, 16° 23' 2.04" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Schneepalast entstand 1927 im aufgelassenen Nordwestbahnhof (2. Bezirk, seit 1900: 20. Bezirk). Eröffnung: 26. November 1927; Genehmigung bis Mai 1928. Der Schneepalast galt als die größte Sehenswürdigkeit Wiens.[1]

Nordwestbahnhof, um 1873

Areal und Ausstattung

  • Fläche: 4000 Quadratmeter[2]
  • 20 Meter hohe Gerüste mit Kokosmatten und künstlichem Schnee
  • Rodelbahn (Die Rodeln wurden "mit Hilfe eines elektrischen Motors zur Höhe hinaufgezogen."[3])
  • Skiwiese
  • Sprungchance (Sprünge bis zu 20 Metern)
  • Neigungswinkel bis zu 34 Grad (Sprungbahn)[4]
  • Beleuchtungsanlagen: 25.000-Watt-Lampen

Der Wiener Schmäh regierte mit Hähme auf die Tatsache, dass im Gebäude des ehemaligen Nordwestbahnhofs eine Winterlandschaft eingerichtet wurde: "Vorläufig ist nur die Bahnhofshalle den Wintertouristen zur Betätigung eingeräumt. Es verlautet aber, daß man die gesamte ehemalige Nordwestbahnstrecke mit künstlichem Schnee zu bestreuen beabsichtige, so daß man auf angenehmste und billigste Art bis Znaim und darüber hinaus gelangen kann. Würde man auch noch die anderen heimischen Bahnlinien auf die gleiche Art ummodeln, so könnte sich tatsächlich der elektrische Betrieb erübrigen. Österreich könnte das Reiseland par excellence werden!"[5]

Öffnungszeiten und Kosten

  • Öffnungszeit: 10 bis 22 Uhr
  • Kosten: 1,50 Schilling für eine zweistündige Benützungsdauer[6]

Kunstschnee

"Künftighin wird die Natur im Winter überhaupt nichts mehr zu tun haben."[7] Wintersport ohne Schnee. "Das ist ungefähr so, als ob man beim Schwimmen auf das Wasser verzichten würde."[8]

Viel wurde über den Kunstschnee des Briten Ayscough diskutiert, mit dem die Wiener bis zur Errichtung des Schneepalastes kaum Kontakt hatten. Die zeitgenössischen Printmedien überschlugen sich vor der Eröffnung der Skihalle mit Lobpreisungen über das neue Wundermittel. "[...] gleichgültig, ob draußen die Sonne den wirklichen Schnee zu Lacken schmilzt oder der Regen ihn zu einer schmutzigen Masse verwandelt. Der himmliche Schnee vergeht, aber der künstliche besteht!". Insgesamt wurden 152 Tonnen Kunstschnee in einer chemischen Fabrik in Mossbirnbaum in Niederösterreich hergestellt, in Säcken abgefüllt und in den Schneepalast gebracht. Mit dieser Menge wurden die künstlichen Hänge der ehemaligen Nordwestbahnhofhalle mit einer 10 bis 15 Zentimeter hohen Schicht Schnee versehen und man hatte noch Reserven für den Notfall. Im Schneepalst wurde der Schnee schließlich gestampft, gesiebt, mit "allerlei Chemikalien gemischt und endlich mit einem noch geheimnisvolleren Wasser bespritzt. Und dieses Rätselhafte Wasser war es dann auch, welches das große Wunder vollbrachte. Es machte aus der Masse, die zu 65 Prozent aus neutralisierter Soda bestand, Schnee - blendend weiß und rutschig."[9]

Die übrigen 35 Prozent setzen sich auch verschiedenen Chemikalien zusammen. "Der künstlich hergestellte Schnee verursacht keine allzugroßen Kosten [...] und kann, wenn er schmutzig ist, gereinigt werden. [...] Regnet es, ist es umso besser: Der Schnee braucht nicht gewaschen zu werden".[10] Der Kunstschnee ist "so weiß, so weich und so gleitfähig wie der natürliche. [...] Es sieht vor allem tatsächlich wie Schnee aus. Erst wenn man mit dem Gesicht nach vorne stürzt, dann schmeckt es nicht nach Wasser, sondern nach Soda. Dafür wird man nicht naß, und der Nordwestbahnschnee [...] zergeht nicht auf der Haut. Man wird nicht naß. Aber es juckt ein bißchen. Man fällt weich".[11]

Auch zeitgenössische Parodie hat nicht gefehlt: "Flecke in den Kleidern lassen sich im Schneepalast auf dei einfachste Art entfernen. Der sogenannte Schnee dort ist doch weiter nichts als Soda, und darauf rutscht man nun einige male hin und her, um in purer Reinlichkeit zu erstrahlen."[12]

Vorläufer

In Berlin entstand im Winter 1926/27 am Kaiserdamm eine überdachte Sprungschanze und einige Rodelbahnen. Die Halle war 220 Meter land ung 20 Meter hoch. Die Schneeanlage teilte sich dei Halle zusammen mit einem Restaurant.[13]

Die Betreiber

Dagfins Carlsen

Carlsen wird als "schlank, sehnig und blond" beschrieben. Der Norweger war ein geschulter Kaufmann und erfolgreicher Skispringer. Carlsen war mit einer Wienerin verheiratet.[14]

Laurence Clarke Ayscough

Der Engländer Ayscough gilt als Erfinder des Kunstschnees. Der Diplomat und Schriftsteller war Vater einer passionierten Skifahrerin. Auf ihre Äußerung in einem Hotel in Kitzbühel, dass es das ganze Jahr Schnee geben sollte, meinte ihre Mutter: "Man müsste eben künstlichen Schnee erfinden". Der Legende nach begann der Amateurchemiker Ayscough mit Experimenten. "Ich hatte ein Gefühl, wie es die Alchimisten im Mittelalter gehabt haben müssen, wenn sie glaubten, den Stien der Weisen gefunden zu haben.", gab Mister Ayscough später einem Reporter bekannt. In einem Schlafzimmer im Palasthotel von Engelsberg war es schließlich so weit, die richtige Mischung war geglückt und Asycough hat den ersten künstlichen Schnee erfunden.[15]

Eröffnung

Attentat auf Bürgermeister Karl Seitz

Links

Quellen

Literatur

  • Christian Brandstätter und Günter Treffer: StadtChronik WIEN. Wien: Verlag Christian Brandstätter 1986, Seite 417.
  • Wolfgang Kos und Günter Dinhobl: Großer Bahnhof. Wien und die weite Welt. Wien: Czernin Verlag 2006, Seite 283.

Einzelnachweise

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