Scharlachrennen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Eintrag
Datum von 1382 JL
Datum bis 1534 JL
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 26.10.2014 durch DYN.patricktavernar

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Scharlachrennen, Pferderennen, das 1382-1534 zweimal jährlich anlässlich des jeweiligen Wiener Jahrmarkts stattfand. Als Rudolf I. am 24. Juni 1278 der Stadt Wien die Abhaltung von zwei Jahrmärkten (Handelsmessen) von je zwei Wochen Dauer (einer vor und nach dem Lichtmesstag [2. Februar], der andere ab dem Jakobstag [25. Juli]) genehmigte, wird das Scharlachrennen noch nicht erwähnt. Erst anlässlich der Verlegung der Termine auf Christi Himmelfahrt (Donnerstag nach dem fünften Sonntag nach Ostern) beziehungsweise Katharina (25. November) bei gleichzeitiger Verlängerung der Marktdauer auf je vier Wochen unter Albrecht III. (29. September 1382) wurde das Scharlachrennen eingeführt (benannt nach einem Stück Scharlach, einer kostbaren roten Tuchsorte, das der Sieger erhielt). Für die Rennpferde, die aus diesem Anlass nach Wien transportiert wurden, war keinerlei Maut zu entrichten. Zahlreiche Einzelheiten sind aus den Oberkammeramtsrechnungen bekannt. Das Scharlachrennen wurde am Vorabend bei der Schranne am Hohen Markt durch Trompeter und Ausrufer angekündigt. Der Start war in Sankt Marx, die Rennstrecke ging über den Rennweg zum Wienfluss, dann durch die Ungargasse zurück nach Sankt Marx. Die Teilnehmer (im Schnitt zwischen sechs und 13 Reiter) mussten sich in eine Liste im Rathaus eintragen lassen, das Nenngeld betrug einen ungarischen Gulden. Der zweite Preis war eine Armbrust, der dritte Preis ein Spanferkel. Nach dem Scharlachrennen fand jeweils ein Wettlauf junger Burschen und Mädchen statt; hier war ein Stück Barchent der erste Preis. Nach der Preisverteilung gab der Bürgermeister auf Kosten der Stadt im Rathaus ein Festmahl. Dem Scharlachrennen, dessen Vorbilder in italienischen Städten zu suchen sind (bis heute gibt es den Pallio in Siena), wohnten nicht nur die Spitzen des Bürgertums bei, sondern häufig auch Österreichs Landesfürsten; ein gelegentlicher Ausfall wurde lebhaft bedauert (so 1438 von König Albrecht). Das für November 1486 geplante Rennen wurde auf Ersuchen des damaligen Landesherrn König Matthias Corvinus, der durch Kriegshandlungen in Eggenburg festgehalten war, auf Dezember verschoben, weil er unbedingt anwesend sein wollte (er bezahlte das Nenngeld für vier Pferde). Letztmals fand das Scharlachrennen 1534 statt.

Literatur

  • Peter Csendes: Die Rechtsquellen der Stadt Wien. In: Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Klasse: Fontes rerum Austriacarum, 3. Abteilung: Fontes iuris. Band 9. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1986, S. 193 ff. (Nummer 43)
  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien : von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 265
  • Heinrich Berg: Das "Scharlachrennen" - der mittelalterliche Wiener "Pallio". In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 112 f.
  • Otto Urwalek: Der Rennweg und das Scharlachrennen. In: Mitteilungen des Bezirksmuseums Landstraße 8, 16 (1971), S. 4 ff.