Sanatorium Fürth

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Julius Fürth
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 599
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 2.12.2015 durch DYN.elwu
  • 8., Schmidgasse 12-14
  • 8., Buchfeldgasse 11
  • Nr.: 193 (Bezirk: Josefstadt (Vorstadt), 1827, bis: 1862)

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48° 12' 38.27" N, 16° 21' 10.30" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Sanatorium Dr. Fürth für Chirurgie, Gynäkologie, Geburtshilfe und Interne [1], Wien 8, Schmidgasse 12-14, Buchfeldgasse 11, KG Josefstadt, EZ 864, letzte Konskriptionsnummer 193.
Das Gebäude wurde 1886 vom kaiserlichen Rat Dr. Albin Eder erworben und 1887 als Sanatorium nach den Plänen des Architekten Hans Auer errichtet [2] , 1892 erfolgte eine Erweiterung auf die Parzelle Schmidgasse 12-Buchfeldgasse 11. Das Sanatorium verfügte nach der Erweiterung über 54 Zimmer, zwei Operationssäle und ein Röntgeninstitut, über 1200 Patienten und Patientinnen wurden jährlich behandelt, es umfasste 2850m2 Fläche davon 1142m² überbaut, die restliche Fläche bestand aus Höfen und Gärten. Mit Bescheid des Magistrats Wien vom 12.1.1928 erhielt das Sanatorium die Erlaubnis, eine physikalische Abteilung zu führen. Laut Statut lautete der der „Zweck der Anstalt: Die Anstalt bietet privaten Kranken die Möglichkeit, sich ärztlicher Behandlung unter steter ärztlicher Überwachung zu unterziehen“ .Ausgenomen von der Aufnahme waren „alle der Anzeigepflicht unterliegenden Infektions- u., alle Geisteskranken“.

1895 erwarb Dr. med. Dr. Julius Fürth, geb. 3.12.1859 in Schüttenhofen (Böhmen), gestorben 17.5.1923 in Wien die Liegenschaft. Dr. Julius Fürth heiratete Albertine Rosenberg am 1894 im Wiener Stadttempel. Nach dem Tod von Dr. Julius Fürth am 1.5.1923 wurde das Sanatorium von dessen Sohn Dr. med. Lothar Fürth weiter geführt. In seinem Testament vom 23.2.1923 bestimmte Dr. Julius Fürth seinen Sohn Lothar zum Erben des Sanatoriums „einschliesslich aller dazugehöriger Immobilen, Mobilien und Rechte“.
Der Arzt Dr. med. Lothar Paul Fürth wurde am 3.2.1897 in Wien geboren, war der Sohn des Julius Fürth und der Albertine Fürth, geborene. Rosenberg . Lothar Fürth promovierte zum Doktor der Medizin am 11.5.1922 an der Universität Wien. Dr. Lothar Fürth trat am 15.6.1917 aus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien aus und ließ sich am 22.6.1917 in der Evangelischen Stadtpfarre A.B. taufen.

Er heiratete in erster Ehe am 8.11.1922 in Wien Marguerite Senhein, verstorben am 10.4.1931 in Wien, in 2. Ehe 2.3.1934 in Wien Susanne Sophie Beständig, geboren am 28.4.1904 in Wien. Infolge antijüdischer Ausschreitungen begingen Dr. Lothar und Susanne Fürth gemeinsam in ihrer Wohnung, Wien 8, Buchfeldgasse 13 am 3.4.1938 durch Injizieren von Gift Selbstmord. Am 5. April 1938 erschien die Todesanzeige von Emil und Ida Beständig in der Neuen Freien Presse. . Die Feuerbestattung erfolgte am 7.4.1938 in der Feuerhalle am Wiener Zentralfriedhof. Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten erhielt das Sanatorium Fürth vorrübergehend einen neuen ärztlichen Leiter, Dr. Franz Neuhauser. Der letzte Patient verließ die Krankenanstalt am 7.7.1938 , der Betrieb wurde eingestellt, mit Amtsvermerk des Wiener Magistrats, Magistratsabteilung 19 befand sich 1939 im Gebäude die „Wehrinspektion Wien“. Die Arisierung durch das Deutsche Reich (Reichsfiskus, Heer) erfolgte aufgrund des Kaufvertrages vom 27.3.1939. .Der Kaufpreis lautete 310.00 RM.
Dr. Lothar Fürth hatte das Sanatorium, im Falle des Todes seiner Gattin Susanne in seinem Testament vom 10.10.1937 seiner Ehegattin Susanne und sollte diese vorverstorben sein, seinen Schwiegereltern Emil und Ida Beständig vererbt. Ausdrücklich von der Erbfolge ausgeschlossen waren demnach seine leibliche Schwester Hertha Lasker und deren Nachkommen. Die Erben Emil und Ida Beständig verzichteten jedoch im Hinblick darauf, dass sie nach Nürnberger Gesetzen als Juden galten, auf ihr Erbrecht. Die gesetzlichen Erben wären die Schwester Lothar Fürths Herta Lasker und deren Nachkommen gewesen, diese waren jedoch im April 1938 bereits vor den Nationalsozialisten geflüchtet. Lothar Fürth hatte John Davis, Wien 8, Lenaugasse 19 zu seinem Testamentsvollstrecker eingesetzt.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Gebäude von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Der von Lothar Fürth eingesetzte Testamentsvollstrecker John Davis beantragte zwar 1946 die Rückstellung, wurde aber von der Republik Österreich nicht als Rechtsnachfolger Lothar Fürths anerkannt. Durch den Staatsvertrag von 1955 ging das Gebäude in das Eigentum der Republik Österreich über. Der Antrag der Sammelstellen für erbloses Vermögen stellte 1960 den Antrag auf Rückstellung. Trotz Schätzgutachtens des Wertes der Liegenschaft auf über 6 Millionen Schilling zahlte die Republik Österreich im Jahr 1965 eine Abfindung in der Höhe von 700.000 Schilling an die Sammelstellen. Die Republik Österreich blieb weiterhin Eigentümerin und vermietete das Sanatorium bis zum Jahr 2007 an die US-amerikanische Botschaft. Die ab 2003 von Erben und Erbinnen nach Lothar Fürth gestellten Anträge auf Rückstellung mündeten 2009 und 2010 in eine Eigentumsübertragung durch die Schiedsinstanz für Naturalrestitution. Die aus 39 Mitgliedern bestehende Erbengemeinschaft verkaufte die Liegenschaft im Jahr 2010 an das Ehepaar Dagmar und Peter Rabensteiner. Im Grundbuch ist die Eigentümerin seit 2010 als Entwicklungsgesellschaft „Schmidgasse 14“ eingetragen.


Literatur

  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 419 f.
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 398
  • Bezirksgericht Innere Stadt, Grundbuch I, EZ 864.

Einzelnachweise

  1. Wiener Adressbuch. Lehmanns Wohnungsanzeiger, 79. Jg., Band 2.Wien: Österreichische –Anzeigengesellschaft A.G. 1938.
  2. Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag.1918, S. 419 f. und Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 398 und WStLA, M. Abt 212, A 23 Ausgeschiedene Krankenanstalten: 21/4 Sanatorium Fürth. Statut, Wien 8.2.1888.