Rudolf von Arthaber: Unterschied zwischen den Versionen

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Arthaber Rudolf (1841 Ritter von), * 4. September 1795 Wien, † 9. Dezember 1867 Oberdöbling (Matzleinsdorfer Evangelischer Friedhof, Grab 5, Nummer 27-30), Industrieller, Kunstsammler, Kunstmäzen, erste Gattin (1828) Johanna Georgine Caroline von Scheidlin (* 2. Oktober 1805, † 29. September 1833), zweite Gattin (1841) Luise Fick. Arthaber übernahm 1819 die Kurrentwarenhandlung seines Vaters Josef (* 30. Oktober 1764, † 30. August 1818) „Zum weißen Stern" (Goldschmiedgasse 598, das ist  die ehemalige Schlossergasse 9). Arthaber richtete in der Folge eine Zweigniederlassung in Pest, eine Vertretung in der Lombardei und 1826 ein Kommissionshaus für österreichische Manufakturwaren in Leipzig ein. Auf weiten Reisen nach Nord- und Westeuropa warb er Kunden und konnte bald österreichisches Gewebe nach Deutschland und Rußland, ja sogar über den Atlantik exportieren (sein wichtigster Ausfuhrartikel waren die berühmten „Wiener Shawls"). Er stellte „Dessinateure" ein, um neue Muster auf den Markt bringen zu können, ließ Webereischablonen herstellen (in der damaligen Zeit eine Neuerung) und war ganz allgemein um die österreichische Textilindustrie bemüht. Mit Ch. von Coith, Michael Spoerlin und [[Theodor Hornbostel]] gründete er 1837 den Niederösterreichischen Gewerbeverein, auf dessen Programm Beratungen, Ausstellungen und Vorträge standen. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit behielt Arthaber nur die Oberleitung über seine Unternehmen, die Detailabwicklung überließ er erprobten Mitarbeitern. Ein Schlaganfall führte ihn zu einer Liebhaberei: dem Kunstsammeln (mit besonders Ausrichtung auf die Sammlung von Gemälden). 1833 kaufte Arthaber in Döbling den alten Tullner Hof, an dessen Stelle er 1834/1835 ein geräumiges, von den Malern [[Carl Roesner|Rösner]] und [[Moritz von Schwind|Schwind]] geschmücktes Landhaus (19, Döblinger Hauptstraße 96) errichten ließ, umgeben von einem weitläufigen Park (spätere [[Villa Wertheimstein]]). In der Galerie des ersten Stocks befanden sich wertvolle Gemälde von [[Josef Franz Danhauser|Danhauser]] („Armensuppe"), [[Ferdinand Georg Waldmüller|Waldmüller]] („Bibelleserin"), [[Josef Führich|Führich]] und [[Leopold Kupelwieser|Kupelwieser]] sowie das berühmte Amerling-Bild „Rudolf Arthaber mit seinen Kindern" (1837). Arthaber entwickelte ein ausgedehntes Mäzenatentum, vergab Stipendien, gründete die Kinderbewahranstalt in Oberdöbling (1844), erteilte Anregungen für die Gründung von Handelskammern nach französischem Vorbild und beschäftigte sich mit dem Währungs-, Marken- und Musterschutz; er war Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste, Mitbegründer und Vorstandstellvertreter des 1850 gegründet „Österreich Kunstvereins" und Mitbegründer der [[Österreichische Gartenbaugesellschaft|Gartenbaugesellschaft]]. [[Arthaberbrunnen]], [[Arthaberplatz]].  
 
Arthaber Rudolf (1841 Ritter von), * 4. September 1795 Wien, † 9. Dezember 1867 Oberdöbling (Matzleinsdorfer Evangelischer Friedhof, Grab 5, Nummer 27-30), Industrieller, Kunstsammler, Kunstmäzen, erste Gattin (1828) Johanna Georgine Caroline von Scheidlin (* 2. Oktober 1805, † 29. September 1833), zweite Gattin (1841) Luise Fick. Arthaber übernahm 1819 die Kurrentwarenhandlung seines Vaters Josef (* 30. Oktober 1764, † 30. August 1818) „Zum weißen Stern" (Goldschmiedgasse 598, das ist  die ehemalige Schlossergasse 9). Arthaber richtete in der Folge eine Zweigniederlassung in Pest, eine Vertretung in der Lombardei und 1826 ein Kommissionshaus für österreichische Manufakturwaren in Leipzig ein. Auf weiten Reisen nach Nord- und Westeuropa warb er Kunden und konnte bald österreichisches Gewebe nach Deutschland und Rußland, ja sogar über den Atlantik exportieren (sein wichtigster Ausfuhrartikel waren die berühmten „Wiener Shawls"). Er stellte „Dessinateure" ein, um neue Muster auf den Markt bringen zu können, ließ Webereischablonen herstellen (in der damaligen Zeit eine Neuerung) und war ganz allgemein um die österreichische Textilindustrie bemüht. Mit Ch. von Coith, Michael Spoerlin und [[Theodor Hornbostel]] gründete er 1837 den Niederösterreichischen Gewerbeverein, auf dessen Programm Beratungen, Ausstellungen und Vorträge standen. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit behielt Arthaber nur die Oberleitung über seine Unternehmen, die Detailabwicklung überließ er erprobten Mitarbeitern. Ein Schlaganfall führte ihn zu einer Liebhaberei: dem Kunstsammeln (mit besonders Ausrichtung auf die Sammlung von Gemälden). 1833 kaufte Arthaber in Döbling den alten Tullner Hof, an dessen Stelle er 1834/1835 ein geräumiges, von den Malern [[Carl Roesner|Rösner]] und [[Moritz von Schwind|Schwind]] geschmücktes Landhaus (19, Döblinger Hauptstraße 96) errichten ließ, umgeben von einem weitläufigen Park (spätere [[Villa Wertheimstein]]). In der Galerie des ersten Stocks befanden sich wertvolle Gemälde von [[Josef Franz Danhauser|Danhauser]] („Armensuppe"), [[Ferdinand Georg Waldmüller|Waldmüller]] („Bibelleserin"), [[Josef Führich|Führich]] und [[Leopold Kupelwieser|Kupelwieser]] sowie das berühmte Amerling-Bild „Rudolf Arthaber mit seinen Kindern" (1837). Arthaber entwickelte ein ausgedehntes Mäzenatentum, vergab Stipendien, gründete die Kinderbewahranstalt in Oberdöbling (1844), erteilte Anregungen für die Gründung von Handelskammern nach französischem Vorbild und beschäftigte sich mit dem Währungs-, Marken- und Musterschutz; er war Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste, Mitbegründer und Vorstandstellvertreter des 1850 gegründet „Österreich Kunstvereins" und Mitbegründer der [[Österreichische Gartenbaugesellschaft|Gartenbaugesellschaft]]. [[Arthaberbrunnen]], [[Arthaberplatz]].  

Version vom 7. Juli 2014, 14:09 Uhr

Daten zur Person
Personenname Arthaber, Rudolf
Abweichende Namensform
Titel Ritter
Geschlecht männlich
PageID 27479
GND
Wikidata
Geburtsdatum 4. September 1795
Geburtsort Wien
Sterbedatum 9. Dezember 1867
Sterbeort Oberdöbling
Beruf Industrieller, Kunstsammler, Mäzen
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 7.07.2014 durch WIEN1.lanm09dun
Begräbnisdatum 12. Dezember 1867
Friedhof
Grabstelle Friedhof Währing
  • 1., Goldschmiedgasse 598 (Wirkungsadresse)
  • 19., Döblinger Hauptstraße 96 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien (Verleihung: 1836)

  • Geschäftsführer des Österreichischen Kunstvereins (1850 bis 09.12.1867)

Arthaber Rudolf (1841 Ritter von), * 4. September 1795 Wien, † 9. Dezember 1867 Oberdöbling (Matzleinsdorfer Evangelischer Friedhof, Grab 5, Nummer 27-30), Industrieller, Kunstsammler, Kunstmäzen, erste Gattin (1828) Johanna Georgine Caroline von Scheidlin (* 2. Oktober 1805, † 29. September 1833), zweite Gattin (1841) Luise Fick. Arthaber übernahm 1819 die Kurrentwarenhandlung seines Vaters Josef (* 30. Oktober 1764, † 30. August 1818) „Zum weißen Stern" (Goldschmiedgasse 598, das ist die ehemalige Schlossergasse 9). Arthaber richtete in der Folge eine Zweigniederlassung in Pest, eine Vertretung in der Lombardei und 1826 ein Kommissionshaus für österreichische Manufakturwaren in Leipzig ein. Auf weiten Reisen nach Nord- und Westeuropa warb er Kunden und konnte bald österreichisches Gewebe nach Deutschland und Rußland, ja sogar über den Atlantik exportieren (sein wichtigster Ausfuhrartikel waren die berühmten „Wiener Shawls"). Er stellte „Dessinateure" ein, um neue Muster auf den Markt bringen zu können, ließ Webereischablonen herstellen (in der damaligen Zeit eine Neuerung) und war ganz allgemein um die österreichische Textilindustrie bemüht. Mit Ch. von Coith, Michael Spoerlin und Theodor Hornbostel gründete er 1837 den Niederösterreichischen Gewerbeverein, auf dessen Programm Beratungen, Ausstellungen und Vorträge standen. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit behielt Arthaber nur die Oberleitung über seine Unternehmen, die Detailabwicklung überließ er erprobten Mitarbeitern. Ein Schlaganfall führte ihn zu einer Liebhaberei: dem Kunstsammeln (mit besonders Ausrichtung auf die Sammlung von Gemälden). 1833 kaufte Arthaber in Döbling den alten Tullner Hof, an dessen Stelle er 1834/1835 ein geräumiges, von den Malern Rösner und Schwind geschmücktes Landhaus (19, Döblinger Hauptstraße 96) errichten ließ, umgeben von einem weitläufigen Park (spätere Villa Wertheimstein). In der Galerie des ersten Stocks befanden sich wertvolle Gemälde von Danhauser („Armensuppe"), Waldmüller („Bibelleserin"), Führich und Kupelwieser sowie das berühmte Amerling-Bild „Rudolf Arthaber mit seinen Kindern" (1837). Arthaber entwickelte ein ausgedehntes Mäzenatentum, vergab Stipendien, gründete die Kinderbewahranstalt in Oberdöbling (1844), erteilte Anregungen für die Gründung von Handelskammern nach französischem Vorbild und beschäftigte sich mit dem Währungs-, Marken- und Musterschutz; er war Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste, Mitbegründer und Vorstandstellvertreter des 1850 gegründet „Österreich Kunstvereins" und Mitbegründer der Gartenbaugesellschaft. Arthaberbrunnen, Arthaberplatz.

Literatur

  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 - lfd.
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Gustav von Arthaber: Rudolf von Arthaber. Biographische Skizze anläßlich der Enthüllung des Denkmales auf dem Arthaber-Platze. Wien: Reißer 1906
  • Josef Mentschl: Österreichische Wirtschaftspioniere. Wien: Birken Verlag 1959, S. 28 ff
  • Rudolf von Granichstaedten-Cerva / Josef Mentschl / Gustav Otruba: Altösterreichische Unternehmer. 110 Lebensbilder. Wien: Bergland-Verlag 1969 (Österreich-Reihe, 365/367), S. 14 f.
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 570
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 169, 189, 207, 212
  • Kurt J. Apfel: Rudolf von Arthaber, ein österreichisch Schicksal in Döbling. In: Das Döblinger Heimatmuseum 22-23/1970, S. 2 ff.