Rudolf II.: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 8: Zeile 8:
 
|Sterbeort=Prag
 
|Sterbeort=Prag
 
|Grabstelle=Prag, Gruft des Veitsdoms
 
|Grabstelle=Prag, Gruft des Veitsdoms
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
+
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien; Gedenktage;
 
}}
 
}}
 
Rudolf II., * 18. Juli 1552 Wien, † 20. Jänner 1612 Prag (Gruft des Veitsdoms), römisch-deutscher Kaiser aus dem Haus Habsburg, ältester Sohn [[Maximilian II.|Maximilians II.]] Wurde mit seinem Bruder Ernst 1563-1571 am Hof seines Onkels König Philipp II. in Spanien erzogen, kehrte dann nach Wien zurück und wurde auf Veranlassung seines Vaters noch zu dessen Lebzeiten zum König von Ungarn (1572), zum König von Böhmen (1575) und zum römischen König (1575) gewählt und gekrönt, 1576 (nach Maximilians Tod) zum römisch-deutschen Kaiser. Er schloß 1578 einen Familienvertrag, worin er die seit 1564 geltende Herrschaftsteilung der Erbländer bestätigte ([[Ferdinandeische Hausordnung]]), jedoch als Familienoberhaupt anerkannt wurde. Österreich unter und ob der Enns blieben bei Rudolf, der zunächst in Wien, ab 1583 jedoch in Prag residierte; dorthin folgten ihm zum wirtschaftlichen Nachteil Wiens auch die meisten Zentralbehörden. Als Rudolfs Statthalter in Österreich unter und ob der Enns mit Sitz in Wien fungierten seine Brüder Ernst (1583-1593, dann Statthalter in den Niederlanden, wo er 1595 starb) und [[Matthias]] (1593-1608). Die enormen Kosten des von Rudolf beharrlich geführten Türkenkriegs (1593-1606) und seine zunehmende, psychisch bedingte Entschlusslosigkeit brachten Rudolf ab 1600 in Gegensatz zu seinen Verwandten, die ihn schließlich 1608 zum Verzicht auf die Herrschaft in Österreich und Mähren sowie die ungarische Königswürde zugunsten Matthias' nötigten; Rudolf blieben nur die Herrschaft über Böhmen (die er 1611 an Matthias abtrat) und der Kaisertitel (den er bis zum Tod behielt; habsburgischer Bruderzwist). Der "starke Mann" hinter Matthias war [[Melchior Khlesl]] (ab 1600 Bischof von Wien), der die schon von Erzherzog Ernst eingeleitete Rekatholisierung des Landes intensivierte ([[Gegenreformation]], [[Klosteroffensive]]). Bleibenden Ruhm erwarb sich Rudolf als Kunstsammler und -mäzen; die von ihm in Prag gesammelten Kunstschätze verwahrt (soweit sie nicht 1648 von den Schweden in Prag geraubt wurden) größtenteils das Kunsthistorische Museum. Auf Rudolf als Bauherr gehen in Wien die [[Amalienburg]] (erbaut um 1575-1611) und das [[Neugebäude]] (provisorische Fertigstellung 1576-1593) zurück, in den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts große Teile der Wiener Stadtbefestigung.
 
Rudolf II., * 18. Juli 1552 Wien, † 20. Jänner 1612 Prag (Gruft des Veitsdoms), römisch-deutscher Kaiser aus dem Haus Habsburg, ältester Sohn [[Maximilian II.|Maximilians II.]] Wurde mit seinem Bruder Ernst 1563-1571 am Hof seines Onkels König Philipp II. in Spanien erzogen, kehrte dann nach Wien zurück und wurde auf Veranlassung seines Vaters noch zu dessen Lebzeiten zum König von Ungarn (1572), zum König von Böhmen (1575) und zum römischen König (1575) gewählt und gekrönt, 1576 (nach Maximilians Tod) zum römisch-deutschen Kaiser. Er schloß 1578 einen Familienvertrag, worin er die seit 1564 geltende Herrschaftsteilung der Erbländer bestätigte ([[Ferdinandeische Hausordnung]]), jedoch als Familienoberhaupt anerkannt wurde. Österreich unter und ob der Enns blieben bei Rudolf, der zunächst in Wien, ab 1583 jedoch in Prag residierte; dorthin folgten ihm zum wirtschaftlichen Nachteil Wiens auch die meisten Zentralbehörden. Als Rudolfs Statthalter in Österreich unter und ob der Enns mit Sitz in Wien fungierten seine Brüder Ernst (1583-1593, dann Statthalter in den Niederlanden, wo er 1595 starb) und [[Matthias]] (1593-1608). Die enormen Kosten des von Rudolf beharrlich geführten Türkenkriegs (1593-1606) und seine zunehmende, psychisch bedingte Entschlusslosigkeit brachten Rudolf ab 1600 in Gegensatz zu seinen Verwandten, die ihn schließlich 1608 zum Verzicht auf die Herrschaft in Österreich und Mähren sowie die ungarische Königswürde zugunsten Matthias' nötigten; Rudolf blieben nur die Herrschaft über Böhmen (die er 1611 an Matthias abtrat) und der Kaisertitel (den er bis zum Tod behielt; habsburgischer Bruderzwist). Der "starke Mann" hinter Matthias war [[Melchior Khlesl]] (ab 1600 Bischof von Wien), der die schon von Erzherzog Ernst eingeleitete Rekatholisierung des Landes intensivierte ([[Gegenreformation]], [[Klosteroffensive]]). Bleibenden Ruhm erwarb sich Rudolf als Kunstsammler und -mäzen; die von ihm in Prag gesammelten Kunstschätze verwahrt (soweit sie nicht 1648 von den Schweden in Prag geraubt wurden) größtenteils das Kunsthistorische Museum. Auf Rudolf als Bauherr gehen in Wien die [[Amalienburg]] (erbaut um 1575-1611) und das [[Neugebäude]] (provisorische Fertigstellung 1576-1593) zurück, in den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts große Teile der Wiener Stadtbefestigung.

Version vom 23. Juli 2014, 09:38 Uhr

Daten zur Person
Personenname Rudolf II.
Abweichende Namensform
Titel römisch-deutscher Kaiser
Geschlecht männlich
PageID 531
GND
Wikidata
Geburtsdatum 18. Juli 1552 JL
Geburtsort Wien
Sterbedatum 20. Jänner 1612
Sterbeort Prag
Beruf
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.07.2014 durch WIEN1.lanm09mur
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Prag, Gruft des Veitsdoms

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Rudolf II., * 18. Juli 1552 Wien, † 20. Jänner 1612 Prag (Gruft des Veitsdoms), römisch-deutscher Kaiser aus dem Haus Habsburg, ältester Sohn Maximilians II. Wurde mit seinem Bruder Ernst 1563-1571 am Hof seines Onkels König Philipp II. in Spanien erzogen, kehrte dann nach Wien zurück und wurde auf Veranlassung seines Vaters noch zu dessen Lebzeiten zum König von Ungarn (1572), zum König von Böhmen (1575) und zum römischen König (1575) gewählt und gekrönt, 1576 (nach Maximilians Tod) zum römisch-deutschen Kaiser. Er schloß 1578 einen Familienvertrag, worin er die seit 1564 geltende Herrschaftsteilung der Erbländer bestätigte (Ferdinandeische Hausordnung), jedoch als Familienoberhaupt anerkannt wurde. Österreich unter und ob der Enns blieben bei Rudolf, der zunächst in Wien, ab 1583 jedoch in Prag residierte; dorthin folgten ihm zum wirtschaftlichen Nachteil Wiens auch die meisten Zentralbehörden. Als Rudolfs Statthalter in Österreich unter und ob der Enns mit Sitz in Wien fungierten seine Brüder Ernst (1583-1593, dann Statthalter in den Niederlanden, wo er 1595 starb) und Matthias (1593-1608). Die enormen Kosten des von Rudolf beharrlich geführten Türkenkriegs (1593-1606) und seine zunehmende, psychisch bedingte Entschlusslosigkeit brachten Rudolf ab 1600 in Gegensatz zu seinen Verwandten, die ihn schließlich 1608 zum Verzicht auf die Herrschaft in Österreich und Mähren sowie die ungarische Königswürde zugunsten Matthias' nötigten; Rudolf blieben nur die Herrschaft über Böhmen (die er 1611 an Matthias abtrat) und der Kaisertitel (den er bis zum Tod behielt; habsburgischer Bruderzwist). Der "starke Mann" hinter Matthias war Melchior Khlesl (ab 1600 Bischof von Wien), der die schon von Erzherzog Ernst eingeleitete Rekatholisierung des Landes intensivierte (Gegenreformation, Klosteroffensive). Bleibenden Ruhm erwarb sich Rudolf als Kunstsammler und -mäzen; die von ihm in Prag gesammelten Kunstschätze verwahrt (soweit sie nicht 1648 von den Schweden in Prag geraubt wurden) größtenteils das Kunsthistorische Museum. Auf Rudolf als Bauherr gehen in Wien die Amalienburg (erbaut um 1575-1611) und das Neugebäude (provisorische Fertigstellung 1576-1593) zurück, in den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts große Teile der Wiener Stadtbefestigung.

Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begr. von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearb. von Karl Bosl [u.a.]. München: A. Francke 1973-1975
  • Brigitte Hamann [Hg.]: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien: Ueberreuter 1988
  • Gerda Mraz: Rudolf II. und seine Brüder. In: Niederösterreichische Landesausstellung Renaissance in Österreich. Schloß Schallaburg, 22. Mai bis 14. November 1974. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1974, S. 371 ff.
  • Gertrud von Schwarzenfeld: Rudolf II. Der saturnische Kaiser. München: Callwey 1961
  • Karl Vocelka: Rudolf II. und seine Zeit. Wien: Böhlau 1985
  • Robert J. W. Evans: Rudolf II. Ohnmacht und Einsamkeit. Graz [u. a.]: Styria 1980
  • Richard Reifenscheid: Die Habsburger in Lebensbildern. Graz [u. a.]: Styria 1982, S. 144 ff.
  • Prag um 1600. Kunst und Kultur am Hofe Kaiser Rudolfs II. [Katalog der Ausstellung im] Kunsthistorischen Museum Wien [vom] 24.11.1988 - 26.2.1989. 2 Bände. Wien: Luca Verlag 1988