Richard Wagner

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Richard Wagner
Daten zur Person
Personenname Wagner, Richard
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 3241
GND 118594117
Wikidata
Geburtsdatum 22. Mai 1813
Geburtsort Leipzig
Sterbedatum 13. Februar 1883
Sterbeort Venedig
Beruf Komponist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 13.12.2017 durch WIEN1.lanm53dia
Begräbnisdatum
Friedhof Bayreuth, Garten der Villa "Wahnfried"
Grabstelle
Bildname richardwagner.jpg
Bildunterschrift Richard Wagner

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Wagner Richard, * 22. Mai 1813 Leipzig, † 13. Februar 1883 Venedig (Palazzo Vendramin am Canale grande [Gedenktafel]; Grabstätte Bayreuth, Garten seiner Villa "Wahnfried"), deutscher Komponist, Gattin (1870) Cosima Wagner.

Gemessen an der Anzahl der Werke hat Wagner kein großes Oeuvre hinterlassen, 113 sind aufgelistet. Diese zählen jedoch zu den umfangreichsten der gesamten Musikgeschichte. Sein revolutionäres Lebenswerk fand allerdings nicht nur Freunde. Oft traf er auch auf Ablehnung und Spott - so auch bei seinen Aufenthalten in Wien.

Bezug zu Wien und persönlicher Werdegang

Den Komponisten Richard Wagner (1813 bis 1883) verbanden mit Wien wichtige Schaffensjahre. 1832 kam er erstmals nach Wien.

Bei seinem zweiten Aufenthalt (1848) lernte er Franz Grillparzer kennen. In den folgenden Jahren trat Johann Strauss Sohn für den ihm persönlich nicht bekannten Wagner ein, indem er einzelne Stücke (unter anderem das Lohengrin-Vorspiel) in sein Programm aufnahm. Als erste Wagner-Oper wurde "Tannhäuser" im Neulerchenfelder Thaliatheater aufgeführt (28. August 1857; Gedenktafel [mit Porträtrelief] am Haus 16, Thaliastraße 1). Am 19. August 1858 wurde die Saison des Kärntnertortheaters mit einer großartigen Aufführung von "Lohengrin" eröffnet. Wagner hatte das Stück selbst noch nie gehört, bei seiner dritten Reise nach Wien 1861 hatte er endlich Gelegenheit dazu. Bei den Proben war er nach eigener Aussage "zu Tränen gerührt". Bei der Aufführung wurde er vom Publikum stürmisch gefeiert, nach jedem Akt musste er sich auf der Bühne zeigen.

Am 29. November 1859 folgte auch hier "Tannhäuser" (inzwischen ab 30. September 1857 auch im Spielplan des Theaters in der Josefstadt). Als weitere Erstaufführung im Kärntnertortheater folgte "Der fliegende Holländer" (2. November 1860).

1861 übernahm Wagner eine Einstudierung des "Lohengrin" und errang mit dieser einen außergewöhnlichen Erfolg (dritter Wiener Aufenthalt); er wohnte damals (Mai bis August 1861) als Gast bei seinem Freund, dem Primararzt am Allgemeinen Krankenhaus Wien, Dr. Joseph Standhartner in 1, Singerstraße 32, Seilerstätte 4 (das Haus besteht nicht mehr, siehe Singerstraße 30), aber auch im Hotel "Kaiserin Elisabeth" (Gedenktafel). Im nächsten Jahr kam Wagner zur Einstudierung von "Tristan und Isolde" nach Wien, doch scheiterte die Aufführung an künstlerischen und technischen Schwierigkeiten. Doch die Anforderungen des Werkes waren enorm, bald galt es als unaufführbar. Zur Wiener Erstaufführung kam es erst nach Wagners Tod am 4. Oktober 1883.


Die "Meistersinger" und Geldprobleme

Anfang 1863 bezog Wagner eine Villa in Penzing. Die luxuriöse Ausstattung überstieg allerdings seine finanziellen Mittel. Ihm wird zu Recht ein starker Hang zur Extravaganz nachgesagt, wirklich leisten konnte er sich seinen Lebensstil nicht. In dieser Wiener Zeit arbeitet der Komponist an seinem neuen Opernprojekt, den "Meistersingern von Nürnberg". Als historische Quelle zur Meistersingerzunft diente ihm ein Werk aus der damaligen Hofbibliothek.

Seine Geldprobleme sah Wagner in einer Schilderung seiner Notlage als "ein Versinken in wirklicher Verzweiflung". Er stand kurz vor dem finanziellen Ruin, es drohte ein Haftbefehl. Eine Botschaft aus Bayern brachte die Lösung: König Ludwig II., der "Märchenkönig" und Cousin von Kaiserin Elisabeth, bot Wagner an, ihn von allen materiellen Sorgen zu befreien. Wie die Geschichte zeigt, konnte sich in Folge auch der Bayernkönig "einen Richard Wagner nicht leisten", zu hoch waren die Ansprüche des oft weltfremden Exzentrikers.

Unterstützt von Peter Cornelius erarbeitete Wagner bei seinem fünften Wiener Aufenthalt (1863/1864; er wohnte in 14, Hadikgasse 72 [Gedenktafel]) die Grundlagen der Meistersingerepoche in der Hofbibliothek. Er empfing in seiner Wohnung den jungen Brahms und sicherte sich durch Konzerte eine begeisterte Anhängerschaft. Bei seinem sechsten Besuch (1864) wurde er mit seinem späteren Paladin Hans Richter bekannt, der für ihn die Partitur der "Meistersinger" kopierte (Uraufführung 1870).

Die letzten Besuche Wagners in Wien fallen in die Jahre 1872, 1875 und 1876. Er dirigierte mit triumphalem Erfolg Aufführungen seiner Werke im Musikvereinssaal. Bisweilen wohnte Wagner im Hotel "Zur Stadt London" (1, Fleischmarkt 24) und im Gasthof "Erzherzog Karl" (1, Kärntner Straße 31), häufig jedoch weiterhin bei Standhartner (auch im Direktionsstöckel des Allgemeinen Krankenhauses Wien). 1875/1876 logierte Wagner mit seiner Familie im Hotel Imperial (Gedenktafel). Am 2. März 1876 dirigierte er zum Benefiz des Chors eine Lohengrin-Vorstellung in der Hofoper (einzelnes Auftreten in dieser). Inzwischen war es in der Oper am Ring zur Erstaufführung der "Meistersinger von Nürnberg" (27. Februar 1870) und von "Rienzi" (30. Mai 1871) gekommen (der über Anordnung Franz Josephs I. sehr häufig bei offiziellen Anlässen [Staatsbesuchen] gespielt wurde). Der "Ring des Nibelungen" wurde erst nach einem Streit Wagners mit der Hofoper freigegeben, den Direktor Franz Jauner 1875 hatte beilegen können; da man sich von ihr größere Anziehungskraft versprach, eröffnete man den "Ring" am 5. März 1877 ausnahmsweise mit "Walküre", worauf "Rheingold" (24. Jänner 1878), "Siegfried" (9. November 1878) und "Götterdämmerung" (14. Februar 1879) folgten. Damit hatte sich Wagner gegen seine Kritiker durchgesetzt. Am 26., 27., 28. und 30. Mai 1879 kam es erstmals zur Aufführung des "Rings" in der vorgesehenen Abfolge.

Wagner zwischen Jubel und Kritik

Die späteren Besuche Wagners in Wien - 1872, 1875 und 1876 - brachten dem Komponisten große Popularität, aber auch sehr viel Kritik, Hohn und Spott. Die Wien-Besuche standen auch im Zeichen der Werbung für die Bayreuther Festspiele, eine Idee, die Wagner schon Jahre zuvor in Wien entwickelt hatte.

Richard Wagners Tod am 13. Februar 1883 löste in Wien große Trauer unter den "Wagnerianern" aus, aber selbst bei seinem Ableben blieben ironische Reaktionen nicht aus. Es war diese Spannung zwischen tiefer Verehrung und herber Kritik, die den Lebensweg des "hocherhabenen Meisters", wie ihn Anton Bruckner bezeichnete, bis zu seinem Lebensende prägten.

Antisemitismus

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe zeigt sich Richard Wagners (früh)antisemitische Grundhaltung u. a. bereits in seiner Schrift "Das Judentum in der Musik" von 1850. In dieser polemisiert er gegen das Schaffen jüdischer Künstler und Künstlerinnen, welches er als Bedrohung für die deutsche Nation ansah. Vor dem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Turbulenzen und mit zunehmendem Alter Wagners erfuhren seine antijüdischen Polemiken eine stetige Steigerung. Weltanschauliche Gemeinsamkeiten, vor allem Wagners Auffassung des „jüdischen Parasitären“, griff das NS-Regime im Zuge seines Wagner-Kults und unter tatkräftiger Unterstützung von Bayreuth auf. Diese fanden mitunter auch nach 1945 in der Musikpublizistik ihren Niederschlag.

Präsenz nach seinem Tod

Richard-Wagner-Verband Wien (gegründet 1872 als Akademischer Wagner-Verein; nach Auflösung durch die Nationalsozialisten [Vermögen und Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde übergeben] in den 1950er Jahren Neugründung). In einem Wettbewerb für ein Richard-Wagner-Denkmal (das vor dem Schwarzenbergpalais aufgestellt werden sollte) errangen Architekt Karl Hauschka und Bildhauer Oskar Thiede den ersten Preis (1933).

Richard-Wagner-Platz

Literatur

  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil L-Z. Mainz: Schott 1961
  • Helmut Kretschmer: Richard Wagner in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 37, Beiheft 1. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien, 1983
  • Fritz Kuba: Richard Wagners Beziehungen zu Wien. In: Notring-Jahrbuch 1971, S. 129
  • Zdenko von Kraft: Wiens berühmte Zaungäste. Graz: Stocker 1978, S. 79 ff.
  • Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 61 ff.
  • Paul Lorenz: Der erste "Ring" in Wien. In: Österreichische Musikzeitschrift 21 (1966), S. 292 f.; S. 617 ff.
  • Anton Bauer: Opern und Operetten in Wien. Verzeichnis ihrer Erstaufführungen in der Zeit von 1629 bis zur Gegenwart. Graz: Böhlau 1955, S. 143 (Register)
  • Heinrich Tettinek: Internationaler Richard-Wagner-Kongreß Wien 1986. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 21.05.1986
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), Register
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 274, 313
  • Das Josefstädter Heimatmuseum. Band 2. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, S. 256
  • Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969 (Register)
  • Wiener Monatshefte 12 (1953), S. 18 ff.
  • Die Zeit, 25.03.19834
  • Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 245
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 89 f.
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013