Regierungsgebäude: Unterschied zwischen den Versionen

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Regierungsgebäude (1, Stubenring 1),  erbaut 1909-1913 nach Plänen von [[Ludwig Baumann]] für das damalige Reichskriegsministerium (zuvor [[Am Hof]]).   
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Zwischen 1909 und 1913 wurd der riesige, 200 m lange Bau mit seinen 3.000 Fenstern errichtet. Die Mauern wurden bereits aus Stahlbeton gebaut. Die Baukosten betrugen ohne Baugrund exakt 12.726.000 Kronen. Beim Bau waren 238 Firmen beschäftigt. Die Errichtung des Kriegsministeriums gehörte zu den Agenden Erzherzog [[Franz Ferdinand|Franz Ferdinands]], des Generalinspekteurs der gesamten bewaffneten Macht und besonderen Förderers der Kriegsmarine. Schon vor der Fertigstellung wurde das Gebäude einer vernichtenden Kritik unterzogen, die sich besonders auf die mangelhafte Gliederung der Front bezog. Dafür sah sich die Militärbauleitung mit einer Fülle von Sonderwünschen konfrontiert, wonach die Wiederverwendung von Türen, Öfen, Wandtäfelungen und anderem Mobiliar aus dem alten Ministerium im neuen Gebäude erbeten wurde. Mit Ausnahme von vier besonders schön ausgestatteten Räumen, die auf „hohen Auftrag“ im neuen Ministerium kopiert bzw. wiedereingerichtet wurden, wurde diesen Wünschen nicht weiter nachgegangen.  
 
Zwischen 1909 und 1913 wurd der riesige, 200 m lange Bau mit seinen 3.000 Fenstern errichtet. Die Mauern wurden bereits aus Stahlbeton gebaut. Die Baukosten betrugen ohne Baugrund exakt 12.726.000 Kronen. Beim Bau waren 238 Firmen beschäftigt. Die Errichtung des Kriegsministeriums gehörte zu den Agenden Erzherzog [[Franz Ferdinand|Franz Ferdinands]], des Generalinspekteurs der gesamten bewaffneten Macht und besonderen Förderers der Kriegsmarine. Schon vor der Fertigstellung wurde das Gebäude einer vernichtenden Kritik unterzogen, die sich besonders auf die mangelhafte Gliederung der Front bezog. Dafür sah sich die Militärbauleitung mit einer Fülle von Sonderwünschen konfrontiert, wonach die Wiederverwendung von Türen, Öfen, Wandtäfelungen und anderem Mobiliar aus dem alten Ministerium im neuen Gebäude erbeten wurde. Mit Ausnahme von vier besonders schön ausgestatteten Räumen, die auf „hohen Auftrag“ im neuen Ministerium kopiert bzw. wiedereingerichtet wurden, wurde diesen Wünschen nicht weiter nachgegangen.  

Version vom 22. Februar 2016, 15:34 Uhr

Regierungsgebäude (1948)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 23756
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.02.2016 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname Regierungsgebäude.jpg
Bildunterschrift Regierungsgebäude (1948)
  • 1., Stubenring 1

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Regierungsgebäude (1, Stubenring 1), erbaut 1909-1913 nach Plänen von Ludwig Baumann für das damalige Reichskriegsministerium (zuvor Am Hof).

Zwischen 1909 und 1913 wurd der riesige, 200 m lange Bau mit seinen 3.000 Fenstern errichtet. Die Mauern wurden bereits aus Stahlbeton gebaut. Die Baukosten betrugen ohne Baugrund exakt 12.726.000 Kronen. Beim Bau waren 238 Firmen beschäftigt. Die Errichtung des Kriegsministeriums gehörte zu den Agenden Erzherzog Franz Ferdinands, des Generalinspekteurs der gesamten bewaffneten Macht und besonderen Förderers der Kriegsmarine. Schon vor der Fertigstellung wurde das Gebäude einer vernichtenden Kritik unterzogen, die sich besonders auf die mangelhafte Gliederung der Front bezog. Dafür sah sich die Militärbauleitung mit einer Fülle von Sonderwünschen konfrontiert, wonach die Wiederverwendung von Türen, Öfen, Wandtäfelungen und anderem Mobiliar aus dem alten Ministerium im neuen Gebäude erbeten wurde. Mit Ausnahme von vier besonders schön ausgestatteten Räumen, die auf „hohen Auftrag“ im neuen Ministerium kopiert bzw. wiedereingerichtet wurden, wurde diesen Wünschen nicht weiter nachgegangen.

An der künstlerischen Ausstattung des Gebäudes waren Hans Bitterlich (Reliefs der Plastiken der Giebelfelder „Kampf und „Sieg") und Emanuel Pendl (Adler mit Trophäen als Bekrönung des Dachgeschosses, in Kupfer getrieben) beteiligt. Eine Besonderheit bilden die Soldatenköpfe rund um das Gebäude. Es handelt sich dabei um sogenannte Schlusssteinköpfe, die von Wilhelm Hejda ausgeführt wurden. Die Soldatenköpfe sollten die Vielfältigeit der Uniformen der Armee in ihrer ruhmreichen Zeit darstellen. Obwohl ursprünglich nur 23 Köpfe ausgeschrieben wurden, zierten nach Vollendung 48 Köpfe die Fassade. Da vom Künstler nur 23 auftragsgemäß geschaffen wurden, mussten einige der Köpfe zwei- bzw. sogar dreifach ausgeführt werden. Die Köpfe zeichnen sich durch eine besonders ausgeprägte Mimik aus. Der Künstler scheute sich dabei nicht auch tote, verwundete, schreiende oder schmerzverzerrte Gesichter darzustellen.

Auf Wunsch von Franz Ferdinand wurde in der Mitte des Gebäudes ein 40 t schwerer bronzener Doppeladler mit einer Spannweite von 16 m aufgesetzt, wofür eigens eine Attikazone geschaffen werden musste. Auf dem Doppelalder befand sich eine überdimensionale Nachbildung der Kaiserkrone. Unter dem Adler wurde der Schriftzug "Si vis pacem para bellum" ("Wenn Du den Frieden willst, so rüste zum Krieg") angebracht; Krone und Inschrift wurden 1918 entfernt.

Mit der feierlichen Schlusssteinlegung in Gegenwart des Kaisers findet am 8. Juni 1913 die Einweihung des Kriegsministeriums statt. Ludwig Baumann erschuf mit dem Kriegsministerialgebäude das modernste Gebäude seiner Zeit.

Radio, Telefon und Telegraph entwickelten sich in Zeiten latenter Kriegsgefahr als wichtige Kommunikationsmittel für die Armee. Beim Bau des Kriegsministeriums wurde darauf Rücksicht genommen. Die Telefonanlage wurde nach Vorgaben der Bauleitung von der Firma Siemens & Halske ausgeführt. Nachträglich angeordnet wurde die Errichtung einer Radiotelegraphieanlage. Die Notwendigkeit ergab sich schon daraus, da von hier aus nicht nur die Landstreitkräfte, sondern auch die Kriegsmarine geführt wurden. Unter dem Putz sämtlicher Außenfassaden wurde ein dichtes Netz von Siliziumbronzedrähten gespannt. Dieses System dürfte problemlos funktioniert haben, da die Verbindung zu allen Kriegsschiffen anstandslos aufrechterhalten werden konnte. Vom 25. November 1918 bis 1. Februar 1919 wart der Sender im Kriegsministerium der einzige betriebsbereite Telegraphiesender in Österreich.

Vor den Neubau wurde das Radetzkydenkmal gesetzt, dass 1912 vom Platz Am Hof hierher transferiert wurde; zu beiden Seiten wurden die Ministerienbrunnen errichtet.

In einem unbenutzten Raum des ehemaligen Kriegsministeriums führte ab 1920 Oskar Czeija über Einladung von General Otto Redlich von Redensbruck erste Versuche zum Betrieb eines Radiosenders durch. Von 1924 - 1926 befand sich hier die Radio-Verkehrs-AG (RAVAG). Das Gebäude, in dem in der Ersten Republik das Bundesministerium für Handel, Gewerbe und Verkehr untergebracht war, war der Ort an dem am 25. Juli 1934 die Minister des Kabinetts Dollfuß zusammenkamen nachdem das Bundeskanzleramt von NS-Putschisten gestürmt worden war. Hier erfuhr Kurt Schuschnigg telefonisch von Bundespräsident Wilhelm Miklas seiner Ernennung zum Bundeskanzler und von hier aus koordinierte das austrofaschistische Regime die Niederschlagung des NS-Putsches in Österreich.

Nach dem "Anschluss" 1938 wurde dass ehemalige Kriegsministerium Sitz des Wehrkreiskommandos XVII und auch von diversen Wehrmachtsgerichten genutzt (Gericht des XVII. Armeekorps, Gericht der Division 177, der Oberstkriegsgerichtsrat des Dienstaufsichtsbezirks 4). Die zentrale Dienstaufsicht über die Militärgerichte der Wehrkreise XVII und XVIII hatte hier ihren Sitz. Am 20. Juli 1944 wurden hier die wichtigsten NSDAP-, Gestapo- und SS-Führer im Zuge der "Operation Walküre" vorläufig festgesetzt.

1945 wurde das Gebäude schwer beschädigt. Gleich nach dem Krieg wurde das Objekt dem Bundesheer für das Verteidigungsministerium angeboten. Aus unverständlichen Gründen (angeblich war es für die Bedürfnisse des Bundesheeres zu groß) wurde die Übernahme jedoch abgelehnt. Nach der Wiederherstellung "Regierungsgebäude" benannt, nahm das Gebäude (Bezug ab 22. Oktober 1951) die Bundesministerien für Arbeit und Soziales, Land- und Forstwirtschaft, Bauten und Technik, Handel, Gewerbe und Industrie sowie Gesundheit und Umweltschutz auf.

Heute befinden sich hier folgende Ministerien:

  • Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW)
  • Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK)
  • Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW - "Lebensministerium")
  • Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)
Stubenring 1, neues Kriegsministerium, um 1914

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1. - 12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 24
  • Eugen Ceipek: Der Wiederaufbau des Regierungsgebäudes in Wien. In: Der Aufbau 9 (1954), S. 533 f.
  • Mathias Lichtenwagner: Leerstellen. Zur Topografie der Wehrmachtsjustiz in Wien vor und nach 1945. Wien: Mandelbaum 2012.
  • Neue Freie Presse, 12.03.1909
  • Emerich Schaffran: Wien. Ein Wegweiser durch seine Kunststätten. Wien : Steyrermühl [1930], S. 58, S. 146
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 79
  • Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt, Band 3 Innere Stadt, Weishaupt-Verlag, Graz 2012, S. 326 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 1: Das Kunstwerk im Bild. Wiesbaden: Steiner 1969, S. 187
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4: Alois Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. Ihre technische und künstlerische Bedeutung . Wiesbaden: Steiner 1972, S. 325 ff.