Peter Turrini

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Daten zur Person
Personenname Turrini, Peter
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 39224
GND 118838776
Wikidata
Geburtsdatum 26. September 1944
Geburtsort Sankt Margarethen im Lavanttal
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage-GW
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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1976)
  • Gerhart Hauptmann-Preis (Verleihung: 1984)
  • Romy Jurypreis (Verleihung: 2001)
  • Würth-Preis für Europäische Literatur (Verleihung: 2008)
  • Johann Nestroy-Ring der Stadt Bad Ischl (Verleihung: 2008)
  • Johann-Nestroy-Theaterpreis (Verleihung: 2011)
  • Kulturpreis des Landes Kärnten (Übernahme: 13. Dezember 2017)
  • Axel-Corti-Preis (Verleihung: 2023)


Peter Turrini, * 26. September 1944 Sankt Margarethen im Lavanttal, Schriftsteller.

Biographie

Peter Turrini wurde als Sohn eines italienischstämmigen Kunsttischlers geboren. Er besuchte die Volksschule in Maria Saal, danach die Hauptschule und die Handelsakademie in Klagenfurt, wo er 1963 maturierte. Früh schon kam er auf dem berühmten Tonhof von Gerhard Lampersberg mit zahlreichen Vertretern der Wiener Avantgarde in Kontakt. Bei Lampersberg verkehrten etwa H. C. Artmann, Wolfgang Bauer, Thomas Bernhard, Peter Handke oder Gert F. Jonke. Bis 1971, als Turrini der Durchbruch als Schriftsteller gelang, lebte er von zahlreichen Gelegenheitsarbeiten in Deutschland, Italien und Griechenland.

Seine ersten beiden provokanten und sozialkritischen Theaterstücke "Rozznjogd" (1971, Uraufführung Volkstheater Wien) und "Sauschlachten" (1972, Uraufführung Kammerspiele München) gerieten zu veritablen Theaterskandalen. Ebenso löste seine gemeinsam mit Wilhelm Pevny verfasste 6-teilige Fernsehserie "Alpensaga" (1974 bis 1979; Regie: Dieter Berner) heftige Kontroversen aus, da sich viele Zuseher durch die kritische Bestandsaufnahme der Geschichte der österreichischen Bauernschaft von der Jahrhundertwende bis nach 1945, abseits vom üblichen Heimatromanklischee, verletzt fühlten. Erfolgreich war die Serie trotzdem, was man auch daran erkennt, dass seit 1988 die "Arbeitersaga" folgte, deren Drehbücher Turrini gemeinsam mit Rudolf Palla schrieb.

Nach dem Abschluss der "Alpensaga" wandte sich Turrini zunächst verstärkt dem Theater zu. Großen Erfolg hatte er mit den Stücken "Josef und Maria" (1980), "Die Bürger von Wien" (1982), "Die Minderleister" (1988, Uraufführung Akademietheater Wien), "Tod und Teufel" und "Alpenglühn" (1993, Uraufführung Burgtheater Wien), die alle heftige Reaktionen pro und contra in der theaterinteressierten Öffentlichkeit evozierten.

2001 schrieb Turrini das Stück "Ich liebe dieses Land", das bei Claus Peymann am Berliner Ensemble uraufgeführt wurde. Im Jahr 2002 wurde die Oper "Der Riese vom Steinfeld" (Musik: Friedrich Cerha), für die Turrini das Libretto verfasst hatte, in der Wiener Staatsoper uraufgeführt. Noch unter Dietmar Pflegerls Regie wurde "Bei Einbruch der Dunkelheit" 2005 im Stadttheater Klagenfurt uraufgeführt. 2006 schrieb Turrini für die Eröffnung der neuen Intendanz des Theaters in der Josefstadt das von Herbert Föttinger in Auftrag gegebene Werk "Mein Nestroy". Ebenfalls für die Josefstadt bearbeitete er 2007 "Der Diener zweier Herren" (nach Carlo Goldoni) sowie sein eigenes Stück "Die Wirtin", worin auch Fritz Muliar in seiner letzten Rolle spielte. In der Josefstadt wurden schließlich sämtliche seiner Stücke seit 2013 uraufgeführt: "Aus Liebe" (2013), "C'est la vie – eine Revue" (2014), "Sieben Sekunden Ewigkeit" (2016) und "Fremdenzimmer" (2018).

Seine und Silke Hasslers Operette "Jedem das Seine" – diese handelt von einem jüdischen Operetten-Ensemble, das der Vernichtung durch die Nationalsozialisten zu entkommen versucht (2007, Uraufführung im Stadttheater Klagenfurt) – arbeitete er zu einem Drehbuch um, die Regie für die Verfilmung übernahm Elisabeth Scharang (2011). Auch die Theaterversion von "Der Riese vom Steinfeld" (2012, Uraufführung Volkstheater Wien) sowie die Aufführung von "Aus Liebe" (2013, Uraufführung Theater in der Josefstadt) zeigen, dass Turrini auf den Bühnen präsent bleibt. Anlässlich von Turrinis 70. Geburtstag brachte Regisseur Christian Stückl Peter Turrinis Erinnerung an seine wilden Anfänge in Kärnten am Burgtheater heraus ("Bei Einbruch der Dunkelheit").

Turrini zählt zu den meistgespielten und meistübersetzten österreichischen Dramatikern und zu den bedeutendsten zeitgenössischen Bühnenautoren deutscher Sprache überhaupt. Während Turrinis Versuche als Romanautor mit seinen Avantgardetexten ("Erlebnisse in der Mundhöhle", 1972) weniger erfolgreich waren, werden seine Gedichte von der Kritik gefeiert und vom Publikum gelesen, so etwa der Band "Ein paar Schritte zurück".

Peter Turrini lebt in Wien und in Retz. Sein Vorlass liegt im Archiv für Zeitgenossen in Krems.


Werke (Auswahl)

  • Peter Turrini: Rozznjogd. Nach Motiven von Willard Manus. Dialekt und hochdeutsche Fassung. Neufassung. Wien: Universal Edition 1970 [Uraufführung: Wiener Volkstheater, 22.01.1971]
  • Peter Turrini: Erlebnisse in der Mundhöhle. Roman. Reinbek: Rowohlt 1972
  • Peter Turrini: Sauschlachten. Ein Volksstück. Wollerau / Wien / München: G. Lentz 1974 [Uraufführung: Werkraumtheater der Münchner Kammerspiele, 15.01.1972]
  • Peter Turrini: Turrini Lesebuch. Stücke, Pamphlete, Filme, Reaktionen etc.. Ausgew. u. bearb. von Ulf Birbaumer. Wien / Zürich: Europaverlag 1978
  • Peter Turrini (gemeinsam mit Wilhelm Pevny): Die Alpensaga. Eine sechsteilige Fernsehserie aus dem bäuerlichen Leben. Dreibändige Buchausgabe. Salzburg / Wien: Residenz-Verlag 1980 (Band 1 u. 2: Liebe im Dorf - Der Kaiser am Lande; Band 3. u.4: Das große Fest - Die feindlichen Brüder; Band 5 u. 6: Der deutsche Frühling - Ende und Anfang)
  • Peter Turrini: Josef und Maria. Zeichnungen von Elisabeth Ernst. Wien: Frischfleisch & Löwenmaul 1980 [Uraufführung: Festivals Steirischer Herbst (Gastspiel des Wiener Volkstheaters), 08.11.1980]
  • Peter Turrini: Ein paar Schritte zurück. Gedichte. München: AutorenEdition 1980
  • Peter Turrini: Turrini Lesebuch zwei. Stücke, Film, Gedichte, Reaktionen etc.. Ausgew. u. bearb. von Ulf Birbaumer. Wien / Zürich: Europaverlag 1983
  • Peter Turrini: Es ist ein gutes Land. Texte zu Anlässen. Hg. von Christa Binder. Wien / Zürich: Europaverlag 1986
  • Peter Turrini: Die Minderleister. Wien / Zürich: Europaverlag 1988 [Uraufführung: Wiener Akademietheater, 01.06.1988]
  • Peter Turrini: Mein Österreich. Reden, Polemiken, Aufsätze. Darmstadt: Luchterhand 1988
  • Peter Turrini: Turrini Lesebuch. Stücke, Filmtexte, Gedichte, Wortmeldungen. Hg. von Wolfgang Schuch. Berlin: Henschelverlag 1990
  • Peter Turrini: Im Namen der Liebe. Gedichte. Hamburg: Luchterhand 1993
  • Peter Turrini: Die Liebe in Madagaskar. Ein Theaterstück. München: Luchterhand 1998 [Uraufführung: Wiener Akademietheater, 03.04.1998]
  • Peter Turrini: Lesebuch 1: Ein irrer Traum. Hg. von Silke Hassler und Klaus Siblewski München: Luchterhand 1999
  • Peter Turrini: Lesebuch 2: Das Gegenteil ist wahr. Hg. von Silke Hassler und Klaus Siblewski. München: Luchterhand 1999
  • Peter Turrini: Lesebuch 3: Zu Hause bin ich nur hier: am Theater. Hg. von Silke Hassler und Klaus Siblewski. München: Luchterhand 1999
  • Peter Turrini: Ich liebe dieses Land. Stück und Materialien. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001 [Uraufführung: Berliner Ensemble, 07.12.2001]
  • Peter Turrini: Der Riese vom Steinfeld. Libretto und Materialien. Zusammengestellt von Silke Hassler. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2002 [Uraufführung: Wiener Staatsoper, 15.06.2002]
  • Peter Turrini: Duell und Duett. Gespräche über Kunst und Kirche. Hg. von Heinz Nussbaumer. Wien: Molden 2006
  • Peter Turrini: Bei Einbruch der Dunkelheit. Bürgerliche Dramen. Hg. von Silke Hassler. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2007 [Uraufführung: Stadttheater Klagenfurt, 14.01.2006]
  • Peter Turrini: Wie verdächtig ist der Mensch? Wortmeldungen. Hg. von Silke Hassler. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2010
  • Peter Turrini: C'est la vie. Ein Lebens-Lauf. Mit Fotos von Moritz Schell und einem Nachw. von Silke Hassler. Wien: Amalthea 2014
  • Peter Turrini: Sieben Sekunden Ewigkeit. Ein Spiel. Innsbruck / Wien: Haymon Taschenbuch 2017 (Haymon Taschenbuch, 229) [Uraufführung: Theater in der Josefstadt, 12.01.2017]
  • Peter Turrini: Fremdenzimmer. Ein Volksstück. Innsbruck / Wien: Haymon Taschenbuch 2018 (Haymon Taschenbuch, 251) [Uraufführung: Theater in der Josefstadt, 25.01.2018]

Quellen

Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Turrini, Peter [Sign.: TP 053122]

Literatur

  • Christine Grond-Rigler [Hg.]: Zur internationalen Rezeption der Dramen von Peter Turrini. Innsbruck / Wien / Bozen: Studien-Verlag 2016 (Archiv der Zeitgenossen, Sammlung Künstlerischer Vor-und Nachlässe, Krems-Schriften 3)
  • Arno Russegger / Edward Bialek / Krzysztof Huszcza [Hg.]: Ein romantischer Realist – Peter Turrinis Leben, Werk und Wirkung. Innsbruck: Studien-Verlag 2016
  • Biographie Peter Turrini auf der Website des Archivs für Zeitgenossen [Stand 14.06.2018]
  • Niederösterreich erwirbt Turrini-Vorlass. In: Der Standard, 22.04.2009
  • Klaus Amann [Hg.]: Peter Turrini, Schriftsteller. Kämpfer, Künstler, Narr und Bürger. Mit einer Rede Peter Turrinis. St. Pölten/Salzburg: Residenz 2007
  • Peter Turrini. Texte, Daten, Bilder. Hg. von Wolfgang Schuch und Klaus Siblewski. Frankfurt am Main: Luchterhand 1991

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