Pawlatschen: Unterschied zwischen den Versionen

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Pawlatschen (von tschechisch ''pavlac'', offener Gang) sind offene Holzgänge, zu denen eine Stiege hinaufführt und über die vom Hof zugängliche Wohnungen in den Stockwerken erreicht werden können. Häuser mit Pawlatschen werden auch Pawlatschenhäuser genannt; sie haben sich insbesondere in ehemaligen Vorstädten, seltener in der Stadt (beispielsweise Blutgasse, [[Fähnrichhof]], Bäckerstraße 7) erhalten.
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Pawlatschen (von tschechisch ''pavlac'', offener Gang) sind offene Holzgänge, zu denen eine Stiege hinaufführt und über die vom Hof zugängliche Wohnungen in den Stockwerken erreicht werden können. Häuser mit Pawlatschen werden auch Pawlatschenhäuser genannt. Sie haben sich insbesondere in ehemaligen Vorstädten, seltener in der Stadt (beispielsweise Blutgasse, [[Fähnrichhof]], Bäckerstraße 7) erhalten.
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Durch den Bau von Pawlatschen ersparte man sich die Anlage von Gängen und Stiegenhäusern innerhalb des Hauses. Sie waren kostengünstig und platzsparend, konnten als Balkon genutzt werden und schatteten im Sommer die Fassade ab. Bei Regen und Schnee boten sie ebenfalls Schutz. Pawlatschen boten damit im wahrsten Sinne des Wortes eine Plattform für soziale Interaktion der Mieterinnen und Mieter in den Innenhöfen - mit all ihren positiven und negativen Konsequenzen.
  
 
Als Konsequenz aus dem [[Ringtheaterbrand|Brand des Ringtheaters]] am 8. Dezember 1881 wurde die Wiener [[Bauordnung]] novelliert  und strengere Feuervorschriften erlassen - darunter auch das Verbot der Wohnungserschließung über Pawlatschengänge.
 
Als Konsequenz aus dem [[Ringtheaterbrand|Brand des Ringtheaters]] am 8. Dezember 1881 wurde die Wiener [[Bauordnung]] novelliert  und strengere Feuervorschriften erlassen - darunter auch das Verbot der Wohnungserschließung über Pawlatschengänge.

Version vom 24. Juni 2022, 09:28 Uhr

Daten zum Begriff
Art des Begriffs Dialektausdruck
Andere Bezeichnung Laubengang, Pawlatsche
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug Bauordnung
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 24.06.2022 durch WIEN1.lanm08tau
Bildname HMW 030088.jpg
Bildunterschrift Pawlatschen im Geburtshaus von Franz Schubert


Pawlatschen (von tschechisch pavlac, offener Gang) sind offene Holzgänge, zu denen eine Stiege hinaufführt und über die vom Hof zugängliche Wohnungen in den Stockwerken erreicht werden können. Häuser mit Pawlatschen werden auch Pawlatschenhäuser genannt. Sie haben sich insbesondere in ehemaligen Vorstädten, seltener in der Stadt (beispielsweise Blutgasse, Fähnrichhof, Bäckerstraße 7) erhalten.

Durch den Bau von Pawlatschen ersparte man sich die Anlage von Gängen und Stiegenhäusern innerhalb des Hauses. Sie waren kostengünstig und platzsparend, konnten als Balkon genutzt werden und schatteten im Sommer die Fassade ab. Bei Regen und Schnee boten sie ebenfalls Schutz. Pawlatschen boten damit im wahrsten Sinne des Wortes eine Plattform für soziale Interaktion der Mieterinnen und Mieter in den Innenhöfen - mit all ihren positiven und negativen Konsequenzen.

Als Konsequenz aus dem Brand des Ringtheaters am 8. Dezember 1881 wurde die Wiener Bauordnung novelliert und strengere Feuervorschriften erlassen - darunter auch das Verbot der Wohnungserschließung über Pawlatschengänge.

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