Otto Bauer: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. November 2013, 20:44 Uhr

Grab Otto Bauers (1950)
Daten zur Person
Personenname Bauer, Otto
Abweichende Namensform
Titel Dr. jur.
Geschlecht männlich
PageID 4732
GND
Wikidata
Geburtsdatum 5. September 1881
Geburtsort Wien
Sterbedatum 4. Juli 1938
Sterbeort Paris
Beruf Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 21.11.2013 durch WIEN1.lanm08w11
Begräbnisdatum 12. November 1950
Friedhof
Grabstelle Friedhof Père Lachaise, dann Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grab 24
Bildname Grab Otto Bauer.jpg
Bildunterschrift Grab Otto Bauers (1950)
  • 2., Leopoldsgasse 6-8 (Geburtsadresse)
  • 6., Otto-Bauer-Gasse 2 (Wohnadresse)
  • 6., Kasernengasse 2 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Otto Bauer, * 5. September 1881 Wien 2, Leopoldsgasse 6-8 (Büste), 14. Juli 1938 Paris (Friedhof Père Lachaise, gegenüber den Denkmälern der Communekämpfer; Überführung der Urne nach Wien am 11. Februar 1948 und Bestattung in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof, Grab 24, das ihm gemeinsam mit Viktor Adler, Engelbert Pernerstorfer und Karl Seitz gewidmet wurde), Politiker, Gattin Hélène Bauer. Sohn eines jüdischen Textilindustriellen, studierte an der Universität Wien (Dr. jur.) und schloß sich frühzeitig den Sozialdemokraten an, als deren bedeutendster Theoretiker er in die Parteigeschichte eingegangen ist. Seine Stellung begründete er 1907 durch die grundlegende Untersuchung „Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie", in der er eine Konzeption für die Lösung der nationalen Frage entwickelte. Im selben Jahr wurde Bauer Mitherausgeber des theoretischen Organs der Sozialdemokratischen Partei, „Der Kampf, in dem er bis zu seinem Tod zahlreiche Artikel veröffentlichte. 1907-1914 betätigte sich Bauer auch als Klubsekretär der sozialdemokratischen Parlamentsfraktion. 1914 zum Kriegsdienst einberufen, geriet er am 23. November 1914 in russischer Kriegsgefangenschaft; nach der Oktoberrevolution 1917 kehrte er als Austauschinvalide nach Wien zurück. Mit seinem „Programm der Linken" befürwortete er 1917 die Konstituierung von Nationalversammlungen in Altösterreich und setzte sich damit von der offiziellen Parteilinie ab. Am 11. Oktober 1918 machte ihn Viktor Adler, der in der Provisorischen Regierung Staatssekretär des Äußern geworden war, zu seinem Präsidialchef; nach dem Tod Adlers verwaltete Bauer das Amt bis 27. Juli 1919, blieb danach aber bis 14. Oktober 1919 als Staatssekretär für Sozialisierung Mitglied der Regierung. Nach der Verhaftung Friedrich Adlers wurde Bauer der Führer der Linken und erlangte damit eine zentrale Stellung in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, deren Stratege im politischen Kampf und deren Wortführer im Parlament er wurde; seine Positionen waren von breiter Massenunterstützung getragen. Bauer gilt als der bedeutendste Führer der Sozialdemokratie in der Ersten Republik und als einer der Begründer und wesentlicher Verfechter des Austromarxismus. Neben seiner politischen Tagesarbeit als Abgeordneter zum Nationalrat (1919-1934), als Redakteur der Arbeiter-Zeitung (ab 1907), als Vortragender der Arbeiterhochschule sowie seiner Tätigkeit im Parteivorstand fand Bauer noch Zeit Tür zahlreiche soziologisch-historische und nationalökonomische Werke, wie etwa: „Der Weg zum Sozialismus" (1919), „Bolschewismus oder Sozialdemokratie?" (1920), „Die österreichische Revolution" (1923), „Der Kampf um Wald und Weide" (1925) und „Kapitalismus und Sozialismus nach dem Weltkrieg" (1931). Bauer ist als Schöpfer des „Linzer Programms" der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei anzusehen. Im Juli 1927 bemühte er sich gemeinsam mit Karl Seitz vergeblich, die vor dem Justizpalast demonstrierenden Arbeiter zu beruhigen. In den folgenden Jahren geriet Bauer durch seine zaudernde Haltung mehrfach ins Schußfeld der Kritiker, insbesondere als er nach der Ausschaltung des Parlaments (1933) und der Errichtung einer diktatorisch-faschistischen Staatsform (Ständestaat) nicht zum Generalstreik aufrief und auch dann noch zögerte, als der Republikanische Schutzbund verboten wurde. Nach dem Zusammenbruch des Februaraufstands 1934 (den man, aufgrund seiner unentschlossenen Haltung, auch ihm zur Last legte) flüchtete Bauer auf Anraten seiner Freunde nach Brünn, wo er das Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokratie sowie das Weitererscheinen der Arbeiter-Zeitung und der Zeitschrift „Der Kampf" organisierte. Neben einer Analyse der Februarkämpfe („Der Aufstand der österreichischen Arbeiter", 1934) erschien auch sein letztes, vermutlich bedeutendstes Werk („Zwischen 2 Weltkriegen", 1936), in dem er die Konzeption eines „integralen Sozialismus" entwickelte. 1938 flüchtete Bauer nach Paris, wo er noch im selben Jahr starb; aus seinem Nachlaß erschien 1939 die Schrift „Die illegale Partei". Siehe auch Otto-Bauer-Gasse (6; zuvor Kasernengasse; Bauer wohnte Kasernengasse 2); Otto-Bauer-Heim (14, Rosentalgasse), Otto-Bauer-Plakette (geschaffen 1969), 500-Schilling-Münze (1981), Briefmarken (24. August 1981).

Literatur

  • Matthias Bernath [Hg.]: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. 4 Bände. München: Oldenbourg 1974-1981
  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 1: A-H. München: A. Francke 1973
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Wilhelm Kosch: Biographisches Staatshandbuch. Lexikon der Politik, Presse und Publizistik. Band 1. Bern: Francke 1963
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd.
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 10. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1957
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Richard Saage: Otto Bauer. In: Walter Euchner [Hg.]: Klassiker des Sozialismus. Band 2: Von Jaurès bis Marcuse. München: Beck 1991
  • Otto Leichter: Otto Bauer. Tragödie oder Triumph? Wien [u.a.]: Europa-Verlag 1970
  • Otto Bauer: Zum Wort gemeldet. Hg. und eingeleitet von Heinz Fischer. Wien [u.a.]: Europa-Verlag 1968
  • Viktor Reimann: Zu groß für Österreich. Seipel und Bauer im Kampf um die Erste Republik. Wien [u.a.]: Molden 1968
  • Norbert Leser: Zwischen Reformismus und Bolschewismus. Der Austromarxismus als Theorie und Praxis. Wien [u.a.]: Europa-Verlag 1968
  • Otto Bauer. Eine Auswahl aus seinem Lebenswerk. Mit einem Lebensbild Otto Bauers von Julius Braunthal. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1961
  • Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 59 ff.
  • Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1975, S. 98 ff.
  • Hans Mommsen: Die Sozialdemokratie und die Nationalitätenfrage im habsburgischen Vielvölkerstaat. Wien: Europa-Verlag 1963
  • Richard Charmatz: Lebensbilder aus der Geschichte Österreichs. Wien: Danubia-Verlag 1947, S. 219 ff.
  • Hans Schroth: Otto Bauer. Bibliographie. In: Archiv. Mitteilungsblatt des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung 6 (1966), 8 (1968), S. 4ff.
  • Hugo Pepper: Zur Otto Bauer Werkausgabe. In: Archiv. Mitteilungsblatt des Vereins für die Geschichte der Arbeiterbewegung 21 (1981), S. 42 ff.
  • Hugo Pepper: Kein Kniefall vor dem Heros. In: Wien aktuell magazin 4 (1981), S. XXVII ff.
  • Helmut Konrad: Otto Bauer (Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 1981)
  • Verena Moritz / Hannes Leidinger, Otto Bauer 1914-1919. Kriegsgefangenschaft und Heimkehr als Problem einer Biographie. In: Wiener Geschichtsblätter 54 (1999), S. 1 ff.