Normalschule: Unterschied zwischen den Versionen

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Normalschule, Institution („Musterschule") zur Heranbildung von Lehrern in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die erste „Normalschule bei St. Stephan in Wien" wurde am 2. Jänner 1771 eröffnet; neben 150 Knaben traten 30 „Lehramtsbeflissene", die bereits Unterricht erteilten, in die unter der Leitung von Johann Meßmer stehende vierklassigen Schule ein. Die Normalschule wurde durch die [[Theresianische Schulordnung]] gesetzlich geregelt; in jeder Provinzhauptstadt sollte eine Normalschule als „Muster" für alle anderen Schulen im Land, oft auch in Verbindung mit einer Sonntags-Zeichenschule, bestehen. Lehramtszöglinge wurden in einem halbjährigen Kurs in der Methodik unterwiesen, hatten praktische Auftritte und lernten die Führung der Amtsschriften. Am 1. Mai 1775 wurde die Wiener Normalschule im St.-Anna-Gebäude (1, Johannesgasse 3-3A; [[Annakloster]]) neu eröffnet. In enger Verbindung mit der Normalschule stand der „Verlag der deutschen Schulanstalt" (heute Österreichischer Bundesverlag), der die Lehrbücher und methodischen Anleitungen produzierte. Nach 1775 erhielt jede Normalschule über Ansuchen das Recht, eine Verlagsanstalt zur Herausgabe der Bücher für die [[Trivialschule|Trivialschulen]] zu eröffnen, die mit den „Wiener Ausgaben" übereinstimmen mussten. Nach Absolvierung des Lehrkurses an einer Normalschule erhielt der Kandidat ein Zeugnis für Trivialschulen und trat als „Gehilfe" in den Schuldienst. Bei zufriedenstellender Leistung konnte er sich später der Prüfung für Hauptschulen unterziehen. Die Normalschulen als Stätten der Lehrerbildung wurden 1869 ([[Reichsvolksschulgesetz]]) durch die [[Lehrerbildungsanstalt|Lehrerbildungsanstalten]] abgelöst.
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Normalschule, Institution ("Musterschule") zur Heranbildung von Lehrern in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.  
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Die erste "Normalschule bei St. Stephan in Wien" wurde am 2. Jänner 1771 eröffnet; neben 150 Knaben traten 30 "Lehramtsbeflissene", die bereits Unterricht erteilten, in die unter der Leitung von Johann Meßmer stehende vierklassigen Schule ein. Die Normalschule wurde durch die [[Theresianische Schulordnung]] gesetzlich geregelt; in jeder Provinzhauptstadt sollte eine Normalschule als "Muster" für alle anderen Schulen im Land, oft auch in Verbindung mit einer Sonntags-Zeichenschule, bestehen. Lehramtszöglinge wurden in einem halbjährigen Kurs in der Methodik unterwiesen, hatten praktische Auftritte und lernten die Führung der Amtsschriften. Am 1. Mai 1775 wurde die Wiener Normalschule im St.-Anna-Gebäude ([[1]], [[Johannesgasse 3]]-3A; [[Annakloster]]) neu eröffnet. In enger Verbindung mit der Normalschule stand der "Verlag der deutschen Schulanstalt" (heute Österreichischer Bundesverlag), der die Lehrbücher und methodischen Anleitungen produzierte. Nach 1775 erhielt jede Normalschule über Ansuchen das Recht, eine Verlagsanstalt zur Herausgabe der Bücher für die [[Trivialschule|Trivialschulen]] zu eröffnen, die mit den "Wiener Ausgaben" übereinstimmen mussten. Nach Absolvierung des Lehrkurses an einer Normalschule erhielt der Kandidat ein Zeugnis für Trivialschulen und trat als "Gehilfe" in den Schuldienst. Bei zufriedenstellender Leistung konnte er sich später der Prüfung für Hauptschulen unterziehen. Die Normalschulen als Stätten der Lehrerbildung wurden 1869 ([[Reichsvolksschulgesetz]]) durch die [[Lehrerbildungsanstalt|Lehrerbildungsanstalten]] abgelöst.
  
 
== Literatur ==
 
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Version vom 11. Juli 2016, 11:49 Uhr

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Letzte Änderung am 11.07.2016 durch WIEN1.lanm08wuc

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Normalschule, Institution ("Musterschule") zur Heranbildung von Lehrern in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Die erste "Normalschule bei St. Stephan in Wien" wurde am 2. Jänner 1771 eröffnet; neben 150 Knaben traten 30 "Lehramtsbeflissene", die bereits Unterricht erteilten, in die unter der Leitung von Johann Meßmer stehende vierklassigen Schule ein. Die Normalschule wurde durch die Theresianische Schulordnung gesetzlich geregelt; in jeder Provinzhauptstadt sollte eine Normalschule als "Muster" für alle anderen Schulen im Land, oft auch in Verbindung mit einer Sonntags-Zeichenschule, bestehen. Lehramtszöglinge wurden in einem halbjährigen Kurs in der Methodik unterwiesen, hatten praktische Auftritte und lernten die Führung der Amtsschriften. Am 1. Mai 1775 wurde die Wiener Normalschule im St.-Anna-Gebäude (1, Johannesgasse 3-3A; Annakloster) neu eröffnet. In enger Verbindung mit der Normalschule stand der "Verlag der deutschen Schulanstalt" (heute Österreichischer Bundesverlag), der die Lehrbücher und methodischen Anleitungen produzierte. Nach 1775 erhielt jede Normalschule über Ansuchen das Recht, eine Verlagsanstalt zur Herausgabe der Bücher für die Trivialschulen zu eröffnen, die mit den "Wiener Ausgaben" übereinstimmen mussten. Nach Absolvierung des Lehrkurses an einer Normalschule erhielt der Kandidat ein Zeugnis für Trivialschulen und trat als "Gehilfe" in den Schuldienst. Bei zufriedenstellender Leistung konnte er sich später der Prüfung für Hauptschulen unterziehen. Die Normalschulen als Stätten der Lehrerbildung wurden 1869 (Reichsvolksschulgesetz) durch die Lehrerbildungsanstalten abgelöst.

Literatur

  • Wiener Diarium, 16.01.1771
  • Rudolf Piffl / Anton Herget / Anton Weiss: Geschichte der Erziehung und des Unterrichts. Wien: Österreichischer Bundesverlag ³1930
  • Renate Seebauer: Zwischen Reformbestrebungen und Konservativismus. Zur Geschichte der Lehrerbildung in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 48 (1993)