Minna Kautsky: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Tochter des Theatermalers Anton Jaich übersiedelte 1845 mit ihrer Familie nach Prag, wo sie auf Laienbühnen auftrat. 1854 heiratete sie den Landschafts- und Theatermaler Johann Kautsky, mit dem sie mehrere Kinder, unter ihnen der spätere Politiker und sozialdemokratische Theoretiker [[Karl Kautsky]], hatte. Bis 1861 trat sie als Schauspielerin in Olmütz, Prag, Sondershausen und Berlin auf, ehe ein Lungenleiden ihre Karriere früh beendete. Ab 1863 lebte sie in Wien, ab 1904 in Berlin. | Die Tochter des Theatermalers Anton Jaich übersiedelte 1845 mit ihrer Familie nach Prag, wo sie auf Laienbühnen auftrat. 1854 heiratete sie den Landschafts- und Theatermaler Johann Kautsky, mit dem sie mehrere Kinder, unter ihnen der spätere Politiker und sozialdemokratische Theoretiker [[Karl Kautsky]], hatte. Bis 1861 trat sie als Schauspielerin in Olmütz, Prag, Sondershausen und Berlin auf, ehe ein Lungenleiden ihre Karriere früh beendete. Ab 1863 lebte sie in Wien, ab 1904 in Berlin. | ||
− | Ab den 1870er Jahren veröffentlichte sie Romane, Dramen sowie Volksstücke (darunter: "Madame Roland", 1878; "Sie schützt sich selbst", 1892; "Stephan von Grillenhof", 1881; "Herrschen oder Dienen", 1882 oder "Helene", 1894), die zunehmend gesellschaftliche Fragen (Stellung der Frau, soziale Themen) zum Inhalt hatten. Beeinflusst durch ihren Sohn Karl wendete sie sich dem Sozialismus zu und publizierte fallweise unter Pseudonymen in sozialistischen Zeitschriften. Sie zählte auch zu den wichtigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des von der [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei]] herausgegebenen "Österreichischen Arbeiterkalenders", der ab 1897 erschien. Mit wesentlichen Persönlichkeiten der [[Arbeiterbewegung]] wie [[Victor Adler]], [[Rosa Luxemburg]] oder Karl Liebknecht verband sie eine Freundschaft, ebenso zur Schriftstellerin [[Marie von Ebner-Eschenbach]]. | + | Ab den 1870er Jahren veröffentlichte sie Romane, Dramen sowie Volksstücke (darunter: "Madame Roland", 1878; "Sie schützt sich selbst", 1892; "Stephan von Grillenhof", 1881; "Herrschen oder Dienen", 1882 oder "[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/titleinfo/446782 Helene]", 1894), die zunehmend gesellschaftliche Fragen (Stellung der Frau, soziale Themen) zum Inhalt hatten. Beeinflusst durch ihren Sohn Karl wendete sie sich dem Sozialismus zu und publizierte fallweise unter Pseudonymen in sozialistischen Zeitschriften. Sie zählte auch zu den wichtigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des von der [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei]] herausgegebenen "Österreichischen Arbeiterkalenders", der ab 1897 erschien. Mit wesentlichen Persönlichkeiten der [[Arbeiterbewegung]] wie [[Victor Adler]], [[Rosa Luxemburg]] oder Karl Liebknecht verband sie eine Freundschaft, ebenso zur Schriftstellerin [[Marie von Ebner-Eschenbach]]. |
Kautsky gehörte 1885 zu den Gründerinnen des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, in dem sie zeitweise auch die Funktionen der Präsidentin und Vizepräsidentin übernahm. | Kautsky gehörte 1885 zu den Gründerinnen des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, in dem sie zeitweise auch die Funktionen der Präsidentin und Vizepräsidentin übernahm. | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
*Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963 | *Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963 | ||
− | + | *Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 3. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1963, S. 275 f. | |
*Bund Österreichische. Frauenvereine [Hg.]: Frauenbewegung, Frauenbildung und Frauenarbeit in Österreich. 1930, S. 321 | *Bund Österreichische. Frauenvereine [Hg.]: Frauenbewegung, Frauenbildung und Frauenarbeit in Österreich. 1930, S. 321 | ||
*Marie Juchacz: Sie lebten für eine bessere Welt. Lebensbilder führender Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts. Berlin [u.a.]: Dietz 1956 | *Marie Juchacz: Sie lebten für eine bessere Welt. Lebensbilder führender Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts. Berlin [u.a.]: Dietz 1956 | ||
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==Links== | ==Links== | ||
*[https://www.deutsche-biographie.de/gnd119317745.html#ndbcontent Deutsche Biographie: Kautsky, Minna, geborene Jaich] | *[https://www.deutsche-biographie.de/gnd119317745.html#ndbcontent Deutsche Biographie: Kautsky, Minna, geborene Jaich] | ||
+ | *[http://www.dasrotewien.at/seite/kautsky-wilhelmine-geb-jaich Das Rote Wien. Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie: Kautsky, Wilhelmine (geb. Jaich)] | ||
+ | * [https://fraueninbewegung.onb.ac.at/node/2283 Frauen in Bewegung 1848–1938: Minna Kautsky] |
Version vom 30. August 2021, 12:14 Uhr
- Sohn Karl Kautsky
- Vater Anton Jaich
- Ehemann Johann Kautsky
- Enkel Benedikt Kautsky
Kautsky Wilhelmine ("Minna"), geboren Jaich (Pseudonyme: Eckert, Wilhelm Wiener), * 11. Juni 1837 Graz, † 20. September 1912 Berlin, Schauspielerin, Schriftstellerin.
Biografie
Die Tochter des Theatermalers Anton Jaich übersiedelte 1845 mit ihrer Familie nach Prag, wo sie auf Laienbühnen auftrat. 1854 heiratete sie den Landschafts- und Theatermaler Johann Kautsky, mit dem sie mehrere Kinder, unter ihnen der spätere Politiker und sozialdemokratische Theoretiker Karl Kautsky, hatte. Bis 1861 trat sie als Schauspielerin in Olmütz, Prag, Sondershausen und Berlin auf, ehe ein Lungenleiden ihre Karriere früh beendete. Ab 1863 lebte sie in Wien, ab 1904 in Berlin.
Ab den 1870er Jahren veröffentlichte sie Romane, Dramen sowie Volksstücke (darunter: "Madame Roland", 1878; "Sie schützt sich selbst", 1892; "Stephan von Grillenhof", 1881; "Herrschen oder Dienen", 1882 oder "Helene", 1894), die zunehmend gesellschaftliche Fragen (Stellung der Frau, soziale Themen) zum Inhalt hatten. Beeinflusst durch ihren Sohn Karl wendete sie sich dem Sozialismus zu und publizierte fallweise unter Pseudonymen in sozialistischen Zeitschriften. Sie zählte auch zu den wichtigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei herausgegebenen "Österreichischen Arbeiterkalenders", der ab 1897 erschien. Mit wesentlichen Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung wie Victor Adler, Rosa Luxemburg oder Karl Liebknecht verband sie eine Freundschaft, ebenso zur Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach.
Kautsky gehörte 1885 zu den Gründerinnen des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, in dem sie zeitweise auch die Funktionen der Präsidentin und Vizepräsidentin übernahm.
Literatur
- Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 3. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1963, S. 275 f.
- Bund Österreichische. Frauenvereine [Hg.]: Frauenbewegung, Frauenbildung und Frauenarbeit in Österreich. 1930, S. 321
- Marie Juchacz: Sie lebten für eine bessere Welt. Lebensbilder führender Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts. Berlin [u.a.]: Dietz 1956