Max Brand: Unterschied zwischen den Versionen

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==Biografie==
 
==Biografie==
Max Brand stammte aus einer wohlhabenden Familie rumänischen Ursprungs, die 1907 nach Wien übersiedelte. Nach Ausbildung in Wien und Teilnahme am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] (als Offizier) folgte er 1921 gemeinsam mit [[Ernst Krenek]] seinem Lehrer [[Franz Schreker]] nach Berlin. Er debütierte im selben Jahr beim internationalen Musikfestival Winterthur als Komponist. Neben Schreker (und [[Karl Kraus]]) übte Erwin Stein, ein Schüler [[Arnold Schönberg]]s und ab 1924 Leiter der Orchesterabteilung der Universal-Edition, großen Einfluss auf Brand aus. In Brands 1929 in Duisburg uraufgeführten Bühnenwerk "Maschinist Hopkins", seinem größten Publikumserfolg, erlangte jene kompositorische Richtung opernhafte Gestalt, die als "Maschinenmusik" in die Kunst des 20. Jahrhunderts Eingang fand. Der Allgemeine Deutsche Musikverein zeichnete das Werk als beste Oper des Jahres aus, bis 1932 spielten 37 Opernbühnen in Deutschland sowie der Schweiz das Werk nach.  
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Max Brand stammte aus einer wohlhabenden Familie rumänischen Ursprungs, die 1907 nach Wien übersiedelte. Nach Ausbildung in Wien und Teilnahme am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] (als Offizier) folgte er 1921 gemeinsam mit [[Ernst Krenek]] seinem Lehrer [[Franz Schreker]] nach Berlin. Er debütierte im selben Jahr beim internationalen Musikfestival Winterthur als Komponist. Neben Schreker (und [[Karl Kraus]]) übte Erwin Stein, ein Schüler [[Arnold Schönberg]]s und ab 1924 Leiter der Orchesterabteilung der Universal-Edition, großen Einfluss auf Brand aus. In Brands 1929 in Duisburg uraufgeführtem Bühnenwerk "Maschinist Hopkins", seinem größten Publikumserfolg, erlangte jene kompositorische Richtung opernhafte Gestalt, die als "Maschinenmusik" in die Kunst des 20. Jahrhunderts Eingang fand. Der Allgemeine Deutsche Musikverein zeichnete das Werk als beste Oper des Jahres aus, bis 1932 spielten 37 Opernbühnen in Deutschland sowie der Schweiz das Werk nach.  
  
Brand emigrierte 1933 nach Wien. Hier gründete er das "Mimoplastische Theater für Ballett", wurde Co-Direktor der Wiener Opernproduktion am [[Raimundtheater]], versuchte sich als Produzent experimenteller Kurzfilme und schrieb 1933 die Musik zum Film "Der zerbrochene Krug" (Preis bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig). 1937 übersiedelte Brand nach Prag, 1938 flüchtete er gemeinsam mit seiner späteren zweiten Ehefrau über die ČSSR und die Schweiz zunächst nach Brasilien, wo er sich in Rio de Janeiro niederließ, dann (1940) in die USA (New York). Opernpartituren, Lieder und Kammermusikwerke, die heute als verschollen gelten, ließ er auf der Flucht in Prag zurück. Im Exil hoffte Brand auf eine Karriere als Filmmusikkomponist und bewarb sich bei mehreren Studios, konnte auf diesem Gebiet jedoch nicht Fuß fassen. Größere Erfolge blieben aus, Aufmerksamkeit erregten lediglich einzelne Werke, darunter das szenische Oratorium "The Gate" (1944), die sinfonische Dichtung "The Wonderful One-Hoss Shay" (1946) und das Stück "Night on the Bayous of Louisiana" (Uraufführung: York Symphony Orchestra 1964).
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Brand emigrierte 1933 nach Wien. Hier gründete er das "Mimoplastische Theater für Ballett", wurde Co-Direktor der Wiener Opernproduktion am [[Raimundtheater]], versuchte sich als Produzent experimenteller Kurzfilme und schrieb 1933 die Musik zum Film "Der zerbrochene Krug" (Preis bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig). 1937 übersiedelte Brand nach Prag, 1938 flüchtete er gemeinsam mit seiner späteren zweiten Ehefrau über die ČSR und die Schweiz zunächst nach Brasilien, wo er sich in Rio de Janeiro niederließ, dann (1940) in die USA (New York). Opernpartituren, Lieder und Kammermusikwerke, die heute als verschollen gelten, ließ er auf der Flucht in Prag zurück. Im Exil hoffte Brand auf eine Karriere als Filmmusikkomponist und bewarb sich bei mehreren Studios, konnte auf diesem Gebiet jedoch nicht Fuß fassen. Größere Erfolge blieben aus, Aufmerksamkeit erregten lediglich einzelne Werke, darunter das szenische Oratorium "The Gate" (1944), die sinfonische Dichtung "The Wonderful One-Hoss Shay" (1946) und das Stück "Night on the Bayous of Louisiana" (Uraufführung: York Symphony Orchestra 1964).
  
In den 1950er Jahren beginnt seine Beschäftigung mit elektronischer Musik, der er sich ab 1958 ausschließlich verschrieb. Gemeinsam mit seinem Techniker Frederick C. Cochran und Robert Moog entwickelte er im eigenen Homestudio das "Moogtonium", auch bekannt als "Max Brand-Synthesizer". 1967 sind im "International Electronic Music Catalogue" bereits 43 Werke seiner elektronischen Musik verzeichnet (darunter 1960 "Notturno brasilieros", 1962 "French Folk Songs" und "The Astronauts"); 1974 folgte das Ballett "Ilian 4". 1975 kehrte Brand nach Österreich zurück. In Langenzersdorf bei Wien verbrachte der Elektronikpionier seine letzten Lebensjahre einsam und unverstanden.
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In den 1950er Jahren beginnt seine Beschäftigung mit elektronischer Musik, der er sich ab 1958 ausschließlich verschrieb. Gemeinsam mit seinem Techniker Frederick C. Cochran und Robert Moog entwickelte er im eigenen Homestudio das "Moogtonium", auch bekannt als "Max Brand-Synthesizer". 1967 sind im "International Electronic Music Catalogue" bereits 43 Werke seiner elektronischen Musik verzeichnet (darunter 1960 "Notturno brasilieros", 1962 "French Folk Songs" und "The Astronauts"); 1974 folgte das Ballett "Ilian 4". 1975 kehrte Brand nach Österreich zurück. In Langenzersdorf bei Wien verbrachte der Elektronikpionier seine letzten Lebensjahre einsam und unverstanden.
  
 
Max Brand war in erster Ehe mit Fela Gütermann verheiratet (1925 bis zu deren Tod 1929), in zweiter Ehe mit Anna Brand, geborene Bechert (Eheschließung 1940), die ihn um fünf Jahre überlebte.
 
Max Brand war in erster Ehe mit Fela Gütermann verheiratet (1925 bis zu deren Tod 1929), in zweiter Ehe mit Anna Brand, geborene Bechert (Eheschließung 1940), die ihn um fünf Jahre überlebte.
  
Nach Brands Tod im Jahr 1980 wurde im Langenzersdorf Museum das Max Brand-Archiv eingerichtet; auch der von ihm entwickelte Synthesizer wird ebendort als Dauerleihgabe der [[Wienbibliothek im Rathaus]] verwahrt. Der musikalische Nachlass gehört zum Bestand der Musiksammlung, der Teilnachlass Max Brands zum Bestand der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus. 2016/17 würdigte die Wienbibliothek im Rathaus den Komponisten mit einer Ausstellung in den Räumlichkeiten der Musiksammlung (Loos-Räume).
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Nach Brands Tod im Jahr 1980 wurde im Langenzersdorf Museum das Max Brand-Archiv eingerichtet; auch der von ihm entwickelte Synthesizer wird ebendort als Dauerleihgabe der [[Wienbibliothek im Rathaus]] verwahrt. Der musikalische Nachlass gehört zum Bestand der Musiksammlung, der Teilnachlass Max Brands zum Bestand der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus. 2016/17 würdigte die Wienbibliothek im Rathaus den Komponisten mit einer Ausstellung in den Räumlichkeiten der Musiksammlung (Loos-Räume).  
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==

Version vom 12. August 2020, 19:29 Uhr

Datei:Maxbrand.jpg
Max Brand (1932)
Daten zur Person
Personenname Brand, Max
Abweichende Namensform Brand, Maximilian
Titel
Geschlecht männlich
PageID 4739
GND 119345773
Wikidata
Geburtsdatum 26. April 1896
Geburtsort Lemberg (Galizien)
Sterbedatum 5. April 1980
Sterbeort Langenzersdorf (Niederösterreich)
Beruf Komponist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus / Handschriftensammlung / Musiksammlung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 12.08.2020 durch DYN.rabus
Begräbnisdatum 16. April 1980
Friedhof Urnenhain der Feuerhalle Simmering;
Grabstelle Abteilung 5, Gruppe 1, Nummer 3
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.

http:///80px-“ enthält mit „/80px-“ eine ungültige Zuständigkeits- oder Pfadkomponente.

Bildname Maxbrand.jpg
Bildunterschrift Max Brand (1932)

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • 1. Gattin Fela GütermannDie Verwendung von „1. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.
  • 2. Gattin Anna BrandDie Verwendung von „2. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.

Max Brand, * 26. April 1896 Lemberg (Galizien), † 5. April 1980 Langenzersdorf (Niederösterreich), Komponist.

Biografie

Max Brand stammte aus einer wohlhabenden Familie rumänischen Ursprungs, die 1907 nach Wien übersiedelte. Nach Ausbildung in Wien und Teilnahme am Ersten Weltkrieg (als Offizier) folgte er 1921 gemeinsam mit Ernst Krenek seinem Lehrer Franz Schreker nach Berlin. Er debütierte im selben Jahr beim internationalen Musikfestival Winterthur als Komponist. Neben Schreker (und Karl Kraus) übte Erwin Stein, ein Schüler Arnold Schönbergs und ab 1924 Leiter der Orchesterabteilung der Universal-Edition, großen Einfluss auf Brand aus. In Brands 1929 in Duisburg uraufgeführtem Bühnenwerk "Maschinist Hopkins", seinem größten Publikumserfolg, erlangte jene kompositorische Richtung opernhafte Gestalt, die als "Maschinenmusik" in die Kunst des 20. Jahrhunderts Eingang fand. Der Allgemeine Deutsche Musikverein zeichnete das Werk als beste Oper des Jahres aus, bis 1932 spielten 37 Opernbühnen in Deutschland sowie der Schweiz das Werk nach.

Brand emigrierte 1933 nach Wien. Hier gründete er das "Mimoplastische Theater für Ballett", wurde Co-Direktor der Wiener Opernproduktion am Raimundtheater, versuchte sich als Produzent experimenteller Kurzfilme und schrieb 1933 die Musik zum Film "Der zerbrochene Krug" (Preis bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig). 1937 übersiedelte Brand nach Prag, 1938 flüchtete er gemeinsam mit seiner späteren zweiten Ehefrau über die ČSR und die Schweiz zunächst nach Brasilien, wo er sich in Rio de Janeiro niederließ, dann (1940) in die USA (New York). Opernpartituren, Lieder und Kammermusikwerke, die heute als verschollen gelten, ließ er auf der Flucht in Prag zurück. Im Exil hoffte Brand auf eine Karriere als Filmmusikkomponist und bewarb sich bei mehreren Studios, konnte auf diesem Gebiet jedoch nicht Fuß fassen. Größere Erfolge blieben aus, Aufmerksamkeit erregten lediglich einzelne Werke, darunter das szenische Oratorium "The Gate" (1944), die sinfonische Dichtung "The Wonderful One-Hoss Shay" (1946) und das Stück "Night on the Bayous of Louisiana" (Uraufführung: York Symphony Orchestra 1964).

In den 1950er Jahren beginnt seine Beschäftigung mit elektronischer Musik, der er sich ab 1958 ausschließlich verschrieb. Gemeinsam mit seinem Techniker Frederick C. Cochran und Robert Moog entwickelte er im eigenen Homestudio das "Moogtonium", auch bekannt als "Max Brand-Synthesizer". 1967 sind im "International Electronic Music Catalogue" bereits 43 Werke seiner elektronischen Musik verzeichnet (darunter 1960 "Notturno brasilieros", 1962 "French Folk Songs" und "The Astronauts"); 1974 folgte das Ballett "Ilian 4". 1975 kehrte Brand nach Österreich zurück. In Langenzersdorf bei Wien verbrachte der Elektronikpionier seine letzten Lebensjahre einsam und unverstanden.

Max Brand war in erster Ehe mit Fela Gütermann verheiratet (1925 bis zu deren Tod 1929), in zweiter Ehe mit Anna Brand, geborene Bechert (Eheschließung 1940), die ihn um fünf Jahre überlebte.

Nach Brands Tod im Jahr 1980 wurde im Langenzersdorf Museum das Max Brand-Archiv eingerichtet; auch der von ihm entwickelte Synthesizer wird ebendort als Dauerleihgabe der Wienbibliothek im Rathaus verwahrt. Der musikalische Nachlass gehört zum Bestand der Musiksammlung, der Teilnachlass Max Brands zum Bestand der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus. 2016/17 würdigte die Wienbibliothek im Rathaus den Komponisten mit einer Ausstellung in den Räumlichkeiten der Musiksammlung (Loos-Räume).

Quellen

Literatur

  • Elisabeth Schimana [Hg.]: Maschinen für die Oper. Der Komponist Max Brand. Visionen, Brüche und die Realität. Machines for the Opera. The Composer Max Brand. Visions, Turning Points, and Reality. Wien: Hollitzer 2016 (Schriftenreihe zur Musik, 14)
  • Thomas Brezinka: Max Brand (1896–1980). Leben und Werk. München / Salzburg: Musikverlag Emil Kratzbichler 1995 (Musikwissenschaftliche Schriften, 26)
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 323
  • Österreichische Musikzeitschrift 35 (1980), S. 302 ff.
  • Harald Goertz: Österreichische Komponisten der Gegenwart. Ein Handbuch. Wien: Doblinger 1979
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil A–K. Mainz: Schott 1959 und Ergänzungsband

Links