Marte Harell

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Daten zur Person
Personenname Harell, Marte
Abweichende Namensform Schömig, Martha; Hartl, Martha
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 32579
GND 138937060
Wikidata Q90221
Geburtsdatum 4. Jänner 1907
Geburtsort Wien
Sterbedatum 12. März 1996
Sterbeort Wien
Beruf Schauspielerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Theater, Film, Fernsehen, Schauspielerin, Kammerspiele, Theater in der Josefstadt (Institution)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 13.02.2024 durch DYN.friederikehirth
Begräbnisdatum März 1996
Friedhof Friedhof Hietzing
Grabstelle Gruppe 65, Nummer 2

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Goldenes Ehrenfilmband (Verleihung: 1985)
  • Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber (Verleihung: 28. März 1977, Übernahme: 1. Juli 1977)

Marte Harell, * 4. Jänner 1907, † 12. März 1996, Schauspielerin.

Biografie

Marte Harell (geb. Martha Schönig) wurde am 4. Januar 1907 als Tochter des Baumeisters Rudolf Schönig und dessen Ehefrau Emilie Mathilde (geb. Passetzky) in Altmannsdorf geboren. Ihr Vater war ein seinerzeit sehr bekannte Hietzinger Baumeister, der bei zahlreichen öffentlichen Bauaufträgen um die Jahrhundertwende herangezogen wurde und an dem Bau des dort nach dem Ersten Weltkrieg ausgebombten „alten“ Südbahnhofs beteiligt war. Sie war das jüngste von zehn Kindern. Marte Harell besuchte das Lyzeum in Wien, wo sie als 15-jähriges Mädchen bereits erste Theater- und Bühnenerfahrung sammelte - ganz zum Unmut ihrer Mutter, die nicht wollte, dass ihre Tochter eine Karriere in diesem Bereich einschlägt. Edmund Strzygowski schreibt in der Biografie "Marte Harell. Ein Lebensbild: Wie sie wurde – wie sie ist", dass der erste Film, den sich Harell ansah, "Der unsterbliche Lump" von Gustav Ucicky mit Liane Haid in der Hauptrolle war. Liane Haid wurde schnell zum Idol Harells und ermutigte sie dazu, Schauspielerin zu werden.

Nach dem Rausschmiss aus dem Lyzeum wegen „ungebührlichen Benehmens“ ging Marte Harell 1928 nach Berlin, wo ihre Schwester lebte. Gemeinsam besuchten sie das Künstlerlokal Mutzbauer, in dem Willy Forst, Marlene Dietrich, Gustav Ucicky, Walter Reisch und Karl Hartl am Künstler*innentisch saßen. Bei dieser Gelegenheit erzählte Harell Gustav Ucicky von ihren Filmträumen. Dieser gab ihr den Rat, ihr Glück in den Babelsberg Filmstudios zu versuchen, wo sie kurz darauf vorsprach. Von den Filmstudios wurde sie zwar abgelehnt, lernte allerdings ihren zukünftigen Ehemann Regisseur Karl Hartl kennen. Die beiden heirateten zwei Jahre später, am 2. Februar 1930 in Berlin. Marte Harell wandte sich auf Rat Hartls zunächst ab von der Schauspielerei, begann ein Sprachstudium und lernte Französisch, Englisch und Italienisch. Jedoch nahm sie weiterhin heimlich Schauspielunterricht bei einer Bekannten und zog schließlich zurück nach Wien, um ihre Arbeit als Schauspielerin wieder aufzunehmen.

Am Max-Reinhardt-Seminar studierte sie bei der Pädagogin Margit von Tolnaj und bereitete sich auf den Schlusskurs der Schauspielschule Rudolf Beers vor. Als 30-jährige gab sie 1937 schließlich ihr Debüt in der Komödie “Frühlingsfieber“ in den Kammerspielen des Theater in der Josefstadt, an dem sie seither mit Unterbrechungen Mitglied ist. Ihr Debüt war ein klarer Erfolg: die Schauspielerin bekam viel Lob für ihr Talent, Aussehen und Spiel – sie „wisse, sich vorzüglich zu behaupten.“ Kurz darauf wurde sie von Otto von Falkenberg nach München zu den Kammerspielen geholt, wo sie eine Rolle in der Komödie „Mamsell Sevastiza“ von John San Giorgio spielte. Harell zog schließlich zurück nach Berlin, um bei ihrem Mann sein zu können und nahm im April 1939 das Angebot von Theaterregisseur Heinz Hilpert an, in Alexander Zinns Komödie „Die gute Sieben“ mitzuspielen. Dort wurde sie schließlich von Filmregisseur Géza von Bolváry entdeckt und ihr Karriere als Filmschauspielerin begann. 1939 drehte Marte Harell ihren ersten Film: In Opernball von Géza von Bolváry spielte sie an der Seite von Hans Moser die Hauptrolle und wurde damit praktisch über Nacht zum Star. Der Dreh des Filmes begann am ersten September 1939 – am Tag, an dem der Zweite Weltkrieg anfing. Der Krieg hatte jedoch keinerlei Auswirkungen auf die Filmproduktionen, in denen Marte Harell mitspielte. Die Jahre darauf folgten in kurzen Abständen Produktionen wie Rosen in Tirol (1940), Wiener G’schichten (1940), Dreimal Hochzeit (1941), Brüderlein Fein (1942), Die Heimliche Gräfin (1942), Der Dunkle Tag (1943), Frauen Sind Keine Engel (1943), Romantische Brautfahrt (1944) und Schrammeln (1944). Letztgenannte gilt dabei als ihr bester und aufschlussreichster Film, in dem sie ihre Paraderolle, die der Fiakermilli, spielte. Ein Kritiker schrieb: „Frau Harell macht aus der historischen Volksfigur der Fiakermilli eine bezaubernde Wiener Lady.“ Der Film war in den Kinos ein riesiger Erfolg. 1947 zogen Marte Harell und ihr Mann Karl Hartl schließlich zurück nach Wien – in ein Haus in derselben Gasse in Altmannsdorf, in der die Schauspielerin aufgewachsen ist.

Auch nach dem Krieg konnte sie ihre Filmkarriere fortsetzen, unter anderem in “Die Fledermaus“ (1946) an der Seite von Johannes Heesters, in “Du bist die Rose vom Wörthersee“ (1952) und “Im Prater blüh’n wieder die Bäume“ (1958). Harell spielte dabei fast immer den Typ der starken Frau, die das Geschehen bestimmte. Nach dem Krieg trat Marte Harell erstmals im Münchener Theater Unter den Arkaden auf und kam dabei als „karpaziöse Ministergattin“ in Rossins Boulevardkomödie Störche Sind Überall auch nach Wien ins Intime Theater. Ab 1962 hatte sie gelegentlich Auftritte im Theater der Josefstadt. 1973 trat sie in der Fernsehserie “Hallo, Hotel Sacher… Portier“ auf, im darauffolgenden Jahr in einer Folge der Serie “Tatort“. Eine ihrer letzten Filmrollen übernahm Marte Harell in Franz Antels “Der Bockerer“ (1981). Von 1968 bis zum 31. August 1985 war sie Ensemblemitglied des Theater in der Josefstadt.

Sie erhielt 1977 die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Silber, 1985 wurde sie mit dem deutschen „Goldenen Ehrenfilmband“ ausgezeichnet. Kritiker*innen lobten sie für ihre „zeitlose, distanzierte Spieltechnik“ (Melitta Schreiber, S. 42) aber es wurde auch deutlich, dass sie sich „auf die Darstellung attraktiver Frauen beschränken [musste], die, selbst wenn sie im volkstümlichen Milieu angesiedelt waren, auf Nobelesse und Fairness nicht verzichten durften“ (Weissensteiner, S. 19). Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte die Schauspielerin zu den Gründer*innen der Volkshilfe in Österreich (Gründung am 21. März 1947) und war Teil des Präsidiums. Sie war eine begeisterte Reiterin, Skifahrerin und ist zeitweise auch Rennwagen gefahren. Seit dem Tod ihres Mannes 1978 war sie Pensionistin und lebte nach einem Schenkelhalsbruch in verschiedenen Heimen. Dort war sie allerdings sehr unglücklich und zog deshalb zu dem Ehepaar Teresa und Franz Walter, die eine Konditoreifiliale im Stadtteil Favoriten führten, die Harell oft besuchte. Am 12. März 1996 verstarb sie schließlich in Wien. Sie wurde im ehrenhalber gewidmeten Grab ihres Mannes auf dem Hitziger Friedhof beigesetzt.

Marte-Harell-Gasse (2000)

Quellen

Literatur


Marte Harell im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks