Marie Jahoda

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Jahoda, Marie
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil.
Geschlecht weiblich
PageID 30725
GND
Wikidata
Geburtsdatum 26. Jänner 1907
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. April 2001
Sterbeort Sussex, Großbrittannien
Beruf Sozialpsychologin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 31.08.2014 durch DYN.leopolm7
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 2., Wittelsbachstraße 4 (Geburtsadresse)
  • 3., Seidlgasse 22 (Wohnadresse)
  • 2., Wittelsbachstraße 4 (Wohnadresse)
  • 19., Heiligenstädter Straße 82-92 (Wohnadresse)
  • 19., Döblinger Hauptstraße 60 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaft (Verleihung: 1993)
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1993)
  • Bruno-Kreisky-Preis (Verleihung: 1997)
  • Ehrendoktorwürde der Universität Wien (Verleihung: 1998)

Jahoda Marie, * 26. Jänner 1907 Wien, † 29. April 2001 Sussex, Großbrittannien, Sozialpsychologin, erster Gatte (1926; Scheidung 1933) Paul Felix Lazarsfeld, Soziologe, zweiter Gatte Austen Albu (Labour-Abgeordneter), Tochter des assimilierten jüdischen Mittelstandsehepaars Carl (1867-1926) und Betty, geborene Probst (1881-1967).

Nachdem sie 1926-1932 an der Universität Wien Psychologie studiert hatte (Dr. phil. 1932) und gleichzeitig 1926-1928 am Pädagogischen Institut zur Volksschullehrerin ausgebildet worden war (Diplom 1928), arbeitete sie 1933-1936 in der Wiener Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle (ab 1934 als Leiterin). Berühmt wurde in den 1930er Jahren die (mit Lazarsfeld veröffentlichte) Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" (Leipzig 1933, ²1978; Teil des niederösterreichischen Dorfs Steinfeld, in dem die Schließung des einzigen ansässigen Wirtschaftsbetriebs eine katastrophale Arbeitslosigkeit auslöste), die heute als "Klassiker" der Sozialforschung gilt. Ab 1924 Mitglied der Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) und ab 1934 im Ständestaat der (verbotenen) Revolutionären Sozialisten (RS; Mitarbeiterin von Josef Buttinger), wurde sie 1936 verhaftet, aufgrund eines Prozesses verurteilt, musste zwar unter dem Druck ausländische Proteste 1937 entlassen werden, verließ jedoch noch im selben Jahr Österreich und emigrierte nach Großbritannien. 1937-1945 führte sie sozialpsychologische Untersuchungen durch, war 1941-1944 aber auch Mitglied des Londoner Büros der österreichischen Sozialisten in Großbrittannien.

1948-1958 war Jahoda Professorinin für Sozialpsychologie an der New York University (Vereinigte Staaten von Amerika), 1958-1973 an der (von ihr mitbegründeten) Universität of Sussex.

Sie veröffentlichte unter anderem "Anti-Semitism and emotional disorder. A psychoanalytic Interpretation" (1950), "Studies in the scope and method of 'The authoritarian personality'" (1954) und "Current concepts of positive mental health" (1958) sowie das Standardlehrbuch "Research methods in social relations, with special reference to prejudice". Das Werk "Sozialpsychologie der Politik und Kultur" (Graz / Wien 1994) enthält ihre Bibliographie. "Ausgewählte Schriften" erschienen 1995 unter dem Titel "Sozialpsychologie der Politik und Kultur", 1997 publizierte sie ihre Lebenserinnerungen ("Ich habe die Welt nicht verändert").

Jahodas Gesamtwerk spiegelt die Kontinuität der in den Wiener Jahren geformten normativen Überzeugungen, lebensnahen Forschungsthemen und Arbeitsweisen, die sich an realen Problemen der Gegenwart (wie Arbeit und Arbeitslosigkeit, unterprivilegierte und marginalisierte Gruppen, Antisemitismus und Rassismus) orientieren.

Preis der Stadt Wien für Geistes- und Sozialwissenschaft (1993), Großes Silbernes Ehrenzeichen Republik Österreich (1993), Bruno-Kreisky-Preis (1997; für das Lebenswerk); Dr. h. c. Universität Wien (1998) und drei weitere Ehrendoktorate.

Marie-Jahoda-Schule; Marie-Jahoda-Gasse.

Literatur

  • Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personenlexikon Österreich. Wien: Verlagsgemeinschaft des Österreich-Lexikon 2001* Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
  • Alisa Douer: Frauen aus Wien. Ein Fotoband. Wien: Frauenbüro, Magistrat der Stadt Wien1999, S. 56
  • Wiener Zeitung, 01.07.1985
  • profil 40 (1993), S. 82 f.
  • Salzburger Nachrichten, 25.11.1998, S. 3
  • Die Universität. Zeitung der Universität Wien. Wien: Zentrum für Forschungsförderung 12 (1998), S. 1
  • Die Presse, 03.05. 2001, S. 25
  • Standard, 01./02.02.1992, 25./26.01.1997, 02.05.2001, 12.02.2003