Magdalenengrund (Vorstadt)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung Magdalenengrund
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 32281
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 2.04.2014 durch WIEN1.lanm08wei

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48° 11' 43.45" N, 16° 21' 11.44" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Magdalenagrund (6; auch Magdalenengrund), ehemalige Vorstadt zwischen Gumpendorf und Laimgrube, am Wienfluß gelegen, seit 1850 Bestandteil des 6. Bezirks Mariahilf.

Der Magdalenagrund, der zu den kleinsten Vorstädten Wiens gehörte und nur sehr enge, finstere, meist winkelige Gassen hatte, entstand um 1700 auf Grundstücken "niederhalb Gumpendorf, genannt im Saugraben", die Katharina Poll (Witwe des Niklas Poll) bereits 1383 der Bruderschaft in der Maria-Magdalena-Kapelle auf dem neuen Karner zu St. Stephan geschenkt hatte, und bestand bis Ende des 17. Jahrhunderts zum größten Teil aus Weingärten und verstreut liegenden Hütten. 1683 verwüstet, wurden die Weingärten danach in Ackerland umgewandelt. Ab 1698 verkaufte Simon Wahrer, der dort ausgedehnten Grundbesitz hatte, mit Einwilligung der Grundherrschaft (der Maria-Magdalena-Kapelle) lange, schmale Streifen zur Erbauung von Häusern; damit begann eine unglaubliche Grundspekulation. 1756 wurde die Vorstadt nach der Maria-Magdalena-Kirche Magdalenagrund benannt; als diese 1781 abbrannte, kam die Grundherrschaft an den staatlichen Religionsfonds und von diesem 1799 an die Gemeinde Wien.

Im Volksmund wurde die Vorstadt "Ratzenstadel" genannt. Der Begriff dürfte sich von den Serben oder Raizen ableiten, die dort ihre ersten Wohnstätten in Wien hatten. Das Synonym "Magdalenengrund oder Razen" scheint noch im Stiftungsbrief von Joseph Johann Edler von Tepsern auf.

Die linke Zeile der Kaunitzgasse wahrte lange Zeit das pittoreske Aussehen der Vorstadt am Mariahilfer Berg (Nummer 13-27 waren Giebelhäuser dörflicher Art, Nummer 29 stellt den letzten Rest des Ratzenstadels dar), doch handelte es sich durchwegs um dürftige Häuser mit ärmlichen Bewohnern (vor allem Taglöhner). Anfang 20. Jahrhundert wurde die "Regulierung" in Angriff genommen (Verlegung der Dürergasse und Eröffnung der Eggerthgasse 1902); der [[Hohe Steig], ein typisches Ratzenstadelgäßchen, wurde in die Dürergasse einbezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Sanierung des Gebiets, der der überwiegende Teil des desolaten, jedoch malerischen Baubestands zum Opfer fiel (abgeschlossen 1962).

Häuser

  • 1736: 28
  • 1766: 22
  • 1778: 36
  • 1783: 36
  • 1790: 36
  • 1796: 37
  • 1829: 39
  • 1840: 38
  • 1851: 38
  • 1857: 38


Einwohner

  • 1783: 1.440
  • 1796: 1.356
  • 1840: 1.543
  • 1857: 1.803

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238.
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61.
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50.
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26.