Lorle Schinnerer-Kamler

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Daten zur Person
Personenname Schinnerer-Kamler, Lorle
Abweichende Namensform Kamler, Lorle
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 41545
GND 141414200
Wikidata Q59653287
Geburtsdatum 25. September 1906
Geburtsort Konstantinopel
Sterbedatum 28. November 2003
Sterbeort Wien
Beruf Schauspielerin, Sekretärin, Publizistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Schauspielerin
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 8.02.2024 durch DYN.tomkauth
Begräbnisdatum 18. Dezember 2003
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Lorle Schinnerer-Kamler, * 25. September 1906 Konstantinopel (Istanbul), † 28. November 2003 Wien, Schauspielerin und Publizistin.

Biographie

Lorle Schinnerer-Kamler, * 25. September 1906 Konstantinopel (Istanbul), † 28. November 2003 Wien, Schauspielerin und Publizistin. Lorle Schinnerer-Kamler verbrachte ihre frühe Kindheit in Konstantinopel, wo ihr Vater Heinrich von Kamler (1864-1950) Oberpostdirektor beim Botschaaspostamt war. Ihre Mutter Gisela Büchelen (1877-1959) war ausgebildete Pianistin und schrieb immer wieder Theater- Texte, die bei von Ihr organisierten Spenden-Galen aufgeführt wurden. Ihr älterer Bruder Bernd arbeitete als Bänker in Wien Nach ihrer Schulausbildung am St.-Georg-Kolleg in Konstantinopel, Triest und Graz besuchte Lorle Kamler die Grazer Theaterschule Neubauer-Neuber und studierte dort bei Grete Imle Schauspiel. Ihre ersten Vertrag erhielt sie am Deutschen Landestheater Prag. Vor ihrem Umzug aus Graz spielte sie dort noch einige Aufführungen mit und unter Leitung des damaligen Oberspielleiter Hellmuth Ebbs. Nachdem ihr erster Mann, der Schauspieler Erich Strömer, im Dezember 1934 verstorben war, arbeitete sie zunächst als Sekretärin und Managerin der Schauspielerin Hilde Weißner und wurde dann Prokuristin im "Archiv für Wirtschaasgeschichte GmbH" in Berlin. 1937 heiratete sie Erich Schinnerer, einen Dozenten für deutsches und ausländisches Strafrecht, der an der Universität Berlin lehrte und 1939 an die Karls-Universität Prag berufen wurde. 1943 wurde Erich Schinnerer zum Kriegsdienst einberufen und gelangte 1944 in russische Kriegsgefangenschaft. Im selben Jahr gelangte Lorle Schinnerer nach Sachsen, wo sie bei einem Bauern und in einer Fabrik den Lebensunterhalt für sich und die beiden Kinder Helga und Klaus verdiente. 1946 wurde sie in Wien Mitarbeiterin und Sekretärin des Autors Franz Servaes. 1950 kehrte Erich Schinnerer aus der Kriegsgefangenschaft zurück.

Von 1954 bis 1972 war Lorle Schinnerer-Kamler für Budget und Werbung der Firma Humanic zuständig. In dieser Zeit entstanden die für die Firma ikonischen avantgardistischen TV-Werbungen. Spätere Rezeptionen nennen hauptsächliche männliche* Verantwortliche. Die Biografie, der ein Großteil dieses Artikels entnommen ist, liefert wiederum die Bezeichnung „Lorle-Werbungen“ (Stekl). Eindeutig ist der Grad Ihrer Autor*innenschaft nicht zu klären. Dass Sie hier sicher maßgeblich mitgewirkt hat, wohl allerdings. Ebenfalls für Humanic gründete Sie das erste Schuhmuseum Österreichs mit über 1000 Sammlungsobjekten, welches sich in den Räumlichkeiten der Grazer Zentrale des Unternehmens befand.

Bis ins hohe Alter trat Lorle Schinnerer-Kamler als Zeitzeugin in TV-Dokumentationen auf, etwa in den ORF-Produktionen "Meine Welt war heil" (1998) oder "Ein Leben – ein Jahrhundert" (2000).

Schriftstellerische Arbeiten & Publikationen

Anfang der der 1950er schrieb sie für den Wiener Kurier in der Sektion „Die Frau hat das Wort!“. Schinnerer adressiert in ihren Arbeiten und Feuilletons Fragen von Geschlecht, Arbeit und Mutterschaft, macht vorsichtig zeitgenössische Kritik von Frauen* an den ihnen zugeschriebenen sozialen Aufgaben sichtbar (Heute helfe ich meiner Frau, Baby-sitter, ....), wobei ihre Kritik gleichfalls in die Aufrechterhaltung einer bürgerlichen Familienkonstellation der 1950er und -60er Jahre mündet (etwa über die Auslagerung von Care Arbeit, die ontologische Zuschreibung von Frau/Mann, etc etc). Darüber hinaus wurden auch vereinzelt Kurzgeschichten von Ihr in der Zeitung gedruckt, sowie ihre Radiobeiträge für „Radio Wien“ beworben.

1961 publizierte sie außerdem eine Biographie zur Schauspielerin Maria Eis, die ab 1932 bis zu ihrem Tod 1954 vor allem am Wiener Burgtheater spielte. Korrespondenzen zeigen, dass Sie mindestens bereits seit 1948 an der Publikation arbeitete. Unterstützt wurde sie dabei unter anderem auch durch Joseph Grergor , der einst aus dem Unterrichtsmuseum heraus die erste Theater-Sammlung an der Wiener Nationalbibliothek gründete. Er bemühte sich während der Arbeit an der Publikation, dass das fertige Buch einerseits in die Theatersammlung und andererseits Eingang in die Enciclopedia dello Spe-acolo des Theaterhistorikers Silvio D’Amico finden sollte. D’Amicos Enzyklopädie galt zu dieser Zeit als die umfangreichste Ihrer Art.

- Splitternachlass in der Wienbibliothek im Rathaus.


Quellen

Literatur

  • Hannes Stekl [Hg.]: Höhere Töchter" und "Söhne aus gutem Haus". Bürgerliche Jugend in Monarchie und Republik. Wien: Böhlau 1999 (Damit es nicht verlorengeht, 44)
  • Andrea Schnöller,… [Hg.]: "Es war eine Welt der Geborgenheit ..." . Bürgerliche Kindheit in Monarchie und Republik. Wien: Böhlau 1987 (Damit es nicht verlorengeht, 12)
  • Zeitzeugen eines Jahrhunderts. In: Wiener Zeitung, 06.12.2000
  • Sterbedatum nach Auskunft der Enkelin korrigiert


Lorle Schinnerer-Kamler im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks