Laimgrube (Vorstadt)
48° 11' 59.09" N, 16° 21' 39.71" E zur Karte im Wien Kulturgut
Laimgrube (6), ehemalige Siedlung beziehungsweise Vorstadt zwischen Wienfluß und Mariahilfer Straße, ab 1850 Bestandteil des 5. (seit 1862 des 6.) Bezirks Mariahilf, nahe dem Glacis gelegen. Der Name ist bereits 1291 erstmals urkundlich nachzuweisen, doch ist die Siedlung in ihrem Kern wohl älter. Die Obere Laimgrube lag zwischen Gumpendorfer Straße und Mariahilfer Straße; die Gegend zur Wien hieß ursprünglich „Im Saugraben" (auch „An der Wien"), später hingegen Untere Laimgrube. Der Kern der seit dem 11. Jahrhundert bestehenden Siedlung („Obere Laimgrube") ist ein Zeilendorf vor einer Straßengabel (ursprünglich Dreiecksplatz bei der Abzweigung der Windmühlgasse von der nach Westen führenden Mariahilfer Straße). Der größte Teil der Laimgrube war mit Weingärten bedeckt. Der dominierende Lehmboden, der die Anlage einer bereits 1370 bekannten Lehmgrube begünstigte, gab der Ansiedlung ihren Namen. Der lehmige Abhang zum Wienfluß wurde zur Ziegelgewinnung abgegraben. 1343 erbaute Herzog Albrecht II. die Theobaldkapelle, im selben Jahr das Kloster „Zum heiligen Martin". 1348, ein Jahr vor Ausbruch der Pest, wurde in der Nähe der Theobaldkapelle ein Versorgungshaus gegründet, das 1354 in ein Kloster für Büßerinnen (Ciarissen) umgewandelt wurde (Theobaldkirche). 1451 wurde das Kloster den Franziskanern übergeben. Die Ciarissen übersiedelten in den „Stoß im Himmel". Mitte 15. Jahrhundert wurden größere Befestigungsarbeiten begonnen, um die Vorstädte gegen feindliche Überraschungsangriffe zu schützen. Ein mächtiges Bollwerk mit Torturm entstand bei St. Theobald. Das Franziskanerkloster wurde 1529 völlig zerstört, die Befestigungen nicht wieder erneuert. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Laimgrube zu einer ausgedehnteren Vorstadt. - Häuser: 1591: 96. 1736: 80. 1776: 91. 1779: 124. 1795: 172. 1829: 190. 1847: 203. - Grenzen der Vorstadt: Im 6. Bezirk: Linke Wienzeile 2-68, Getreidemarkt 1-17, Mariahilfer Straße 1-13, Königsklostergasse 2-10, Gumpendorfer Straße 1-61,40-50, Kaunitzgasse 1-3, Eggerthgasse, Stiegengasse 15-17, 14-20, Windmühlgasse 15-27. Im 7. Bezirk: Mariahilfer Straße 2-24, Karl-Schweighofer-Gasse 1-9, 2-14, Siebensterngasse 1-9, Stiftgasse.
Literatur
- Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 38
- Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 66 f.
- Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975. Band 4, S. 4 (erst 1144)
- Helmut Kretscher: Mariahilf. Geschichte des 6. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1992 (Wiener Heimatkunde, 6), S. 23 ff.
- Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), Register
- Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 44 ff., 69 (Grenzen), 73 ff., 117 ff. (Laimgrubenkirche)
- Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, Register
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 149