Katakomben (St. Stephan)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Sonstiges„Sonstiges“ befindet sich nicht in der Liste (Bezirk, Grätzel, Verkehrsfläche, Friedhof, Gewässer, Berg, Vorort, Ort, Herrschaft, Vorstadt, ...) zulässiger Werte für das Attribut „Art des Objekts“.
Datum von
Datum bis
Name seit 19. Jahrhundert
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 2238
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 1.08.2013 durch WIEN1.lanm08w04

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48° 12' 30.60" N, 16° 22' 23.30" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Katakomben. 1) Roma antica: Bezeichnung für unterirdische Grabstätten und Andachtsräume, die in frühchristlicher Zeit in Rom neben einem Teilstück der Via Appia, genannt „ad catacumbas", angelegt wurden und u. a. der Bestattung christlicher Märtyrer dienten. - 2) Katakomben zu St. Stephan: Hier kam der Name Katakomben erst im 19. Jahrhundert auf; vorher ist nur von Grüften unter dem Dom die Rede (wie auch bei anderen Stadtkirchen, beispielsweise St. Michael). Die älteste dieser Grüfte war die von Rudolf IV. vor 1363 gestiftete Herzogsgruft unter dem Mittelchor, in der bis 1576 Mitglieder der Habsburger-Dynastie bestattet wurden (beispielsweise Rudolf IV. selbst, Albrecht III., Albrecht IV., Wilhelm, Leopold IV. und Leopold VI.); auch Friedrich III. wurde ursprünglich hier beigesetzt, bevor man seine Gebeine ins Hochgrab im Südchor übertrug. 1564-1878 wurden in der Fürstengruft die Eingeweide verstorbener Habsburger in Urnen bestattet. Maria Theresia ließ 1754/1755 die alte Herzogsgruft erweitern und die Gebeine ihrer Vorfahren, deren alte Särge man 1739 geöffnet hatte (Beschreibung durch Marquard Herrgott), in neue Särge umbetten. Außer der Herzogsgruft gab es vom 15. bis zum 17. Jahrhundert unter dem Dom nur einzelne Grabkammern für bestimmte Familien sowie ab 1486 unter dem Deutschen Haus ein Gewölbe, in das man exhumierte Gebeine vom Stephansfriedhof übertrug. 1718 entstand ein Gruftraum unter der damals neuerbauten „oberen Sakristei" im Winkel zwischen Nord- und Mittelchor. Die Sperre des Friedhofs (1732), durch die dem Kirchmeisteramt erhebliche Einnahmen an Bestattungsgebühren verlorengingen, gab Anlaß zu einem Antrag an die niederösterreichische Regierung (1743), die Anlage neuer ausgedehnter Grufträume zu genehmigen (Genehmigung 1745). In den bis 1779 etappenweise geschaffenen Gewölben, die sich unter dem gesamten Chor und Querschiff sowie unter dem nördlichen und nordöstlichen Teil des Stephansplatzes erstrecken, fanden 1745-1783 10.893 Bestattungen statt. Mit Hofdekret vom 11. Dezember 1783 wurden Begräbnisse in Kirchen und Grüften allgemein untersagt, am 23. August 1784 wurde die Schließung der Grüfte angeordnet. Im 19. Jahrhundert ließ man vereinzelt Besucher ein (so 1836 Lady Frances Trollope, deren Führer bereits den Namen Katakomben verwendete, und 1841 Adalbert Stifter); ihre schauerliche Schilderungen veranlaßten Erzbischof V. E. Milde (1831-1853), Besuche generell zu untersagen. Moritz Bermann publizierte 1865 erfundene, aber gern gelesene Schauergeschichten von den Katakomben. Als nach Vollendung der ersten Hochquellenleitung der Grundwasserspiegel anstieg und in die Katakomben Feuchtigkeit eindrang, wurden sie 1872/1873 geräumt, Gebeine und Särge in kleinere Gewölbe gebracht (die man vermauerte) oder vergraben; nur die Herzogsgruft blieb unangetastet. Anläßlich der Neupflasterung des Chors (1951) entstand unter dem Südchor die neue Bischofsgruft (Dombaumeister Karl Holey), in die man die zuvor im Nordchor bestatteten Gebeine von Bischöfen und Erzbischöfen übertrug und in größtenteils neuen Särgen beisetzte. 1957 wurde das vom nördlichen Querschiff zugängliche Gewölbe als Unterkirche adaptiert; unter dem Nordchor entstand eine Domherrengruft, der Raum zwischen Unterkirche und Herzogsgruft dient als Lapidarium (in welchem Reste zerstörter Grabsteine und Denkmäler aufbewahrt werden).

Literatur

  • Albert Camesina, Die Maria-Magdalena-Capelle am Stehansfreithof zu Wien und dessen Umgebung. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Gerold 1856-1918. 11, 1870, S. 250 ff.
  • Leopold Senfelder: Die Katakomben bei St. Stephan. In: Vorträge und Abhandlungen der Leo-Ges. 19, 1902
  • Hans Tietze: Geschichte und Beschreibung des St. Stephansdomes zu Wien. (Österreichische Kunsttopographie. Hg. vom Bundesdenkmalamt. Horn: Berger 1931 >> Österreichische Kunsttopographie 23, 1931), 2621 f.
  • Marlene Zykan: Der Stephansdom. Wien [u.a.]: Zsolnay 1981 (Wiener Geschichtsbücher, 26/27), S. 188 ff.