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Version vom 29. Mai 2015, 12:22 Uhr
Kanalstrotter, Bezeichnung für Sandler und Obdachlose, die im Kanalnetz nach brauchbaren Gegenständen (Münzen, Schmuckstücke, aber auch Metall oder dergleichen) suchten, die durch Unachtsamkeit in die Kanäle gelangt waren. Auch das aufschwimmende Kanalfett wurde von ihnen abgeschöpft und an Seifensieder weiterverkauft. Sie bewohnten Bereiche der Kanalisation die während der Errichtung der Kanäle von den Arbeitern als Aufenthaltsräume und Küchen genutzt wurden und nach deren Fertigstellung zurückgelassen wurden. Hauptsächlich waren diese menschenunwürdigen Unterkünfte im Bereich des eingewölbten Wienflusses zwischen Naschmarkt und Stadtpark sowie beim rechten Hauptsammelkanal zu finden. Besonders in der Zeit der Wohnungsnot rund um den ersten Weltkrieg war diese Form der Obdachlosigkeit verbreitet. Die letzten dieser Untergrundbewohner wurden vermutlich erst durch die Kanalbrigade vertrieben.
Literatur
- Otto Krammer: Wiener Volkstypen. Von Buttenweibern, Zwiefel-Krowoten und anderen Wiener Originalen. Wien: Braumüller 1983, S. 42 f.
- Emil Kläger: Durch die Wiener Quartiere des Elends und Verbrechens. Ein Wanderbuch aus dem Jenseits. Wien: Mitschke 1908