Johann Ignaz von Felbiger

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Felbiger, Johann Ignaz Melchior von
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 15752
GND 118532340
Wikidata Q467176
Geburtsdatum 6. Jänner 1724
Geburtsort Oberglogau, Schlesien
Sterbedatum 17. Mai 1788
Sterbeort Preßburg
Beruf Geistlicher
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Wiener Schulen
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 12.10.2021 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Ignaz Melchior von Felbiger, * 6. Jänner 1724 Oberglogau, Schlesien, † 17. Mai 1788 Preßburg, Ungarn (Bratislava, Slowakei), Geistlicher, Reformer des niederen Schulwesens in Österreich.

Biografie

Johann Ignaz Melchior von Felbiger war der Sohn eines von Karl VI. geadelten österreichischen Postmeisters. Er studierte Theologie in Breslau und trat 1746 in das Augustiner-Chorherrenstift Sagan (Schlesien) ein (1758 Wahl zum Abt). Er schuf im Auftrag Friedrichs des Großen in Anlehnung an J. J. Heckers Generallandschulreglement (1763) ein Reglement für die katholischen Untertanen in Preußen; durch die Reform der Schulen Schlesiens erwarb er sich einen ausgezeichneten Ruf.

1774 wurde er von Maria Theresia nach Wien berufen, wo er maßgeblich an der Ausarbeitung der "Allgemeinen Schulordnung für die deutsche Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen kaiser-königlichen Erblanden" beteiligt war (1774; Theresianische Schulordnung). Damit verbunden war die Schulpflicht vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr, die staatliche Schulaufsicht über das niedere Schulwesen ("Politicum") und die Einführung des obligatorischen Lehrbefähigungsnachweises.

Trivialschulen sollten in jedem Pfarrort sein, Hauptschulen in größeren Städten und [Normalschule|Normalschulen]] je eine in jeder Provinzhauptstadt; die Wiener Normalschule wurde am 1. Mai 1775 im St.-Anna-Gebäude in der Johannesgasse unter der Leitung von Josef Messmer neu eröffnet (Musterschule zur Heranbildung der Lehrer). Felbiger wurde "Generaldirektor" des gesamten Volksschulunterrichts, jedoch der Studienhofkommission (Unterrichtsministerium) untergeordnet. Er hielt in Wien Vorträge und Kurse über seine Lehrart, schrieb Lehrbücher für die neuen Schulen (erstes österreichisches Lesebuch, verschiedene Ausgaben des Katechismus, Rechen- und Sprachbücher sowie dazugehörende methodische Anleitungen).

Nach dem Tod Maria Theresias wurde er von Joseph II. (der einen noch radikaleren Kurs verfolgte) dazu bewogen, seinen Abschied als Generaldirektor zu nehmen. Felbiger zog sich 1782 (nach Resignation in Sagan) auf die ihm verliehene Propstei Preßburg zurück, nahm jedoch Anteil an der Schulreform in Ungarn. Felbiger veröffentlichte das methodische Werk "Eigenschaften, Wissenschaften und Bezeigen rechtschaffener Schulleute" (1768), das als Vorläufer des später in Österreich erschienenen "Methodenbuchs" (1775) anzusehen ist. Beim Rücktritt Felbigers bestanden in Niederösterreich (mit Wien) außer der Normalschule in der Johannesgasse noch zwölf Haupt-, 823 Trivial- und neun Mädchenschulen.

Siehe auch: Felbigergasse.

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Matthias Bernath [Hg.]: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. 4 Bände. München: Oldenbourg 1974-1981
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. München: A. Francke 1973-1975
  • Franz Frisch [Hg]: Biographien österreichischer Schulmänner. Als Beitrag zur Schulgeschichte der letzten hundert Jahre. Wien: Pichler 1897, S. 1 ff.
  • Joseph Alexander von Helfert: Die österreichische Volksschule. Geschichte, System, Statistik. Band 1: Die Gründung der österreichischen Volksschule durch Maria Theresia. Prag: Tempsky 1860
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Ulrich Krömer: Johann Ignaz von Felbiger. Leben und Werk. Freiburg im Breisgau [u.a.]: Herder 1966 (Untersuchungen zur Theologie der Seelsorge, 22 )
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Rudolf Piffl / Anton Herget / Anton Weiß: Geschichte der Erziehung und des Unterrichts. Wien [u.a.]: Österreichischer Bundesverlag ³1930, S. 154 ff.
  • Josef Stanzel: Die Schulaufsicht im Reformwerk des Johann Ignaz von Felbiger (1724-1788). Schule, Kirche und Staat in Recht und Praxis des aufgeklärten Absolutismus. Paderborn: Schöningh 1976
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach [Isartal]: Verlag Dokumentation 1972
  • Franz Volkmer: Johann Ignaz von Felbiger und seine Schulreform. Ein Beitrag zur Geschichte der Pädagogik des 18. Jahrhunderts. Habelschwerd: Franke 1890