Jakob Zeggl

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Daten zur Person
Personenname Zeggl, Jakob
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 42819
GND 1146951337
Wikidata
Geburtsdatum 17. Juli 1890
Geburtsort St. Egyden am Steinfeld/NÖ.
Sterbedatum 27. Juni 1967
Sterbeort Grünau im Almtal/OÖ.
Beruf Priester
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Letzte Änderung am 18.12.2018 durch WIEN1.lanm09eal
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Zeggl, Jakob, * 17. Juli 1890 in Urschendorf, St. Egyden am Steinfeld/NÖ.; † 27. Juni 1967 in Grünau im Almtal/OÖ.; römisch-katholischer Pfarrer von Wien-Breitensee, Dechant des Stadtdekanats 14.


Biographie

Jakob Zeggl wurde am 17. Juli 1890 als Sohn eines Landwirts geboren. Er wurde Zögling des Knabenseminars in Hollabrunn/NÖ. und Alumnus des Wiener Priesterseminars. Am 25. Juli 1914 wurde er von Friedrich Gustav Kardinal Piffl zum Priester geweiht und wurde zunächst am 1. September 1914 Kooperator der Pfarre Payerbach/NÖ., am 16. März 1917 Spiritualprovisor in Reichenau/NÖ. und am 1. April 1918 Pfarrer in Falkenstein/NÖ., schließlich am 1. Mai 1932 dann Pfarrer in Poysdorf/NÖ. Dort kam er durch verschiedene Aktivitäten, durch seine mutige und aufrechte Haltung sowie wegen seines großen Einflusses auf die Pfarrbevölkerung in schwere Konflikte mit der Ortsleitung der nationalsozialistischen Partei. Er wurde verhaftet und fünf Wochen in Untersuchungshaft arrestiert. Da eine Rückkehr nach Poysdorf infolge eines durch die Kreisleitung Mistelbach durchgesetzten Kreisverbots nicht mehr möglich war, bat ihn Dr. Theodor Kardinal Innitzer zu einem Zeitpunkt, als sein Verfahren noch in Schwebe war, die Pfarre Breitensee zu übernehmen. Zeggl wurde erst im Februar 1941 nach zwei Verhandlungen vor einem Sondergericht infolge von Widersprüchen in den Zeugenaussagen endgültig freigesprochen. Unter diesen nicht alltäglichen Umständen wurde er am 1. September 1940 Lokalprovisor, am 1. Oktober Pfarrverweser von Breitensee. Unter dem Druck der widrigen politischen Umstände musste man von einer förmlichen Ernennung zum Pfarrer und der kanonischen Investitur absehen, die Ernennung zum Pfarrer erfolgte erst am 1. April 1946. Zeggl, der den Posten selbst nicht angestrebt hatte, wurde damit zum dritten Pfarrer von Breitensee, gleichzeitig auch – neben Dr. Hans Schinner – zur markantesten Persönlichkeit unter den Pfarrern von Breitensee.

Nach den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren war es auch Zeggl, der den Wandel von der vorkonziliaren Pfarre zur nachkonziliaren Pfarrgemeinde einleitete, den dann sein Kaplan und Nachfolger, Hans Schinner, weiterführte. Sowohl in baulicher als auch in administrativer und pastoraler Hinsicht änderte sich unter Pfarrer Zeggl einiges.

Pfarrer Jakob Zeggl, der 1959 den Titel Monsignore verliehen bekommen hatte, sollte am 1. Juli 1967 in den dauernden Ruhestand treten, am 27. Juni verstarb er unerwartet während eines Erholungsaufenthalts im Alter von 76 Jahren. Er wurde im Familiengrab in St. Egyden am Steinfeld/NÖ. beigesetzt.


Auszeichnungen

Fast 27 Jahre hat Zeggl die Pfarre Breitensee mit starker Hand und unermüdlichem Eifer geführt, das Gesicht der Pfarre erhielt einen modernen, seelsorglichen Zug. Sein Wirken hat auch weit über die Pfarrgrenzen hinausgereicht. Er hat viele Ehrungen seitens geistlicher und weltlicher Behörden erfahren: Schon 1935 ist er zum Ehrenbürger der Stadt Poysdorf/NÖ. ernannt worden, diese Ehrenbürgerschaft ist ihm 1939 von den Nationalsozialisten aberkannt worden, 1946 machte ihn der Poysdorfer Gemeinderat neuerlich zum Ehrenbürger.

1960 verlieh ihm der Bundespräsident das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.


Verfasser des diözesanen Gebet- und Gesangbuches

Die aktive Einbeziehung der Gläubigen in den Gottesdienst war ihm schon auf seinen früheren Posten ein besonderes Anliegen, schon 1926 gab er das Gebetbuch „Betende Gemeinde“ heraus, das viel Anklang fand und später offizielles Gebet- und Gesangbuch der Erzdiözese Wien wurde; auch Nachbardiözesen übernahmen dieses Buch, das bis 1972 insgesamt 23 Auflagen erreicht hat. Jedenfalls hatte Zeggl schon lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil das Anliegen, „alle Gläubigen möchten zu der vollen, bewußten und tätigen Teilnahme an den liturgischen Feiern geführt werden“ massiv gefördert.


Wirkung

Zu den Pionieren zählte Zeggl auch bei den neu eingeführten Pfarrfirmungen, die bald von vielen den Massenfirmungen im Stephansdom vorgezogen wurden.

Im Bereich der Pfarrcaritas und der Betreuung Obdachloser setzte Zeggl ebenfalls neue Akzente, sei es durch Ausspeisungen oder durch eine untertags geöffnete Wärmestube. Auch eine unentgeltliche Rechts- und Sozialberatung wurde 1951 eingeführt.

Zu den großen Leistungen Zeggls zählte neben der Errichtung des Pfarrkindergartens in dem Gebäude der ehemaligen Kinderschutzstation in der Breitenseer Straße 35 die Wiedererrichtung des Josefinums – seinem Wunsch folgend – als Schule sowohl für Mädchen als auch für Buben, das zunächst als Diözesanschule, dann seit 1958 bis heute als Pfarrschule geführt wird.

Zeggl, seit 1954 auch Dechant für den 13. und 14. Wiener Gemeindebezirk, wurde auch an der Mitte der 1950er Jahre einsetzenden Neugestaltung des Wiener Friedhofswesens maßgeblich beteiligt und zählte in Wien zu den führenden Männern der Liturgie. Er, damals schon 72-jährig, doch geistig jung geblieben, hatte auch den Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils begrüßt.

Zeggl hatte sich auch in katechetischen Belangen eingesetzt. In den späten 1950er und frühen 60er Jahren hat er das Management bei der Herausgabe des Katholischen Katechismus von Johannes Klement und der dazugehörigen Handbücher besorgt.


Quellen

Archiv der Pfarre Wien-Breitensee: Gedenkbuch der Pfarre.

Markus Baier: 100 Jahre Pfarre Breitensee. Versuch eines historischen Rückblicks. In: Festschrift 100 Jahre Pfarrgemeinde Breitensee. 1898/99–1998/99. Wien: Manz’sche Buchdruckerei Stein & Co. 1998, S. 33–59.

Hans Schinner: Breitensee – Vom Dorf zur Großstadtpfarre. Wien: Wiener Dom-Verlag 1976 ( Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien 18).

Ludwig Schuberth: Caritas – ein besonderes Breitenseer Anliegen. In: Festschrift 100 Jahre Pfarrgemeinde Breitensee. 1898/99–1998/99. Wien: Manz’sche Buchdruckerei Stein & Co. 1998, S. 74–76.

Wiener Diözesanblatt 78 (15/16), S. 87; 78 (19), S. 96; 84 (8), S. 61; 93 (1), S. 3; 105 (7), S. 85.