Pfarrkindergarten der St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung (14)

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Bildungseinrichtung Kindergarten
Datum von
Datum bis 1907
Benannt nach
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  • 14., Breitenseer Straße 35

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48° 12' 6.94" N, 16° 18' 25.51" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Pfarrkindergarten der St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung und Pfarrheim der Pfarre Breitensee (ehemalige Schutzstation)

Architektur

Der späthistoristische zweigeschossige, villenartige Bau mit Walmdach und Rundbogenfenstern wurde 1907 als "Schutzstation" errichtet. Das Gebäude steht an der Ecke eines großen Gartengeländes mit aufwändigem Zaungitter, das es mit dem benachbarten Josefinum (14., Breitenseer Straße 31) verbindet. Hohe Dreiecksgiebel an zwei Seiten, eine Nutung im Erdgeschoß und eine Backsteinfassade im Obergeschoß sichern dem Gebäude eine abwechslungsreiche Gestalt, die auch durch die reich verschachtelte Dachpartie gesteigert wird. Die straßenseitigen Front zur Breitenseer Straße wird durch einen Mittelrisalit betont, im Obergeschoß wurden zwei Barockskulpturen und ein Relief (links der Erzengel Michael, in der Mitte die heilige Dreifaltigkeit, rechts Maria Immaculata, alle 18. Jahrhundert, 1976 restauriert) in schlicht umrahmten Nischen sekundär verwendet. Die Haustür und die schlichte Flurgestaltung zeigen Stilelemente eines konservativen, zurückhaltenden Jugendstils. Sonst ist das Gebäude in den Stilformen der kirchlichen Neoromantik der Jahrhundertwende gehalten. Ob auch dieses Gebäude wie das benachbarte Josefinum und die Breitenseer Pfarrkirche nach Plänen des Architekten Ludwig Zatzka errichtet wurde, ist nicht gesichert. 1990 wurde das Gebäude außen renoviert. 2007/2008 erfolgte ein Zubau auf der östlichen Seite des Gebäudes. Heute befindet sich in der ehemaligen Schutzstation das Pfarrheim und der Pfarrkindergarten der St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung.

Geschichte

Am 11. Mai 1900 erwarb die Gemeinde Wien von Ludwig Carl Zamarski zwei Häuser samt Garten in 14., Breitenseer Straße 33 und 35, die Bauten wurden kurz danach abgerissen. 1907 (vertraglich erst mit 28. August fixiert) wurde vom karitativen Verein Kinder-Schutzstationen, der 1901 gegründet worden war, auf der nordwestlichen Ecke des Grundstücks ein späthistoristischer zweigeschossiger, villenartiger Bau errichtet, der nach seiner Fertigstellung in das Eigentum der Gemeinde Wien überging; der Verein war jedoch für die Erhaltung des Gebäudes zuständig. Dieser katholische Verein, der neben der überkonfessionell organisierten "Kinderschutz- und Rettungsgesellschaft in Wien" (gegründet 1899) einer der beiden größten Kinderschutzorganisationen Wiens war, verfolgte das Ziel, unbeaufsichtigte Kinder – bereits damals existierte entgegen landläufiger Ansicht ein hoher Anteil von berufstätigen Frauen aus dem Arbeiterstand – von der Straße zu holen und sie im Falle bereits eingetretener Verwahrlosung so weit wie möglich wieder zu resozialisieren.

Bereits 1906 einigte man sich mit der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz, die zumindest seit 1895 das "St. Josefs-Kinderheim" in der Nussallee in Breitensee (heute 14., Breitenseer Straße 104), später die "Lehr- und Erziehungs-Anstalt ‚St. Josefinum‘" des St. Josef-Kinder-Asyl-Vereines im benachbarten Neubau in der Breitenseer Straße 31 führten, dass diese nun auch die Leitung der Schutzstation, einer Kinder-Tagesheimstätte, übernehmen sollten. Die Kreuzschwestern leiteten die Betreuungseinrichtung bis zur Enteignung 1938.

Nach dem Anschluss 1938 wurde die Kinderschutzstation von den Nationalsozialisten enteignet und von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt übernommen. Die Kreuzschwestern mussten das Gebäude verlassen.

1945 wurden die Kinderschutzstation – ebenso wie das benachbarte Josefinum – vollständig geplündert. Das Gebäude in der Breitenseer Straße 35 wurde in weiterer Folge zur Unterbringung des städtischen Jugendamtes benützt. Der Breitenseer Pfarrer, Jakob Zeggl, (damals Pfarrverweser) konnte eine Verlegung des Jugendamtes und eine Freigabe des Gebäudes für die Pfarre Breitensee erreichen, nachdem die Pfarre als Rechtsnachfolgerin anerkannt worden war. Bereits am 8. Juni 1945 wurden seitens der Gemeinde festgehalten, dass keine Einwände gegen die Wiedereinrichtung eines Kindergartens durch die Pfarre Breitensee bestünden, letztlich wurde das Gebäude jedoch erst mit 1. Mai 1947 geräumt, der Kindergarten der Pfarre Breitensee eröffnete am 1. November, Anfang 1948 eröffnete dann auch ein Kinderhort. Die Leitung übertrug Zeggl zunächst Schwestern der Caritas socialis.

Auf Zeggls Wunsch hin übernahmen 1950 die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz die Leitung des Kindergartens, im August hatten sie auch die Leitung des wiedereröffneten Josefinums – nunmehr eine Schule sowohl für Mädchen als auch Knaben – übernommen. Zeggl wollte die Leitung beider Institutionen in einer Hand wissen.

Bereits im zweiten Jahr, 1951, wurden drei Kindergartengruppen mit 124 (!) Kindern und der Hort mit 79 Kindern geführt. In all den Jahren wurden jährlich zum Teil über 200 Kinder im Kindergarten und im bis 1996 bestehenden Hort betreut.

Am 16. Februar 1971 entstand bei einem Brand, der aus ungeklärten Ursachen ausgebrochen war, glücklicherweise nur Sachschaden, praktisch der gesamte Dachstuhl des Hauses wurde damals vernichtet. Das Souterrain, in dem bis heute Gruppierungen der Katholischen Jungschar, Ministranten, Jugend sowie die Gruppe 19 der Wiener Pfadfinder und Pfadfinderinnen untergebracht sind, wurde 1972 und 2007 saniert.

1974 wurde die Leitung des Kindergartens einer Laiin übergeben, die letzte geistliche Schwester zog sich 1982 aus der Betreuung der Kindergartenkinder zurück.

1982 und 1987 erfolgte in zwei Etappen der Ausbau des Dachbodens zur Vergrößerung des Kindergartens, 1988 erwarb die Pfarre das Gebäude. 2007/08 erfolgte ein Zubau auf der östlichen Gebäudeseite und ermöglicht nun auch einen barrierefreien Zugang zu den Räumlichkeiten des Pfarrheims und Pfarrsaals, der 1987 durch eine Zusammenlegung von Räumen entstanden ist, um der Raumnot im Souterrain zu begegnen.

Im Arbeitsjahr 2007/2008 wurde auch eine Familiengruppe (mit 2- bis 6-Jährigen) geführt, seit 2008 besteht auch eine Kleinkinderkrippe.

Mit 1. September 2009 übernahm die St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung in der Erzdiözese Wien, die mit Wirkung vom 1. Juni 2009 von Kardinal Dr. Christoph Schönborn ins Leben gerufen wurde und mittlerweile Träger der meisten katholischen Kindertagesheime in Wien ist, den Pfarrkindergarten und betreibt seither das Kindertagesheim. Aktuell (Arbeitsjahr 2011/2012) werden 115 Kinder in fünf Gruppen betreut.

Literatur

  • Archiv der Pfarre Breitensee: Gedenkbuch der Pfarre; Ordner Josefinum; Ordner Kindergarten, Ordner St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung
  • Markus Baier: 100 Jahre Pfarre Breitensee. Versuch eines historischen Rückblicks. In: Festschrift 100 Jahre Pfarrgemeinde Breitensee. 1898/99–1998/99. Wien: Manz’sche Buchdruckerei Stein & Co. 1998, S. 33–59
  • Johannes Hawlik: Der Bürgerkaiser. Karl Lueger und seine Zeit. Wien/München: Herold 1995.
  • Ordensarchiv des Klosters Laxenburg der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz, Chronik St. Josefinum; Hauschronik von Breitensee; Bestand Breitensee – Josefinum; Breitensee – Schutzstation.
  • Hans Schinner: Breitensee – Vom Dorf zur Großstadtpfarre. Wien: Wiener Dom-Verlag 1976 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien 18)
  • Theresita Swoboda: Das Josefinum in alter und besonders in neuer Zeit. In: Festschrift 75 Jahre Pfarre Wien-Breitensee. 1898–1973. Dienst an den Menschen – Gemeinschaft mit Gott. Hg. von der Pfarrgemeinde Breitensee. Wien: Pfarrgemeinde Breitensee 1973, S. 31–37

Weblinks