Irene Harand: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. Dezember 2014, 23:31 Uhr

Daten zur Person
Personenname Harand, Irene
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 39950
GND
Wikidata
Geburtsdatum 7. September 1900
Geburtsort Wien
Sterbedatum 2. Februar 1975
Sterbeort New York City
Beruf
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 17.12.2014 durch DYN.krabina
  • 5., Hartmanngasse 1 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1971)
  • Gerechte der Völker (Verleihung: 26. September 1967)

Irene Harand, * 7. September 1900 Wien, † 2. Februar 1975 New York City, Autorin und Gegnerin des Nationalsozialismus. In den späten 1920er Jahren arbeitete Harand im „Verband der Kleinrentner und Sparer Österreichs“ des jüdischen Anwalts Moriz Zalman, der sich unentgeltlich für Opfer der Inflation einsetzte. In diesem Verband wurde sie schließlich seine Stellvertreterin und schrieb für dessen Zeitung "Welt am Morgen". 1930 gründete sie gemeinsam mit Zalman die „Österreichische Volkspartei“ (steht nicht in Verbindung mit der ÖVP der Zweiten Republik), die sich für Kleinrentner und Ärmere einsetzte und, im Gegensatz zu den anderen Parteien in Österreich, aktiv gegen den Antisemitismus auftrat. Bei den Wahlen 1930 verfehlte die Partei klar den Einzug in den Nationalrat. Im Herbst 1933 gründeten Zalman und Harand die „Weltbewegung gegen Rassenhass und Menschennot“, die unter dem Namen „Harand-Bewegung“ bekannt wurde und als Antithese zur NSDAP-„Hitler-Bewegung“ auftrat. Sprachrohr der „Harand-Bewegung“ war die Wochenzeitung "Gerechtigkeit". Die überzeugte Katholikin Irene Harand war bis in die 1940er Jahre Monarchistin und eine Anhängerin des Austrofaschismus. Die „Harand-Bewegung“ wurde Teil der Vaterländischen Front und verteidigte bis zum Schluss den autoritären Kurs der Regierungen von Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg. Gegen antisemitische Strömungen innerhalb des Austrofaschismus und der katholischen Kirche Österreichs trat die „Harand-Bewegung“ jedoch massiv auf. Die „Harand-Bewegung“ hatte zwischen 1933 und 1938 mehrere tausend Mitglieder und Ortsgruppen in vielen europäischen Staaten. Ein Weltkongress der „Harand-Bewegung“ scheiterte 1937 an den finanziellen Möglichkeiten der Organisation und der mangelnden Unterstützung der österreichischen Behörden. In ausgedehnten Vortragsreisen durch Europa und die USA (1937) versuchte Irene Harand die Öffentlichkeit gegen den Nationalsozialismus und im Speziellen gegen den Antisemitismus zu mobilisieren. Da sie der Ansicht war, dass prekäre wirtschaftliche Verhältnisse einen Nährboden für die Ideologie der Nationalsozialisten bildeten, übernahm sie Firmpatenschaften und organisierte Weihnachtsbescherungen für die Kinder Mittelloser und die Zusendung von Lebensmittelpaketen an Bedürftige. Sie versprach Hoteliers vor allem in ländlichen Regionen Gratis-Inserate in der Zeitung Gerechtigkeit, sofern diese die Zeitschrift abonnierten und sich verpflichteten, jeden Gast unabhängig von Herkunft und Religionszugehörigkeit aufzunehmen. Als Protest gegen die Münchner Ausstellung „Der ewige Jude“ gab die „Harand-Bewegung“ Verschlussmarken mit Porträts berühmter jüdischer Persönlichkeiten heraus.

Drei Jahre nach dem Erscheinen ihres Buches "Sein Kampf. Antwort an Hitler", welches sie auf eigene Kosten herausgab, wurde im Jahre 1938 ein Kopfgeld von 100.000 Reichsmark auf sie ausgesetzt und ihre Bücher öffentlich in Salzburg verbrannt. Harand, die sich zu jener Zeit in England befand, konnte jedoch nicht gefasst werden und flüchtete in die USA, wo sie die Exilorganisation „Austrian Forum“ mitbegründete und in den 1940er die Frauenorganisation der amerikanischen „Non-Sectarian Anti-Nazi League to Champion Human Rights“ führte. Zudem verhalf sie österreichischen Juden zu Visa für die USA, wodurch mehr als 100 Menschen vor der nationalsozialistischen Verfolgung fliehen konnten. 1941 war sie in London an der Gründung des Free Austrian Movements beteiligt. 1969 wurde sie von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet und erhielt 1971 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Irene Harand starb 1975 in New York. Ihre Asche wurde am 27. Juni 1975 in einem ehrenhalber gewidmeten Grab (Abteilung ARI, Nummer 153) der Gemeinde Wien im Urnenhain der Feuerhalle Simmering beigesetzt.

Irene-Harand-Hof 1, Judengasse 4

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