Hütteldorf (Vorort)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorort
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 14
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 7424
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 18.08.2013 durch WIEN1.lanm08w01


Hütteldorf (14), Vorort im Westen Wiens (am Rand des östlichen Wienerwalds im Wiental gelegenes typisches Zeilendorf), 1890/1892 in den damaligen 13. Bezirk (Hietzing) einbezogen (seit 1938 Teil des 14. Bezirks Penzing). Hütteldorf wird urkundlich erstmals 1156/1171 als Utendorf erwähnt; der Name ist von Outo, vielleicht auch von Ute (Utendorfgasse) abzuleiten. Das anlautende „h" ist dem Namen erst im 16. Jahrhundert zugewachsen (urkundlich erstmals 1548; 1642 Hieteldorf); alle anderen Erklärungen sind falsch. Der Ort war ursprünglich ein Zeilendorf nördlich der Linzer Straße zwischen Rosen- und Halterbach (etwa Bereich Satzberggasse und Hüttelbergstraße). Ab 1267 gehörte Hütteldorf zur Pfarre Penzing. Das adelige Geschlecht der Utendorfer war in den Anfangszeiten der Ortschaft deren Besitzer. Erst im 14. Jahrhundert taucht mit dem herzoglichen Forstmeister Wernhard Schenk von Ried eine neue Besitzerfamilie auf; dieser landesfürstliche Beamte gründete 1356 die Pfarre Hütteldorf (erster Pfarrer Niclas der Tanner). Die Bodenbeschaffenheit der Gegend ermöglichte (nach Rodung dichten Walds) Weinbau, Ackerbau und Viehzucht, aber auch weiterhin Forstwirtschaft. Die Türken brannten 1529 Hütteldorf nieder (die Bevölkerung konnte sich nicht retten). In der (mit der Wiederaufbauzeit zusammenfallenden) Reformationszeit hemmte der Streit zwischen den Anhängern des katholischen und des in Hütteldorf stark verbreiteten evangelischen Glaubens die Entwicklung des Orts. 1599 wird ein „Präuhäusel" erwähnt (Brauhäuser, Hütteldorfer Brauerei). Die Pestepidemie 1679 vernichtete den Wohlstand der aufblühenden Gemeinde, die Türken brannten den Ort 1683 neuerlich nieder (nur das Haus CNr. 105 [14, Rosentalgasse 6] blieb stehen); obwohl die Bewohner geflüchtet waren, überlebten nur wenige. 1683-1694 zählte man 63 Zuwanderer beziehungsweise 107 Eheschließungen, die Häuser waren 1691 noch nicht vollständig aufgebaut; 1694 wurde erstmals wieder Wein geerntet. 1713 wurde Hütteldorf von der Pestepidemie betroffen; die Franzosenkriege verursachten nur mäßig Schäden. Im 18. und 19. Jahrhundert kam es wiederum zu einem Niedergang Hütteldorfs. Vor der Eröffnung der Westbahn diente ein Stellwagen als Verbindung zu Wien. Die Villen der Fürstin Paar (mit prachtvollen Parkanlagen) und der Fürstin Esterházy (mit auf 12 Säulen ruhendem Minervatempel im Park) zogen seinerzeit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. In der Villa Rettich verlebte Friedrich Halm (Eligius Freiherr von Münch-Bellinghausen) im Kreise seiner Freunde, der von ihm schwärmerisch verehrten Julie Rettich und ihres Gatten einige Sommer.

Anzahl der Häuser

  • 1557: 77
  • 1572: 69
  • 1577: 77
  • 1591 und 1607: 82
  • 1630 und 1640: 83
  • 1648: 74

Bürgermeister

  • Anton Bergmiller, Stellfuhrinhaber, Brauhaus- und Gutsbesitzer (1821-1870; Bürgermeister 1861-1867; Bergmillergasse)
  • Michael Muck, Schuhmacher (1869-1876)
  • Nikolaus Döring, Holzhändler (1877-1879);
  • Ferdinand Wolf, Schlossermeister (1824-1904; Bürgermeister 1880-1891; Ferdinand-Wolf-Park)

Pfarrer

  • Gottfried Scholz ab 1996

Archäologie

Im Schubrecherwald bei der Siedlung Jägerwald befinden sich 28 (?) Hügelgräber (21 römische, ein mittelbronzezeitlicher, sechs fragliche), von denen 12 Hügel durch J. Caspart (1937) beziehungsweise Alfred Neumann (1950 und 1961) ausgegraben wurden. Die Hügel gruppierten sich anscheinend zu beiden Seiten eines Wegs, acht hatten runde, aus Steinen aufgeschichtete Grabkammern, die übrigen keine Steineinbauten. An Grabbeigaben fanden sich Gefäße aus Ton und etwas Glas (in Grab 1 nicht weniger als 16 Gefäße), Fibeln und Gürtelschnallen als Trachtbestandteile, ein hölzernes (Schmuck-) Kästchen und (als Unikat) eine tönerne Feldflasche. Die Datierung geht wahrscheinlich in die mittlere Kaiserzeit.

Weitere Artikel

Literatur

  • Anton Scheiblin: Zur Frühgeschichte des 14. Wiener Gemeindebezirks. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1965/1966 (21/22), S. 99 f.
  • Gottfried Scholz: Geschichte der Pfarre Hütteldorf. Diss. Univ. Wien. Wien 1961
  • Gottfried Scholz: Geschichte der Pfarre Hütteldorf. Wien: 1964, S. 137 f.
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 35
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975, S. 169
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 102
  • Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. von Wilhelm Rausch. Bearb. durch Hermann Rafetseder. Linz: Landesverlag 1989 (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, 2), S. 320
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, Band 1, S. 279 ff.; Band 2, S. 126
  • Topographie von Niederösterreich. 8 Bände. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929
  • Robert Messner: Die Josefstadt im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der westlichen Vorstädte (nördliche Hälfte) und westlichen Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1973 (Topographie von Alt-Wien, 3), S. 41 ff., S. 104 ff., S. 243 ff., S. 259 f., S. 271
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 84 f.
  • Winkler: Hietzing. S. 120 ff.
  • Ein Silberbergwerk in Hütteldorf. In: Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing 1962- lfd. Band 25/1970, S. 103 f.
  • Adolf Schmidl: Wiens Umgebungen 1. 1835, S. 134 ff.
  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 4 f.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 431 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 347
  • 0tto Urban: Das Gräberfeld von Kapfenstein (Steiermark) und die römischen Hügelgräber in Österreich. In: Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 35. 1984, S. 271 ff.