Geymüller-Schlössel: Unterschied zwischen den Versionen

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Geymüller-Schlössel (18, Khevenhüllerstraße 2). Nachdem der Bankier [[Johann Jakob Geymüller]] 1808 von seiner Schwägerin Barbara eine von dieser am 16. Dezember 1800 (noch vor ihrer Verehelichung) von ihrem späteren Gatten erhaltene Realität übernommen hatte, ließ er die darauf befindliche Gebäude (Hauerwohnung, Preßhaus, Stall) abreissen und noch im selben Jahr ein Schlössel erbauen.
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Geymüller-Schlössel (18, Khevenhüllerstraße 2). Nachdem der Bankier [[Johann Jakob Geymüller]] 1808 von seiner Schwägerin Barbara eine von dieser am 16. Dezember 1800 (noch vor ihrer Verehelichung) von ihrem späteren Gatten erhaltene Realität übernommen hatte, ließ er die darauf befindlichen Gebäude (Hauerwohnung, Presshaus, Stall) abreißen und noch im selben Jahr ein Schlössel erbauen, das als interessantes Beispiel der Spätempirearchitektur (mit gotisierenden und ägyptisierenden Formen) anzusehen ist (der Name des Architekten ist unbekannt).  
  
Der Grundriss zeigt eine barocke Anlage mit einem gegen den Garten vortretenden Saal (charakteristisch für Schlösser des 18. Jahrhunderts). Die beiden Geschosse werden durch Säulen mit Palmettekapitellen verbunden. In seiner Architektursprache zeigt das Gebäude selbst die am Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem für Lustgebäude übliche Mischung von gotischen, indischen und arabischen Stilelementen. Dem Interesse für orientalische Formen entspricht die Moschee; das Schlösschen besaß einst auch ein kleines Minarett (aus technischen Gründen abgetragen). Der Name des Architekten ist bis heute unbekannt. Obwohl das Geymüller-Schlössel im Volksmund „Verschwender-Villa" genannt wurde, besteht kein Anlass für die Annahme, dass der Besitzer [[Ferdinand Raimund]] (der hier des öfteren zu Gast war) als Vorbild für seinen Flottwell gedient hat (tatsächliches Vorbild war der Bankier Moritz Graf Fries).
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Der Grundriss zeigt eine barocke Anlage mit einem gegen den Garten vortretenden Saal (charakteristisch für Schlösser des 18. Jahrhunderts). Die beiden Geschosse werden durch Säulen mit Palmettekapitellen verbunden. Dem Interesse für orientalische Formen entspricht die Moschee; das Schlösschen besaß einst auch ein kleines Minarett (aus technischen Gründen abgetragen). Obwohl das Geymüller-Schlössel im Volksmund "Verschwender-Villa" genannt wurde, besteht kein Anlass für die Annahme, dass der Besitzer [[Ferdinand Raimund]] (der hier des öfteren zu Gast war) als Vorbild für seinen Flottwell gedient hat (tatsächliches Vorbild war der Bankier Moritz Graf Fries).  
  
1836 erhielt Clara Geymüller das Objekt. Nach mehrfachem Besitzerwechsel kam es am 17. März 1888 durch Kauf an den Textilfabrikanten Isidor Mautner und blieb ein halbes Jahrhundert Eigentum von dessen Familie („Mautner-Villa"). 1929 wurde das Haus an die [[Oesterreichische Nationalbank]] verpfändete. Im Jahr 1938 flohen die Erben vor den Verfolgungen durch das NS-Regime. Die auf dem Geymüllerschlössel lastende Hypothek ging auf die Deutsche Reichsbank über, die das Gebäude 1944 als Ausgleich für ihre Forderungen übernahm.
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1836 erhielt Clara Geymüller das Objekt. Nach mehrfachem Besitzerwechsel kam es am 17. März 1888 durch Kauf an den Textilfabrikanten Isidor Mautner und blieb ein halbes Jahrhundert Eigentum von dessen Familie ("Mautner-Villa"). Der Abbruch  durch die Deutsche Reichsbank, die das Schlössel 1938 erworben hatte, konnte verhindert werden.  
 
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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging das Eigentumsrecht auf die Oesterreichische Nationalbank über, die das Geymüllerschlössel 1948 an die Republik Österreich verkaufte. Den Kaufpreis bezahlte der damalige Generaldirektor der Österreichischen Staatsdruckerei, Franz Sobek, der dafür lebenslanges Wohnrecht im Schlössel erhielt. Sobek richtete hier seine international bekannte Uhrensammlung ein ("Sammlung Sobek") und stattete das Gebäude mit Empire- und Biedermeierinterieur aus. 1965 galt die Republik Sobek dessen Rechte am Geymüllerschlössel ab, das Gebäude wurde in der Folge als Außenstelle dem Österreichischen Museum für angewandte Kunst (MAK) angegliedert.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging das Eigentumsrecht auf die Oesterreichische Nationalbank über, die das Geymüllerschlössel 1948 an die Republik Österreich verkaufte. Den Kaufpreis bezahlte der damalige Generaldirektor der Österreichischen Staatsdruckerei, Franz Sobek, der dafür lebenslanges Wohnrecht im Schlössel erhielt. Er richtete hier seine international bekannte Uhrensammlung ein („Sammlung Sobek") und stattete das Gebäude mit Empire- und Biedermeierinterieur aus. 1965 übergab Sobek das Gebäude und seine Sammlung der Republik. In der Folge wurde es als Außenstelle dem [[Österreichisches Museum für angewandte Kunst | Österreichischen Museum für angewandte Kunst (MAK)]] angegliedert.
 
 
 
== Links ==
 
 
 
[http://www.mak.at/jart/prj3/mak/main.jart?content-id=1342703971380&rel=de&j-dummy=reserve&article_id=1339957567804&reserve-mode=active| MAK Expositur Geymüllerschlössel]
 
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
*  Helmut Fielhauer: Das Geymüller-Schl in Pötzleinsdorf, in: Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing. Wien: Museumsverein 1965/66 - lfd. l (1965/1966), Heft 4, S. 34 ff.
 
*  Helmut Fielhauer: Das Geymüller-Schl in Pötzleinsdorf, in: Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing. Wien: Museumsverein 1965/66 - lfd. l (1965/1966), Heft 4, S. 34 ff.
 
* Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Währing. Vom Ganserlberg zum Schafberg. Wien: Mohl 1989, S. 138 ff.
 
* Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Währing. Vom Ganserlberg zum Schafberg. Wien: Mohl 1989, S. 138 ff.
* Helmut Kretschmer: XVIII. Währing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 18), S. 21 ff.
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* Helmut Kretschmer: XVIII. Währing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 18), S. 21 ff.
 
*Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 180
 
*Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 180

Version vom 7. November 2014, 15:34 Uhr

Das Geymüller-Schlössel (um 1950)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Mautner-Villa
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 22214
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.11.2014 durch DYN.patricktavernar
Bildname Geymuellerschloessel.jpg
Bildunterschrift Das Geymüller-Schlössel (um 1950)
  • 18., Khevenhüllerstraße 2

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48° 14' 37.59" N, 16° 18' 26.35" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Geymüller-Schlössel (18, Khevenhüllerstraße 2). Nachdem der Bankier Johann Jakob Geymüller 1808 von seiner Schwägerin Barbara eine von dieser am 16. Dezember 1800 (noch vor ihrer Verehelichung) von ihrem späteren Gatten erhaltene Realität übernommen hatte, ließ er die darauf befindlichen Gebäude (Hauerwohnung, Presshaus, Stall) abreißen und noch im selben Jahr ein Schlössel erbauen, das als interessantes Beispiel der Spätempirearchitektur (mit gotisierenden und ägyptisierenden Formen) anzusehen ist (der Name des Architekten ist unbekannt).

Der Grundriss zeigt eine barocke Anlage mit einem gegen den Garten vortretenden Saal (charakteristisch für Schlösser des 18. Jahrhunderts). Die beiden Geschosse werden durch Säulen mit Palmettekapitellen verbunden. Dem Interesse für orientalische Formen entspricht die Moschee; das Schlösschen besaß einst auch ein kleines Minarett (aus technischen Gründen abgetragen). Obwohl das Geymüller-Schlössel im Volksmund "Verschwender-Villa" genannt wurde, besteht kein Anlass für die Annahme, dass der Besitzer Ferdinand Raimund (der hier des öfteren zu Gast war) als Vorbild für seinen Flottwell gedient hat (tatsächliches Vorbild war der Bankier Moritz Graf Fries).

1836 erhielt Clara Geymüller das Objekt. Nach mehrfachem Besitzerwechsel kam es am 17. März 1888 durch Kauf an den Textilfabrikanten Isidor Mautner und blieb ein halbes Jahrhundert Eigentum von dessen Familie ("Mautner-Villa"). Der Abbruch durch die Deutsche Reichsbank, die das Schlössel 1938 erworben hatte, konnte verhindert werden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging das Eigentumsrecht auf die Oesterreichische Nationalbank über, die das Geymüllerschlössel 1948 an die Republik Österreich verkaufte. Den Kaufpreis bezahlte der damalige Generaldirektor der Österreichischen Staatsdruckerei, Franz Sobek, der dafür lebenslanges Wohnrecht im Schlössel erhielt. Sobek richtete hier seine international bekannte Uhrensammlung ein ("Sammlung Sobek") und stattete das Gebäude mit Empire- und Biedermeierinterieur aus. 1965 galt die Republik Sobek dessen Rechte am Geymüllerschlössel ab, das Gebäude wurde in der Folge als Außenstelle dem Österreichischen Museum für angewandte Kunst (MAK) angegliedert.

Literatur

  • Helmut Fielhauer: Das Geymüller-Schl in Pötzleinsdorf, in: Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing. Wien: Museumsverein 1965/66 - lfd. l (1965/1966), Heft 4, S. 34 ff.
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Währing. Vom Ganserlberg zum Schafberg. Wien: Mohl 1989, S. 138 ff.
  • Helmut Kretschmer: XVIII. Währing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 18), S. 21 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 180