Fritz Muliar
Fritz Muliar, * 12. Dezember 1919 Wien, † 4. Mai 2009 Wien, Schauspieler.
Biographie
Fritz Muliar wurde als uneheliches Kind geboren; sein leiblicher Vater, ein Tiroler Offizier, kümmerte sich nicht weiter um ihn. Seine Mutter heiratete später den russischen Juwelier Mischa Muliar, einen Juden, der 1938 in die USA fliehen musste. Verheiratet war der spätere Schauspieler in erster Ehe mit Gretl Doering, in zweiter Ehe mit der Fernsehsprecherin Franziska Kalmar.
Im Alter von 16 Jahren beendete Muliar die Schule und absolvierte ein Schauspielstudium am Neuen Wiener Konservatorium. Bereits mit 17 Jahren holte ihn Stella Kadmon an die Kabarettbühne "Lieber Augustin". 1938/1939 spielte er in Karl Farkas' "Simpl". 1940 wurde er zum Militär eingezogen. 1946 kehrte er aus englischer Kriegsgefangenschaft zuerst nach Graz zurück, wo er am Theater "Der Igel" und am "Steirischen Landestheater" spielte. 1949 kam er wieder nach Wien, zuerst ans Raimundtheater, dann wieder in das "Simpl".
1957 debütierte Muliar am Wiener Volkstheater, wo er sich zu einem dezidierten Volksschauspieler entwickelte, dessen Palette vom Knieriem in Nestroys "Lumpazivagabundus" bis zum Richter Azdak in Brechts "Kaukasischem Kreidekreis" reichte. Von 1964 bis zu seinem Eintritt ins Burgtheater-Ensemble 1974 spielte er am Theater in der Josefstadt. Zu seiner Paraderolle wurde der Schwejk, den er ab 1970 in 30 Serienfolgen verkörperte. Als eine seiner Lieblingsrollen bezeichnete Muliar selbst den Sancho Pansa in "Der Mann von La Mancha" an der Seite Josef Meinrads (deutschsprachige Erstaufführung 1968 im Theater an der Wien).
Mit dem Gluthammer in Nestroys "Zerrissenen" feierte Muliar 1974 sein Burgtheaterdebüt. Die Nestroy-Rollen, waren es nun der Fett in "Liebesgeschichten und Heiratssachen" (1976), der Muffl in "Frühere Verhältnisse" (1977), der Melchior in Nestroys "Jux" (1980), der Pfrim in "Höllenangst" (1983), der Knieriem in "Lumpazivagabundus" oder der Poppinger in "Der Schützling" (1989), gehören zu seinen wichtigsten am Burgtheater. Hervorgehoben werden müssen auch Darstellungen wie der Peachum in Brechts "Dreigroschenoper" (1978) oder auch der jüdische Bankier Natter in Schnitzlers "Das weite Land" (ebenfalls 1978). Die letzten großen Rollen, die Muliar am Burgtheater spielte, waren der "Alte Mann" in Mitterers "Sibirien" (1990) und der Ill in Dürrenmatts "Besuch der alten Dame".
Im Theater in der Josefstadt spielte Muliar 2001 in "Besuch bei Mr. Green" von Jeff Baron, 2004 den Papst Albert IV. in „Der Tag an dem der Papst gekidnappt wurde“ (João Bethencourt, Regie: Fritz Muliar), ebenfalls 2004 am Volkstheater „Das Alter“ in Raimunds „Der Bauer als Millionär“.
Der Schauspieler war auch in vielen TV-Rollen zu sehen; so spielte er etwa 1994 bis1998 den Max Koch in „Kommissar Rex“.
Fritz Muliar war aber auch als Kolumnist und Buchautor tätig. Eine Spezialität waren seine Vortragsabende mit heiterer Literatur der Zwischenkriegszeit und einer ganz persönlichen Sammlung von jüdischen Witzen. Weiters war Fritz Muliar auch als Regisseur tätig. So hat er wiederholt an der Wiener Kammeroper inszeniert und an den Wiener Kammerspielen Regie geführt: "Zwei ahnungslose Engel" (1998) und "Traumurlaub" (1999) oder 2006 „Die Geschichte vom braven Soldaten Schwejk“. Zuletzt war Muliar in Peter Turrinis „Die Wirtin“ am Theater in der Josefstadt zu sehen.
Literatur
- Fritz Muliar: Denk ich an Österreich. Eine Bilanz. Aufgezeichnet von Helmut A. Niederle. St. Pölten/Residenz Verlag 2009
- Fritz Muliar: Das muss noch gesagt werden! Wien: Kremayr & Scheriau 1999
- ORF: Schauspieler Fritz Muliar verstorben [Stand: 17.05.2016]
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Muliar, Fritz [Sign.: TP-035127]
- Wienbibliothek im Rathaus/Sammlung Josef Treitl: Muliar, Fritz [Sign.: JT-52]