Friedrich Gustav Piffl

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Daten zur Person
Personenname Piffl Friedrich Gustav
Abweichende Namensform
Titel Dr.theol.
Geschlecht männlich
PageID 15259
GND
Wikidata
Geburtsdatum 15. Oktober 1864
Geburtsort Landskron
Sterbedatum 21. April 1932
Sterbeort Wien
Beruf (Fürst-)Erzbischof von Wien, Theologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 28.07.2014 durch WIEN1.lanm09mur
Begräbnisdatum 27. April 1932
Friedhof
Grabstelle Ortsfriedhof Kranichberg (Gemeinde Kirchberg am Wechsel)
  • 1., Rotenturmstraße 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Großkreuz des österreichischen Leopoldordens

  • Fürsterzbischof von Wien (01.04.1913 bis 21.04.1932)

Piffl Friedrich Gustav, * 15. Oktober 1864 Landskron, Böhmen (Lanskroun, Tschechische Republik), † 21. April 1932 Wien 1, Rotenturmstraße 2 (Erzbischöfliches Palais; Ortsfriedhof Kranichberg, Niederöstereich), Erzbischof von Wien. Verlor 1868 seine Mutter, absolvierte das Gymnasium in Landskron, trat am 7. Oktober 1883 ins Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg ein (Profess 9. Oktober 1887), wurde am 8. Jänner 1888 in der Stephanskirche zum Priester geweiht und wurde am 12. Jänner 1889 Seelsorger in der Floridsdorfer Pfarre St. Jakob, wo er in enge Berührung mit den sozialen Problemen seiner Zeit kam und die Bedeutung sozialer Fragen für die politische Entwicklung erkannte. In seiner Pfarre gründete er 1890 den Mariazeller Verein (den er bis 1891 selbst leitete), am 15. Oktober 1891 erschien die erste Nummer der von ihm gegründeten „Zeitung für Stadt und Land". Am 29. Februar 1892 wurde er provisorischer Professor für Moraltheologie und Soziologie an der theologischen Hauslehranstalt Klosterneuburg (definitiv am 13. September 1893). Bereits am 13. Jänner 1892 versetzte man ihn, nach Belobigung für seine Arbeit in Floridsdorf, an die ruhigere Stiftspfarrkirche Heiligenstadt, um ihm so die Möglichkeit zur Weiterbildung zu geben. Ab 16. April 1892 schrieb Piffl unter einem Pseudonym für die „Gerechtigkeit", dem Vorläufer der später von Leopold Kunschak herausgegebenen „Christlichsozialen Arbeiterzeitung". 1907 wurde er Propst von Klosterneuburg, richtete im Stiftsgebäude die Akademie für Kirchenmusik ein (1910-1924) und war am Eucharistischen Kongress (1912) Vorsitzender der Sektion für Kirchenmusik. Am 18. Dezember 1911 wurde Piffl Konsistorialrat, am 9. Juli 1912 Konvisitator der österreichischen Chorherrenkongregation. Über Intervention des Erzherzog-Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand d'Este wurde Piffl am 1. April 1913 als Nachfolger Kardinal Nagls Fürsterzbischof von Wien (Inthronisation zu St. Stephan am 6. Juni 1913). Bald folgten die mit diesem Amt traditionell verbundenen Ehrenstellungen: am 30. Juni 1913 die Berufung ins Herrenhaus (bis 1918), am 10. September 1913 Wirklicher Geheimer Rat, am 22. Oktober 1913 Ehrendoktorat der Theologie der Universität Wien, am 9. April 1914 die Ernennung zum Prälaten und die Verleihung des Großkreuzes des Leopold-Ordens und am 25. Mai 1914 die Ernennung zum Kardinal. Piffl segnete die Leichen des ermordeten Thronfolgerpaars ein. 1913-1932 war er Präsident der Leo-Gesellschaft. Nach der Abdankung Karls I. mahnte Piffl am 22. November 1918 die Katholiken zur unbedingten Treue gegenüber der Republik und forderte dies auch in einem Hirtenbrief vom 23. Jänner 1919. Aus eigenem Antrieb lehnte er fortan den Titel des „Fürsterzbischofs ab. Sein Wahlspruch lautete „Labori, non honori, omnes vires meae sacrentur." 1919 begründete er das „Wiener Kirchenblatt", 1921 organisierte er die Caritas neu. 1922 wurde er trotz des Protests des Fürstprimas von Ungarn zum Apostolischen Administrator des Burgenlandes ernannt, im Advent 1922 erließ er einen aufsehenerregenden Hirtenbrief „Lehren und Weisungen der österreichischen Bischöfe über soziale Fragen der Gegenwart". Am 15. Dezember 1927 führte er in Wien die „Katholische Aktion" ein. Für die Priester erklärte er das Studium der sozialen Fragen zur Pflicht; christliche Arbeitervereine und Gewerkschaften sowie die christlische Kinderschutzbewegung förderte er nach Kräften. Zwangsläufig kam es dadurch zu Berührungen beziehungsweise Konfrontationen auf politische Ebene, Piffl erwies sich jedoch als eine auch von seinen Gegnern geachtete starke Persönlichkeit. An der Verbreitung der sozialen Reformlehren Papst Leos XIII. hatte Piffl wesentlichen Anteil. Nach seinem Tod erbten die zwei Priesterseminare und das Priester-Krankenhaus und Defizientenhaus seiner Diözese seinen Besitz. Steinbüste vor dem Kardinal-Piffl-Heim (8, Pfeilgasse 4-6). Kardinal-Piffl-Gasse.

Literatur

  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 9
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Martin Krexner: Hirte an der Zeitenwende – Kardinal Friedrich Gustav Piffl und seine Zeit. 1988
  • J. A. Tzöbl: Kardinal Piffl. 1932
  • A. M. Knoll: Kardinal Friedrich Gustav Piffl. 1932
  • A. Loris: Der Volksbischof Kardinal Friedrich Gustav Piffl. 1933.
  • Kleine historische Monographien. Band 35
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, Register
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 31
  • Wiener Geschichtsblätter 23. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1968, S. 284 f.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 1945 - lfd., 19.04.1957, 13.10.1964