Friedrich Funder

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Funder, Friedrich
Abweichende Namensform
Titel Dr. jur.
Geschlecht männlich
PageID 179
GND
Wikidata
Geburtsdatum 1. November 1872
Geburtsort Graz
Sterbedatum 19. Mai 1959
Sterbeort Wien
Beruf Publizist, Journalist
Parteizugehörigkeit Christlichsozialer
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.07.2013 durch WIEN1.lanm08w10
Begräbnisdatum 22. Mai 1959
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Preis der Stadt Wien für Publizistik (Verleihung: 1953)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
  • Großkreuz des Malteser-Ritterordens

Friedrich Funder, * 01. November 1872 in Graz, Machargasse 5, † 19. Mai 1959 in Wien, Publizist und Journalist, Sohn eines Bäckermeisters. Studierte Theologie, dann Rechtswissenschaften (Dr. jur.), wandte sich jedoch bereits 1896 (noch als Student) Journalistischem zu (zunächst bei der ab 01. Jänner 1894 erscheinenden Reichspost, bei der ihm aufgrund seiner Journalistischen Begabung neben dem Feuilleton das Parlamentsreferat zugewiesen wurde [Chefredakteur 1902, Herausgeber 1904]). Funder gelang es, der Redaktion eine sachdienliche Einrichtung zu geben und die wirtschaftliche Basis der Reichspost zu verbessern; er trug wesentlich zu ihrer größeren Verbreitung und Bedeutung bei. In den übrigen 3 1/2 Jahrzehnten, in denen er (bis 1938) das Blatt leitete, übte er starken Einfluß auf die österreichische Politik aus. Unter Funders Leitung polemisierte die Reichspost gegen Liberale, Sozialdemokraten (die sie jedoch in ihrem Kampf für das allgemeine Wahlrecht unterstützte) und Deutschnationale (Ablehnung des Rassenantisemitismus Georg von Schönerers, jedoch Zustimmung zum Wirtschaftsantisemitismus Karl Luegers), setzte sich für eine Großmachtstellung der Monarchie ein, unterstützte die Politik des´Thronfolgers Franz Ferdinand (weshalb sie nach dessen Ermordung auch an der Spitze der anti-serbischen Propaganda stand und sich den Vorwurf der Kriegshetze einhandelte) und hielt bis zuletzt an der Forderung nach Fortsetzung des Kriegs fest (Funders Name stand nach dem 1. Weltkrieg auf der Auslieferungsliste der Alliierten). Funder begrüßte das Manifest Kaiser Karls und hielt eine föderalistische Lösung der Staatsform Österreich-Ungarn für möglich; er blieb bis an sein Lebensende überzeugter Monarchist.

In der Zeit der 1. Republik verfolgte die Reichspost die Ereignisse im Donauraum aus groß-österreichischer Perspektive und setzte sich in den 30er Jahren für den Legitimismus ein. Die Sozialdemokraten und insbesondere das „Rote Wien" waren Ziele schärfster Angriffe. 1930 wurde Funder zum Präsidenten des „Bureau International des Journalistes Catholiques" gewählt. Ab 1933 verfocht er zwar die Grundsätze des Ständestaats, äußerte jedoch Bedenken gegen die Einschränkung der Pressefreiheit. Aktive Politik hat Funder nicht betrieben; wohl hatte ihn Lueger als Mitglied des christlichsozialen Reichsratsklubs berufen, doch besaß Funder kein Abgeordnetenmandat; später war er einer der vertrautesten Mitarbeiter Ignaz Seipels. 1934-1938 war er Mitglied des Staatsrats und begründete diesen Entschluß damit, daß ihm Österreich und die katholische Kirche über alles gingen. Seine konsequente Stellungnahme gegen den Nationalsozialismus brachte ihn in die KZ Dachau und Flossenbürg. 1945 begründete Funder das kulturpolitisch wertvolle Wochenblatt „Die Furche", das er vom 01. Dezember 1945 bis zu seinem Tod herausgab. Funder veröffentlichte die Lebenserinnerungen „Vom Gestern ins Heute" (1952), „Aufbruch zur christl. Sozialreform" (1953) sowie „Als Österreich den Sturm bestand" (1957). Preis der Stadt Wien für Publizistik (1953).

Friedrich-Funder-Hof, Fundergasse (22).

Literatur

  • Jb. Wr. Ges.; NÖB 17 (Kurt Skalnik)
  • Österr. Gegenw.;Personenlex.
  • Lilly Reiss, Dr. F. F.s Persönlichkeit und sein Wirkenbis zum Ende der Monarchie, Diss. Univ. W. (1950);
  • Willy Lorenz, Dr. F. F. Mythos und Wirklichkeit, in: F. F. Vom Gestern insHeute (1971), 5ff.
  • Lebendige Stadt; Neue 111. Ztg. 5. 3. 1933.