Friedl Dicker-Brandeis: Unterschied zwischen den Versionen

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==Biografie==
 
==Biografie==
  
Friederike Dicker wurde in eine bürgerliche jüdische Familie geboren. Sie war das einziges Kind des Papierwaren-Händlers Simon Dicker (1857–1942) und seiner Frau Karoline, geborene Fanta (1865–1902). Nach dem Besuch der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, wo der Fotograf Johannes Beckmann einer ihrer Lehrer war, studierte sie ab 1914 in der Textilklasse der Kunstgewerbeschule Wien. Daneben besuchte sie Kurse bei [[Franz Cizek]], stellte Theaterkostüme her, besorgte Requisiten und spielte selbst Theater. 1916 setzte sie ihr Studium in der privaten Kunstschule von [[Johannes Itten]] in Wien fort. 1919 erhielt Itten einen Lehrauftrag im Bauhaus in Weimar, Friedl Dicker und andere seiner Studenten folgten ihm. Als Paul Klee 1921 ans Bauhaus berufen wurde, besuchte Friedl Dicker auch seine Lehrveranstaltungen. Gemeinsam mit ihrem Freund und Studienkollegen Franz Singer arbeitete sie auch in Weimar als Theaterausstatterin.  
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Friederike Dicker wurde in eine jüdische Familie geboren. Sie war das einziges Kind des Papierwaren-Händlers Simon Dicker (1857–1942) und seiner Frau Karolina, geborene Fanta (1865–1902), die starb, als Friedl drei Jahre alt war.  
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Neben dem Besuch der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt von 1912/13 bis 1916/17, studierte sie ab 1914 in der Textilklasse der Kunstgewerbeschule Wien bei Rosalia Rothansl. Auch wenn sie weder die Klasse für Ornamentale Formenlehre und auch die Jugendkunstklasse bei Franz Cizek nicht besuchte, so gingen von dessen Lehre doch wichtige Impulse für sie aus. Sie stellte Theaterkostüme und Marionetten her, arbeitete als Requisiteurin und schrieb eigene Stücke. Von 1916/17 bis 1919 setzte sie ihr Studium in der privaten Kunstschule von Johannes Itten in Wien fort. In dieser Zeit war sie auch in der jüdischen Wiener Jugendbewegung aktiv, die vom späteren Psychologen Siegfried Bernfeld initiiert wurde. 1918/19 nahm Friedl Dicker wie viele ihrer Freund:innen auch Kompositionsunterricht bei Arnold Schönberg. 1919 erhielt Itten einen Lehrauftrag im Bauhaus in Weimar, Friedl Dicker und andere seiner Student:innen, darunter auch Anny Wottitz und Franz Singer, folgten ihm. Dicker wurde in der Weberei, in Druckgrafik und in der Theaterwerkstatt ausgebildet. Sie entwarf Einladungen für Bauhausabende und lehrte selbst. Zu ihren wichtigsten Einflüssen gehörten neben Johannes Itten Paul Klee, Lyonel Feininger und Oskar Schlemmer. Am Bauhaus lernte Dicker auch Stefan Wolpe kennen, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband.
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Nach Abschluss des Studiums gingen Dicker und Singer nach Berlin und gründeten dort 1923 die Werkstätten Bildender Kunst. Es entstanden Spielzeug, Schmuck, Textil- und Buchbinderarbeiten sowie Grafiken und Theaterausstattungen, unter anderem für Berthold Viertels Ensemble Die Truppe. 1925 kehrte Friedl Dicker nach Wien zurück, um mit ihrer Freundin Martha Döberl ein Buchbinderei- und Textilatelier in der Wasserburgergasse 2 im 9. Bezirk zu eröffnen. 1926 wurden die Werkstätten Bildender Kunst aufgrund finanzieller Schwierigkeiten geschlossen. Franz Singer kam zurück nach Wien und die beiden schlossen sich zum Architekturbüro Singer-Dicker zusammen. Das mehrfach ausgezeichnete Atelier erhielt Aufträge für eine Fülle von Wohnungsumbauten und -einrichtungen, konnte aber auch einige Neubauten realisieren. Ab 1930 stattete das Atelier den Montessori Kindergarten im Goethehof aus, der 1932 eröffnet wurde. Friedl Dicker wandte sich verstärkt der Kunstpädagogik zu und hielt ab 1931 Kurse für Kindergärtnerinnen. Im selben Jahr verließ sie die Arbeitsgemeinschaft Singer-Dicker und trat vermutlich der Kommunistischen Partei bei. Am 4. November 1931 wurde Dicker der Passfälschung für die KPÖ angeklagt und verhaftet. Am 23. März 1932 wurde sie zu drei Monaten Haft verurteilt. Nach ihrer Freilassung zog sie nach Prag. Das letzte Datum, an dem Friedl Dicker noch in Wien gemeldet war, ist der 24. Juni 1933.
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Auch in Prag war Friedl Dicker in kommunistischen Gruppen engagiert. Sie lernte in der linken Buchhandlung Schwarze Rose Hilde Kothny kennen und widmete sich dem Kunstunterricht von Kindern, die unter anderem aus dem seit 1933 von Nationalsozialisten beherrschten Deutschland kamen. Eine ihrer Schüler:innen war Edith Kramer, die sie bereits aus Wien kannte. Sie unterzog sich einer Psychoanalyse bei Anny Reich. Mit Grete Bauer-Fröhlich, einer ehemaligen Bauhauskollegin, setzte sie ihre kunstgewerblichen und innenarchitektonischen Arbeiten fort. Trotz erfolgter Auflösung des gemeinsamen Ateliers entstanden aber auch etliche Wohnungseinrichtungen in Zusammenarbeit mit Franz Singer. 1936 heiratete sie ihren Cousin Pavel Brandeis und nahm die tschechische Staatsbürgerschaft an.
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Ab 1938 lebte das Paar in Hronov (Mettau) in der Nähe von Prag und arbeiteten in der Textilfabrik B. Spiegler & Söhne. Ein Jahr später verloren Jüd:innen die Arbeitserlaubnis. Obwohl Friedl Dicker-Brandeis noch 1939 die Möglichkeit zur Emigration nach Palästina gehabt hätte, blieb sie bei ihrem Mann. 1940 wurden Arbeiten Friedl Dicker-Brandeis‘ gemeinsam mit Werken von Gerald Davis in der Royal Arcade Gallery in London gezeigt.
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Im Dezember 1942 wurde das Paar ins sogenannte Ghetto Theresienstadt deportiert. Während Pavel als gelernter Zimmermann direkt in die Werkstätten geschickt wurde; verwies man Friedl Dicker-Brandeis in die Technische Abteilung zu anderen Künstler:innen. In Theresienstadt war ein Schulunterricht verboten, doch als „Freizeitgestaltung“ gelang es ihr, Zeichenkurse für Kinder abzuhalten. Sie stattete Theaterstücke aus und hielt im Sommer 1943 einen Vortrag über Kinderzeichnungen. Im Herbst 1944 wurde Pavel Brandeis nach Auschwitz verlegt. Friedl Dicker-Brandeis folgte ihm und wurde am Tag nach ihrer Ankunft, am 9. Oktober 1944, ermordet. Ihr Mann überlebte das Vernichtungslager.
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Rund 4.500 der im Unterricht Friedl Dicker-Brandeis‘ entstandenen Kinderzeichnungen wurden von Willi Groag, dem Leiter eines der Kinderheime in Theresienstadt, auf dem Dachboden versteckt und konnten so gerettet werden. Sie befinden sich in der Sammlung des Jüdischen Museums Prag.
  
Nach Abschluss des Studiums gingen Dicker und Singer nach Berlin und gründeten dort 1923 die "Werkstätten Bildender Kunst". Es entstanden Spielzeug, Schmuck, Textil- und Buchbinderarbeiten sowie Grafiken und Theaterausstattungen, unter anderem für [[Berthold Viertel]]. 1925 kehrte Friedl Dicker nach Wien zurück, um mit ihrer Freundin Martha Döberl ein Buchbinderei- und Textilatelier zu eröffnen. 1926 schloss sie sich mit Franz Singer zum Architekturbüro Singer-Dicker zusammen. Das mehrfach ausgezeichnete Atelier erhielt Aufträge für eine Fülle von Wohnungsumbauten und Einrichtungen, konnte aber auch einige Neubauten realisieren. 1930 stattete das Architekturbüro den Kindergarten im [[Goethehof]] aus. Friedl Dicker wandte sich verstärkt der Kunstpädagogik zu und hielt Kurse für Kindergärtnerinnen. 1931 zerbrach die Arbeitsgemeinschaft Singer-Dicker aufgrund privater Spannungen. Im selben Jahr trat sie der Kommunistischen Partei bei. 1934 wurde sie deswegen festgenommen. Nach ihrer Freilassung ging sie zu ihrer Tante Adela Brandeis nach Prag. 1936 heiratete sie deren jüngsten Sohn Pavel und nahm die tschechische Staatsbürgerschaft an. Mit Grete Bauer-Fröhlich, einer ehemaligen Bauhauskollegin, setzte sie ihre kunstgewerblichen und innenarchitektonischen Arbeiten fort. Trotz erfolgter Auflösung des gemeinsamen Ateliers entstanden aber auch etliche Wohnungseinrichtungen in Zusammenarbeit mit Franz Singer. Auch in Prag war Friedl Dicker-Brandeis im kommunistischen Untergrund engagiert.
 
 
Obwohl Friedl Dicker-Brandeis  noch 1938 die Möglichkeit zur Emigration gehabt hätte, blieb sie bei ihrem Mann. Ab 1938 lebten sie auf einem Bauernhof in Hronov (Mettau) in der Nähe von Prag und arbeiteten in der Textilfabrik B. Spiegler & Söhne.
 
 
Im Dezember 1942 wurde das Paar nach Theresienstadt deportiert. Während Pavel als gelernter Zimmermann direkt in die Werkstätten geschickt wurde; verwies man Friedl Dicker-Brandeis in die Technische Abteilung zu anderen Künstlerinnen. In Theresienstadt konnte sie Zeichenkurse für Kinder abhalten, die Zeichnungen sind zum Teil noch erhalten. 1944 wurde das Ehepaar nach Auschwitz verlegt. Friedl Dicker-Brandeis wurde am Tag nach ihrer Ankunft, am 9. Oktober 1944, ermordet, ihr Mann überlebte das Vernichtungslager.
 
  
  
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==Literatur==
 
==Literatur==
  
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* Katharina Hövelmann: Bauhaus in Wien? Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer. Wien/Köln: Böhlau 2021
 
* Katrin Fritzsch: Friedl Dicker-Brandeis. Bauhausschülerin, Malerin, Pädagogin. Diplomarbeit, Univ. Wien 2010
 
* Katrin Fritzsch: Friedl Dicker-Brandeis. Bauhausschülerin, Malerin, Pädagogin. Diplomarbeit, Univ. Wien 2010
 
* Elena Makarova: Friedl Dicker-Brandeis. Ein Leben für Kunst und Lehre. Wien - Weimar - Prag - Hronov - Theresienstadt – Auschwitz [Ausstellungskatalog]. Wien: Brandstätter 1999
 
* Elena Makarova: Friedl Dicker-Brandeis. Ein Leben für Kunst und Lehre. Wien - Weimar - Prag - Hronov - Theresienstadt – Auschwitz [Ausstellungskatalog]. Wien: Brandstätter 1999
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==Links==
 
==Links==
 
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Friedl_Dicker-Brandeis Wikipedia: Friedl Dicker-Brandeis]
 
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Friedl_Dicker-Brandeis Wikipedia: Friedl Dicker-Brandeis]
* [http://bauhaus-online.de/atlas/personen/friedl-dicker Bauhaus.online: Friedl Dicker]  
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*[http://bauhaus-online.de/atlas/personen/friedl-dicker Bauhaus.online: Friedl Dicker]  
* [http://www.architektenlexikon.at/de/724.htm Architektenlexikon: Friedl Dicker]
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*[http://www.architektenlexikon.at/de/724.htm Architektenlexikon: Friedl Dicker]

Version vom 9. Juni 2022, 09:16 Uhr

Daten zur Person
Personenname Dicker-Brandeis, Friedl
Abweichende Namensform Dicker, Friedl; Dicker-Brandeis, Friedericke; Brandeisova, Bedriška
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 45844
GND 119025337
Wikidata Q85924
Geburtsdatum 30. Juli 1898
Geburtsort Wien
Sterbedatum 9. Oktober 1944
Sterbeort Auschwitz
Beruf Innenarchitektin, Bildende Künstlerin, Kunstpädagogin
Parteizugehörigkeit KPÖ (wahrscheinlich)
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 9.06.2022 durch DYN.evaklimpel
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 9., Wasserburgergasse 2 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Friedl Dicker-Brandeis, 30. Juli 1898 Wien, † 9. Oktober 1944 Auschwitz, Innenarchitektin, Bildende Künstlerin, Kunstpädagogin

Biografie

Friederike Dicker wurde in eine jüdische Familie geboren. Sie war das einziges Kind des Papierwaren-Händlers Simon Dicker (1857–1942) und seiner Frau Karolina, geborene Fanta (1865–1902), die starb, als Friedl drei Jahre alt war. Neben dem Besuch der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt von 1912/13 bis 1916/17, studierte sie ab 1914 in der Textilklasse der Kunstgewerbeschule Wien bei Rosalia Rothansl. Auch wenn sie weder die Klasse für Ornamentale Formenlehre und auch die Jugendkunstklasse bei Franz Cizek nicht besuchte, so gingen von dessen Lehre doch wichtige Impulse für sie aus. Sie stellte Theaterkostüme und Marionetten her, arbeitete als Requisiteurin und schrieb eigene Stücke. Von 1916/17 bis 1919 setzte sie ihr Studium in der privaten Kunstschule von Johannes Itten in Wien fort. In dieser Zeit war sie auch in der jüdischen Wiener Jugendbewegung aktiv, die vom späteren Psychologen Siegfried Bernfeld initiiert wurde. 1918/19 nahm Friedl Dicker wie viele ihrer Freund:innen auch Kompositionsunterricht bei Arnold Schönberg. 1919 erhielt Itten einen Lehrauftrag im Bauhaus in Weimar, Friedl Dicker und andere seiner Student:innen, darunter auch Anny Wottitz und Franz Singer, folgten ihm. Dicker wurde in der Weberei, in Druckgrafik und in der Theaterwerkstatt ausgebildet. Sie entwarf Einladungen für Bauhausabende und lehrte selbst. Zu ihren wichtigsten Einflüssen gehörten neben Johannes Itten Paul Klee, Lyonel Feininger und Oskar Schlemmer. Am Bauhaus lernte Dicker auch Stefan Wolpe kennen, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband. Nach Abschluss des Studiums gingen Dicker und Singer nach Berlin und gründeten dort 1923 die Werkstätten Bildender Kunst. Es entstanden Spielzeug, Schmuck, Textil- und Buchbinderarbeiten sowie Grafiken und Theaterausstattungen, unter anderem für Berthold Viertels Ensemble Die Truppe. 1925 kehrte Friedl Dicker nach Wien zurück, um mit ihrer Freundin Martha Döberl ein Buchbinderei- und Textilatelier in der Wasserburgergasse 2 im 9. Bezirk zu eröffnen. 1926 wurden die Werkstätten Bildender Kunst aufgrund finanzieller Schwierigkeiten geschlossen. Franz Singer kam zurück nach Wien und die beiden schlossen sich zum Architekturbüro Singer-Dicker zusammen. Das mehrfach ausgezeichnete Atelier erhielt Aufträge für eine Fülle von Wohnungsumbauten und -einrichtungen, konnte aber auch einige Neubauten realisieren. Ab 1930 stattete das Atelier den Montessori Kindergarten im Goethehof aus, der 1932 eröffnet wurde. Friedl Dicker wandte sich verstärkt der Kunstpädagogik zu und hielt ab 1931 Kurse für Kindergärtnerinnen. Im selben Jahr verließ sie die Arbeitsgemeinschaft Singer-Dicker und trat vermutlich der Kommunistischen Partei bei. Am 4. November 1931 wurde Dicker der Passfälschung für die KPÖ angeklagt und verhaftet. Am 23. März 1932 wurde sie zu drei Monaten Haft verurteilt. Nach ihrer Freilassung zog sie nach Prag. Das letzte Datum, an dem Friedl Dicker noch in Wien gemeldet war, ist der 24. Juni 1933. Auch in Prag war Friedl Dicker in kommunistischen Gruppen engagiert. Sie lernte in der linken Buchhandlung Schwarze Rose Hilde Kothny kennen und widmete sich dem Kunstunterricht von Kindern, die unter anderem aus dem seit 1933 von Nationalsozialisten beherrschten Deutschland kamen. Eine ihrer Schüler:innen war Edith Kramer, die sie bereits aus Wien kannte. Sie unterzog sich einer Psychoanalyse bei Anny Reich. Mit Grete Bauer-Fröhlich, einer ehemaligen Bauhauskollegin, setzte sie ihre kunstgewerblichen und innenarchitektonischen Arbeiten fort. Trotz erfolgter Auflösung des gemeinsamen Ateliers entstanden aber auch etliche Wohnungseinrichtungen in Zusammenarbeit mit Franz Singer. 1936 heiratete sie ihren Cousin Pavel Brandeis und nahm die tschechische Staatsbürgerschaft an. Ab 1938 lebte das Paar in Hronov (Mettau) in der Nähe von Prag und arbeiteten in der Textilfabrik B. Spiegler & Söhne. Ein Jahr später verloren Jüd:innen die Arbeitserlaubnis. Obwohl Friedl Dicker-Brandeis noch 1939 die Möglichkeit zur Emigration nach Palästina gehabt hätte, blieb sie bei ihrem Mann. 1940 wurden Arbeiten Friedl Dicker-Brandeis‘ gemeinsam mit Werken von Gerald Davis in der Royal Arcade Gallery in London gezeigt. Im Dezember 1942 wurde das Paar ins sogenannte Ghetto Theresienstadt deportiert. Während Pavel als gelernter Zimmermann direkt in die Werkstätten geschickt wurde; verwies man Friedl Dicker-Brandeis in die Technische Abteilung zu anderen Künstler:innen. In Theresienstadt war ein Schulunterricht verboten, doch als „Freizeitgestaltung“ gelang es ihr, Zeichenkurse für Kinder abzuhalten. Sie stattete Theaterstücke aus und hielt im Sommer 1943 einen Vortrag über Kinderzeichnungen. Im Herbst 1944 wurde Pavel Brandeis nach Auschwitz verlegt. Friedl Dicker-Brandeis folgte ihm und wurde am Tag nach ihrer Ankunft, am 9. Oktober 1944, ermordet. Ihr Mann überlebte das Vernichtungslager. Rund 4.500 der im Unterricht Friedl Dicker-Brandeis‘ entstandenen Kinderzeichnungen wurden von Willi Groag, dem Leiter eines der Kinderheime in Theresienstadt, auf dem Dachboden versteckt und konnten so gerettet werden. Sie befinden sich in der Sammlung des Jüdischen Museums Prag.



Quellen

Literatur

  • Katharina Hövelmann: Bauhaus in Wien? Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer. Wien/Köln: Böhlau 2021
  • Katrin Fritzsch: Friedl Dicker-Brandeis. Bauhausschülerin, Malerin, Pädagogin. Diplomarbeit, Univ. Wien 2010
  • Elena Makarova: Friedl Dicker-Brandeis. Ein Leben für Kunst und Lehre. Wien - Weimar - Prag - Hronov - Theresienstadt – Auschwitz [Ausstellungskatalog]. Wien: Brandstätter 1999
  • Wienbibliothek im Rathaus / Tagblattarchiv: Personenmappe Friedl Dicker [Sign. TP-009079]

Links