Filmateliers Rosenhügel: Unterschied zwischen den Versionen

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Rosenhügel, Filmateliers (13, Mauer). Die 1911/1912 vom Ehepaar Luise und [[Anton Kolm]] und [[Jakob Julius Fleck]] gegründete „Wiener Kunstfilm-Industrie-GmbH" wurde (nach Übernahme durch die Depositenbank 1919) in die „Vita-Film AG" umgewandelt ([[Film]]). 1923 wurde das Gelände in Anwesenheit von Bundespräsident Michael Hainisch eröffnet; das „Vita"-Atelier am Rosenhügel war damals die modernste Anlage Österreichs. In die Halle (24 Meter breit, 90 Meter lang, 70 Meter hoch) war ein 3 Meter tiefes Bassin einbetoniert, das für Aufnahmen auf und unter Wasser herangezogen werden konnte. Eine eigene Elektrizitätsanlage versorgte die 60 Lampen und 60 Scheinwerfer für die Innenaufnahmen. Daneben wurde auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal eine Freilichtbühne errichtet (8.000 Quadratmeter Fläche; Drehscheibe mit  25 Meter Durchmesser, mit der man die im Freien aufgebaute Dekorationen nach dem jeweiligen Stand der Sonne richten konnte). Der erste nachweislich am Rosenhügel gedrehte Film (Stummfilm) war „Hotel Potemkin (Die letzte Stunde)" (Uraufführung 21. März 1924), der erste Tonfilm war „Csibi, der Fratz" (Uraufführung 2. Februar 1934; mit Hermann Thimig und Theo Lingen). Die „Vita"-Film suchte in den Jahren der Inflation nicht (wie [[Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky|Alexander [Sascha] Kolowrat-Krakowsky]] mit seinen „Sascha"-Studios) in den USA, sondern in Frankreich (Heranziehung französicher Regisseure und Schauspieler) Kontakte. 1938 wurde die „Vita-Film AG" mit ihren Ateliers (bei gleichzeitigem Zusammenschluß mit den Sieveringer ,,Sascha"-Studios) in die „Wien-Film" umgewandelt (Leitung [[Karl Hartl]]). Damals begann die Planung des Ateliers am Rosenhügel, das an der Stelle des dortigen Meierhofs entstand. 1939 wurde eine Synchronhalle errichtet, die mit einer Orgel ausgestattet und für ein Orchester bis 120 Mann konzipiert wurde. Zusätzlich begann man im Kopierwerk mit Vorbereitungen für Farbfilmbearbeitung. In den letzten Kriegstagen erteilte der Personalreferent der „Wien-Film", Dr. Prohaska, den (nicht ausgeführten) Befehl, die Anlagen der „Wien-Film" auf dem Rosenhügel zu sprengen. Die Ateliers wurden bis zum Abschluß des Staatsvertrags durch die Sowjetische Besatzungsmacht in die USIA (Abkürzung nach dem russischen Wortlaut der „Verwaltung sowjetischer Güter in Österreich") übernommen und als „Wien-Film am Rosenhügel" weitergeführt. Am Rosenhügel wurden die ersten Nachkriegsfilme (beispielsweise 1946 „Das singende Haus" mit Curd Jürgens unter der Regie von Franz Antel) gedreht. 1956 erschien als letzte Rosenhügel-Produktion die Verfilmung der Bühneninszenierung von Beethovens „Fidelio" (Regie Walter Felsenstein). In der zweiten Hälfte der 50er Jahre begann die Krise des österreichischen Films. Der Atelierbetrieb „Wien-Film" mußte Personal kündigen und trat mit dem Fernsehen über den Verkauf von Hallen auf dem Rosenhügel in Verhandlung. 1958 wurde auf dem Rosenhügelgelände der US-Film „Die Reise" gedreht, Teile der Ateliers wurden vermietet. Alle paar Jahre sorgte die Wien-Film am Rosenhügel, in Sievering und in Grinzing mit ihrer noch verbliebenen Tonhalle, ihrem Kopierwerk und ihren Ateliers für Schlagzeilen, immer wieder wurde auch über den Abbruch der Ateliers am Rosenhügel diskutiert. Erst im Juni 1992 fiel die vorerst endgültige Entscheidung: am 22. Juni 1992 genehmigte das Kuratorium des ORF den Abschluß eines Pachtvertrags mit der „Filmstadt Wien GmbH", jener Betreibergesellschaft des Filmproduzenten Kurt Mrkwicka, die schon im November 1991 mit der Adaption des Rosenhügelgeländes beauftragt worden war. Der Pachtvertrag trat mit 1. Jänner 1993 in Kraft und läuft 15 Jahre mit einer Option für weitere fünf Jahre. Protest gegen diese Regelung gab es von Anfang an: Der Film- und Fernsehregisseur Jörg A. Eggers, einer jener Mieter des Studios, die mit Ende 1991 ausziehen mußten, gründete den „Verein zur Rettung des Rosenhügels", der auch vor Gericht ging; ihm zur Seite stand auch Ex-ORF-Generalintendant Teddy Podgorski, der ebenfalls aus seinem Büro am Rosenhügel ausziehen mußte [[Film]], [[Kino]].  
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Rosenhügel, Filmateliers (13, Mauer). Die 1911/1912 vom Ehepaar Luise und [[Anton Kolm]] und [[Jakob Julius Fleck]] gegründete „Wiener Kunstfilm-Industrie-GmbH" wurde (nach Übernahme durch die Depositenbank 1919) in die „Vita-Film AG" umgewandelt ([[Film]]). 1923 wurde das Gelände in Anwesenheit von Bundespräsident Michael Hainisch eröffnet; das „Vita"-Atelier am Rosenhügel war damals die modernste Anlage Österreichs. In die Halle (24 Meter breit, 90 Meter lang, 70 Meter hoch) war ein 3 Meter tiefes Bassin einbetoniert, das für Aufnahmen auf und unter Wasser herangezogen werden konnte. Eine eigene Elektrizitätsanlage versorgte die 60 Lampen und 60 Scheinwerfer für die Innenaufnahmen. Daneben wurde auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal eine Freilichtbühne errichtet (8.000 Quadratmeter Fläche; Drehscheibe mit  25 Meter Durchmesser, mit der man die im Freien aufgebaute Dekorationen nach dem jeweiligen Stand der Sonne richten konnte). Der erste nachweislich am Rosenhügel gedrehte Film (Stummfilm) war „Hotel Potemkin (Die letzte Stunde)" (Uraufführung 21. März 1924), der erste Tonfilm war „Csibi, der Fratz" (Uraufführung 2. Februar 1934; mit Hermann Thimig und Theo Lingen). Die „Vita"-Film suchte in den Jahren der Inflation nicht (wie [[Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky|Alexander [Sascha] Kolowrat-Krakowsky]] mit seinen „Sascha"-Studios) in den USA, sondern in Frankreich (Heranziehung französicher Regisseure und Schauspieler) Kontakte. 1938 wurde die „Vita-Film AG" mit ihren Ateliers (bei gleichzeitigem Zusammenschluß mit den Sieveringer ,,Sascha"-Studios) in die „Wien-Film" umgewandelt (Leitung [[Karl Hartl (Filmregisseur)|Karl Hartl]]). Damals begann die Planung des Ateliers am Rosenhügel, das an der Stelle des dortigen Meierhofs entstand. 1939 wurde eine Synchronhalle errichtet, die mit einer Orgel ausgestattet und für ein Orchester bis 120 Mann konzipiert wurde. Zusätzlich begann man im Kopierwerk mit Vorbereitungen für Farbfilmbearbeitung. In den letzten Kriegstagen erteilte der Personalreferent der „Wien-Film", Dr. Prohaska, den (nicht ausgeführten) Befehl, die Anlagen der „Wien-Film" auf dem Rosenhügel zu sprengen. Die Ateliers wurden bis zum Abschluß des Staatsvertrags durch die Sowjetische Besatzungsmacht in die USIA (Abkürzung nach dem russischen Wortlaut der „Verwaltung sowjetischer Güter in Österreich") übernommen und als „Wien-Film am Rosenhügel" weitergeführt. Am Rosenhügel wurden die ersten Nachkriegsfilme (beispielsweise 1946 „Das singende Haus" mit Curd Jürgens unter der Regie von Franz Antel) gedreht. 1956 erschien als letzte Rosenhügel-Produktion die Verfilmung der Bühneninszenierung von Beethovens „Fidelio" (Regie Walter Felsenstein).  
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In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre begann die Krise des österreichischen Films. Der Atelierbetrieb „Wien-Film" mußte Personal kündigen und trat mit dem Fernsehen über den Verkauf von Hallen auf dem Rosenhügel in Verhandlung. 1958 wurde auf dem Rosenhügelgelände der US-Film „Die Reise" gedreht, Teile der Ateliers wurden vermietet. Alle paar Jahre sorgte die Wien-Film am Rosenhügel, in Sievering und in Grinzing mit ihrer noch verbliebenen Tonhalle, ihrem Kopierwerk und ihren Ateliers für Schlagzeilen, immer wieder wurde auch über den Abbruch der Ateliers am Rosenhügel diskutiert. Erst im Juni 1992 fiel die vorerst endgültige Entscheidung: am 22. Juni 1992 genehmigte das Kuratorium des ORF den Abschluß eines Pachtvertrags mit der „Filmstadt Wien GmbH", jener Betreibergesellschaft des Filmproduzenten Kurt Mrkwicka, die schon im November 1991 mit der Adaption des Rosenhügelgeländes beauftragt worden war. Der Pachtvertrag trat mit 1. Jänner 1993 in Kraft und läuft 15 Jahre mit einer Option für weitere fünf Jahre. Protest gegen diese Regelung gab es von Anfang an: Der Film- und Fernsehregisseur Jörg A. Eggers, einer jener Mieter des Studios, die mit Ende 1991 ausziehen mußten, gründete den „Verein zur Rettung des Rosenhügels", der auch vor Gericht ging; ihm zur Seite stand auch Ex-ORF-Generalintendant Teddy Podgorski, der ebenfalls aus seinem Büro am Rosenhügel ausziehen mußte. Siehe auch [[Film]], [[Kino]].  
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==Literatur==  
 
==Literatur==  
*Walter Fritz: Geschichte des Films in Österreich. 1966
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*Walter Fritz: Geschichte des österreichischen Films. Aus Anlaß des Jubiläums 75 Jahre Film. Wien: Bergland 1969
*Walter Fritz: Kino in Österreich. Der Stummfilm 1896-1930. 1981  
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*Walter Fritz: Kino in Österreich. Der Stummfilm 1896-1930. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1981  
*Walter Fritz: Kino in Österreich 1929–1945. Der Tonfilm. 1991
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*Walter Fritz: Kino in Österreich. 1929–1945. Der Tonfilm. Wien: Österr. Bundesverlag 1991
*Walter Fritz: Kino in Österreich 1945-1983. Film zwischen Kommerz und Avantgarde. 1984
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*Walter Fritz: Kino in Österreich. 1945-1983. Film zwischen Kommerz und Avantgarde. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1984

Version vom 13. Mai 2014, 11:24 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1911
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 13.05.2014 durch WIEN1.lanm09mer
  • Wien-Film am Rosenhügel (bis: 1955)

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Rosenhügel, Filmateliers (13, Mauer). Die 1911/1912 vom Ehepaar Luise und Anton Kolm und Jakob Julius Fleck gegründete „Wiener Kunstfilm-Industrie-GmbH" wurde (nach Übernahme durch die Depositenbank 1919) in die „Vita-Film AG" umgewandelt (Film). 1923 wurde das Gelände in Anwesenheit von Bundespräsident Michael Hainisch eröffnet; das „Vita"-Atelier am Rosenhügel war damals die modernste Anlage Österreichs. In die Halle (24 Meter breit, 90 Meter lang, 70 Meter hoch) war ein 3 Meter tiefes Bassin einbetoniert, das für Aufnahmen auf und unter Wasser herangezogen werden konnte. Eine eigene Elektrizitätsanlage versorgte die 60 Lampen und 60 Scheinwerfer für die Innenaufnahmen. Daneben wurde auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal eine Freilichtbühne errichtet (8.000 Quadratmeter Fläche; Drehscheibe mit 25 Meter Durchmesser, mit der man die im Freien aufgebaute Dekorationen nach dem jeweiligen Stand der Sonne richten konnte). Der erste nachweislich am Rosenhügel gedrehte Film (Stummfilm) war „Hotel Potemkin (Die letzte Stunde)" (Uraufführung 21. März 1924), der erste Tonfilm war „Csibi, der Fratz" (Uraufführung 2. Februar 1934; mit Hermann Thimig und Theo Lingen). Die „Vita"-Film suchte in den Jahren der Inflation nicht (wie Alexander [Sascha] Kolowrat-Krakowsky mit seinen „Sascha"-Studios) in den USA, sondern in Frankreich (Heranziehung französicher Regisseure und Schauspieler) Kontakte. 1938 wurde die „Vita-Film AG" mit ihren Ateliers (bei gleichzeitigem Zusammenschluß mit den Sieveringer ,,Sascha"-Studios) in die „Wien-Film" umgewandelt (Leitung Karl Hartl). Damals begann die Planung des Ateliers am Rosenhügel, das an der Stelle des dortigen Meierhofs entstand. 1939 wurde eine Synchronhalle errichtet, die mit einer Orgel ausgestattet und für ein Orchester bis 120 Mann konzipiert wurde. Zusätzlich begann man im Kopierwerk mit Vorbereitungen für Farbfilmbearbeitung. In den letzten Kriegstagen erteilte der Personalreferent der „Wien-Film", Dr. Prohaska, den (nicht ausgeführten) Befehl, die Anlagen der „Wien-Film" auf dem Rosenhügel zu sprengen. Die Ateliers wurden bis zum Abschluß des Staatsvertrags durch die Sowjetische Besatzungsmacht in die USIA (Abkürzung nach dem russischen Wortlaut der „Verwaltung sowjetischer Güter in Österreich") übernommen und als „Wien-Film am Rosenhügel" weitergeführt. Am Rosenhügel wurden die ersten Nachkriegsfilme (beispielsweise 1946 „Das singende Haus" mit Curd Jürgens unter der Regie von Franz Antel) gedreht. 1956 erschien als letzte Rosenhügel-Produktion die Verfilmung der Bühneninszenierung von Beethovens „Fidelio" (Regie Walter Felsenstein).

In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre begann die Krise des österreichischen Films. Der Atelierbetrieb „Wien-Film" mußte Personal kündigen und trat mit dem Fernsehen über den Verkauf von Hallen auf dem Rosenhügel in Verhandlung. 1958 wurde auf dem Rosenhügelgelände der US-Film „Die Reise" gedreht, Teile der Ateliers wurden vermietet. Alle paar Jahre sorgte die Wien-Film am Rosenhügel, in Sievering und in Grinzing mit ihrer noch verbliebenen Tonhalle, ihrem Kopierwerk und ihren Ateliers für Schlagzeilen, immer wieder wurde auch über den Abbruch der Ateliers am Rosenhügel diskutiert. Erst im Juni 1992 fiel die vorerst endgültige Entscheidung: am 22. Juni 1992 genehmigte das Kuratorium des ORF den Abschluß eines Pachtvertrags mit der „Filmstadt Wien GmbH", jener Betreibergesellschaft des Filmproduzenten Kurt Mrkwicka, die schon im November 1991 mit der Adaption des Rosenhügelgeländes beauftragt worden war. Der Pachtvertrag trat mit 1. Jänner 1993 in Kraft und läuft 15 Jahre mit einer Option für weitere fünf Jahre. Protest gegen diese Regelung gab es von Anfang an: Der Film- und Fernsehregisseur Jörg A. Eggers, einer jener Mieter des Studios, die mit Ende 1991 ausziehen mußten, gründete den „Verein zur Rettung des Rosenhügels", der auch vor Gericht ging; ihm zur Seite stand auch Ex-ORF-Generalintendant Teddy Podgorski, der ebenfalls aus seinem Büro am Rosenhügel ausziehen mußte. Siehe auch Film, Kino.

Literatur

  • Walter Fritz: Geschichte des österreichischen Films. Aus Anlaß des Jubiläums 75 Jahre Film. Wien: Bergland 1969
  • Walter Fritz: Kino in Österreich. Der Stummfilm 1896-1930. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1981
  • Walter Fritz: Kino in Österreich. 1929–1945. Der Tonfilm. Wien: Österr. Bundesverlag 1991
  • Walter Fritz: Kino in Österreich. 1945-1983. Film zwischen Kommerz und Avantgarde. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1984