Erwin Schrödinger: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Sohn des Fabrikanten und Botanikers Rudolf Schrödinger und dessen Frau Emilia Brenda (geb. Bauer) inskribierte nach seiner Matura am [[Akademisches Gymnasium|Akademischen Gymnasium]] 1906 an der [[Universität Wien]] Mathematik und Physik. Zu seinen akademischen Lehrern zählten [[Friedrich Hasenöhrl|Fritz Hasenöhrl]] und [[Franz Exner (Physiker)|Franz Exner]]. 1910 promovierte er mit der Dissertation "Über die Leitung der Elektrizität auf der Oberfläche von Isolatoren an feuchter Luft".  Im folgenden Jahr wurde Schrödinger Exners Assistent am II. Physikalischen Institut. Mit "Studien über Kinetik der Dielektrika, den Schmelzpunkt, Pyro- und Piezoelektrizität" habilitierte er sich 1914. 1915, während seines Kriegsdienstes in Italien, lernte Schrödinger [[Albert einstein|Einstein]]s Relativitästheorie kennen. Nach dem Krieg kehrte er an die Wiener Universität zurück. 1920 heiratete Schrödinger Annemarie Bertel. Im selben Jahr erhielt er einen Lehrauftrag der Universität Jena. Die folgenden beiden Semester war er an er an den Universitäten Stuttgart und Breslau tätig. 1921 wurde er nach Zürich berufen, wo er grundlegende Arbeiten zur Quantenmechanik leistete. In Zusammenarbeit mit Hermann Weyl entstand die Lehre von der Wellenmechanik. 1927 wurde Schrödinger auf dem Lehrstuhl Max Plancks an die Berliner Humboldt-Universität berufen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschlang ging der Wissenschaftler nach Oxford. Am 10. Dezember 1933 nahm er für die „Entwicklung neuer produktiver Formen der Atomtheorie“ gemeinsam mit Paul Dirac den Nobelpreis für Physik entgegen. 1936 verließ er Oxford, um in Graz einen Lehrauftrag für theoretische Physik anzunehmen. 1938 wurde er fristlos entlassen. Der irische Ministerpräsident Eamon de Valera konnte Schrödinger für die Abteilung für theoretische Physik am  neugegründeten „Institut for Advances Studies“ gewinnen. Bevor der Nobelpreisträger seinen neuen Posten im September 1939 in Dublin antreten konnte, nahm er eine Einladung der Universität Gent an.  
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Der Sohn des Fabrikanten und Botanikers Rudolf Schrödinger und dessen Frau Emilia Brenda (geb. Bauer) inskribierte nach seiner Matura am [[Akademisches Gymnasium|Akademischen Gymnasium]] 1906 an der [[Universität Wien]] Mathematik und Physik. Zu seinen akademischen Lehrern zählten [[Friedrich Hasenöhrl|Fritz Hasenöhrl]] und [[Franz Exner (Physiker)|Franz Exner]]. 1910 promovierte er mit der Dissertation "Über die Leitung der Elektrizität auf der Oberfläche von Isolatoren an feuchter Luft".  Im folgenden Jahr wurde Schrödinger Exners Assistent am II. Physikalischen Institut. Mit "Studien über Kinetik der Dielektrika, den Schmelzpunkt, Pyro- und Piezoelektrizität" habilitierte er sich 1914. 1915, während seines Kriegsdienstes in Italien, lernte Schrödinger [[Albert Einstein|Einstein]]s Relativitästheorie kennen. Nach dem Krieg kehrte er an die Wiener Universität zurück. 1920 heiratete Schrödinger Annemarie Bertel. Im selben Jahr erhielt er einen Lehrauftrag der Universität Jena. Die folgenden beiden Semester war er an er an den Universitäten Stuttgart und Breslau tätig. 1921 wurde er nach Zürich berufen, wo er grundlegende Arbeiten zur Quantenmechanik leistete. In Zusammenarbeit mit Hermann Weyl entstand die Lehre von der Wellenmechanik. 1927 wurde Schrödinger auf dem Lehrstuhl Max Plancks an die Berliner Humboldt-Universität berufen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschlang ging der Wissenschaftler nach Oxford. Am 10. Dezember 1933 nahm er für die "Entwicklung neuer produktiver Formen der Atomtheorie" gemeinsam mit Paul Dirac den Nobelpreis für Physik entgegen. 1936 verließ er Oxford, um in Graz einen Lehrauftrag für theoretische Physik anzunehmen. 1938 wurde er fristlos entlassen. Der irische Ministerpräsident Eamon de Valera konnte Schrödinger für die Abteilung für theoretische Physik am  neugegründeten "Institut for Advances Studies" gewinnen. Bevor der Nobelpreisträger seinen neuen Posten im September 1939 in Dublin antreten konnte, nahm er eine Einladung der Universität Gent an.  
In Dublin wandte sich Schrödinger in der Folge stärker der Biophysik zu. Der Schwerpunkt seiner Forschung lag auf der Erbinformation in der Struktur der Gene. Sein populärwissenschaftliches Buch „What is Life?sollte mit mehr als 100.000 Exemplaren Schrödingers Publikation mit der größten Reichweite werden. Nachdemer 1950/1951 Gastprofessor an der Universität Innsbruck gewesen war, übernahm er 1956 die für ihn geschaffene zweite Lehrkanzel für Theoretische Physik an der Universität Wien.  
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In Dublin wandte sich Schrödinger in der Folge stärker der Biophysik zu. Der Schwerpunkt seiner Forschung lag auf der Erbinformation in der Struktur der Gene. Sein populärwissenschaftliches Buch "What is Life?" sollte mit mehr als 100.000 Exemplaren Schrödingers Publikation mit der größten Reichweite werden. Nachdemer 1950/1951 Gastprofessor an der Universität Innsbruck gewesen war, übernahm er 1956 die für ihn geschaffene zweite Lehrkanzel für Theoretische Physik an der Universität Wien.  
  
 
Erwin Schrödinger erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen; er war Mitglied verschiedener europäischer Akademien (korrespondierendes Mitglied der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]], 1928) und Ehrenmitglied des PEN-Clubs. Nach seiner Rückkehr 1956 erwarb er ein Haus in Alpbach. Nach ihm sind der "Schrödingerpreis" (gestiftet von der Akademie der Wissenschaften, 1956), das "Erwin Schrödinger-Auslandsstipendium" des Fonds zr Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (FWF), der [[Schrödingerhof]] und der [[Schrödingerplatz]] benannt. Ab 1983 zierte sein Bild die 1000-[[Schilling]]-Banknote.  
 
Erwin Schrödinger erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen; er war Mitglied verschiedener europäischer Akademien (korrespondierendes Mitglied der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]], 1928) und Ehrenmitglied des PEN-Clubs. Nach seiner Rückkehr 1956 erwarb er ein Haus in Alpbach. Nach ihm sind der "Schrödingerpreis" (gestiftet von der Akademie der Wissenschaften, 1956), das "Erwin Schrödinger-Auslandsstipendium" des Fonds zr Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (FWF), der [[Schrödingerhof]] und der [[Schrödingerplatz]] benannt. Ab 1983 zierte sein Bild die 1000-[[Schilling]]-Banknote.  

Version vom 24. August 2020, 14:09 Uhr

Erwin Schrödinger (1956)
Daten zur Person
Personenname Schrödinger, Erwin
Abweichende Namensform Schrödinger, Erwin Rudolf Josef Alexander
Titel Univ.-Prof., Dr.phil., Dr. h. c. mult.
Geschlecht männlich
PageID 13596
GND 118823574
Wikidata
Geburtsdatum 12. August 1887
Geburtsort Wien
Sterbedatum 4. Jänner 1961
Sterbeort Wien
Beruf Mathematiker, Physiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 24.08.2020 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof Bergfriedhof Alpbach, Tirol
Grabstelle
Bildname Erwin Schrödinger.jpg
Bildunterschrift Erwin Schrödinger (1956)
  • 3., Apostelgasse 15 (Geburtsadresse)
  • 9., Pasteurgasse 4 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Max-Planck-Medaille (Verleihung: 1937)
  • Preis der Stadt Wien für Naturwissenschaft (Verleihung: 1956)
  • "Pour le merite" (Verleihung: 1957)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 24. Juli 1957, Übernahme: 18. August 1957)
  • Paracelsus-Ring der Stadt Villach (Verleihung: Mai 1960)
  • Nobelpreis für Physik (Verleihung: 10. Dezember 1933)

Erwin Schrödinger, * 12. August 1887 Wien, † 4. Jänner 1961 Wien, Physiker

Erhebungsbogen zur Überführung des Leichnams nach Alpbach/Tirol (1961).
Auftragsbestätigung Überführung nach Alpbach/Tirol (1961).

Biografie

Der Sohn des Fabrikanten und Botanikers Rudolf Schrödinger und dessen Frau Emilia Brenda (geb. Bauer) inskribierte nach seiner Matura am Akademischen Gymnasium 1906 an der Universität Wien Mathematik und Physik. Zu seinen akademischen Lehrern zählten Fritz Hasenöhrl und Franz Exner. 1910 promovierte er mit der Dissertation "Über die Leitung der Elektrizität auf der Oberfläche von Isolatoren an feuchter Luft". Im folgenden Jahr wurde Schrödinger Exners Assistent am II. Physikalischen Institut. Mit "Studien über Kinetik der Dielektrika, den Schmelzpunkt, Pyro- und Piezoelektrizität" habilitierte er sich 1914. 1915, während seines Kriegsdienstes in Italien, lernte Schrödinger Einsteins Relativitästheorie kennen. Nach dem Krieg kehrte er an die Wiener Universität zurück. 1920 heiratete Schrödinger Annemarie Bertel. Im selben Jahr erhielt er einen Lehrauftrag der Universität Jena. Die folgenden beiden Semester war er an er an den Universitäten Stuttgart und Breslau tätig. 1921 wurde er nach Zürich berufen, wo er grundlegende Arbeiten zur Quantenmechanik leistete. In Zusammenarbeit mit Hermann Weyl entstand die Lehre von der Wellenmechanik. 1927 wurde Schrödinger auf dem Lehrstuhl Max Plancks an die Berliner Humboldt-Universität berufen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschlang ging der Wissenschaftler nach Oxford. Am 10. Dezember 1933 nahm er für die "Entwicklung neuer produktiver Formen der Atomtheorie" gemeinsam mit Paul Dirac den Nobelpreis für Physik entgegen. 1936 verließ er Oxford, um in Graz einen Lehrauftrag für theoretische Physik anzunehmen. 1938 wurde er fristlos entlassen. Der irische Ministerpräsident Eamon de Valera konnte Schrödinger für die Abteilung für theoretische Physik am neugegründeten "Institut for Advances Studies" gewinnen. Bevor der Nobelpreisträger seinen neuen Posten im September 1939 in Dublin antreten konnte, nahm er eine Einladung der Universität Gent an. In Dublin wandte sich Schrödinger in der Folge stärker der Biophysik zu. Der Schwerpunkt seiner Forschung lag auf der Erbinformation in der Struktur der Gene. Sein populärwissenschaftliches Buch "What is Life?" sollte mit mehr als 100.000 Exemplaren Schrödingers Publikation mit der größten Reichweite werden. Nachdemer 1950/1951 Gastprofessor an der Universität Innsbruck gewesen war, übernahm er 1956 die für ihn geschaffene zweite Lehrkanzel für Theoretische Physik an der Universität Wien.

Erwin Schrödinger erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen; er war Mitglied verschiedener europäischer Akademien (korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1928) und Ehrenmitglied des PEN-Clubs. Nach seiner Rückkehr 1956 erwarb er ein Haus in Alpbach. Nach ihm sind der "Schrödingerpreis" (gestiftet von der Akademie der Wissenschaften, 1956), das "Erwin Schrödinger-Auslandsstipendium" des Fonds zr Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (FWF), der Schrödingerhof und der Schrödingerplatz benannt. Ab 1983 zierte sein Bild die 1000-Schilling-Banknote.

Quellen

Literatur

  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 18. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Gertrud Pfaundler: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Innsbruck: Rauchdruck 1983
  • Hermann A. Ludwig Degener: Wer ist wer. Unsere Zeitgenossen. Zeitgenossenlexikon enthaltend Biographien nebst Bibliographien. Angaben über Herkunft, Familie, Lebenslauf, Werke, Lieblingsbeschäftigungen, Parteiangehörigkeit, Mitgliedschaft bei Gesellschaften, Adresse. Andere Mitteilungen von allgemeinem Interesse. Berlin-Grunewald: Arani-Verlag 1905-1958
  • Hans Hartmann: Lexikon der Nobelpreisträger. Frankfurt: Ullstein 1967, S. 341 ff.
  • Josef Gicklhorn / Renée Gicklhorn: Die österreichischen Nobelpreisträger. Wien: Bergland-Verlag 21966, S. 51 ff.
  • Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die modernen Republiken. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 420 ff.
  • Dieter Hoffmann: Erwin Schrödinger. Leipzig: Teubner 1984
  • Walter J. Moore: Erwin Schrödinger. Life and Thought. Cambridge: Cambridge University Press 1989
  • Karlheinz Seeger: Erwin Schrödinger. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 11.08.1987
  • Wiener Zeitung, 01.04.1956, S. 3 (Prof. Schrödinger kehrt heim)
  • Rathaus-Korrespondenz, 04.01.1971
  • Rathaus-Korrespondenz, 04.08.1987
  • Rathaus-Korrespondenz, 23.11.1987 (Gedenktafel)
  • Familiengeschichte (Manuskript im Bezirksmuseum Landstraße)
  • Gabriele Kerber/Auguste Dick/Wolfgang Kerber: Erwin Schrödinger 1887 - 1961. Documents, material and Pictures, commemorating the 100th anniversary of Erwin Schrödinger [an exhibition of the Austrian Central Library for Physics]. Wien: Austrian Central Library for Physics 2015
  • Leo Leitner: Von der Schule zum Nobelpreis. Bildungswege österreichischer Nobelpreisträger/innen von Robert Bárány über Erwin Schrödinger bis Elfriede Jelinek. Graz: Leykam 2009
  • Walter J. Moore: Erwin Schrödinger. Eine Biographie. Darmstadt: Primus 2012
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Schrödinger, Erwin [Sign.: TP-049060]


Links