Erwin Ringel: Unterschied zwischen den Versionen

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Ringel Erwin, * 27. April 1921 Temesvar, Rumänien, † 28. Juli 1994 Bad Kleinkirchheim, Kärnten (Zentralfriedhof, Ehrengrab), Psychiater, Psychologe und Neurologe.
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Erwin Ringel, * 27. April 1921 Temesvar, Rumänien, † 28. Juli 1994 Bad Kleinkirchheim, Psychiater, Psychologe, Neurologe.
  
 
==Biografie==
 
==Biografie==
Die Familie von Erwin Ringel siedelte 1926 von Hollabrunn nach Wien und bezog eine Wohnung in der [[Annagasse]], Ringels Vater arbeitete als Pädagoge an der [[Lehrerbildungsanstalt]] in der [[Hegelgasse]]. Zwischen 1931 und 1938 besuchte Erwin Ringel das [[Akademisches Gymnasium|Akademische Gymnasium]]. Ringel war früh in der katholischen Jugend engagiert und nahm 7. Oktober 1938 an der von Kardinal [[Theodor Innitzer]] ausgelösten Rosenkranz-Demonstration gegen den Nationalsozialismus auf dem [[Stephansplatz]] Teil, worauf  er von der [[Gestapoleitstelle Wien|Gestapo]] für kurze Zeit verhaftet wurde.  
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Die Familie von Erwin Ringel siedelte 1926 von Hollabrunn nach Wien und bezog eine Wohnung in der [[Annagasse]], Ringels Vater arbeitete als Pädagoge an der [[Lehrerbildungsanstalt]] in der [[Hegelgasse]]. Zwischen 1931 und 1938 besuchte Erwin Ringel das [[Akademisches Gymnasium|Akademische Gymnasium]]. Er  war früh in der katholischen Jugend engagiert und nahm am 7. Oktober 1938 an der von Kardinal [[Theodor Innitzer]] ausgelösten Rosenkranz-Demonstration gegen den Nationalsozialismus auf dem [[Stephansplatz]] teil, worauf  er von der [[Gestapoleitstelle Wien|Gestapo]] für kurze Zeit verhaftet wurde.  
  
Nach der Matura begann er 1939 in Wien ein Medizinstudium, das er 1946 mit Unterbrechung durch Frontdienst und Sanitätstätigkeit in der [[Rudolfstiftung]] mit der Promotion abschloss. Anschließend absolvierte Ringel eine psychiatrische und neurologische Facharztausbildung bei [[Hans Hoff]] an der Wiener psychiatrischen Universitätsklinik.  
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Nach der Matura begann Erwin Ringel 1939 in Wien ein Medizinstudium, das er 1946 mit Unterbrechung durch Frontdienst und Sanitätstätigkeit in der [[Rudolfstiftung]] mit der Promotion abschloss. Anschließend absolvierte er eine psychiatrische und neurologische Facharztausbildung bei [[Hans Hoff]] an der Psychiatrischen Universitätsklinik Wien.
  
 
Bereits 1948 engagierte sich der junge Mediziner in der Suizidprävention und rief mit Unterstützung der Caritas Wien das erste Selbstmordverhütungszentrum Europas ins Leben, welches bis heute als Kriseninterventionszentrum fortbesteht.  
 
Bereits 1948 engagierte sich der junge Mediziner in der Suizidprävention und rief mit Unterstützung der Caritas Wien das erste Selbstmordverhütungszentrum Europas ins Leben, welches bis heute als Kriseninterventionszentrum fortbesteht.  
Beginnend 1953 bis 1964 leitete er die Frauenabteilung der Psychiatrischen Universitätsklinik Wien und befasste sich wissenschaftlich hauptsächlich mit der psychosomatischen Medizin, welche damals abseits der Psychologie in Ärztekreisen als Neuland galt.  
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Beginnend 1953 bis 1964 leitete er die Frauenabteilung der Psychiatrischen Universitätsklinik Wien und befasste sich wissenschaftlich hauptsächlich mit der psychosomatischen Medizin, welche damals in Ärztekreisen als Neuland galt.  
  
1960 erfolgte die Gründung der bis heute bestehenden Internationalen Vereinigung für Suizidprävention sowie des Österreichischen Vereins für Individualpsychologie (gemeinsam mit [[Walter Spiel]] und Kurt Baumgärtl)  
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Die Gründung der bis heute bestehenden Internationalen Vereinigung für Suizidprävention sowie des Österreichischen Vereins für Individualpsychologie (gemeinsam mit [[Walter Spiel]] und Kurt Baumgärtl) erfolgte 1960.
1968 wurde Ringel Extraordinarius (Habilitierung bereits 1961), 1981 Ordinarius. Damit verbunden war die Verwirklichung von Ringels jahrelangem Streben: die Integrierung des Faches Psychologie als Pflichtlehrveranstaltung des medizinischen Studienplans. Ringels fundamentale Entdeckung  während seiner langjährigen Forschungs- und Lehrtätigkeit ist das präsuizidale Syndrom, welches diagnostizieren zu können die wichtigste Voraussetzung erfolgreicher Selbstmordverhütung darstellt.  
 
  
Zu seinen Veröffentlichungen gehören: Neue Untersuchungen zum Selbstmordproblem (1961), Selbstbeschädigung durch Neurose (1973), Die österreichische Seele (1984), Die Kärntner Seele (1988), Medizinische Psychologie (1990), Unbewußt – höchste Lust. Die Oper als Spiegelbild des Lebens (1990); mit Alfred Kirchmayr publizierte er "Religionsverlust durch religiöse Erziehung"; Aufsehen erregte er mit seiner Studie "Der fehlgeleitete Patient".
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1968 wurde Erwin Ringel Extraordinarius (Habilitierung bereits 1961), 1981 Ordinarius. Damit verbunden war die Verwirklichung seines jahrelangen Strebens: die Integrierung des Faches Psychologie als Pflichtlehrveranstaltung in den medizinischen Studienplan. Ringels fundamentale Entdeckung während seiner langjährigen Forschungs- und Lehrtätigkeit ist das präsuizidale Syndrom, welches diagnostizieren zu können die wichtigste Voraussetzung erfolgreicher Selbstmordverhütung darstellt.  
  
Für seine wissenschaftlich und gesamtgesellschaftlich relevanten Leistungen wurde Erwin Ringel vielfach ausgezeichnet (u.a. Karl-Renner-Preis-der Stadt Wien, 1961; Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse,  Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, jeweils 1986; Bürger der Stadt Wien, 1991)  
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Für seine wissenschaftlich und gesamtgesellschaftlich relevanten Leistungen wurde Erwin Ringel vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Karl-Renner-Preis-der Stadt Wien (1961) und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1986).  
1998 wurde der [[Erwin-Ringel-Park]] auf dem [[Schlickplatz]] in [[Alsergrund]] nach ihm benannt. 1999 wurde auf diesem Platz ein von Josef Zenzmaier geschaffenes Ringel-Denkmal enthüllt.  
 
  
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1998 wurde der [[Erwin-Ringel-Park]] auf dem [[Schlickplatz]] in [[Alsergrund]] nach dem Mediziner benannt. 1999 entüllte man auf diesem Platz ein von Josef Zenzmaier geschaffenes Ringel-Denkmal.
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Im Jahr 2000 gründeten die Österreichische Bundesregierung und die Stadt Wien die Stiftung Erwin-Ringel-Institut mit Sitz in Wien. Stiftungszweck ist die Erhaltung und Fortsetzung der wissenschaftlichen und sozialen Anliegen Erwin Ringels.
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==Werke==
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* Erwin Ringel: Neue Untersuchungen zum Selbstmordproblem. Wien: Hollinek 1961
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* Erwin Ringel: Selbstschädigung durch Neurose. Wien: Herder 1973
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* Erwin Ringel: Das Selbstmordproblem bei Schnitzler. Salzburg: Otto Müller 1982
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* Erwin Ringel: Der fehlgeleitete Patient. Wien: Facultas Universitäts-Verlag 1983
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* Erwin Ringel: Die österreichische Seele. Wien: Böhlau 1984 
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* Erwin Ringel: Religionsverlust durch religiöse Erziehung; gemeinsam mit Alfred Kirchmayr. Wien: Herder 1985
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* Erwin Ringel: Die Kärntner Seele. Klagenfurt: Hermagoras 1988
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* Erwin Ringel: Medizinische Psychologie. Wien: Facultas Universitäts-Verlag 1988
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* Erwin Ringel: Unbewußt – höchste Lust. Die Oper als Spiegelbild des Lebens. Wien: Kremayr &  Scheriau 1990
  
==Links==
 
[https://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_Ringel Wikipedia: Erwin Ringel ]
 
 
==Literatur==  
 
==Literatur==  
*Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
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*Edith Glatz: Ein Psychiater als Leser von Dichtung. In: Lesen.heute.Perspektiven. Innsbruck / Wien: Studien-Verlag 2010
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*Edith Glatz: Die Funktion des literarischen Zitats im psychiatrischen Werk von Erwin Ringel. Würzburg: Königshausen & Neumann 2006
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*Peter Huemer: Der Zorn des Erwin Ringel. In: Heimat, Lügen, Literatur. Texte zur gegenwärtigen Befindlichkeit. Wien: Der Apfel 2006, S. 146 f.
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*Ludwig Adamovich / Angela Ringel [Hg.]: Österreichs verwundete Seele. 20 Jahre nach Erwin Ringel. Wien: Kremayr & Scheriau 2005
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*Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
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*Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 87
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*Ulrich Kropiunigg [Hg.]: Erwin Ringel. Die wichtigsten Schriften. Mit Kommentaren von seinen Schülern, Freunden und Weggefährten. Wien [u. a.]: Ueberreuter 1991
 
*[Joseph] Kürschners deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1987  
 
*[Joseph] Kürschners deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1987  
 
* Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1980/1981. Wien: Selbstverlag der Universität 1980/1981, S. 123 f.  
 
* Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1980/1981. Wien: Selbstverlag der Universität 1980/1981, S. 123 f.  
*Ulrich Kropiunigg [Hg.]: Erwin Ringel. Die wichtigsten Schriften. Mit Kommentaren von seinen Schülern, Freunden und Weggefährten. Wien [u.a.]: Ueberreuter 1991
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*Handschriften-Sammlung im Institut für Geschichte der Medizin Universität Wien (Lebenslauf, Werkverzeichnis)
*Salzburger Nachrichten, Österreich Ausgabe, 29.07.1994, S. 3
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*Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 87
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*Handschriften-Sammlung Institut für Geschichte der Medizin Universität Wien (Lebenslauf, Werkverzeichnis)
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Erwin Ringel im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,118601113 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
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== Weblinks ==
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*[https://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_Ringel Wikipedia: Erwin Ringel ]
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*[https://www.doew.at/erinnern/biographien/erzaehlte-geschichte/staendestaat-1934-1938/erwin-ringel-emotional-begeistert Biografische Notizen des DÖW]
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*[http://www.erwinringel.at/ Erwin Ringel Institut]
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*[https://www.youtube.com/watch?v=IeHsdhki8k4 Porträt von Erwin Ringel in der Reihe Wert-Impulse auf YouTube]
 +
*[https://www.mediathek.at/portaltreffer/atom/08F10FF0-10E-0036A-00000D7C-08F01F65/vol/34464/pool/BWEB/ Österreichische Mediathek: Prof. Erwin Ringel hält Vortrag über Torbergs "Schüler Gerber", 21.02.1980]

Aktuelle Version vom 25. März 2024, 09:51 Uhr

Erwin Ringel (1961)
Daten zur Person
Personenname Ringel, Erwin
Abweichende Namensform
Titel Dr. med. univ., Univ.Prof.
Geschlecht männlich
PageID 26862
GND 118601113
Wikidata Q89172
Geburtsdatum 27. April 1921
Geburtsort Temesvar
Sterbedatum 28. Juli 1994
Sterbeort Bad Kleinkirchheim
Beruf Psychiater, Individualpsychologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 25.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum 8. August 1994
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33 G, Nummer 3
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Erwinringel.jpg
Bildunterschrift Erwin Ringel (1961)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Präsident der internationalen Vereinigung für Selbstmordverhütung (1960)
  • Präsident der Österreichischen Gesellschaft für klinische psychosomatische Medizin (1978)

  • Alfred Adler-Gedenkmedaille (Verleihung: 1984)
  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 19. April 1991, Übernahme: 3. Mai 1991)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 9. April 1986, Übernahme: 28. April 1986)
  • Ehrenzeichen der B'nai Brith Maimonides-Loge Wien (Übernahme: 25. Juni 1991)
  • Preis der Stadt Wien für Medizin (Verleihung: 24. Mai 1994, Übernahme: 16. November 1994)
  • Sachbuchpreis der Buchgemeinschaft Donauland (Übernahme: 5. November 1984)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 29. Juli 1986, Übernahme: 26. November 1986)
  • Dr. Karl Renner-Preis für Publizistik (Verleihung: 1961)

Ankündigung eines Vortrages mit Erwin Ringel im Wiener Konzerthaus (1986)
Erwin-Ringel-Denkmal auf dem Schlickplatz (2020)

Erwin Ringel, * 27. April 1921 Temesvar, Rumänien, † 28. Juli 1994 Bad Kleinkirchheim, Psychiater, Psychologe, Neurologe.

Biografie

Die Familie von Erwin Ringel siedelte 1926 von Hollabrunn nach Wien und bezog eine Wohnung in der Annagasse, Ringels Vater arbeitete als Pädagoge an der Lehrerbildungsanstalt in der Hegelgasse. Zwischen 1931 und 1938 besuchte Erwin Ringel das Akademische Gymnasium. Er war früh in der katholischen Jugend engagiert und nahm am 7. Oktober 1938 an der von Kardinal Theodor Innitzer ausgelösten Rosenkranz-Demonstration gegen den Nationalsozialismus auf dem Stephansplatz teil, worauf er von der Gestapo für kurze Zeit verhaftet wurde.

Nach der Matura begann Erwin Ringel 1939 in Wien ein Medizinstudium, das er 1946 mit Unterbrechung durch Frontdienst und Sanitätstätigkeit in der Rudolfstiftung mit der Promotion abschloss. Anschließend absolvierte er eine psychiatrische und neurologische Facharztausbildung bei Hans Hoff an der Psychiatrischen Universitätsklinik Wien.

Bereits 1948 engagierte sich der junge Mediziner in der Suizidprävention und rief mit Unterstützung der Caritas Wien das erste Selbstmordverhütungszentrum Europas ins Leben, welches bis heute als Kriseninterventionszentrum fortbesteht. Beginnend 1953 bis 1964 leitete er die Frauenabteilung der Psychiatrischen Universitätsklinik Wien und befasste sich wissenschaftlich hauptsächlich mit der psychosomatischen Medizin, welche damals in Ärztekreisen als Neuland galt.

Die Gründung der bis heute bestehenden Internationalen Vereinigung für Suizidprävention sowie des Österreichischen Vereins für Individualpsychologie (gemeinsam mit Walter Spiel und Kurt Baumgärtl) erfolgte 1960.

1968 wurde Erwin Ringel Extraordinarius (Habilitierung bereits 1961), 1981 Ordinarius. Damit verbunden war die Verwirklichung seines jahrelangen Strebens: die Integrierung des Faches Psychologie als Pflichtlehrveranstaltung in den medizinischen Studienplan. Ringels fundamentale Entdeckung während seiner langjährigen Forschungs- und Lehrtätigkeit ist das präsuizidale Syndrom, welches diagnostizieren zu können die wichtigste Voraussetzung erfolgreicher Selbstmordverhütung darstellt.

Für seine wissenschaftlich und gesamtgesellschaftlich relevanten Leistungen wurde Erwin Ringel vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Karl-Renner-Preis-der Stadt Wien (1961) und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1986).

1998 wurde der Erwin-Ringel-Park auf dem Schlickplatz in Alsergrund nach dem Mediziner benannt. 1999 entüllte man auf diesem Platz ein von Josef Zenzmaier geschaffenes Ringel-Denkmal.

Im Jahr 2000 gründeten die Österreichische Bundesregierung und die Stadt Wien die Stiftung Erwin-Ringel-Institut mit Sitz in Wien. Stiftungszweck ist die Erhaltung und Fortsetzung der wissenschaftlichen und sozialen Anliegen Erwin Ringels.

Werke

  • Erwin Ringel: Neue Untersuchungen zum Selbstmordproblem. Wien: Hollinek 1961
  • Erwin Ringel: Selbstschädigung durch Neurose. Wien: Herder 1973
  • Erwin Ringel: Das Selbstmordproblem bei Schnitzler. Salzburg: Otto Müller 1982
  • Erwin Ringel: Der fehlgeleitete Patient. Wien: Facultas Universitäts-Verlag 1983
  • Erwin Ringel: Die österreichische Seele. Wien: Böhlau 1984
  • Erwin Ringel: Religionsverlust durch religiöse Erziehung; gemeinsam mit Alfred Kirchmayr. Wien: Herder 1985
  • Erwin Ringel: Die Kärntner Seele. Klagenfurt: Hermagoras 1988
  • Erwin Ringel: Medizinische Psychologie. Wien: Facultas Universitäts-Verlag 1988
  • Erwin Ringel: Unbewußt – höchste Lust. Die Oper als Spiegelbild des Lebens. Wien: Kremayr & Scheriau 1990

Literatur

  • Edith Glatz: Ein Psychiater als Leser von Dichtung. In: Lesen.heute.Perspektiven. Innsbruck / Wien: Studien-Verlag 2010
  • Edith Glatz: Die Funktion des literarischen Zitats im psychiatrischen Werk von Erwin Ringel. Würzburg: Königshausen & Neumann 2006
  • Peter Huemer: Der Zorn des Erwin Ringel. In: Heimat, Lügen, Literatur. Texte zur gegenwärtigen Befindlichkeit. Wien: Der Apfel 2006, S. 146 f.
  • Ludwig Adamovich / Angela Ringel [Hg.]: Österreichs verwundete Seele. 20 Jahre nach Erwin Ringel. Wien: Kremayr & Scheriau 2005
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 87
  • Ulrich Kropiunigg [Hg.]: Erwin Ringel. Die wichtigsten Schriften. Mit Kommentaren von seinen Schülern, Freunden und Weggefährten. Wien [u. a.]: Ueberreuter 1991
  • [Joseph] Kürschners deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1987
  • Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1980/1981. Wien: Selbstverlag der Universität 1980/1981, S. 123 f.
  • Handschriften-Sammlung im Institut für Geschichte der Medizin Universität Wien (Lebenslauf, Werkverzeichnis)


Erwin Ringel im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks