Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG: Unterschied zwischen den Versionen

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Erste österreichische Spar-Casse, (1, Graben 21; „Erste Österreich Spar-Casse-Bank AG"). Über Anregung des Ministers des Inneren, Graf Saurau, und auf Wunsch Franz' I. begründet Pfarrer Johann Baptist Weber eine Sparkasse, die am 4. Oktober 1819 (dem Namenstag des Kaisers) im Pfarrhof der Leopoldstädter [[Leopoldskirche (2)|Leopoldskirche]] eröffnet wurde. Entsprechend dem Gründungsgedanken der „Hilfe zur Selbsthilfe" (Zurücklegen von Notgroschen mit Ertrag für schlechtere Zeiten) wurden die ersten Sparbücher dem Kaiser zur Verteilung an arme Kinder zur Verfügung gestellt. Die Spar-Casse florierte rasch und mußte sich daher mit Fragen der Veranlagung auseinandersetzen; damit nahm sie entscheidenden Einfluß auf die Modernisierung und Entwicklung des Darlehensgeschäfts, bemühte sich aber auch um eine Verbreitung der Sparkassenidee in der Monarchie.  
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Erste österreichische Spar-Casse, (1, Graben 21; „Erste Österreich Spar-Casse-Bank AG"). Über Anregung des Ministers des Inneren, Graf Saurau, und auf Wunsch Franz' I. begründet Pfarrer Johann Baptist Weber eine Sparkasse, die am 4. Oktober 1819 (dem Namenstag des Kaisers) im Pfarrhof der Leopoldstädter [[Leopoldskirche (2)|Leopoldskirche]] eröffnet wurde. Entsprechend dem Gründungsgedanken der „Hilfe zur Selbsthilfe" (Zurücklegen von Notgroschen mit Ertrag für schlechtere Zeiten) wurden die ersten Sparbücher dem Kaiser zur Verteilung an arme Kinder zur Verfügung gestellt. Die Spar-Casse florierte rasch und musste sich daher mit Fragen der Veranlagung auseinandersetzen. Damit nahm sie entscheidenden Einfluss auf die Modernisierung und Entwicklung des Darlehensgeschäfts, bemühte sich aber auch um eine Verbreitung der Sparkassenidee in der Monarchie.  
  
1821 übersiedelte die Sparkasse mit ihren Geschäftsräumen ins Deutsche Haus in der Singerstraße, 1825 in ein von der Spar-Casse erworbenes Haus am Graben (heute 1, Graben 21); im selben Jahr wurde das erste private Sozialversicherungsinstitut. Mitteleuropas begründet (das bis 1886 als „Allgemeine Versorgungsanstalt für die Unterthanen des Österreichischen Kaiserstaates" geführt wurde). Nach Ankauf der Nachbarhäuser (bis 1827) und deren Abtragung wurde 1835-1838 nach Plänen von [[Alois Pichl]] die heutige Hauptanstalt erbaut 1821 wurde das Amtslokal von der Leopoldstadt (Pfarrhof „Zum Heiligen Leopold") ins Deutschordenshaus (1, Singerstraße 7) verlegt. Der gute Geschäftsgang veranlaßte die Direktion, 1824-1827 drei Häuser am Graben zu erwerben, sie abzutragen und an deren Stelle durch Architekt [[Alois Pichl] 1835-1839 das große Sparkassengebäude am Graben errichtet zu lassen. Dank des Aufbaus eines großen Filialnetzes (1827-1813 entstanden 46 „Kommanditen" in allen Teilen der Monarchie) und des Anwachsens der Spareinlagen (1824-1884 auf das Hundertfache) konnte sich die Sparkasse in Wien mit bis zu sechs Filialen etablieren. Die Tatsache, daß auch hochgestellte Persönlichkeiten (Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf, Johann Strauß Sohn) zu den Kunden der Sparkasse zählten, bewirkte, daß sie sich von ihrer ursprünglichen Klientel (Handwerker, Arbeiter, Dienstboten) zu lösen begann und vor der Jahrhundertwende das bedeutendste Sparinstitut Österreichs war (Herbst 1914: Einlagekapital 555 Millionen Kronen).  
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1821 übersiedelte die Sparkasse mit ihren Geschäftsräumen ins Deutsche Haus in der Singerstraße, 1825 in ein von der Spar-Casse erworbenes Haus am Graben (heute 1, Graben 21). Im selben Jahr wurde das erste private Sozialversicherungsinstitut Mitteleuropas begründet (das bis 1886 als „Allgemeine Versorgungsanstalt für die Unterthanen des Österreichischen Kaiserstaates" geführt wurde). Nach Ankauf der Nachbarhäuser (bis 1827) und deren Abtragung wurde 1835-1838 nach Plänen von [[Alois Pichl]] die heutige Hauptanstalt erbaut. 1821 wurde das Amtslokal von der Leopoldstadt (Pfarrhof „Zum Heiligen Leopold") ins Deutschordenshaus (1, Singerstraße 7) verlegt. Der gute Geschäftsgang veranlasste die Direktion, 1824-1827 drei Häuser am Graben zu erwerben, sie abzutragen und an deren Stelle durch Architekt [[Alois Pichl] 1835-1839 das große Sparkassengebäude am Graben errichtet zu lassen. Dank des Aufbaus eines großen Filialnetzes (1827-1813 entstanden 46 „Kommanditen" in allen Teilen der Monarchie) und des Anwachsens der Spareinlagen (1824-1884 auf das Hundertfache) konnte sich die Sparkasse in Wien mit bis zu sechs Filialen etablieren. Die Tatsache, dass auch hochgestellte Persönlichkeiten (Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf, Johann Strauß Sohn) zu den Kunden der Sparkasse zählten, bewirkte, dass sie sich von ihrer ursprünglichen Klientel (Handwerker, Arbeiter, Dienstboten) zu lösen begann und vor der Jahrhundertwende das bedeutendste Sparinstitut Österreichs war (Herbst 1914: Einlagekapital 555 Millionen Kronen).  
  
Aus den Gewinnen flossen große Summen als Spenden für kulturelle und wohltätige Zwecke (beispielsweise Gesellschaft der Musikfreunde, Spitäler, Volkswohnungen). Kriegsanleihen während des Ersten Weltkriegs und die Inflation nach Kriegsende fügten der Sparkasse schweren Schaden zu und eine Verbesserung der Situation ergab sich erst im Zuge einer Umschichtung der Kundenstruktur zur gewerblichen Kundschaft und dem Ausbau in Richtung Universalbank (1926 Gründung des Kreditvereins); die Filialzahl stieg bis 1938 auf 17. Während der nationalsozialistischen Ära konnte die Sparkasse ihren Namen bewahren. Nach Kriegsende beteiligte sie sich am Wiederaufbau, indem sie vor allem an Klein- und Mittelbetriebe sowie an Freiberufler und Selbständige Kredite vergab, aber auch der Landwirtschaft Mittel für den Ankauf von Maschinen zur Verfügung stellte; außerdem widmete sie sich der Finanzierung von Haus- und Wohnungsreparaturen sowie dem sozialen ( und später auch freien) Wohnungsbaund.  
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Aus den Gewinnen flossen große Summen als Spenden für kulturelle und wohltätige Zwecke (beispielsweise Gesellschaft der Musikfreunde, Spitäler, Volkswohnungen). Kriegsanleihen während des Ersten Weltkriegs und die Inflation nach Kriegsende fügten der Sparkasse schweren Schaden zu und eine Verbesserung der Situation ergab sich erst im Zuge einer Umschichtung der Kundenstruktur zur gewerblichen Kundschaft und dem Ausbau in Richtung Universalbank (1926 Gründung des Kreditvereins). Die Filialzahl stieg bis 1938 auf 17. Während der nationalsozialistischen Ära konnte die Sparkasse ihren Namen bewahren. Nach Kriegsende beteiligte sie sich am Wiederaufbau, indem sie vor allem an Klein- und Mittelbetriebe sowie an Freiberufler und Selbständige Kredite vergab, aber auch der Landwirtschaft Mittel für den Ankauf von Maschinen zur Verfügung stellte. Außerdem widmete sie sich der Finanzierung von Haus- und Wohnungsreparaturen sowie dem sozialen ( und später auch freien) Wohnungsbau.  
  
Ab 1980 wurde die Geschäftstätigkeit (ermöglicht durch Gesetzesänderung) stark ausgeweitet. 1993 verfügte die Sparkasse österreichweit über 230 Filialen (davon 140 außerhalb Wiens); in diesem Jahr erfolgte auch die Umwandlung in eine Arbeitsgemeinschaft (in der 80 % des Kapitals von der Sparkassen-Holding, 12,5 % von Kunden und 7,5 % von Versicherungsgesgesellschaften gehalten werden). Als die Übernahme der [[GiroCredit]] fehlschlug, wandte sich die Sparkasse mit Erfolg der Übernahme von (bis 1994 18) Landes- und Stadtsparkassen zu, um sich im europäischen Wettbewerb besser behaupten zu können (zuletzt 1995 Übernahme der Salzburger Sparkasse), bemühte sich aber bis 1996 (mit einem Konsortium) vergeblich um den Kauf der Bundesanteile der Creditanstalt-Bankverein (CA-BV); nach deren Übergang an die [[Bank Austria AG|Bank Austria]] (siehe Nachtrag in diesem Band) erwarb sie am 19. März 1997 von der Bank Austria die Mehrheit (56%) an der GiroCredit, womit die zweitgrößte österreichische Bankengruppe entstand. [[Sparkassenmuseum]].
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Ab 1980 wurde die Geschäftstätigkeit (ermöglicht durch Gesetzesänderung) stark ausgeweitet. 1993 verfügte die Sparkasse österreichweit über 230 Filialen (davon 140 außerhalb Wiens). In diesem Jahr erfolgte auch die Umwandlung in eine Arbeitsgemeinschaft (in der 80 % des Kapitals von der Sparkassen-Holding, 12,5 % von Kunden und 7,5 % von Versicherungsgesgesellschaften gehalten werden). Als die Übernahme der [[GiroCredit]] fehlschlug, wandte sich die Sparkasse mit Erfolg der Übernahme von (bis 1994 18) Landes- und Stadtsparkassen zu, um sich im europäischen Wettbewerb besser behaupten zu können (zuletzt 1995 Übernahme der Salzburger Sparkasse), bemühte sich aber bis 1996 (mit einem Konsortium) vergeblich um den Kauf der Bundesanteile der Creditanstalt-Bankverein (CA-BV). Nach deren Übergang an die [[Bank Austria AG|Bank Austria]] erwarb sie am 19. März 1997 von der Bank Austria die Mehrheit (56%) an der GiroCredit, womit die zweitgrößte österreichische Bankengruppe entstand. [[Sparkassenmuseum]].
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
*Festschrift: 150 Jahre Erste Österreicheichische Spar-Casse, Wien am Graben 21. 1969
 
*Festschrift: 150 Jahre Erste Österreicheichische Spar-Casse, Wien am Graben 21. 1969

Version vom 6. August 2014, 15:31 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 5781
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.08.2014 durch WIEN1.lanm08mak
  • 10., Am Belvedere 1

Frühere Adressierung

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

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48° 11' 11.81" N, 16° 22' 51.24" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Erste österreichische Spar-Casse, (1, Graben 21; „Erste Österreich Spar-Casse-Bank AG"). Über Anregung des Ministers des Inneren, Graf Saurau, und auf Wunsch Franz' I. begründet Pfarrer Johann Baptist Weber eine Sparkasse, die am 4. Oktober 1819 (dem Namenstag des Kaisers) im Pfarrhof der Leopoldstädter Leopoldskirche eröffnet wurde. Entsprechend dem Gründungsgedanken der „Hilfe zur Selbsthilfe" (Zurücklegen von Notgroschen mit Ertrag für schlechtere Zeiten) wurden die ersten Sparbücher dem Kaiser zur Verteilung an arme Kinder zur Verfügung gestellt. Die Spar-Casse florierte rasch und musste sich daher mit Fragen der Veranlagung auseinandersetzen. Damit nahm sie entscheidenden Einfluss auf die Modernisierung und Entwicklung des Darlehensgeschäfts, bemühte sich aber auch um eine Verbreitung der Sparkassenidee in der Monarchie.

1821 übersiedelte die Sparkasse mit ihren Geschäftsräumen ins Deutsche Haus in der Singerstraße, 1825 in ein von der Spar-Casse erworbenes Haus am Graben (heute 1, Graben 21). Im selben Jahr wurde das erste private Sozialversicherungsinstitut Mitteleuropas begründet (das bis 1886 als „Allgemeine Versorgungsanstalt für die Unterthanen des Österreichischen Kaiserstaates" geführt wurde). Nach Ankauf der Nachbarhäuser (bis 1827) und deren Abtragung wurde 1835-1838 nach Plänen von Alois Pichl die heutige Hauptanstalt erbaut. 1821 wurde das Amtslokal von der Leopoldstadt (Pfarrhof „Zum Heiligen Leopold") ins Deutschordenshaus (1, Singerstraße 7) verlegt. Der gute Geschäftsgang veranlasste die Direktion, 1824-1827 drei Häuser am Graben zu erwerben, sie abzutragen und an deren Stelle durch Architekt [[Alois Pichl] 1835-1839 das große Sparkassengebäude am Graben errichtet zu lassen. Dank des Aufbaus eines großen Filialnetzes (1827-1813 entstanden 46 „Kommanditen" in allen Teilen der Monarchie) und des Anwachsens der Spareinlagen (1824-1884 auf das Hundertfache) konnte sich die Sparkasse in Wien mit bis zu sechs Filialen etablieren. Die Tatsache, dass auch hochgestellte Persönlichkeiten (Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf, Johann Strauß Sohn) zu den Kunden der Sparkasse zählten, bewirkte, dass sie sich von ihrer ursprünglichen Klientel (Handwerker, Arbeiter, Dienstboten) zu lösen begann und vor der Jahrhundertwende das bedeutendste Sparinstitut Österreichs war (Herbst 1914: Einlagekapital 555 Millionen Kronen).

Aus den Gewinnen flossen große Summen als Spenden für kulturelle und wohltätige Zwecke (beispielsweise Gesellschaft der Musikfreunde, Spitäler, Volkswohnungen). Kriegsanleihen während des Ersten Weltkriegs und die Inflation nach Kriegsende fügten der Sparkasse schweren Schaden zu und eine Verbesserung der Situation ergab sich erst im Zuge einer Umschichtung der Kundenstruktur zur gewerblichen Kundschaft und dem Ausbau in Richtung Universalbank (1926 Gründung des Kreditvereins). Die Filialzahl stieg bis 1938 auf 17. Während der nationalsozialistischen Ära konnte die Sparkasse ihren Namen bewahren. Nach Kriegsende beteiligte sie sich am Wiederaufbau, indem sie vor allem an Klein- und Mittelbetriebe sowie an Freiberufler und Selbständige Kredite vergab, aber auch der Landwirtschaft Mittel für den Ankauf von Maschinen zur Verfügung stellte. Außerdem widmete sie sich der Finanzierung von Haus- und Wohnungsreparaturen sowie dem sozialen ( und später auch freien) Wohnungsbau.

Ab 1980 wurde die Geschäftstätigkeit (ermöglicht durch Gesetzesänderung) stark ausgeweitet. 1993 verfügte die Sparkasse österreichweit über 230 Filialen (davon 140 außerhalb Wiens). In diesem Jahr erfolgte auch die Umwandlung in eine Arbeitsgemeinschaft (in der 80 % des Kapitals von der Sparkassen-Holding, 12,5 % von Kunden und 7,5 % von Versicherungsgesgesellschaften gehalten werden). Als die Übernahme der GiroCredit fehlschlug, wandte sich die Sparkasse mit Erfolg der Übernahme von (bis 1994 18) Landes- und Stadtsparkassen zu, um sich im europäischen Wettbewerb besser behaupten zu können (zuletzt 1995 Übernahme der Salzburger Sparkasse), bemühte sich aber bis 1996 (mit einem Konsortium) vergeblich um den Kauf der Bundesanteile der Creditanstalt-Bankverein (CA-BV). Nach deren Übergang an die Bank Austria erwarb sie am 19. März 1997 von der Bank Austria die Mehrheit (56%) an der GiroCredit, womit die zweitgrößte österreichische Bankengruppe entstand. Sparkassenmuseum.

Literatur

  • Festschrift: 150 Jahre Erste Österreicheichische Spar-Casse, Wien am Graben 21. 1969
  • Katalog: 175 Jahre Die Erste. Ein Stück Österreich Geschichte. 1994
  • Hauptverband der Österreich Sparkassen [Hg.]: 150 Jahre Sparkassen in Österreich. 1970, S. * Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 149
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990 , S. 65, S. 140