Ernst Papanek

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Meldezettel von Ernst Papanek
Daten zur Person
Personenname Papanek, Ernst
Abweichende Namensform Pek, Ernst
Titel Univ. Prof., MA Sc., Ph. D.
Geschlecht männlich
PageID 3460
GND 118591614
Wikidata
Geburtsdatum 20. August 1900
Geburtsort Wien
Sterbedatum 5. August 1973
Sterbeort Wien
Beruf Volksbildner, Pädagoge, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
Ereignis
Nachlass/Vorlass Teil-Nachlass VGA, IISH
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 28.09.2019 durch DYN.elisb
Begräbnisdatum 2. Oktober 1973
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung 5, Gruppe 8, Nr. 175
Ehrengrab nein„nein“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
Bildname Ernst Papanek Meldezettel.jpg
Bildunterschrift Meldezettel von Ernst Papanek
  • 6., Gumpendorfer Str. 122 (Geburtsadresse)
  • 1, West 64th Street. Manhattan, New York (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldenes Abzeichen des Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer (Verleihung: 1970)

  • Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (24.5.1932 bis 12.02.1934)
  • Funktionär der Sozialistischen Arbeiterjugend (1919)
  • Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterjugend (1933 bis 1934)
  • Exekutivmitglied der Sozialistischen Jugendinternationalen (bis 1939)
  • Ständiger Vertreter der "American Assembly of Workers for Maladjusted Children" bei den Vereinten Nationen )

Ernst Papanek, * 20. August 1900 Wien, † 5. August 1973 Wien, Pädagoge, Kommunalpolitiker.

Biographie

Ernst Papaneks Vater, Johann, war Ende des 19. Jahrhunderts von Mähren nach Wien gekommen, wo er 1898 in der Synagoge Wien-Fünfhaus Rosa Spira ehelichte. Johann Papanek war Händler, seine Frau Schneidergehilfin. Das Paar hatte drei Kinder, neben dem Sohn Ernst noch zwei Töchter, Margarete (* 1898) und Olga (* 1908). Ernst Papanek besuchte das Realgymnasium in Wien XIV, studierte von 1919 bis 1927 an der Universität Wien neben einigen Semestern Medizin auch Psychologie, Philosophie, Geschichte und Soziologie und von 1925 bis 1927 am Pädagogischen Institut. 1925 heiratete er die Ärztin Helene Goldstern. Der Ehe entstammten zwei Söhne: Gustav (* 1926) und Georg (*1931).

Ernst Papanek engagierte sich schon während der Schulzeit für die Sozialdemokratie. Er war Mitglied des Verbandes jugendlicher Arbeiter Österreichs und in der sozialdemokratischen Mittelschülerbewegung aktiv – was 1918 wiederholt zu seiner kurzzeitigen Inhaftierung führte. Er war Mitglied des Verbandes Sozialistischer Studenten und seit 1919 war er Funktionär der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutsch-Österreich (SAJDÖ) – von 1933 bis 1934 deren letzter Verbandsvorsitzender. Er wurde 1919 zuerst Lehrer, dann "Erziehungsdirektor" in dem von Eugenie Schwarzwald gegründeten Landerziehungsheim Harthof, das von 1918 bis 1926 bestand.

Papanek war Mitarbeiter der sozialdemokratischen Zentralstelle für Bildungswesen und unterstützte Otto Glöckel, den Präsidenten des Stadtschulrates, bei der Einrichtung von Kindergärten. Er war Berater des Amts für Wohlfahrtswesen und unterrichtete an Schulen der Österreichischen Kinderfreunde und an Wiener Volkshochschulen. Von 1931 bis 1933 war Ernst Papanek als Landesobmann des Bildungsausschusses in Wien tätig. 1932 kandidierte er für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 12. Bezirk und war von 1932 bis 1934 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien.

Als Angehöriger der Akademischen Legion des Republikanischen Schutzbunds flüchtete Papanek nach den Februarkämpfen 1934 in die Tschechoslowakei und engagierte sich im Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS) in Brünn, wo er mithalf, den Widerstand der illegalen Revolutionären Sozialistischen Jugend (RSJ) in Österreich zu organisieren. Bis 1939 war er unter dem Decknamen Ernst Pek ihr Vertreter in der Exekutive der Sozialistischen Jugend-Internationale. Eine ausgedehnte Reisetätigkeit während der Jahre 1937 bis 1940 führte ihn zu politischen Arbeitstreffen in zahlreiche europäische Städte.

1938 flüchtete er mit seiner Familie nach Frankreich. In Montmorency bei Paris leitete er im Auftrag des Œuvre de Sécours aux Enfants (OSE) Heime für meist jüdische Flüchtlingskinder, von denen er einen Großteil vor der deutschen Besatzung in die USA retten konnte. Im Zeitraum von Ende 1938 bis Sommer 1940 war Ernst Papanek Generaldirektor der schließlich elf über ganz Frankreich verteilten Kinderheime mit 1600 Kindern. 1940 emigrierten die Papaneks in die USA. Hier setzte Ernst Papanek seine politische Arbeit ab 1941 als Mitglied der American Socialist Party und der League for Industrial Democracy (LID) fort. 1942 wurde er Exekutivmitglied des Austrian Labor Committee (ALC) und Mitarbeiter der Austrian Labor Information. Beiden Organisationen gehörte auch Hugo Breitner an, der ebenso in die USA floh.

1943 schloss Papanek an der School of Social Work der Columbia University New York ein Studium mit dem Master of Science ab. Danach war er als Sozialarbeiter und pädagogischer Berater der Children’s Aid Society New York tätig. Er arbeitete für verschiedene Kinderhilfswerke, leitete ab 1947 die "Brooklyn Training School for Girls" und ab 1949 der "Wiltwyck School for Boys" in New York. Daneben studierte er Sozialwissenschaften und Pädagogik an der Columbia University, wo er 1958 über die Wiener Schulreform promovierte. Von 1959 bis 1971 war er Professor für Pädagogik am Queens College, City University of New York (CUNY). 1966 nahm er eine Gastprofessur an der University Hiroshima in Japan wahr, und von 1968 bis 1971 lehrte er auch an der New School for Social Research New York. Zudem war Papanek ab 1945 Direktor des "Child and Youth Project Department of the Unitarian Service Committee (USC)" und später der "American Youth for World Youth (AYWY)". Von 1959 bis 1969 war er Vorsitzender der International Society of Adlerian Psychology und von 1959 bis 1970 ständiger Vertreter der "American Assembly of Workers for Maladjusted Children" bei den Vereinten Nationen. Ernst Papanek starb während eines Besuches in Wien im August 1973.

Teilnachlässe Ernst Papaneks liegen im Wiener Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA) und im International Institute of Social History (IISH) in Amsterdam. 1978 wurde die städtische Wohnhausanlage Ernst-Papanek-Hof im Rudolfsheim-Fünfhaus nach ihm benannt.

Quellen

Literatur

  • Ernst Papanek: The Austrian School Reform: its Bases, Principles and Development; the Twenty Years between the two World Wars. New York: Fell 1962
  • Ernst Papanek: Die Kinder von Montmorency. Wien: Europaverlag 1980. (Originalausgabe: Ernst Papanek with Edward Linn: Out of the Fire. New York: William Morrow & Company 1975)
  • Ernst Papanek. Pädagogische und therapeutische Arbeit. Kinder mit Verfolgungs-, Flucht- und Exilerfahrungen während der NS-Zeit. Hg. von Inge Hansen-Schaberg, Hanna Papanek und Gabriele Rühl-Nawabi. Wien: Böhlau 2015.
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes [Hg.]: Österreicher im Exil. USA 1938-1945. Eine Dokumentation. Band 2. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1995
  • Claudia Karoline Göbetzberger: Dr. Ernst Papanek, Widerstand im Dritten Reich: Leben, Werk und Exil eines österreichischen Sozialdemokraten. Diss Univ. Wien. Wien 2005
  • Werner Röder / Herbert A. Strauss [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1. München [u. a.]: Saur 1980, S. 548-549
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea 1986, S. 247-248
  • Friedrich Stadler (Hg.): Vertriebene Vernunft. Band 2: Internationales Symposion, 19. bis 23. Oktober 1987 in Wien. Wien / München: Jugend und Volk 1988, S. 276
  • Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995

Links