Ernst Fuchs (Maler): Unterschied zwischen den Versionen

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Ernst Fuchs, * 13. Februar 1930 Wien, Maler.
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Ernst Fuchs, * 13. Februar 1930 Wien, † 9. November 2015, Maler.
  
 
== Biographie ==
 
== Biographie ==
  
Ernst Fuchs wurde am 13. Februar 1930 in Wien als einziges Kind von Maximilian (1888-1958) und Leopoldine Fuchs (geb. Retzeg; 1911-1996) geboren. Der Vater war Altstoffhändler, die Mutter Näherin und arbeitete fallweise auch als Model für Adlmüller. 1935 zog die Familie nach Wien-Ottakring. Schon bald zeigte sich das außergewöhnliche bildnerische Talent des Buben.  
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Ernst Fuchs wurde als einziges Kind von Maximilian (1888-1958) und Leopoldine Fuchs (geb. Retzeg; 1911-1996) geboren. Der Vater war Altstoffhändler, die Mutter Näherin und arbeitete fallweise auch als Model für [[Fred Adlmüller|Adlmüller]]. 1935 zog die Familie nach Wien-Ottakring. Schon bald zeigte sich das außergewöhnliche bildnerische Talent des Buben.  
1938 gelang Maximilian Fuchs, einem Juden, die Flucht nach Shanghai. Ernst Fuchs war als „Mischling 1. Grades“ zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt. Um die Erziehungsberechtigung über ihren Sohn wiederzuerlangen, ließ sich Leopoldine Fuchs, eine Katholikin, 1942 scheiden. Ernst Fuchs wurde mit 12 Jahren getauft. Bereits 1945 wurde Ernst Fuchs an der Wiener Akademie der Bildenenden Künste aufgenommen. Er studierte bei Albert Paris Gütersloh zunächst Landschaftsmalerei; Nebenfächer: Gobelin und Glasfenster. Erich Brauer, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden waren seine Studienkollegen.
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Nach neunjähriger Emigration kehrte Maximilian Fuchs 1947 nach Wien zurück und arbeitete wieder als Altwarenhändler. Sein Geschäftslokal in der Nähe des Naschmarktes überließ er später seinem Sohn, der dort 1958 die „Galerie Fuchs“ einrichtete. Im selben Jahr heiratete Ernst Fuchs Gertrude Baschnegger (1925-1994). 1948 gründete Ernst Fuchs zusammen mit Wolfgang Hutter, Erich Brauer, Rudolf Hausner und Anton Lehmden die „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“. 1949 nahm er bereits an internationalen Art-Club-Ausstellungen teil.  
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1938 gelang Maximilian Fuchs, einem Juden, die Flucht nach Shanghai. Ernst Fuchs war als "Mischling 1. Grades" zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt. Um die Erziehungsberechtigung über ihren Sohn wiederzuerlangen, ließ sich Leopoldine Fuchs, eine Katholikin, 1942 scheiden. Ernst Fuchs wurde mit 12 Jahren katholisch getauft. Noch während des Krieges erhielt Ernst Fuchs Unterricht in plastischer Gestaltung bei Emy Steinböck, in Freskotechnik bei Alois Schiemann und besuchte die Malerschule St. Anna. Bereits 1945 wurde Ernst Fuchs an der Wiener Akademie der Bildenenden Künste aufgenommen. Er studierte zunächst bei [[Robin Christian Andersen]], dann bei [[Albert Paris Gütersloh]] zunächst Landschaftsmalerei mit den Nebenfächern Gobelin und Glasfenster.  
1950 ging Ernst Fuchs nach Paris, bis 1962 bleiben sollte. Hier zählte er Salvador Dalí, Jean Cocteau und Jean-Paul Sartre zu seinen Freunden. Unterbrochen wurde sein Paris-Aufenthalt von Reisen in die USA, Spanien, Italien und England, auf denen er die Gelegenheit hatte, seine Werke in zahlreichen Ausstellungen zu präsentieren. 1957 zog er sich für mehrere Monate in das Kloster "Dormitio" in Jerusalem zurück und malte für das dortige Refektorium eine Abendmahlsdarstellung.
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1962 kehrte Fuchs nach Wien zurück. Vier Jahre später wurde er zum Hochschulprofessor an die Akademie der Bildenden Künste berufen. 1968 realisierte Ernst Fuchs am Akademietheater seine erste eigene Theaterarbeit und stattete für das Stadttheater Klagenfurt eine „Carmen“-Inszenierung aus. Kurz darauf, im Jahr 1969 erfolgte die Ausstattung des Balletts „Der Golem“.1972
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Nach neunjähriger Emigration kehrte Maximilian Fuchs 1947 nach Wien zurück und arbeitete wieder als Altwarenhändler. Sein Geschäftslokal in der Nähe des Naschmarktes überließ er später seinem Sohn, der dort 1958 die "Galerie Fuchs" einrichtete. Im selben Jahr heiratete Ernst Fuchs Gertrude Baschnegger (1925-1994). 1948 gründete Ernst Fuchs zusammen mit seinen früheren Studienkollegen [[Wolfgang Hutter]], [[Arik Brauer|Erich Brauer]], [[Rudolf Hausner]] und [[Anton Lehmden]] die "Wiener Schule des Phantastischen Realismus", die die internationale Strömung des Surrealismus für Österreich aufarbeitete. 1949 nahm er bereits an internationalen Art-Club-Ausstellungen teil.  
Ernst Fuchs versteht sich als „Universalkünstler“, der nicht nur als Maler und Graphiker in Erscheinung tritt. Er beschäftigt sich auch mit Plastik und Kunsthandwerk. So entwarf er Möbel, Fliesen, Porzellan, Schmuck, Medaillons, Tapeten, Teppiche und Stoffe, komponierte Opern, nahm CDs auf, schrieb mehrere Bücher und gestaltete 1982 eine Sonderbriefmarke. Besonders hervorzuheben ist die von ihm gestaltete Bibel-Ausgabe.  
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1972 erwarb Ernst Fuchs die Otto-Wagner-Villa in Wien 14, Hüttelbergstraße, die er nach seinen Vorstellungen restaurieren ließ und künstlerisch gestaltete. Im März 1988 eröffnete er dort sein Privatmuseum.  
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1950 ging Ernst Fuchs nach Paris, wo er bis 1962 bleiben sollte. Hier zählte er Salvador Dalí, Jean Cocteau und Jean-Paul Sartre zu seinen Freunden. Unterbrochen wurde sein Paris-Aufenthalt von Reisen in die USA, Spanien, Italien und England, auf denen er die Gelegenheit hatte, seine Werke in zahlreichen Ausstellungen zu präsentieren. 1957 zog er sich für mehrere Monate in das Kloster "Dormitio" in Jerusalem zurück und malte für das dortige Refektorium eine Abendmahlsdarstellung. 1960 organisierte das Kerstner-Museum in Hannover eine Ausstellung über die Wiener Schule des Phantastischen Realismus, die auch in Frankfurt, Berlin und Wien zu sehen war und die Gruppe als neue Avantgarde in der deutschsprachigen Kunstwelt fest verankerte. 1966 wurde er zum Hochschulprofessor an die Akademie der Bildenden Künste berufen. 1969 machte eine große Einzelausstellung in der Albertina den Namen Ernst Fuchs zur Marke. In dieser Zeit entstand auch eine Kooperation mit [[Hans Carl Artmann|H. C. Artmann]]; das Traumbuch "Grünverschlossene Botschaft" (1967) kam mit Bildern von Fuchs im Residenz-Verlag heraus.
Werke von Ernst Fuchs besitzen in Wien neben dem Ernst-Fuchs-Museum u. a. die Österreichische Galerie Belvedere und das Phanstistenmuseum.
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Seitens der Stadt Wien wurde Ernst Fuchs mit dem "Förderungspreis für bildende Kunst" (1957) und mit dem "Preis der Stadt Wien für Malerei" (Überreichung am 19. Juni 1972) ge-ehrt. 2004 verlieh Bundespräsident Thomas Klestil dem Künstler das „Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse“. Zu seinem 80. Geburtstag wurde er mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien ausgezeichnet.
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Fuchs arbeitete auch als Ausstatter für Oper und Ballett. 1968 realisierte Ernst Fuchs etwa am Akademietheater seine erste eigene Theaterarbeit und stattete für das Stadttheater Klagenfurt eine "Carmen"-Inszenierung aus. Kurz darauf, im Jahr 1969 erfolgte die Ausstattung des Balletts "Der Golem".
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Ernst Fuchs verstand sich als "Universalkünstler", der nicht nur als Maler und Graphiker in Erscheinung trat, und inszenierte sich als Malerfürst. Er beschäftigte sich auch mit Plastik und Kunsthandwerk. So entwarf er Möbel, Fliesen, Porzellan, Schmuck, Medaillons, Tapeten, Teppiche und Stoffe, komponierte Opern, nahm CDs auf, schrieb mehrere Bücher und gestaltete 1982 eine Sonderbriefmarke. Besonders hervorzuheben ist die von ihm gestaltete Bibel-Ausgabe. Die Kunstkritik schmähte ihn oft als kitschig und kommerziell. 1972 erwarb Ernst Fuchs die [[Villa Wagner (Erste)|Otto-Wagner-Villa]] in Wien 14, Hüttelbergstraße, die er nach seinen Vorstellungen restaurieren ließ und künstlerisch gestaltete. Im März 1988 eröffnete er dort sein Privatmuseum. Ernst Fuchs tat sich immer wieder als künstlerischer Gestalter von üppig ornamentierten Bauwerken hervor, so realisierte er kurz vor seinem Tod die Fuchs-Kapelle in der Stadtpfarrkirche St. Egyd in Klagenfurt.  
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Werke von Ernst Fuchs besitzen in Wien neben dem Ernst-Fuchs-Museum unter anderem die Österreichische Galerie Belvedere und das Phantastenmuseum.
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Ernst Fuchs ist Vater von 16 Kindern aus sieben Beziehungen.  
 
Ernst Fuchs ist Vater von 16 Kindern aus sieben Beziehungen.  
  
 
== Ausstellungen (Auswahl) ==  
 
== Ausstellungen (Auswahl) ==  
  
1951: Die Hundsgruppe in Wien
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* 1951: Die Hundsgruppe, Wien
1962: Salon Comparaison in Paris
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* 1969: architectura caelestis. Ölbilder und Handzeichnungen Künstlerhaus, Wien
1969: architectura caelestis. Ölbilder und Handzeichnungen Künstlerhaus, Wien
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* 2007: Liebe Tod und Teufel! Dommuseum, Wien
1990 - 1991: "Die Phantasten", Ausstellung im Wiener Künstlerhaus und in Leipzig
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* 2001: Retrospektive im Palais Harrach, Wien
1991 - 1993: "Die Phantasten", Wanderausstellung in Japan
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* 2006 – 2007: Gemeinschaftsausstellung "phantastisches" mit Brauer und Hundertwasser, im Jüdischen Museum, Wien; Summer of Love, KunsthalleWien
1993: Ernst Fuchs-Retrospektive in St. Petersburg, Russisches Museum
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* 2007: "Kontrast", Galerie Anzbach, Wien; Wiener Schule des Phantastischen Realismus, Galerie 10, Wien
1994: Teilnahme und Mitorganisation der ersten großen internationalen Ausstellung "Du Fantastique au Visionaire" in der Zitadelle,Venedig
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* 2009: Ernst Fuchs Sammlung Infeld, Wien
1994: Ernst Fuchs-Retrospektive im Schloß Gruyère, Schweiz
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* 2010: Grosse Geburtstagsausstellung Ernst Fuchs zum 80.Geburtstag Palais Palffy, Wien
1996 – 1998:  "Religion und Mythos", Wanderausstellung
 
1999: "Mythos, Phantasie, Realismus", Zitatelle Berlin
 
2007: "Liebe Tod und Teufel! Dommuseum, Wien
 
2001: Ausstellung in der "Tretjakov" Galerie in Moskau; Retrospektive im Palais Harrach in Wien
 
2002: Retrospektive Westfries Museum, Hoorn, Holland
 
2003: Gemeinschaftsausstellung "Die Phantasten" Brauer, Fuchs, Hausner, Hutter, Lehmden, Tulln
 
2005 – 2006: IR/Real Tendenzen des Realismus in Österreich ab 1945, Sammlung Essl, Klosterneuburg bei Wien
 
2006 – 2007: Gemeinschaftsausstellung "phantastisches" mit Brauer und Hundertwasser im Jüdischen Museum Wien; Summer of Love, Kunsthalle in Wien
 
2007: „Kontrast“, Galerie Anzbach in Wien; Wiener Schule des Phantastischen Realismus, Galerie 10 in Wien
 
2008: Phantastischer Realismus. Arik Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden, Unteres Belvedere in Wien; „Figur und Abstraktion“ Sammlung Otto Mauer aus Wien, Hofburg in Brixen, Italien
 
2009: Ernst Fuchs Sammlung Infeld, Wien
 
2010: Malerei und Grafik von Ernst Fuchs Domgalerie, Wiener Neustadt; Grosse Geburtstagsausstellung Ernst Fuchs zum 80.Geburtstag Palais Palffy, Wien
 
2011: "Klagenfurt und die Apokalypse“ Stadtgalerie Klagenfurt
 
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
  
Ernst Fuchs: Das graphische Werk 1967-1980. München, Zürich: Piper 1980 (= Klassiker der Neuzeit. Hrsg. von Richard P. Hartmann, Bd. IV)
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* Album der Familie Fuchs. Salzburg: Residenz 1973.
Ernst Fuchs. Zeichnungen und Graphik aus der frühen Schaffensperiode 1942 – 1959. Hrsg. von Friedrich Haider. Wien: Löcker 2003
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* Ernst Fuchs: Im Zeichen der Sphinx: Schriften und Bilder. Hg. von Walter Schurian. München: dtv 1978.
Austria-Forum / Ernst Fuchs: http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Biographien/Fuchs,_Ernst_(geb_1930) (abgefragt am 11.12.2014)
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* Ernst Fuchs: Das graphische Werk 1967-1980. München / Zürich: Piper 1980 (= Klassiker der Neuzeit, 4)
Homepage Ernst Fuchs: http://www.ernstfuchs-zentrum.com (abgefragt am 11.12.2014)
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* Gerhard Habarta: Ernst Fuchs. Das Einhorn zwischen den Büsten der Sphinx. Eine Biographie. Graz: Styria 2001.
Rathauskorrespondenz, 20.3.2010: Ernst Fuchs zum 80. Geburtstag mit Goldenem Ehrenzeichen bedacht: http://www.wien.gv.at/rk/msg/2010/0320/002.html (abgefragt am 11.12.2014)
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* Ernst Fuchs: Phantastisches Leben. Erinnerungen. Berlin: Kindler 2001.
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* Ernst Fuchs. Zeichnungen und Graphik aus der frühen Schaffensperiode 1942 – 1959. Hg. von Friedrich Haider. Wien: Löcker 2003.
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* Edwin Baumgartner: Botschafter der Träume. Der österreichische Maler Ernst Fuchs ist am Montag gestorben - der Nachfahr der Surrealisten inszenierte sich als Malerfürst, in: Wiener Zeitung, 10.11.2015, S.27.
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* Ernst Fuchs zum 80. Geburtstag mit Goldenem Ehrenzeichen bedacht, in: Rathauskorrespondenz, 20.03.2010.
  
== Links ==
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== Weblinks ==
  
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Fuchs_%28Maler%29 Wikipedia: Ernst Fuchs]
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Fuchs_%28Maler%29 Wikipedia: Ernst Fuchs]
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* [http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Biographien/Fuchs,_Ernst_(geb_1930) Austria-Forum: Ernst Fuchs]
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* [http://www.ernstfuchs-zentrum.com Homepage Ernst Fuchs]

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2023, 13:44 Uhr

Daten zur Person
Personenname Fuchs, Ernst
Abweichende Namensform
Titel Hsch.-Prof.
Geschlecht männlich
PageID 36885
GND 118693972
Wikidata Q112856
Geburtsdatum 13. Februar 1930
Geburtsort Wien
Sterbedatum 9. November 2015
Sterbeort
Beruf Maler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug 1945 bis heute
Quelle Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 25. November 2015
Friedhof Friedhof Hütteldorf
Grabstelle Gruppe 1, Grab G34

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst (Verleihung: 1972)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Übernahme: 19. Mai 2004)
  • Großes Ehrenzeichen des Landes Kärnten (Verleihung: 2010)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 20. Oktober 2009, Übernahme: 19. März 2010)


Ernst Fuchs, * 13. Februar 1930 Wien, † 9. November 2015, Maler.

Biographie

Ernst Fuchs wurde als einziges Kind von Maximilian (1888-1958) und Leopoldine Fuchs (geb. Retzeg; 1911-1996) geboren. Der Vater war Altstoffhändler, die Mutter Näherin und arbeitete fallweise auch als Model für Adlmüller. 1935 zog die Familie nach Wien-Ottakring. Schon bald zeigte sich das außergewöhnliche bildnerische Talent des Buben.

1938 gelang Maximilian Fuchs, einem Juden, die Flucht nach Shanghai. Ernst Fuchs war als "Mischling 1. Grades" zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt. Um die Erziehungsberechtigung über ihren Sohn wiederzuerlangen, ließ sich Leopoldine Fuchs, eine Katholikin, 1942 scheiden. Ernst Fuchs wurde mit 12 Jahren katholisch getauft. Noch während des Krieges erhielt Ernst Fuchs Unterricht in plastischer Gestaltung bei Emy Steinböck, in Freskotechnik bei Alois Schiemann und besuchte die Malerschule St. Anna. Bereits 1945 wurde Ernst Fuchs an der Wiener Akademie der Bildenenden Künste aufgenommen. Er studierte zunächst bei Robin Christian Andersen, dann bei Albert Paris Gütersloh zunächst Landschaftsmalerei mit den Nebenfächern Gobelin und Glasfenster.

Nach neunjähriger Emigration kehrte Maximilian Fuchs 1947 nach Wien zurück und arbeitete wieder als Altwarenhändler. Sein Geschäftslokal in der Nähe des Naschmarktes überließ er später seinem Sohn, der dort 1958 die "Galerie Fuchs" einrichtete. Im selben Jahr heiratete Ernst Fuchs Gertrude Baschnegger (1925-1994). 1948 gründete Ernst Fuchs zusammen mit seinen früheren Studienkollegen Wolfgang Hutter, Erich Brauer, Rudolf Hausner und Anton Lehmden die "Wiener Schule des Phantastischen Realismus", die die internationale Strömung des Surrealismus für Österreich aufarbeitete. 1949 nahm er bereits an internationalen Art-Club-Ausstellungen teil.

1950 ging Ernst Fuchs nach Paris, wo er bis 1962 bleiben sollte. Hier zählte er Salvador Dalí, Jean Cocteau und Jean-Paul Sartre zu seinen Freunden. Unterbrochen wurde sein Paris-Aufenthalt von Reisen in die USA, Spanien, Italien und England, auf denen er die Gelegenheit hatte, seine Werke in zahlreichen Ausstellungen zu präsentieren. 1957 zog er sich für mehrere Monate in das Kloster "Dormitio" in Jerusalem zurück und malte für das dortige Refektorium eine Abendmahlsdarstellung. 1960 organisierte das Kerstner-Museum in Hannover eine Ausstellung über die Wiener Schule des Phantastischen Realismus, die auch in Frankfurt, Berlin und Wien zu sehen war und die Gruppe als neue Avantgarde in der deutschsprachigen Kunstwelt fest verankerte. 1966 wurde er zum Hochschulprofessor an die Akademie der Bildenden Künste berufen. 1969 machte eine große Einzelausstellung in der Albertina den Namen Ernst Fuchs zur Marke. In dieser Zeit entstand auch eine Kooperation mit H. C. Artmann; das Traumbuch "Grünverschlossene Botschaft" (1967) kam mit Bildern von Fuchs im Residenz-Verlag heraus.

Fuchs arbeitete auch als Ausstatter für Oper und Ballett. 1968 realisierte Ernst Fuchs etwa am Akademietheater seine erste eigene Theaterarbeit und stattete für das Stadttheater Klagenfurt eine "Carmen"-Inszenierung aus. Kurz darauf, im Jahr 1969 erfolgte die Ausstattung des Balletts "Der Golem".

Ernst Fuchs verstand sich als "Universalkünstler", der nicht nur als Maler und Graphiker in Erscheinung trat, und inszenierte sich als Malerfürst. Er beschäftigte sich auch mit Plastik und Kunsthandwerk. So entwarf er Möbel, Fliesen, Porzellan, Schmuck, Medaillons, Tapeten, Teppiche und Stoffe, komponierte Opern, nahm CDs auf, schrieb mehrere Bücher und gestaltete 1982 eine Sonderbriefmarke. Besonders hervorzuheben ist die von ihm gestaltete Bibel-Ausgabe. Die Kunstkritik schmähte ihn oft als kitschig und kommerziell. 1972 erwarb Ernst Fuchs die Otto-Wagner-Villa in Wien 14, Hüttelbergstraße, die er nach seinen Vorstellungen restaurieren ließ und künstlerisch gestaltete. Im März 1988 eröffnete er dort sein Privatmuseum. Ernst Fuchs tat sich immer wieder als künstlerischer Gestalter von üppig ornamentierten Bauwerken hervor, so realisierte er kurz vor seinem Tod die Fuchs-Kapelle in der Stadtpfarrkirche St. Egyd in Klagenfurt.

Werke von Ernst Fuchs besitzen in Wien neben dem Ernst-Fuchs-Museum unter anderem die Österreichische Galerie Belvedere und das Phantastenmuseum.

Ernst Fuchs ist Vater von 16 Kindern aus sieben Beziehungen.

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1951: Die Hundsgruppe, Wien
  • 1969: architectura caelestis. Ölbilder und Handzeichnungen Künstlerhaus, Wien
  • 2007: Liebe Tod und Teufel! Dommuseum, Wien
  • 2001: Retrospektive im Palais Harrach, Wien
  • 2006 – 2007: Gemeinschaftsausstellung "phantastisches" mit Brauer und Hundertwasser, im Jüdischen Museum, Wien; Summer of Love, Kunsthalle, Wien
  • 2007: "Kontrast", Galerie Anzbach, Wien; Wiener Schule des Phantastischen Realismus, Galerie 10, Wien
  • 2009: Ernst Fuchs Sammlung Infeld, Wien
  • 2010: Grosse Geburtstagsausstellung Ernst Fuchs zum 80.Geburtstag Palais Palffy, Wien

Literatur

  • Album der Familie Fuchs. Salzburg: Residenz 1973.
  • Ernst Fuchs: Im Zeichen der Sphinx: Schriften und Bilder. Hg. von Walter Schurian. München: dtv 1978.
  • Ernst Fuchs: Das graphische Werk 1967-1980. München / Zürich: Piper 1980 (= Klassiker der Neuzeit, 4)
  • Gerhard Habarta: Ernst Fuchs. Das Einhorn zwischen den Büsten der Sphinx. Eine Biographie. Graz: Styria 2001.
  • Ernst Fuchs: Phantastisches Leben. Erinnerungen. Berlin: Kindler 2001.
  • Ernst Fuchs. Zeichnungen und Graphik aus der frühen Schaffensperiode 1942 – 1959. Hg. von Friedrich Haider. Wien: Löcker 2003.
  • Edwin Baumgartner: Botschafter der Träume. Der österreichische Maler Ernst Fuchs ist am Montag gestorben - der Nachfahr der Surrealisten inszenierte sich als Malerfürst, in: Wiener Zeitung, 10.11.2015, S.27.
  • Ernst Fuchs zum 80. Geburtstag mit Goldenem Ehrenzeichen bedacht, in: Rathauskorrespondenz, 20.03.2010.

Weblinks