Epidemie: Unterschied zwischen den Versionen

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* Andreas Weigl: Demographischer Wandel und Modernisierung in Wien (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien 1), Wien: Pichler-Verlag 2000
 
* Andreas Weigl: Demographischer Wandel und Modernisierung in Wien (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien 1), Wien: Pichler-Verlag 2000
 
* Andreas Weigl: Wien im epidemiologischen Übergang: ein mitteleuropäischer Weg in die Moderne. In: Jörg Vögele, Wolfgang Woelk (Hg.): Stadt, Krankheit und Tod. Geschichte der städtischen Gesundheitsverhältnisse während der Epidemiologischen Transition (vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert) (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte 62), Berlin: Dunker & Humblot 2000, 159-185.
 
* Andreas Weigl: Wien im epidemiologischen Übergang: ein mitteleuropäischer Weg in die Moderne. In: Jörg Vögele, Wolfgang Woelk (Hg.): Stadt, Krankheit und Tod. Geschichte der städtischen Gesundheitsverhältnisse während der Epidemiologischen Transition (vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert) (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte 62), Berlin: Dunker & Humblot 2000, 159-185.
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*Klaus Nüchtern / Andreas Weigl: "Da hilft nur der Klassiker Quarantäne". In: Falter 12/20, 18.03.2020, S. 42 - 43

Version vom 18. März 2020, 12:25 Uhr

Baustelle eines Cholerakanals
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Begriffsklärung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug
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Letzte Änderung am 18.03.2020 durch WIEN1.lanm09was
Bildname WKN Cholerakanalbaustelle.jpg
Bildunterschrift Baustelle eines Cholerakanals

Begriffserklärungen

Eine Epidemie (oder Seuche) ist das verstärkte Auftreten von Krankheitsfällen ein und derselben Ursache innerhalb eines bestimmten Gebiets und Zeitraums. Das Wort hat einen griechischen Ursprung. Eine Pandemie ist eine regionübergreifende Ausbreitung einer Krankheit; im engeren Sinn wird unter Panedmie die Ausbreitung einer Infektionskrankheit verstanden. Im Unterschied zur Epidemie ist eine Pandemie örtlich nicht beschränkt. Auch das Wort Pandemie stammt aus dem Griechischen.

Das Zeitalter der Seuchen

Bis in das dritte Viertel des 19. Jahrhunderts war die Entwicklung der Sterblichkeit in Wien durch die häufige Wiederkehr von epidemischen Ausbrüchen gekennzeichnet. Die bedeutendsten epidemisch auftretenden Infektionskrankheiten waren Pest, Pocken (Blattern), Flecktyphus, Ruhr, Typhus. Die größte Zahl an Menschenopfern dieser Epidemien forderte die Pest (Yersinia pestis). Die Pest trat erstmals 1349/50 in Wien auf und dürfte etwa die Hälfte der Einwohner in kurzer Zeit hinweggerafft haben. Weitere schwere Pestepidemien datieren aus den Jahren 1410/11, 1436, 1521, 1541, 1563, 1570, 1586 und 1679. Neben diesen großen Pestausbrüchen gab es jedoch auch leichtere, wie etwa jene von 1653/56. Am Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Pest ein letztes Mal aus Ungarn eingeschleppt. Mit der Epidemie von 1713 verschwand sie aus Mitteleuropa. Im 18. und im dritten Viertel des 19. Jahrhundert traten häufig Pockenepidemien auf. Im Jahr 1753 entfielenwaren 15% aller Verstorbenen auf die Pocken. Viele Todesfälle forderten auch die Epidemien von 1777, 1784, 1786, 1787, 1790, 1794, 1796 und 1800. Im Jahr entfielen 18% aller Sterbefälle auf diese Krankheit. Am Beginn des 19. Jahrhunderts ging die Blatternmortalität nicht zuletzt auf Grund der Einführung der Kuhpockenimpfung schlagartig zurück. In den Jahren 1802 bis 1804 waren nur ganz wenige Blatterntodesfälle festzustellen. Damit war die Krankheit aber keineswegs ausgerottet. Von 1830 bis 1860 fielen die Epidemien jedoch schwach aus. Einen späten Höhepunkt erlebte die Blatternmortalität durch die pandemische Ausbreitung dieser Krankheit im Jahr 1871 im Zuge des deutsch-französischen Krieges. 1872 erreichte die Epidemie Wien. Von den rund 20.000 an Blattern Erkrankten starben noch im selben Jahr 3.334 Menschen; im Jahr darauf infolge einer Nachepidemie weitere 1.410. Im späten 19. Jahrhundert gelang es mittels verpflichtender Impfungen von Schulkindern die Gefahr durch diese Krankheit praktisch zu beseitigen.

Epidemien seit dem späten 19. Jahrhundert

Ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert spielten Epidemien eine immer geringere Rolle. Wohl stellten Masern, Scharlach und Diphterie noch eine gewisse Bedrohung für die Gesundheit der Kinder dar, aber der große Schrecken der Seuchen war vorbei. Dies sollte sich auch im Ersten Weltkrieg zeigen als es weitgehend gelang die Einschleppung von Cholera, Typhus oder Ruhr von der Front zu verhindern. Dies gelang jedoch nicht mit der 1918 ausgebrochenen "Spanischen Grippe". Der besonders aggressive Virus grassierte im Herbst und Winter 1918 in Wien und kostete unter Berücksichtigung sekundärer Lungenentzündungen rund 9000 Wienerinnen und Wienern das Leben. In den folgenden Jahrzehnten blieben derartig gravierende Grippeepidemien zwar aus, aber sie blieben eine wiederkehrende Bedrohung besonders für die Gesundheit hochbetagter oder herzkranker Menschen. Die Gefahr der Ausbreitung größerer Epidemien bestand nach 1918 nur noch einmal, gegen Kriegsende 1945, als die Ver- und Entsorgung weitestgehend zusammenbrach. 1945 forderte vor allem eine Ruhrepidemie, aber auch die Verbreitung von Typhus und Diphterie mehr als 4.000 Opfer unter der Wiener Bevölkerung. Dank massenhafter Typhusimpfungen und – im Fall des Fleckfiebers – massiven Einsatzes von DDT gelang es allerdings noch im Lauf des Jahres 1945, eine weitere Ausbreitung dieser Epidemien zu verhindern.

2020 war auch Wien von der weltweiten Corona-Pandemie betroffen.

Große Krankheitswellen in Wien

Siehe auch

Literatur

  • Edmund Frieß, Gustav Gugitz: Zur Pestperiode 1679-1680 in Wien. In: Monatsblatt des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 54 (1937), 119-122.
  • Gustav Gugitz: Die Wiener Pestepidemie von 1713 und ihr Ausmaß. Ein statistischer Versuch einer Richtigstellung. In: Wiener Geschichtsblätter 14 (1959) 87-91.
  • Richard von Krafft-Ebing: Zur Geschichte der Pest in Wien. Leipzig-Wien 1899
  • Siegfried Rosenfeld: Die Grippeepidemie des Jahres 1918 in Österreich. Wien. Franz Deuticke 1921
  • Andreas Weigl: Demografischer Wandel in Wien: von 1945 bis in das ausgehende 20. Jahrhundert. In: Michael Dippelreiter (Hg.), Wien. Die Metamorphose einer Stadt, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2013, 397-444.
  • Andreas Weigl: Demographischer Wandel und Modernisierung in Wien (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien 1), Wien: Pichler-Verlag 2000
  • Andreas Weigl: Wien im epidemiologischen Übergang: ein mitteleuropäischer Weg in die Moderne. In: Jörg Vögele, Wolfgang Woelk (Hg.): Stadt, Krankheit und Tod. Geschichte der städtischen Gesundheitsverhältnisse während der Epidemiologischen Transition (vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert) (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte 62), Berlin: Dunker & Humblot 2000, 159-185.
  • Klaus Nüchtern / Andreas Weigl: "Da hilft nur der Klassiker Quarantäne". In: Falter 12/20, 18.03.2020, S. 42 - 43