Emilie Gilewska: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
 
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 44: Zeile 44:
 
|Name=Richard Heinzel
 
|Name=Richard Heinzel
 
}}
 
}}
 +
|Bildname=EmilieGilewska.jpg
 +
|Bildunterschrift=Emilie Gilewska, aus einem Pass herausgerissenes Foto mit Unterschrift, um 1910
 
}}
 
}}
 
{{Adresse
 
{{Adresse
Zeile 51: Zeile 53:
 
|von Objekt=Person
 
|von Objekt=Person
 
}}
 
}}
Emilie Gilewska, *14. oder 15. August 1869 Krakau, † 15. Mai 1932 Oed (Niederösterreich), Private.
+
Emilie Gilewska, * 14. oder 15. August 1869 Krakau, † 15. Mai 1932 Oed (Niederösterreich), Private.
==IN ARBEIT==
+
 
 
==Biografie==
 
==Biografie==
 +
Emilie Gilewska war die jüngere zweier Töchter des Arztes Karol Gilewski (1832–1871) und dessen Ehefrau Emilie, geborene Schuh (um 1840–1918). Ihr Vater hatte in Wien Medizin studiert und war ein Schüler des Chirurgen [[Franz Schuh (Arzt)|Franz Schuh]] gewesen, dessen Tochter er heiratete. Ihre Mutter, die ebenfalls Emilie hieß, hatte mit Franz Schuh einen angesehenen Vater und war mütterlicherseits eine Nachfahrin der durch die Herstellung von Uniformknöpfen zu Reichtum gelangten Fabrikantenfamilie Rosthorn.
 +
 +
Emilie Gilewska wurde in Krakau geboren, wo ihr Vater ab 1861 tätig war. Nach seinem frühen Tod 1871 zog dessen Witwe – die ihren Aufenthalt in Polen als "Exil" bezeichnete – mit den beiden Töchtern Marie (auch "Molly" genannt) und Emilie (auch "Mietzka" genannt) ins niederösterreichische Oed, wo die Industriellenfamilie Rosthorn zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Niederlassung gegründet hatte. Franz Schuh hatte dort für seine Frau eine herrschaftliche Villa im Biedermeierstil errichten lassen, die nun von seiner Tochter und seinen Enkelinnen bewohnt wurde. Emilie Gilewska erhielt häuslichen Unterricht, beherrschte Französisch und Englisch und nahm beim Burgschauspieler [[Josef Lewinsky]] private Schauspielstunden.
  
Gilewska war die jüngere zweier Töchter von Emilie Gilewska. Als Nachkommen der Knopffabrikantenfamilie Rosthorn bewohnten die Gilewskis eine Villa in Oed, wo Mutter Gilewska eine rege Salonkultur pflegte. Emilie Gilewska erhielt häuslichen Unterricht, korrespondierte auf Englisch und Französisch und war private Schauspielschülerin von [[Josef Lewinsky]]. Nach dem Tod der Mutter 1918 verwaltete Gilewska, die unverheiratet blieb, das schwindende Vermögen der Familie.  
+
In den 1870er und 1880er Jahren pflegte Emilie Gilewska (Mutter) eine rege Salonkultur und das Haus mit der Nummer 10, das sogenannte "Schuhhaus", wurde zum Treffpunkt von Dichtern, Ärzten und Gelehrten. In Oed herrschte ein reges soziales Leben und als Freundin vieler Kinder der Salonbesucherinnen und -besucher ihrer Mutter ging Emilie Gilewska (Tochter) in bedeutenden Häusern ein und aus. Mit vielen ihrer Jugendfreundinnen blieb sie bis zu ihrem Tod in Kontakt.  
  
Die Mutter Emilie Gilewska (1843–1918) war die Tochter des  österreichischen Chirurgen und Professoren [[Franz Schuh (Arzt)|Franz Schuh]] und Marie Schuh (geb.: Edle von Rosthorn), Tochter von John von Rosthorn. Über Ihre Jugend wird kolportiert, dass sie von zahlreichen Verehrern umworben wurde, wobei sie später den Schüler ihres Vaters Karol Gilewski (nachdem dieser es zum zweiten Mal versuchte und sich das Gerücht von Geldsorgen um Familie Schuh verbreitete) heiratete und zog mit ihm nach Polen. Ihren Aufenthalt dort beschreibt sie laut Quellen als „Exil“ . Nach dem frühen Tod ihres Mannes Karol Gilewski (1832–1871) ging Emilie mit den beiden Töchtern Marie (genannt Molly; geb. 1868) und Emilie (gennant. Mietzka; geb 1870) zurück von Krakau ins niederösterreichische Oed im Piestingtal, wo sie in einem herrschaftlichen Haus im strengen Biedermeier Stil aufgewachsen war und nun mit ihren Töchtern wieder einzog. Die Villa Nr. 10 - „Das Schuhhaus“ das die Mutter und Töchter Gilewska in Oed bewohnten, hatte Franz Schuh (1804–1865) für seine Frau erbauen lassen, welche aus der Industriellen Familie Rosthorn stammte, die sich seit dem 19. Jahrhundert in der Gegend ansiedelten und durch die Herstellung von Uniformknöpfen zu Reichtum gelangten. Die Familie Rosthorn stammte ursprünglich aus England und wurde 1765 nach Österreich abgeworben. Rund um die verschiedenen Häuser von Nachkommen und Zugehörigen des Rosthorn Imperiums in Oed, entstand in der Biedermeierzeit eine rege Salon Kultur, deren Mittelpunkt der Salon und die Person Emilie Gilewska (Mutter) bildete. Dieser Salon wurde vor allem in den 1870er und 1880er Jahren zum Treffpunkt jener Gesellschaft, die August Fournier beschreibt. Auch das benachbarte „Brahmshaus“, Haus Oed Nr. 8, welches heute leider nicht mehr existiert, das dem Arzt und Musiker Dr. Josef Hauer gehörte, war eng verstrickt mit den Geschichten der Familie und nicht wenige der heutigen Überlieferungen über die Gilewskas stammen aus Korrespondenzen mit Angehörigen des Hauses, wie Wilhelm Scherer, Ina Salzer und dem Tagebuch der Kindheitsfreundin Marie Leeder, die später erfolgreiche Sängerin wurde. Laut Briefen und Berichten waren auch [[Franz Grillparzer|Franz Grillparzer]], [[Wilhelm Scherer|Wilhelm Scherer]], Familie Salzer, [[Hermann Beyfus]], [[Johann Oppolzer]], [[Richard Heinzel]] und viele andere dort oft gesehen Gäste.  
+
Emilie Gilewska, die zeitlebens unverheiratet blieb, lebte viele Jahre gemeinsam mit ihrer Mutter in der Villa in Oed sowie im sogenannten Schönthalerhaus in der Alleegasse 39 in Wien. Sie kümmerte sich um die im Alter zunehmend kränker werdende Mutter, die sich nach ihren Blütejahren, dem schwindenden Kreis an männlichen Bewunderern und dem Verlust ihres Reichtums zunehmend zurückzog. Auch verwaltete sie das Erbe der Familie. Das Rosthorn Imperium zerfiel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmends, Geld und Besitz gingen verloren, doch gelange es, das Haus in Oed zu erhalten.  
  
In jenem Haus Nr.10 verwahrte Emilie Gilewska (Tochter) Briefe, Korrespondenzen, Fotografien und andere Dokumnete die 2014 als Schenkung von der damaligen Eigentümerin und Jolanda Poppovic übergeben wurde. Wie aus mehreren Korespondezen der beiden Schwestern hervorgeht, verbrennt Emilie (Tochter) auch auf Anweisung ihrer großen Schwester alle Tagebücher und Briefwechsel der Mutter um ihr Andenken zu wahren und die mit dem Alter zunehmend depressiven und leidvollen Phasen ihres Lebens für niemanden zugänglich zu machen. Dadurch ging eine Vielzahl an Schriftwechseln mit Personen des öffentlichen Lebens des 19. Jahrhunderts, eine Dokumentation um die Salon Kultur Oeds und Aufzeichnungen über das Leben eine der interessantesten Frauen ihrer Zeit weitergehend verloren.
+
Emilie Gilewska (Mutter) verstarb 1918 in Meran während eines Besuchs bei ihrer älteren Tochter Molly, die den Architekten Felix von Zamboni geheiratet hatte und mit ihm nach Südtirol gezogen war. Die beiden Schwestern standen sich weiterhin nahe. Molly von Zamboni verstarb Mitte März 1932, nur wenige Wochen darauf, am 15. Mai 1932, stirbt auch ihre jüngere Schwester an "Entkräftigung", wie ärztlich attestiert. Die Villa in Oed erbte der entfernte Cousin Dr. Pfleger. Ab den 1970er Jahren stand das Haus leer und verwahrloste, 2014 wurde es verkauft.
Emilie Gilewska (1869–1932), in Krakau geboren und aufgewachsen in Oed im Pietsingthal, erhielt häuslichen Unterricht, beherrschte Französisch und Englisch und erhielt beim Burgschauspieler Josef Lewinsky private Schauspielstunden. Sie galt als die kleine und weniger begehrte der beiden Schwestern und wurde von allen „Mietzka“ („Kätzchen“) genannt. In der Hoch Zeit des sozialen Lebens in Oed, ging sie als Freundin vieler Kinder der Salonbesucher ihrer Mutter in bedeutenden Häuser wie dem der Heinzels und Salzers ein und aus und bleibt auch bis zu ihrem Tod mit vielen der Kinder und Jugendfreundinnen in liebevollem Kontakt. Sie blieb unverheiratet, obwohl es einige Anwärter gab - vermutlich um sich um die im Alter zunehmend kränker werdende Mutter zu kümmern, die sich nach ihren Blütejahren, dem schwindenden Kreis an männlichen Bewunderern und dem Verlust ihres Reichtums zunehmend zurück zog. Ihre Schwester „Molly“, mit der „Mietzka“ in engem Kontakt stand, heiratete den Architekten Felix von Zamboni und zog mit diesem nach Südtirol, wo die Mutter bei einem Besuch 1918 verstarb. Die Tochter Emilie lebte viele Jahre mit ihrer Mutter zusammen, in der Villa in Oed, sowie im sogenannten Schönthalerhaus in der Alleegasse 39, Wien. Als "Private" verwaltete sie das übrig gebliebene Erbe der Familie.
 
Das Rosthorn Imperium zerfiel um 1850-1900, wobei viele ihr Geld und Besitz verloren ging. Familie Gilewska konnten das Haus zwar behalten, das treiben in Oed im Piestingthal fand jedoch sein Ende. Die große Schwester „Molly“ stirbt Mitte März 1932 und die nach dem Tod der Mutter zunehmend vereinsamte Emilie nur wenige Wochen darauf am 15.5.1932 an „Entkräftigung“ wie der Arzt damals feststellt. Das Haus Nr. 10 erbt ein entfernter Cousin Dr. Pfleger. Ab den 70er Jahren steht es leer und verwahrloste. 2014 wurde es schließlich an ein französisches Kunsthistoriker Paar verkauft, welches es weitmöglichst erhalten möchte.
 
In der Sammlung Emilie Gilewska in der Wienbibliothek im Rathaus finden sich etwa 700 Korrespondenzen, die auch die ausgewählte Gesellschaft um die florierende Salonkultur belegen: Es gibt Schreiben der Frauenrechtlerin [[Marianne Hainisch]], von den SchauspielerInnen [[Helene Hartmann]] und [[Josef Lewinsky]], von Wissenschaftlern wie Wilhelm Gurlitt, [[Richard Heinzel]], [[Eduard Reyer]], [[Wilhelm Scherer]], [[Erich Schmidt (Schauspieler)|Erich Schmid]], [[Anton Emanuel Schönbach]] oder Hugo Schuchardt. Dass Mutter und Tochter Emilie Gilewska keineswegs reine Salon- und Stubenhockerinnen waren, belegt ein Brief des Journalisten Franz Zweybrück vom 25. Juni 1895: Darin gratuliert Zweybrück den beiden Frauen zu dem gelungenen "Wagestück", "die Centralalpen zu übersetzen", und zwar im Frühsommer und nicht – wie die "wandernde Philistermasse" – im August. Zu den wichtigsten Dokumenten zählen aber die Tagebücher, das sogenannte „Müttertagebuch“ das Marie Schuh für ihre Tochter Emilie zu schrieben begann und welches diese dann selbst weiterführte. Und das „Gedenkbuch fürs Haus“ indem die jüngere Emilie von 1887-1890 Alltagsnotizen in Form eines Kalendarischen Tagebuches sammelte. Der Aufbau gleicht dem heute besser bekannteren „One Line a Day Book“.
 
Neben vielen Bildern, Einaldungen, Karten und Adressbüchern liegt auch ein 22 Seitelanges Schriftstück von Jolanda Poppovic aus dem Februar 2015 „Die Damen von Oed“, welches die Autorin nach umfassender Recherche der Archivbestände, Transkription der meisten Briefe, der Besichtigung des Hauses und dem Gespräch von Nachkommen verfasste bei.  
 
  
==Quellen==
+
In jenem Haus Oed Nummer 10 verwahrte Emilie Gilewska (Tochter) Briefe, Korrespondenzen, Fotografien und andere Dokumente, die 2014 als Schenkung der [[Wienbibliothek im Rathaus]] übergeben wurden. Die etwa 700 erhaltenen Korrespondenzstücke in der "Sammlung Emilie Gilewska" stammen zum Großteil aus der weitverzweigten Familie. Vereinzelte Stücke vermitteln einen Eindruck von der erlesenen Gesellschaft, die sich in der Blütezeit des Salons Gilewska getroffen hatte: Es gibt Schreiben der Frauenrechtlerin [[Marianne Hainisch]], von den SchauspielerInnen [[Helene Hartmann]] und Josef Lewinsky, von Wissenschaftlern wie Wilhelm Gurlitt, [[Richard Heinzel]], [[Eduard Reyer]], [[Wilhelm Scherer]], [[Erich Schmidt (Schauspieler)|Erich Schmidt]], [[Anton Emanuel Schönbach]] oder Hugo Schuchardt. Auch zwei Adressbücher, ein Konvolut mit rund 130 Verlobungs- und Hochzeitsankündigungen und insgesamt 180 Fotografien dokumentieren das große soziale Netzwerk der Familie.
  
*[https://permalink.obvsg.at/wbr/AC16014332 Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Emilie Gilewska]
+
Zu den zentralen Dokumenten der Sammlung zählen Tagebücher, wie das sogenannte "Müttertagebuch" das Marie Schuh für ihre Tochter Emilie 1845 zu schreiben begann und welches diese dann ab 31. Dezember 1868 für ihre eigenen Töchter weiterführte. In dem vorgedruckten kalendarischen "Gedenkbuch fürs Haus" sammelte Emilie Gilewska (Tochter) von 1887 bis 1890 Alltagsnotizen in Form eines Kalendarischen Tagebuches. Der Aufbau gleicht dem heute besser bekannten "One Line a Day Book".
  
* Poppovic Jolanda, „Die Damen von Oed“, Februar 2015 in: Sammlung Emilie Gilewska; Wienbibliothek im Rathaus Handschriftensammlung; ZPH 1643 Bestandssystematik; Archivbox 4/ 3.6.
+
Wie aus Korrespondenzen der beiden Schwestern hervorgeht, verbrannte Emilie auf Anweisung ihrer älteren Schwester Tagebücher und Briefwechsel der Mutter, um ihr Andenken zu wahren und die mit dem Alter zunehmend depressiven und leidvollen Phasen ihres Lebens für niemanden zugänglich zu machen. Eine Vielzahl an Schriftwechseln mit Personen des öffentlichen Lebens des 19. Jahrhunderts sowie Dokumente zur Salonkultur Oeds und Aufzeichnungen über das Leben einer interessanten Frau gingen dadurch weitergehend verloren.
  
* Wienbibliothek im Rathaus. Magistrat der Stadt Wien - MA 9, 9„Sammlung Emilie Gilewska“, wienbibliothek im rathaus, https://www.wienbibliothek.at/besuchen- entdecken/blog/neuerwerbung/sammlung-emilie-gilewska, zuletzt geöffnet 5.2.2024
+
Der Sammlung liegt auch ein 22-seitiger Computerausdruck von Jolanda Poppovic aus dem Februar 2015 mit dem Titel "Die Damen von Oed" bei, welchen die Autorin nach umfassender Recherche der Archivbestände, Transkription der meisten Briefe, Besichtigung des Hauses und Gesprächen mit Nachkommen verfasste.  
  
* Wikimedia Foundation Inc., „Rosthorn (Familie)“, Wikipedia, https://de.wikipedia.org/ wiki/Rosthorn_(Familie), zuletzt geöffnet 25.1.2024
+
==Quellen==
 +
*[https://permalink.obvsg.at/wbr/AC16014332 Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Emilie Gilewska]
 +
* Jolanda Poppovic: Die Damen von Oed. Computerausdruck, Februar 2015. In: Sammlung Emilie Gilewska, WBR, ZPH 1643, Archivbox 4.
  
* Zweybrück, Franz, in: Sammlung Emilie Gilewska; Wienbibliothek im Rathaus Handschriftensammlung; ZPH 1643 Bestandssystematik; Archivbox 1, 1.1.110. Zweybrück, Franz: 2 Briefe (4 Bl.), 1895.06.25–1895.09.26
+
==Literatur==
 +
*[https://www.wienbibliothek.at/besuchen-entdecken/blog/neuerwerbung/sammlung-emilie-gilewska Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Emilie Gilewska, November 2015] [Stand: 23.02.2024]
 +
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Rosthorn_(Familie) Wikipedia: Rosthorn (Familie)] [Stand: 23.02.2024]
  
==Link==
 
  
* [http://data.onb.ac.at/nlv_lex/perslex/G/Gilewska_Emilie.htm Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich: Emilie Gilewska]
+
Emilie Gilewska im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,1059781522 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
* [http://www.wienbibliothek.at/bestaende-und-sammlungen/handschriftensammlung/neuerwerbungen/index.html Beschreibung des Nachlasses in der Wienbibliothek im Rathaus]
 
  
  
Emilie Gilewska im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,1059781522 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
+
==Weblinks==
 +
* [http://data.onb.ac.at/nlv_lex/perslex/G/Gilewska_Emilie.htm Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich: Emilie Gilewska]

Aktuelle Version vom 23. Februar 2024, 14:25 Uhr

Emilie Gilewska, aus einem Pass herausgerissenes Foto mit Unterschrift, um 1910
Daten zur Person
Personenname Gilewska, Emilie
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 44342
GND 1059781522
Wikidata Q59653215
Geburtsdatum August 1869
Geburtsort Krakau 4073760-3
Sterbedatum 15. Mai 1932
Sterbeort Oed 4800286-0
Beruf Private
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Gedenktage-NG
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.02.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname EmilieGilewska.jpg
Bildunterschrift Emilie Gilewska, aus einem Pass herausgerissenes Foto mit Unterschrift, um 1910
  • Alleegasse 39 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Emilie Gilewska, * 14. oder 15. August 1869 Krakau, † 15. Mai 1932 Oed (Niederösterreich), Private.

Biografie

Emilie Gilewska war die jüngere zweier Töchter des Arztes Karol Gilewski (1832–1871) und dessen Ehefrau Emilie, geborene Schuh (um 1840–1918). Ihr Vater hatte in Wien Medizin studiert und war ein Schüler des Chirurgen Franz Schuh gewesen, dessen Tochter er heiratete. Ihre Mutter, die ebenfalls Emilie hieß, hatte mit Franz Schuh einen angesehenen Vater und war mütterlicherseits eine Nachfahrin der durch die Herstellung von Uniformknöpfen zu Reichtum gelangten Fabrikantenfamilie Rosthorn.

Emilie Gilewska wurde in Krakau geboren, wo ihr Vater ab 1861 tätig war. Nach seinem frühen Tod 1871 zog dessen Witwe – die ihren Aufenthalt in Polen als "Exil" bezeichnete – mit den beiden Töchtern Marie (auch "Molly" genannt) und Emilie (auch "Mietzka" genannt) ins niederösterreichische Oed, wo die Industriellenfamilie Rosthorn zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Niederlassung gegründet hatte. Franz Schuh hatte dort für seine Frau eine herrschaftliche Villa im Biedermeierstil errichten lassen, die nun von seiner Tochter und seinen Enkelinnen bewohnt wurde. Emilie Gilewska erhielt häuslichen Unterricht, beherrschte Französisch und Englisch und nahm beim Burgschauspieler Josef Lewinsky private Schauspielstunden.

In den 1870er und 1880er Jahren pflegte Emilie Gilewska (Mutter) eine rege Salonkultur und das Haus mit der Nummer 10, das sogenannte "Schuhhaus", wurde zum Treffpunkt von Dichtern, Ärzten und Gelehrten. In Oed herrschte ein reges soziales Leben und als Freundin vieler Kinder der Salonbesucherinnen und -besucher ihrer Mutter ging Emilie Gilewska (Tochter) in bedeutenden Häusern ein und aus. Mit vielen ihrer Jugendfreundinnen blieb sie bis zu ihrem Tod in Kontakt.

Emilie Gilewska, die zeitlebens unverheiratet blieb, lebte viele Jahre gemeinsam mit ihrer Mutter in der Villa in Oed sowie im sogenannten Schönthalerhaus in der Alleegasse 39 in Wien. Sie kümmerte sich um die im Alter zunehmend kränker werdende Mutter, die sich nach ihren Blütejahren, dem schwindenden Kreis an männlichen Bewunderern und dem Verlust ihres Reichtums zunehmend zurückzog. Auch verwaltete sie das Erbe der Familie. Das Rosthorn Imperium zerfiel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmends, Geld und Besitz gingen verloren, doch gelange es, das Haus in Oed zu erhalten.

Emilie Gilewska (Mutter) verstarb 1918 in Meran während eines Besuchs bei ihrer älteren Tochter Molly, die den Architekten Felix von Zamboni geheiratet hatte und mit ihm nach Südtirol gezogen war. Die beiden Schwestern standen sich weiterhin nahe. Molly von Zamboni verstarb Mitte März 1932, nur wenige Wochen darauf, am 15. Mai 1932, stirbt auch ihre jüngere Schwester an "Entkräftigung", wie ärztlich attestiert. Die Villa in Oed erbte der entfernte Cousin Dr. Pfleger. Ab den 1970er Jahren stand das Haus leer und verwahrloste, 2014 wurde es verkauft.

In jenem Haus Oed Nummer 10 verwahrte Emilie Gilewska (Tochter) Briefe, Korrespondenzen, Fotografien und andere Dokumente, die 2014 als Schenkung der Wienbibliothek im Rathaus übergeben wurden. Die etwa 700 erhaltenen Korrespondenzstücke in der "Sammlung Emilie Gilewska" stammen zum Großteil aus der weitverzweigten Familie. Vereinzelte Stücke vermitteln einen Eindruck von der erlesenen Gesellschaft, die sich in der Blütezeit des Salons Gilewska getroffen hatte: Es gibt Schreiben der Frauenrechtlerin Marianne Hainisch, von den SchauspielerInnen Helene Hartmann und Josef Lewinsky, von Wissenschaftlern wie Wilhelm Gurlitt, Richard Heinzel, Eduard Reyer, Wilhelm Scherer, Erich Schmidt, Anton Emanuel Schönbach oder Hugo Schuchardt. Auch zwei Adressbücher, ein Konvolut mit rund 130 Verlobungs- und Hochzeitsankündigungen und insgesamt 180 Fotografien dokumentieren das große soziale Netzwerk der Familie.

Zu den zentralen Dokumenten der Sammlung zählen Tagebücher, wie das sogenannte "Müttertagebuch" das Marie Schuh für ihre Tochter Emilie 1845 zu schreiben begann und welches diese dann ab 31. Dezember 1868 für ihre eigenen Töchter weiterführte. In dem vorgedruckten kalendarischen "Gedenkbuch fürs Haus" sammelte Emilie Gilewska (Tochter) von 1887 bis 1890 Alltagsnotizen in Form eines Kalendarischen Tagebuches. Der Aufbau gleicht dem heute besser bekannten "One Line a Day Book".

Wie aus Korrespondenzen der beiden Schwestern hervorgeht, verbrannte Emilie auf Anweisung ihrer älteren Schwester Tagebücher und Briefwechsel der Mutter, um ihr Andenken zu wahren und die mit dem Alter zunehmend depressiven und leidvollen Phasen ihres Lebens für niemanden zugänglich zu machen. Eine Vielzahl an Schriftwechseln mit Personen des öffentlichen Lebens des 19. Jahrhunderts sowie Dokumente zur Salonkultur Oeds und Aufzeichnungen über das Leben einer interessanten Frau gingen dadurch weitergehend verloren.

Der Sammlung liegt auch ein 22-seitiger Computerausdruck von Jolanda Poppovic aus dem Februar 2015 mit dem Titel "Die Damen von Oed" bei, welchen die Autorin nach umfassender Recherche der Archivbestände, Transkription der meisten Briefe, Besichtigung des Hauses und Gesprächen mit Nachkommen verfasste.

Quellen

Literatur


Emilie Gilewska im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks