Donnerbrunnen: Unterschied zwischen den Versionen

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Donnerbrunnen (1, Neuer Markt), volkstümliche Bezeichnung für den von [[Georg Raphael Donner]] geschaffenen Providentiabrunnen. Ursprünglich stand vor der [[Mehlgrube]] ab dem 17. Jahrhundert ein Springbrunnen, den die Gemeinde Wien 1737 demolieren ließ. In der Platzmitte befand sich ein alter Ziehbrunnen, an dessen Stelle die Gemeinde Wien 1737-1739 eine Brunnenanlage errichten ließ, für die Donner den Auftrag erhielt. Es handelte sich dabei um den ersten künstlerischen Auftrag mit profanem Charakter für einen öffentlichen Platz Wiens. In der Mitte eines Wasserbeckens, zu dem Stufen führen, sitzt auf einem Säulenrumpf die Figur der Providentia, den Sockel der Statue umgeben vier Putten. Die zentrale Figur der Providentia (lateinisch = Fürsorge, Vorsorge) bezieht sich wohl auf die Wasserversorgung Wiens. Auf dem Bassinrand liegen vier Figuren, die die Flüsse Enns, March, Traun und Ybbs verkörpern (die Enns wird durch einen greisen Fährmann symbolisiert, die March durch eine reife Frau [mit Relief einer Schlacht], die Ybbs durch eine jugendliche Quellnymphe und die Traun durch einen fischenden Jüngling). Für die Skulpturen schuf Donner nur die Modelle, die Ausführung oblag [[Johann Nikolaus Moll von Blumeneck|Johann Nikolaus Moll]].  
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Donnerbrunnen (1, [[Neuer Markt]]), volkstümliche Bezeichnung für den von [[Georg Raphael Donner]] geschaffenen Providentiabrunnen. Ursprünglich befanden sich am Neuen Markt zwei Brunnen: ab dem 17. Jahrhundert ein Springbrunnen vor der [[Mehlgrube]], den die Gemeinde Wien 1737 demolieren ließ, und ein alter Ziehbrunnen in der Platzmitte. An dessen Stelle ließ die Stadt Wien 1737-1739 eine Brunnenanlage errichten, für die Donner den Auftrag erhielt. Es handelte sich dabei um den ersten künstlerischen Auftrag mit profanem Charakter für einen öffentlichen Platz Wiens. In der Mitte eines Wasserbeckens, zu dem Stufen führen, sitzt auf einem Säulenrumpf die Figur der Providentia, den Sockel der Statue umgeben vier Putten. Die zentrale Figur der Providentia (lateinisch = Fürsorge, Vorsorge) bezieht sich wohl auf die Wasserversorgung Wiens. Auf dem Bassinrand liegen vier Figuren, die die Flüsse Enns, March, Traun und Ybbs verkörpern (die Enns wird durch einen greisen Fährmann symbolisiert, die March durch eine reife Frau [mit Relief einer Schlacht], die Ybbs durch eine jugendliche Quellnymphe und die Traun durch einen fischenden Jüngling). Für die Skulpturen schuf Donner nur die Modelle, die Ausführung oblag [[Johann Nikolaus Moll von Blumeneck|Johann Nikolaus Moll]].  
  
  
Die Providentia und die Putten entstanden 1737, die Flussfiguren 1738. Am 4. November 1739 wurde der Brunnen enthüllt. 1770 mussten die nackten, aus Bleiguss gefertigten Figuren entfernt werden. Sie kamen ins Materialdepot des Bürgerlichen Zeughauses, von wo sie dem Bilhauer [[Johann Martin Fischer]] zum Einschmelzen übergeben wurden. Dieser bewahrte sie jedoch, in der vollen Erkenntnis ihres hohen künstlerischen Werts, ließ sie restaurieren und brachte es schließlich 1801 zuwege, dass sie wieder aufgestellt werden. Nach Beschädigung wurden die Figuren 1871 neuerlich entfernt (Gemeinderatsbeschluss vom 1. März 1871) und 1873 durch Bronzeabgüsse ersetzt, die in der k. k. Kunstgießerei angefertigt worden waren. Inzwischen hatte man Bassin und Stufen aus Granit erneuert. Die empfindlichen Bleifiguren warteten ein halbes Jahrhundert in Magazinen auf ein passendes Domizil.  
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Die Figur der Providentia und die Putten entstanden 1737, die Flussfiguren 1738. Am 4. November 1739 wurde der Brunnen enthüllt. 1770 mussten die nackten, aus Bleiguss gefertigten Figuren entfernt werden. Sie kamen ins Materialdepot des [[Bürgerliches Zeughaus|Bürgerlichen Zeughauses]], von wo sie dem Bildhauer [[Johann Martin Fischer]] zum Einschmelzen übergeben wurden. Dieser bewahrte sie jedoch, in der vollen Erkenntnis ihres hohen künstlerischen Werts, ließ sie restaurieren und brachte es schließlich 1801 zuwege, dass sie wieder aufgestellt wurden. Nach Beschädigung wurden die Figuren 1871 neuerlich entfernt (Gemeinderatsbeschluss vom 1. März 1871) und 1873 durch Bronzeabgüsse ersetzt, die in der k. k. Kunstgießerei angefertigt worden waren. Inzwischen hatte man Bassin und Stufen aus Granit erneuert. Die empfindlichen Bleifiguren warteten ein halbes Jahrhundert in Magazinen auf ein passendes Domizil.  
  
  
Des öfteren wurde die Neuaufstellung erwogen, zum Beispiel in einem Foyer des [[Rathaus|Neuen Rathauses]] oder des geplanten Neubaus des [[Wien Museum|Stadtmuseums]]. Schließlich, kamen die sich im Besitz des Historischen Museums befindlichen Figuren 1921 ins [[Österreichisches Barockmuseum|Österreichische Barockmuseum]], wo sie im [[Unteres Belvedere|Unteren Belvedere]] aufgestellt wurden. Der Donnerbrunnen wurde während des Zweiten Weltkriegs aus Sicherheitsgründen entfernt und am 30. April 1947 wieder aufgestellt. Auch nach der Schließung des Barockmuseums 2007 verblieben die Figuren an ihrem Standort im Unteren Belvedere.  
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Des öfteren wurde die Neuaufstellung erwogen, zum Beispiel in einem Foyer des [[Rathaus|Neuen Rathauses]] oder des geplanten Neubaus des [[Wien Museum|Stadtmuseums]]. 1921 wurden die Figuren im neu eingerichteten [[Österreichisches Barockmuseum|Österreichischen Barockmuseum]] im [[Unteres Belvedere|Unteren Belvedere]] aufgestellt, und zwar als Dauerleihgabe der Stadt Wien. Während des Zweiten Weltkriegs aus Sicherheitsgründen entfernt, wurden sie am 30. April 1947 wieder aufgestellt. Nach der Schließung des Barockmuseums 2007 verblieben die Figuren an ihrem Standort im Unteren Belvedere.  
 
Gedenktafel mit Relief am Haus 22, Eßlinger Hauptstraße 95.  
 
Gedenktafel mit Relief am Haus 22, Eßlinger Hauptstraße 95.  
  

Version vom 9. Juli 2015, 11:07 Uhr

Donnerbrunnen
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sonstiges„Sonstiges“ befindet sich nicht in der Liste (Gebäude, Brücke, Denkmal, Sakralbau, Synagoge, Katholische Kirche, Brunnen, Kunst im öffentlichen Raum, Sakrale Freiplastik, Bad, ...) zulässiger Werte für das Attribut „Art des Bauwerks“.
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Providentiabrunnen
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Georg Raphael Donner
Einlagezahl
Architekt Georg Raphael Donner, Johann Nikolaus Moll von Blumeneck, Johann Martin Fischer
Prominente Bewohner
PageID 8166
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 9.07.2015 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Donnerbrunnen.jpg
Bildunterschrift Donnerbrunnen
  • 1., Neuer Markt

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48° 12' 22.11" N, 16° 22' 14.53" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Donnerbrunnen (1, Neuer Markt), volkstümliche Bezeichnung für den von Georg Raphael Donner geschaffenen Providentiabrunnen. Ursprünglich befanden sich am Neuen Markt zwei Brunnen: ab dem 17. Jahrhundert ein Springbrunnen vor der Mehlgrube, den die Gemeinde Wien 1737 demolieren ließ, und ein alter Ziehbrunnen in der Platzmitte. An dessen Stelle ließ die Stadt Wien 1737-1739 eine Brunnenanlage errichten, für die Donner den Auftrag erhielt. Es handelte sich dabei um den ersten künstlerischen Auftrag mit profanem Charakter für einen öffentlichen Platz Wiens. In der Mitte eines Wasserbeckens, zu dem Stufen führen, sitzt auf einem Säulenrumpf die Figur der Providentia, den Sockel der Statue umgeben vier Putten. Die zentrale Figur der Providentia (lateinisch = Fürsorge, Vorsorge) bezieht sich wohl auf die Wasserversorgung Wiens. Auf dem Bassinrand liegen vier Figuren, die die Flüsse Enns, March, Traun und Ybbs verkörpern (die Enns wird durch einen greisen Fährmann symbolisiert, die March durch eine reife Frau [mit Relief einer Schlacht], die Ybbs durch eine jugendliche Quellnymphe und die Traun durch einen fischenden Jüngling). Für die Skulpturen schuf Donner nur die Modelle, die Ausführung oblag Johann Nikolaus Moll.


Die Figur der Providentia und die Putten entstanden 1737, die Flussfiguren 1738. Am 4. November 1739 wurde der Brunnen enthüllt. 1770 mussten die nackten, aus Bleiguss gefertigten Figuren entfernt werden. Sie kamen ins Materialdepot des Bürgerlichen Zeughauses, von wo sie dem Bildhauer Johann Martin Fischer zum Einschmelzen übergeben wurden. Dieser bewahrte sie jedoch, in der vollen Erkenntnis ihres hohen künstlerischen Werts, ließ sie restaurieren und brachte es schließlich 1801 zuwege, dass sie wieder aufgestellt wurden. Nach Beschädigung wurden die Figuren 1871 neuerlich entfernt (Gemeinderatsbeschluss vom 1. März 1871) und 1873 durch Bronzeabgüsse ersetzt, die in der k. k. Kunstgießerei angefertigt worden waren. Inzwischen hatte man Bassin und Stufen aus Granit erneuert. Die empfindlichen Bleifiguren warteten ein halbes Jahrhundert in Magazinen auf ein passendes Domizil.


Des öfteren wurde die Neuaufstellung erwogen, zum Beispiel in einem Foyer des Neuen Rathauses oder des geplanten Neubaus des Stadtmuseums. 1921 wurden die Figuren im neu eingerichteten Österreichischen Barockmuseum im Unteren Belvedere aufgestellt, und zwar als Dauerleihgabe der Stadt Wien. Während des Zweiten Weltkriegs aus Sicherheitsgründen entfernt, wurden sie am 30. April 1947 wieder aufgestellt. Nach der Schließung des Barockmuseums 2007 verblieben die Figuren an ihrem Standort im Unteren Belvedere. Gedenktafel mit Relief am Haus 22, Eßlinger Hauptstraße 95.


Literatur

  • Rudolf Pichler: Der Donnerbrunnen am Neuen Markt in Wien. 1913
  • Bruno Grimschitz: Georg Raphael Donner. Der Neumarktbrunnen in Wien. 1943
  • Felix Czeike: Der Neue Markt. In: Felix Czeike: Der Neue Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 4), S. 87 ff.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 111
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 43 (Figurenbeschreibung)
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechanische Wiedergabe [der Ausgabe von 1883]). Band 1. Cosenza: Brenner, S. 163 ff.
  • Franz Rieger: Das Deutschmeisterdenkmal und die Denkmalkunst in Wien. 1908, S. 2 ff.
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 458
  • Josef Schwerdfeger: Der Donnerbrunnen in Wien. In: Burgtheater-Almanach. 1925, S. 72 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 46.