Clemens Krauss: Unterschied zwischen den Versionen

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Clemens Krauss war unehelicher Sohn eines Barons Baltazzi (eines Onkels der Mary Vetsera) und der Solotänzerin (späteren Spieleiterin an der [[Volksoper (Institution)|Volksoper]]) Clementine Krauss. Er trat mit neun Jahren als Sängerknabe in die Hofkapelle ein (Schüler von [[Hermann Graedener]] und [[Richard Heuberger (der Ältere)|Richard Heuberger]]) und er studierte am Wiener Konservatorium (Abschluss 1912).
 
Clemens Krauss war unehelicher Sohn eines Barons Baltazzi (eines Onkels der Mary Vetsera) und der Solotänzerin (späteren Spieleiterin an der [[Volksoper (Institution)|Volksoper]]) Clementine Krauss. Er trat mit neun Jahren als Sängerknabe in die Hofkapelle ein (Schüler von [[Hermann Graedener]] und [[Richard Heuberger (der Ältere)|Richard Heuberger]]) und er studierte am Wiener Konservatorium (Abschluss 1912).
  
Nach Engagements in Brünn (Debüt als Opernkapellmeister 1913), Riga (als Opernkapellmeister), Nürnberg, Stettin und Graz, wo ihn [[Franz Schalk]] entdeckte, wurde Krauss 1922 als Kapellmeister an die Wiener Staatsoper verpflichtet und mit der Leitung der Kapellmeisterschule an der [[Universität für Musik und darstellende Kunst Wien]]|Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien]] betraut. Als Nachfolger [[Wilhelm Furtwängler]]s übernahm er 1923 das [[Tonkünstler-Orchester Niederösterreich|Niederösterreichische Tonkünstlerorchester]], folgte jedoch 1924 einer Berufung als Intendant des Opernhauses und Leiter der Museumskonzerte in Frankfurt am Main. 1926 hatte er mit "Ariadne auf Naxos" sein Debüt bei den Salzburger Festspielen, 1929 übersiedelte er von Frankfurt am Main nach Wien, wo er ständiger Dirigent der Philharmonischen Konzerte wurde (er war Initiator der später weltberühmt gewordenen Wiener [[Neujahrskonzert|Neujahrskonzerte]]) und am 1. September 1929 (Vertrag vom 18. Dezember 1928) die ihm auf Betreiben von [[Richard Strauss]] angebotene Direktion der Staatsoper übernahm (bis 10. Dezember 1934). Nach Aufenthalten in Berlin und München (als Operndirektor) leitete er 1939 und 1942 die Salzburger Festspiele. Mit Richard Strauss verband ihn eine enge Freundschaft; Krauss galt als der beste Strauss-Interpret und schrieb das Libretto zur Strauss-Oper „Capriccio" (nachdem [[Stefan Zweig]] als Autor „ausgefallen" war). Krauss leitete nach dem Zweiten Weltkrieg (ab 1947) zahlreiche Vorstellungen der [[Staatsoper]] im [[Theater an der Wien]], Rundfunkkonzerte und Schallplattenaufnahmen, war aber auch wieder als Dirigent philharmonischer Konzerte tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg dirigierte er bereits am 27. April 1945 das erste Konzert der [[Wiener Philharmoniker]].
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Nach Engagements in Brünn (Debüt als Opernkapellmeister 1913), Riga (als Opernkapellmeister), Nürnberg, Stettin und Graz, wo ihn [[Franz Schalk]] entdeckte, wurde Krauss 1922 als Kapellmeister an die Wiener Staatsoper verpflichtet und mit der Leitung der Kapellmeisterschule an der [[Universität für Musik und darstellende Kunst Wien|Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien]] betraut. Als Nachfolger [[Wilhelm Furtwängler]]s übernahm er 1923 das [[Tonkünstler-Orchester Niederösterreich|Niederösterreichische Tonkünstlerorchester]], folgte jedoch 1924 einer Berufung als Intendant des Opernhauses und Leiter der Museumskonzerte in Frankfurt am Main. 1926 hatte er mit "Ariadne auf Naxos" sein Debüt bei den Salzburger Festspielen, 1929 übersiedelte er von Frankfurt am Main nach Wien, wo er ständiger Dirigent der Philharmonischen Konzerte wurde (er war Initiator der später weltberühmt gewordenen Wiener [[Neujahrskonzert|Neujahrskonzerte]]) und am 1. September 1929 (Vertrag vom 18. Dezember 1928) die ihm auf Betreiben von [[Richard Strauss]] angebotene Direktion der Staatsoper übernahm (bis 10. Dezember 1934). Nach Aufenthalten in Berlin und München (als Operndirektor) leitete er 1939 und 1942 die Salzburger Festspiele. Mit Richard Strauss verband ihn eine enge Freundschaft; Krauss galt als der beste Strauss-Interpret und schrieb das Libretto zur Strauss-Oper „Capriccio" (nachdem [[Stefan Zweig]] als Autor „ausgefallen" war). Krauss leitete nach dem Zweiten Weltkrieg (ab 1947) zahlreiche Vorstellungen der [[Staatsoper]] im [[Theater an der Wien]], Rundfunkkonzerte und Schallplattenaufnahmen, war aber auch wieder als Dirigent philharmonischer Konzerte tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg dirigierte er bereits am 27. April 1945 das erste Konzert der [[Wiener Philharmoniker]].
  
Büste von [[Rudolf Pfefferer]] ([[Staatsoper]], Schwindfoyer, aufgestellt 1974).  
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Büste von Rudolf Pfefferer ([[Staatsoper]], Schwindfoyer, aufgestellt 1974).  
  
 
Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 war die Karriere von Clemens Krauss während der NS-Zeit u. a. durch sein Naheverhältnis zu [[Adolf Hitler]] geprägt. Dieses schützte ihn, der nie Mitglied einer NS-Organisation war, auch vor wiederkehrenden Agitationen von Seiten einzelner nationalsozialistischer Funktionäre. Krauss war von 1939 bis 1945 Direktor des Salzburger Mozarteums, Reichskultursenator sowie Vorsitzender des Arbeitsausschusses der Reichsstelle für Musikbearbeitungen. Nach Kriegsende leitete er auf Wunsch der sowjetischen Kulturverwaltung in Wien das erste Nachkriegskonzert der Wiener Philharmoniker. In Folge hatte Krauss jedoch bis 1947 Dirigierverbot.
 
Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 war die Karriere von Clemens Krauss während der NS-Zeit u. a. durch sein Naheverhältnis zu [[Adolf Hitler]] geprägt. Dieses schützte ihn, der nie Mitglied einer NS-Organisation war, auch vor wiederkehrenden Agitationen von Seiten einzelner nationalsozialistischer Funktionäre. Krauss war von 1939 bis 1945 Direktor des Salzburger Mozarteums, Reichskultursenator sowie Vorsitzender des Arbeitsausschusses der Reichsstelle für Musikbearbeitungen. Nach Kriegsende leitete er auf Wunsch der sowjetischen Kulturverwaltung in Wien das erste Nachkriegskonzert der Wiener Philharmoniker. In Folge hatte Krauss jedoch bis 1947 Dirigierverbot.

Version vom 19. Juni 2017, 12:13 Uhr

Clemens Krauss bei einer Probe (1929)
Daten zur Person
Personenname Krauss, Clemens
Abweichende Namensform
Titel Generalmusikdirektor
Geschlecht männlich
PageID 18045
GND
Wikidata
Geburtsdatum 31. März 1893
Geburtsort Wien
Sterbedatum 16. Mai 1954
Sterbeort Mexico City
Beruf Dirigent
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 19.06.2017 durch WIEN1.lanm09ulz
Begräbnisdatum 12. Juli 1954
Friedhof Ehrwald
Grabstelle
Bildname Clemenskrauss.jpg
Bildunterschrift Clemens Krauss bei einer Probe (1929)

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 30. September 1932)
  • Ehrenring der Wiener Philharmoniker
  • Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker (Verleihung: 1952)

  • Direktor der Wiener Staatsoper (1929)

Krauss Clemens, * 31. März 1893 Wien, † 16. Mai 1954 Mexico City, Dirigent.

Biographie

Clemens Krauss war unehelicher Sohn eines Barons Baltazzi (eines Onkels der Mary Vetsera) und der Solotänzerin (späteren Spieleiterin an der Volksoper) Clementine Krauss. Er trat mit neun Jahren als Sängerknabe in die Hofkapelle ein (Schüler von Hermann Graedener und Richard Heuberger) und er studierte am Wiener Konservatorium (Abschluss 1912).

Nach Engagements in Brünn (Debüt als Opernkapellmeister 1913), Riga (als Opernkapellmeister), Nürnberg, Stettin und Graz, wo ihn Franz Schalk entdeckte, wurde Krauss 1922 als Kapellmeister an die Wiener Staatsoper verpflichtet und mit der Leitung der Kapellmeisterschule an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien betraut. Als Nachfolger Wilhelm Furtwänglers übernahm er 1923 das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester, folgte jedoch 1924 einer Berufung als Intendant des Opernhauses und Leiter der Museumskonzerte in Frankfurt am Main. 1926 hatte er mit "Ariadne auf Naxos" sein Debüt bei den Salzburger Festspielen, 1929 übersiedelte er von Frankfurt am Main nach Wien, wo er ständiger Dirigent der Philharmonischen Konzerte wurde (er war Initiator der später weltberühmt gewordenen Wiener Neujahrskonzerte) und am 1. September 1929 (Vertrag vom 18. Dezember 1928) die ihm auf Betreiben von Richard Strauss angebotene Direktion der Staatsoper übernahm (bis 10. Dezember 1934). Nach Aufenthalten in Berlin und München (als Operndirektor) leitete er 1939 und 1942 die Salzburger Festspiele. Mit Richard Strauss verband ihn eine enge Freundschaft; Krauss galt als der beste Strauss-Interpret und schrieb das Libretto zur Strauss-Oper „Capriccio" (nachdem Stefan Zweig als Autor „ausgefallen" war). Krauss leitete nach dem Zweiten Weltkrieg (ab 1947) zahlreiche Vorstellungen der Staatsoper im Theater an der Wien, Rundfunkkonzerte und Schallplattenaufnahmen, war aber auch wieder als Dirigent philharmonischer Konzerte tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg dirigierte er bereits am 27. April 1945 das erste Konzert der Wiener Philharmoniker.

Büste von Rudolf Pfefferer (Staatsoper, Schwindfoyer, aufgestellt 1974).

Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 war die Karriere von Clemens Krauss während der NS-Zeit u. a. durch sein Naheverhältnis zu Adolf Hitler geprägt. Dieses schützte ihn, der nie Mitglied einer NS-Organisation war, auch vor wiederkehrenden Agitationen von Seiten einzelner nationalsozialistischer Funktionäre. Krauss war von 1939 bis 1945 Direktor des Salzburger Mozarteums, Reichskultursenator sowie Vorsitzender des Arbeitsausschusses der Reichsstelle für Musikbearbeitungen. Nach Kriegsende leitete er auf Wunsch der sowjetischen Kulturverwaltung in Wien das erste Nachkriegskonzert der Wiener Philharmoniker. In Folge hatte Krauss jedoch bis 1947 Dirigierverbot.

Clemens-Krauss-Park

Literatur

  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 63
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, S. 133 ff., Register
  • Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 138 f.
  • Joseph Gregor: Clemens Krauss. Bad Bocklet/Wien: Krieg 1953
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 1,1923