Clary-Mollard-Palais: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. Januar 2017, 23:16 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Ehem. Palais Mollard-Clary, ehem. NÖ Landesmuseum
Benannt nach Franz Wenzel Clary-Aldringen
Einlagezahl
Architekt Christian Alexander Oedtl
Prominente Bewohner Valentin Sixtl, Franz Wenzel Clary-Aldringen
PageID 20408
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 21.01.2017 durch DYN.krabina
  • 1., Herrengasse 9
  • Nr.: 21 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 28 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 37 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


1, Herrengasse 9 (Konskriptionsnummer 28) ist das Clary-Mollard-Palais.

Hier befand sich ursprünglich (noch vor 1435) das Haus der Herren von Stubenberg.

1440 kaufte das Haus der Edle Jörg Pruckner (Prugkner) und brachte es entsprechend seinem Testament vom 8. Oktober 1466 in eine Stiftung zugunsten der Pfarrkirche St. Michael ein (1552 wohnte hier der Pfarrer).

Im 16. Jahrhundert kaufte das Haus Peter von Mollart. Die Familie Mollart entstammte aus einem alten burgundischen Geschlecht. Peter von Mollart wurde 1571 in den Freiherrenstand erhoben.

1563 verkauften die Stiftungskuratoren Christoph und Oswald von Eytzing das Freihaus, in dem ab 1548 der Pfarrer von St. Michael, Valentin Sixtl, wohnte (sich jedoch um dessen Erhaltung nicht kümmerte), an den Oberstallmeister und Kämmerer Peter von Mollard, der einem burgundischen Geschlecht entstammte.

1601 wird der Kämmerer Rudolfs II., Ernst von Mollard, genannt, der als Gönner und Stifter der Kapuziner zu St. Ulrich bekannt geworden ist; er räumte 1608 das Gebäude den Jesuiten als Quartier ein; dass diese im Haus 1632 ein Konvikt einrichteten, ist ein weitverbreiteter Irrtum.

1608 wurde das Haus den Jesuiten für ihr Konvikt hinterlassen. 1611 allerdings kaufte Ernst von Mollart das Haus zurück. 1691 wurde das Gebäude in der Herrengasse zu einem Fideikommis der gräflichen Familie Mollart gemacht. Als das Geschlecht der Familie Mollart erlosch, verkaufte man den Palast 1760 an Franz Graf von Clary-Aldringen, ein auf Hieronymus Clary zurück gehendes Geschlecht. Bedeutendstes Mitglied dieser Familie war der von Kaiserin Maria Theresia zum Obersthof- und Landjägermeister ernannte Franz Wenzel Graf von Clary-Aldringen.

1696-1698 kam es zu einem barocken Neubau mit prächtiger Fassade. Welcher Architekt diesen für den Landmarschall von Niederösterreich, Max Reichsgraf von Mollard (der 1683 eine ehrenvolle Mission für Leopold I. im belagerten Wien durchzuführen harte), erbaut hat, ist unbekannt (keinesfalls Domenico Martinelli, dessen Pläne unausgeführt blieben, vielleicht Egidio Rossi, dem das Palais Caprara in der Wallnerstraße zugeschrieben wird, jedenfalls aber unter Mitwirkung von Christian Alexander Oedtl, der später noch für die Familie Mollard arbeitete).

Es entstand eines der beachtlichsten Bauwerke des ausgehenden 17. Jahrhunderts. 1733 wurden durch Johann Lukas Hildebrandt Reparaturarbeiten durchgeführt.

Am 29. September 1760 wurde das Palais von Franz Wenzel Graf Clary-Aldringen (* 1706, † 21. Juni 1788 in diesem Palais) erworben (die Clary kamen aus Friaul, die Aldringen wurden unter Wallenstein berühmt).

Graf Clary-Aldringen ließ die Fassade und die Prunkräume umgestalten sowie die zartvergoldeten Gitter unter den Fenstern des ersten Stockwerks anbringen. Sein Sohn, Fürst Johann Nepomuk, war Generalhofbaudirektor, sein Enkel Carl war mit Louise Gräfin Chotek verheiratet und besaß eine der wertvollsten Privatbibliotheken Wiens.

1846 (zur selben Zeit wurde das Nachbarhaus Herrengasse 11, in dem die Polizei-Zensur-Hofstelle untergebracht gewesen war, abgerissen und durch den Neubau von Paul Sprenger für die niederösterreichische Statthalterei ersetzt) und 1879-1881 (Umgestaltung der Fassade) kam es zu Umbauten.

Ab 1903 befand sich die Königlich-Bayerische Gesandtschaft als Mieter im Haus.

Nun befindet sich hier das niederösterreichische Landesmuseum und seit 1947 ist Niederösterreich auch im Besitz des Eigentumsrechts für das Palais.

Niederösterreichisches Landesmuseum

1923 übersiedelte das Niederösterreichische Landesmuseum (dessen Gründung bereits 1886 angeregt worden war, das jedoch erst am 18. Dezember 1911 im Caprarapalais, 1, Wallnerstraße 8, eröffnet wurde) in das 1922 von der Niederösterreichischen Landesregierung erworbene Clary-Mollard-Palais.

Es bot dem Museum entsprechende Entfaltungsmöglichkeiten bei der Einrichtung von natur- und kulturgeschichtlichen Abteilungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Museum am 6. Dezember 1951 wiedereröffnet. Wegen der Bauarbeiten an der U3 (Station Herrengasse) musste das Museum am 1. Juni 1986 vorübergehend geschlossen werden. Die Zeit bis zur Wiedereröffnung (10. Juni 1988) nützte man zu einer Modernisierung der Aufstellung der musealen Bestände.

Als 1986 St. Pölten zur neuen niederösterreichischen Landeshauptstadt bestimmt wurde, begannen Planungen zur Verlegung des Niederösterreichischen Landesmuseums dorthin.

Literatur

  • Herrengasse 9 (1250-1988). Vom Adelssitz zum Landesmuseum. Katalog 1988, darin unter anderem: Anna Maria Sigmund: Die Geschichte des Hauses Herrengasse 9 und seiner Besitzer von 1250-1922, S. 9 ff.; Hellmut Lorenz, Wilhelm Georg Rizzi: Zur Planungs- und Baugeschichte des Hauses, S. 64 ff.; Rupert Feuchtmüller: Die Interieurs im Wandel der Zeit, S. 73 ff.; Peter Weninger: Das Niederösterreichische Landesmuseum 1911-1988, S. 76 ff.
  • Rupert Feuchtmüller: Die Herrengasse. Wien [u.a.]: Zsolnay 1982 (Wiener Geschichtsbücher, 28), S. 58 ff.
  • Viktor Fritsche: Bilder aus dem österreichischen Hof- und Gesellschaftsleben. 1914, S. 305 f.
  • Führer durch das Niederösterreichische Landesmuseum. 1953
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 327
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 7, Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 100-102
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 474
  • Museumsführer, S. 368 ff.