Cäcilie Lippa: Unterschied zwischen den Versionen

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==Biografie==
 
==Biografie==
Cäcilie Lippa wurde in eine kinderreiche Familie in [[Hernals]] geboren. Ihre Eltern führten ein kleines Geschäft, mit dem sie sich und ihre elf Kinder gut ernähren konnten. Schon früh erlebte sie allerdings Not und Armut in der unmittelbaren Nachbarschaft. Als Cäcilie siebzehnjährig eine Lehre als Weißnäherin absolvierte, erhielt sie Einblick in die Lebensbedingungen von Arbeiterinnen. Über ihren späteren Ehemann Bernhard Lippa, ein Drechslergehilfe und Arbeitskollege von [[Jakob Reumann]], kam sie schon als junges Mädchen mit der [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei]] in Kontakt. Gemeinsam führten sie nach der Heirat in Hernals eine so genannte "Pfaidlerei", ein Geschäft, in dem Wäschewaren und Nähzubehör verkauft wurden. Das Paar hatte zwei Kinder.
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Cäcilie Lippa wurde in eine kinderreiche Familie in [[Hernals]] geboren. Ihre Eltern führten ein kleines Geschäft, mit dem sie sich und ihre elf Kinder gut ernähren konnten. Bereits früh erlebte sie allerdings Not und Armut in der unmittelbaren Nachbarschaft. Als Cäcilie siebzehnjährig eine Lehre als Weißnäherin absolvierte, erhielt sie Einblick in die Lebensbedingungen von Arbeiterinnen. Über ihren späteren Ehemann Bernhard Lippa, ein Drechslergehilfe und Arbeitskollege von [[Jakob Reumann]], kam sie schon als junges Mädchen mit der [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei]] in Kontakt. Gemeinsam führten sie nach der Heirat in Hernals eine sogenannte "Pfaidlerei", ein Geschäft, in dem Wäschewaren und Nähzubehör verkauft wurden. Das Paar hatte zwei Kinder.
  
1892 ergriff Cäcilie Lippa bei einer sozialdemokratischen Versammlung spontan das Wort. Die redegewandte junge Frau wurde bald darauf in die Parteiarbeit integriert und als Rednerin zu zahlreichen Veranstaltungen entsandt. Ebenfalls noch 1892 gründete sie die gewerkschaftliche Organisation der Wäsche-, Krawatten- und Miedererzeuger, deren Obfrau sie wurde. Als sich diese Organisation dem Verband der Textilarbeiter anschloss, wurde Cäcilie Lippa in den Vorstand gewählt. Ab 1894 leitete sie das neu geschaffene Frauenagitationskomitee in Hernals. Zudem war sie für einige Jahre im Arbeiterbildungsverein tätig und wurde bei der ersten Frauenreichskonferenz 1895 zur Vorsitzenden des Frauenreichskomitees gewählt. Cäcilie Lippa engagierte sich primär im gewerkschaftsnahen Bereich und setzte sich vor allem für die Rechte der Wäscherinnen und Wäscher ein. 1903 gelang es ihr durch Streikmaßnahmen den Missstand abzuschaffen, dass Wäschereien junge Frauen und Männer als Dienstboten anstellten, diese jedoch wie gewerbliche Arbeiterinnen und Arbeiter einsetzten. Ab 1906 war Lippa Beamtin im Verband der Textilarbeiter und –arbeiterinnen, wenig später wurde sie Obfrau der Wäschebranche. Cäcilie Lippa gelang es Menschen zu mobilisieren und scheute vor der Konfrontation mit politisch Andersdenkenden nicht zurück.
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1892 ergriff Cäcilie Lippa bei einer sozialdemokratischen Versammlung spontan das Wort. Die redegewandte junge Frau wurde bald darauf in die Parteiarbeit integriert und als Rednerin zu zahlreichen Veranstaltungen entsandt. Ebenfalls noch 1892 gründete sie die gewerkschaftliche Organisation der Wäsche-, Krawatten- und Miedererzeuger, deren Obfrau sie wurde. Als sich diese Organisation dem Verband der Textilarbeiter anschloss, wählte man Cäcilie Lippa in den Vorstand. Ab 1894 leitete sie das neu geschaffene Frauenagitationskomitee in Hernals. Zudem war sie für einige Jahre im Arbeiterbildungsverein tätig und wurde bei der ersten Frauenreichskonferenz 1898 zur Vorsitzenden des Frauenreichskomitees gewählt. Cäcilie Lippa engagierte sich primär im gewerkschaftsnahen Bereich und setzte sich vor allem für die Rechte der Wäscherinnen und Wäscher ein. 1903 gelang es ihr, durch Streikmaßnahmen den Missstand abzuschaffen, dass Wäschereien junge Frauen und Männer als Dienstboten anstellten, diese jedoch wie gewerbliche Arbeiterinnen und Arbeiter einsetzten. Ab 1906 war Lippa Beamtin im Verband der Textilarbeiter und -arbeiterinnen, wenig später wurde sie Obfrau der Wäschebranche. Cäcilie Lippa hatte die Gabe Menschen zu mobilisieren und scheute vor der Konfrontation mit politisch Andersdenkenden nicht zurück.
  
Cäcilie Lippa gehörte von 20. Mai 1919 bis 11. Mai 1921 dem [[Niederösterreichischer Landtag|Niederösterreichischen Landtag]] an; zunächst als Vertreterin der Kurie Wien, anschließend als Wiener Delegierte.
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Cäcilie Lippa gehörte von 20. Mai 1919 bis 11. Mai 1921 dem [[Niederösterreichischer Landtag|Niederösterreichischen Landtag]] an; zunächst als Vertreterin der Kurie Wien, anschließend als Wiener Delegierte. Sie war für zwei Legislaturperioden, von 13. November 1923 bis 24. Mai 1932, für den [[Ottakring|16. Bezirk]] Abgeordnete zum Wiener [[Landtag]] und Mitglied des [[Gemeinderat|Gemeinderates]] der Stadt Wien. Cäcilie Lippa zählte zu den [[Politikerinnen in der Ersten Republik|ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern]] und war im Gemeinderatsausschuss für Ernährungs- und Wirtschaftsangelegenheiten tätig.
Sie war für zwei Legislaturperioden, von 13. November 1923 bis 24. Mai 1932, als Abgeordnete für den [[Ottakring|16. Bezirk]] im Wiener [[Gemeinderat]] vertreten. Sie gehörte dem Gemeinderatsausschuss für Ernährungs- und Wirtschaftsangelegenheiten an.
 
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
*Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Lippa, Cäcilie [Signatur: TP 030385]
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*[https://search.wienbibliothek.at/permalink/f/1t3elt5/WBR_alma2179407350004516 Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Lippa, Cäcilie [Signatur: TP 030385<nowiki>]</nowiki>]
 
*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/pageview/109213 Wienbibliothek digital: Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung Wien, 1859–1922 (1905)]
 
*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/pageview/109213 Wienbibliothek digital: Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung Wien, 1859–1922 (1905)]
  
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*Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 1999
 
*Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 1999
 
*Wolfgang Solt: Biographien der Gemeinderäte, Abgeordneten und Bezirksvorsteher 1918–2003. Wien [2003]
 
*Wolfgang Solt: Biographien der Gemeinderäte, Abgeordneten und Bezirksvorsteher 1918–2003. Wien [2003]
*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/pageview/1500694 Wienbibliothek digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien (1963), S. 232]
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* Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918–1934. Wien: 1995
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/structure/1811455 Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963] [Stand: 15.11.2019]
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/pageview/1500694 Wienbibliothek digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien (1963), S. 232] [Stand: 15.11.2019]
 
*[https://www.landtag-noe.at/images/personen_ausschuesse/1861-1921.pdf Biographisches Handbuch des NÖ Landtages 1861–1921] [Stand: 07.02.2019]
 
*[https://www.landtag-noe.at/images/personen_ausschuesse/1861-1921.pdf Biographisches Handbuch des NÖ Landtages 1861–1921] [Stand: 07.02.2019]
*[http://www.fraueninbewegung.onb.ac.at/Pages/PersonDetail.aspx?p_iPersonenID=8675037 Frauen in Bewegung: Cäcilie Lippa] [Stand: 06.02.2019]
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*[https://fraueninbewegung.onb.ac.at/node/1839 Frauen in Bewegung: Cäcilie Lippa] [Stand: 06.02.2019]
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== Weblinks ==
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*[https://www.wien.gv.at/advuew/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=politiker&Type=K&PERSONCD=2014092414375043&POLLAY=histpolsuche&HP=Y&RF=01&ICD=2011021810214075 POLAR – Wiener Politikerinnen und Politiker Archiv – Gemeinderätinnen 1918–1934: Caecilia Lippa]

Aktuelle Version vom 10. November 2023, 11:49 Uhr

Daten zur Person
Personenname Lippa, Cäcilie
Abweichende Namensform Lippa, Cilli; Lippa, Cilly; Lippa Cäcilia
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 60613
GND
Wikidata
Geburtsdatum 3. September 1867
Geburtsort Wien
Sterbedatum 4. August 1935
Sterbeort Wien
Beruf Näherin, Kommunalpolitikerin, Gewerkschafterin
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, POLAR
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 16., Hasnerstraße 110 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (13.11.1923 bis 24.05.1932)
  • Abgeordnete zum Niederösterreichischen Landtag (20.05.1919 bis 11.05.1921)

Cäcilie Lippa, * 3. September 1867 Wien, † 4. August 1935 Wien, Näherin, Gemeinderätin.

Biografie

Cäcilie Lippa wurde in eine kinderreiche Familie in Hernals geboren. Ihre Eltern führten ein kleines Geschäft, mit dem sie sich und ihre elf Kinder gut ernähren konnten. Bereits früh erlebte sie allerdings Not und Armut in der unmittelbaren Nachbarschaft. Als Cäcilie siebzehnjährig eine Lehre als Weißnäherin absolvierte, erhielt sie Einblick in die Lebensbedingungen von Arbeiterinnen. Über ihren späteren Ehemann Bernhard Lippa, ein Drechslergehilfe und Arbeitskollege von Jakob Reumann, kam sie schon als junges Mädchen mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Kontakt. Gemeinsam führten sie nach der Heirat in Hernals eine sogenannte "Pfaidlerei", ein Geschäft, in dem Wäschewaren und Nähzubehör verkauft wurden. Das Paar hatte zwei Kinder.

1892 ergriff Cäcilie Lippa bei einer sozialdemokratischen Versammlung spontan das Wort. Die redegewandte junge Frau wurde bald darauf in die Parteiarbeit integriert und als Rednerin zu zahlreichen Veranstaltungen entsandt. Ebenfalls noch 1892 gründete sie die gewerkschaftliche Organisation der Wäsche-, Krawatten- und Miedererzeuger, deren Obfrau sie wurde. Als sich diese Organisation dem Verband der Textilarbeiter anschloss, wählte man Cäcilie Lippa in den Vorstand. Ab 1894 leitete sie das neu geschaffene Frauenagitationskomitee in Hernals. Zudem war sie für einige Jahre im Arbeiterbildungsverein tätig und wurde bei der ersten Frauenreichskonferenz 1898 zur Vorsitzenden des Frauenreichskomitees gewählt. Cäcilie Lippa engagierte sich primär im gewerkschaftsnahen Bereich und setzte sich vor allem für die Rechte der Wäscherinnen und Wäscher ein. 1903 gelang es ihr, durch Streikmaßnahmen den Missstand abzuschaffen, dass Wäschereien junge Frauen und Männer als Dienstboten anstellten, diese jedoch wie gewerbliche Arbeiterinnen und Arbeiter einsetzten. Ab 1906 war Lippa Beamtin im Verband der Textilarbeiter und -arbeiterinnen, wenig später wurde sie Obfrau der Wäschebranche. Cäcilie Lippa hatte die Gabe Menschen zu mobilisieren und scheute vor der Konfrontation mit politisch Andersdenkenden nicht zurück.

Cäcilie Lippa gehörte von 20. Mai 1919 bis 11. Mai 1921 dem Niederösterreichischen Landtag an; zunächst als Vertreterin der Kurie Wien, anschließend als Wiener Delegierte. Sie war für zwei Legislaturperioden, von 13. November 1923 bis 24. Mai 1932, für den 16. Bezirk Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Cäcilie Lippa zählte zu den ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern und war im Gemeinderatsausschuss für Ernährungs- und Wirtschaftsangelegenheiten tätig.

Quellen

Literatur

Weblinks