Bezirksvorsteher: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Provisorische [[Gemeindeordnung]] vom 6. März 1850 bezeichnet die Bezirksvorsteher als Exekutivorgane der Gemeinde, die den Bürgermeister in Angelegenheiten des selbständigen Wirkungsbereichs, soweit sie ihren Bezirk betreffen, unterstützten; sie leiteten die Bezirksausschüsse, aus deren Mitte sie gewählt wurden. Über die Geschäftsordnung 1890 bis zur Stadtverfassung von 1. Oktober 1920 blieben die dem Bezirksvorsteher zugewiesenen Aufgabenbereiche ähnlich. 1919-1934 wurden die [[Bezirksvertretungen]] gewählt, 1934-1945 hingegen ernannt (ebenso wurden die Bezirksräte ernannt; Bezirksvorsteher-Stellvertreter gab es keine). 1938 wurden die Bezirksvertretungen durch die Nationalsozialisten aufgelöst; einen Großteil der Zuständigkeit beanspruchten politische Organisationen (wie Ortsgruppen und Kreisleitungen), die nationalsozialistischen Bezirksvorsteher übernahmen meist das Amt eines Vorstands des Bezirkswohlfahrtsamts. Im April 1945 setzte die sowjetrussische Besatzungsmacht Bezirksvorsteher ein ([[Bezirksbürgermeister]]); aufgrund des Wiener Verfassungsüberleitungsgesetzes verloren diese ihre Funktion und wurden abberufen. Der Bürgermeister von Wien erließ eine vorläufige Geschäftseinteilung. Vermutlich am 24. Juli 1945 wurden in jedem der 21 alten Bezirke vom Bürgermeister Bezirksvorsteher eingesetzt, denen je zwei Stellvertreter zur Seite standen (11 SPÖ, 7 KPÖ, 3 ÖVP); ihre Aufgaben wurden vom Stadtsenat am 2. Oktober 1945 geregelt. Aufgrund der Wahlen von 25. November 1945 wurden am 16. April 1946 in den nunmehr offiziell zu Wien gehörigen 23 Bezirken frei gewählte Bezirksvorsteher eingesetzt (16 SPÖ, 7 ÖVP). Die Bezirksvorsteher werden seither von der stärksten politischen Partei des Bezirks gestellt. 1946-1978 stand dem Bezirksvorsteher ein Stellvertreter zur Seite, der von der zweitstärksten politischen Partei des Bezirks nominiert wurde. Die Stadtverfassung 1978 setzte die Zahl der Stellvertreter mit zwei fest; der erste Stellvertreter wird von der stärksten, der zweite Stellvertreter von der zweitstärksten Fraktion gestellt (sodaß der Bezirksvorsteher seither auch einen Stellvertreter seiner eigenen Fraktion hat). Namenslisten der Bezirksvorsteher ab der Bezirksgründung (mit Parteizugehörigkeit, Funktionsdaten und [bei Verstorbenen] nach Möglichkeit Lebensdaten) sind den Bezirksstichwörtern zugeordnet.
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Die Provisorische [[Gemeindeordnung]] vom 6. März 1850 bezeichnet die Bezirksvorsteher als Exekutivorgane der [[Gemeinde]], die den [[Bürgermeister]] in Angelegenheiten des selbständigen Wirkungsbereichs, soweit sie ihren [[Bezirk]] betreffen, unterstützten; sie leiteten die Bezirksausschüsse, aus deren Mitte sie gewählt wurden. Über die Geschäftsordnung 1890 bis zur [[Stadtverfassung]] vom 1. Oktober 1920 blieben die dem Bezirksvorsteher zugewiesenen Aufgabenbereiche ähnlich. 1919-1934 wurden die [[Bezirksvertretungen]] gewählt, 1934-1945 hingegen ernannt (ebenso wurden die [[Bezirksrat|Bezirksräte]] ernannt; Bezirksvorsteher-Stellvertreter gab es keine). 1938 wurden die Bezirksvertretungen durch die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] aufgelöst; einen Großteil der Zuständigkeit beanspruchten politische Organisationen (wie Ortsgruppen und Kreisleitungen), die nationalsozialistischen Bezirksvorsteher übernahmen meist das Amt eines Vorstands des Bezirkswohlfahrtsamts. Im April 1945 setzte die sowjetische [[Besatzungszonen|Besatzungsmacht]] Bezirksvorsteher ein ([[Bezirksbürgermeister]]); aufgrund des Wiener Verfassungsüberleitungsgesetzes verloren diese ihre Funktion und wurden abberufen. Der [[Bürgermeister]] von Wien erließ eine vorläufige Geschäftseinteilung. Vermutlich am 24. Juli 1945 wurden in jedem der 21 alten Bezirke vom Bürgermeister Bezirksvorsteher eingesetzt, denen je zwei Stellvertreter zur Seite standen (11 [[SPÖ]], 7 [[KPÖ]], 3 [[ÖVP]]); ihre Aufgaben wurden vom [[Stadtsenat]] am 2. Oktober 1945 geregelt. Aufgrund der [[Wahlen]] vom 25. November 1945 wurden am 16. April 1946 in den nunmehr offiziell zu Wien gehörigen 23 Bezirken frei gewählte Bezirksvorsteher eingesetzt (16 SPÖ, 7 ÖVP). Die Bezirksvorsteher werden seither von der stärksten politischen Partei des Bezirks gestellt. 1946-1978 stand dem Bezirksvorsteher ein Stellvertreter zur Seite, der von der zweitstärksten politischen Partei des Bezirks nominiert wurde. Die Stadtverfassung 1978 setzte die Zahl der Stellvertreter mit zwei fest; der erste Stellvertreter wird von der stärksten, der zweite Stellvertreter von der zweitstärksten Fraktion gestellt (sodass der Bezirksvorsteher seither auch einen Stellvertreter seiner eigenen Fraktion hat).
 
 
==== Parteizugehörigkeit der Bezirksvorsteher ====
 
1945: 11 SPÖ, 7 KPÖ, 3 ÖVP <br />
 
1946: 16 SPÖ, 7 ÖVP <br />
 
1949: 15 SPÖ, 8 ÖVP <br />
 
1954: 16 SPÖ, 7 ÖVP <br />
 
1959: 16 SPÖ, 7 ÖVP <br />
 
1964: 15 SPÖ, 8 ÖVP <br />
 
1969: 18 SPÖ, 5 ÖVP <br />
 
1973: 18 SPÖ, 5 ÖVP <br />
 
1978: 14 SPÖ, 9 ÖVP <br />
 
1983: 14 SPÖ, 9 ÖVP <br />
 
1987: 14 SPÖ, 9 ÖVP <br />
 
1991: 16 SPÖ, 7 ÖVP <br />
 
 
 
 
 
 
 
==== Parteizugehörigkeit der ersten Bezirksvorsteher-Stellvertreter ==== 
 
1945: 9 SPÖ, 8 KPÖ, 4 ÖVP <br />
 
1946: 16 ÖVP, 7 SPÖ <br />
 
1949: 15 ÖVP, 8 SPÖ <br />
 
1954: 16 ÖVP, 7 SPÖ <br />
 
1959: 16 ÖVP, 7 SPÖ <br />
 
1964: 15 ÖVP, 8 SPÖ <br />
 
1969: 18 ÖVP, 5 SPÖ <br />
 
1973: 18 ÖVP, 5 SPÖ <br />
 
 
 
Seit 1978: Ident mit den BV.
 
 
 
 
 
==== Parteizugehörigkeit der zweiten Bezirksvorsteher-Stellvertreter ====
 
1945: 14 ÖVP, 6 KPÖ, 1 SPÖ <br />
 
1946-1973: Keine 2. Stv <br />
 
1978: 14 ÖVP, 9 SPÖ <br />
 
1983: 14 ÖVP, 5 SPÖ <br />
 
1987: 14 ÖVP, 9 SPÖ <br />
 
1991: 7 SPÖ, 3 ÖVP, 13 FPÖ <br />
 
 
 
 
 
====Personelle Veränderungen (beziehungsweise Neuangelobungen seit 1997====
 
 
 
'''Zweiter Bezirk:''' <br />
 
* Gerhard Kubik, SPÖ (Wahl 19. November 1999).
 
 
 
 
 
'''Sechster Bezirk:'''<br />
 
* Kurt Pink, ÖVP ( † 29. Juli 1997); Nachfolger Erich Achleitner, ÖVP (Wahl 26. August 1997).
 
 
 
'''22. Bezirk:''' <br />
 
* Franz-Karl Effenberg, SPÖ (* 28. September 1948, Gemeinderat 1991-1998), ab 1998 Nachfolger von Leopold Wedel (* 25. Dezember 1941, Bezirksvorstandsstellvertreter. 1978-1993, Bezirksvorsteher ab 22. November 1993).
 
 
 
Nach den Gemeinderats-Wahlen vom 25. März 2001 ([[Gemeinderatswahl]]) wurden folgende Bezirksvorsteher angelobt (Wahldatum [durchwegs 2001] in Klammer):
 
 
 
'''Erster Bezirk.:'''<br />
 
* Kommerzialrat  Franz Grundwall, ÖVP (19.April).
 
 
 
'''Zweiter. Bezirk:'''<br />
 
* Gerhard Kubik, SPÖ (8. Mai).
 
 
 
 
 
'''Dritter Bezirk:'''<br />
 
* Erich Hohenberger, SPÖ (26.April).
 
 
 
 
 
'''Vierter Bezirk:'''<br />
 
* Susanne Reichard, ÖVP (30. Mai).
 
 
 
 
 
'''Fünfter Bezirk:''' <br />
 
* Ing. Kurt Wimmer, SPÖ (22. Mai).
 
 
 
 
 
'''Sechster Bezirk:''' <br />
 
* Renate Kaufmann, SPÖ (2. Mai).
 
 
 
'''Siebter Bezirk:'''<br />
 
* Mag. Thomas Blimlinger, Grüne (9. Mai).
 
 
 
'''Achter Bezirk:'''<br />
 
*  Margit Kostal, ÖVP (2. Mai).
 
 
 
'''Neunter Bezirk:''' <br />
 
* Hans Benke, SPÖ (9. Mai).
 
 
 
 
 
'''Zehnter Bezirk:''' <br />
 
* Hermine Mospointner, SPÖ (21. Mai).
 
 
 
 
 
'''Elfter Bezirk:'''<br />
 
* [[Otmar Brix]]. SPÖ (7. Mai).
 
 
 
'''Zwölfter Bezirk:'''<br />
 
* Herbert Hezucky, SPÖ (8. Mai).
 
 
 
 
 
'''13. Bezirk:'''<br />
 
* DI Heinz Gerstbach, ÖVP (9. Mai).
 
 
 
 
 
'''14. Bezirk:'''<br />
 
* Andrea Kalchbrenner, SPÖ (2. Mai; in der vorher Legislaturperiode am 9. Jänner 2001 bestellt).
 
 
 
 
 
'''15. Bezirk:'''<br />
 
* Ing. Rolf Huber, SPÖ (10. Mai; bis 31. Dezember 2003 im Amt).
 
 
 
 
 
'''16. Bezirk:''' <br />
 
* Ernestine Graßberger; SPÖ (30. April; Bezirksvorsteher seit 12. Dezember 1996).
 
 
 
 
 
'''17. Bezirk:''' <br />
 
* Hans Mentschik, SPÖ (7. Mai).
 
 
 
 
 
'''18. Bezirk:'''<br />
 
* Karl Homole, ÖVP (10. Mai).
 
 
 
 
 
'''19. Bezirk:'''<br />
 
* Adolf Tiller, ÖVP (9. Mai).
 
 
 
 
 
'''20. Bezirk:''' <br />
 
* Karl Lacina, SPÖ (25. April).
 
 
 
 
 
'''21. Bezirk:''' <br />
 
* Ing. Heinz Lehner, SPÖ (2.Mai; Bezirksvorsteher seit 2. Februar 1994).
 
 
 
 
 
'''22. Bezirk:''' <br />
 
Franz-Karl Effenberg, SPÖ (14. Mai)
 
 
 
 
 
'''23. Bezirk:'''<br />
 
*Manfred Wurm, SPÖ (2. Mai).
 
 
 
 
 
 
 
====Veränderungen seit der Gemeinderatswahl  2001:====
 
 
 
'''Elfter Bezirk:'''<br />
 
* Komerzialrätin Renate Angerer, SPÖ (Nachfolgerin von Otmar Brix, 2003).
 
 
 
'''15. Bezirk:'''<br />
 
*  Walter Braun, SPÖ (ab 1. Jänner 2004)
 
 
 
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* Wolfgang Soll: Die Wiener Bezirksvorsteher und Stellvertreter. 1945-88. 1988
+
* Wolfgang Solt: Bezirksvorsteher und Bezirksvorsteher-Stellvertreter der Wiener Gemeindebezirke 1945 - 2002. Anzahl der Bezirksratsmandate 1945 - 2001. Wien 2002
* Josef Rauchenberger [Hg.]: Bezirksvertretungen in Wien. 1990
+
* Josef Rauchenberger [Hg.]: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Wien: PR-Verlag 1990

Aktuelle Version vom 21. November 2022, 11:06 Uhr

Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 21.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns


Die Provisorische Gemeindeordnung vom 6. März 1850 bezeichnet die Bezirksvorsteher als Exekutivorgane der Gemeinde, die den Bürgermeister in Angelegenheiten des selbständigen Wirkungsbereichs, soweit sie ihren Bezirk betreffen, unterstützten; sie leiteten die Bezirksausschüsse, aus deren Mitte sie gewählt wurden. Über die Geschäftsordnung 1890 bis zur Stadtverfassung vom 1. Oktober 1920 blieben die dem Bezirksvorsteher zugewiesenen Aufgabenbereiche ähnlich. 1919-1934 wurden die Bezirksvertretungen gewählt, 1934-1945 hingegen ernannt (ebenso wurden die Bezirksräte ernannt; Bezirksvorsteher-Stellvertreter gab es keine). 1938 wurden die Bezirksvertretungen durch die Nationalsozialisten aufgelöst; einen Großteil der Zuständigkeit beanspruchten politische Organisationen (wie Ortsgruppen und Kreisleitungen), die nationalsozialistischen Bezirksvorsteher übernahmen meist das Amt eines Vorstands des Bezirkswohlfahrtsamts. Im April 1945 setzte die sowjetische Besatzungsmacht Bezirksvorsteher ein (Bezirksbürgermeister); aufgrund des Wiener Verfassungsüberleitungsgesetzes verloren diese ihre Funktion und wurden abberufen. Der Bürgermeister von Wien erließ eine vorläufige Geschäftseinteilung. Vermutlich am 24. Juli 1945 wurden in jedem der 21 alten Bezirke vom Bürgermeister Bezirksvorsteher eingesetzt, denen je zwei Stellvertreter zur Seite standen (11 SPÖ, 7 KPÖ, 3 ÖVP); ihre Aufgaben wurden vom Stadtsenat am 2. Oktober 1945 geregelt. Aufgrund der Wahlen vom 25. November 1945 wurden am 16. April 1946 in den nunmehr offiziell zu Wien gehörigen 23 Bezirken frei gewählte Bezirksvorsteher eingesetzt (16 SPÖ, 7 ÖVP). Die Bezirksvorsteher werden seither von der stärksten politischen Partei des Bezirks gestellt. 1946-1978 stand dem Bezirksvorsteher ein Stellvertreter zur Seite, der von der zweitstärksten politischen Partei des Bezirks nominiert wurde. Die Stadtverfassung 1978 setzte die Zahl der Stellvertreter mit zwei fest; der erste Stellvertreter wird von der stärksten, der zweite Stellvertreter von der zweitstärksten Fraktion gestellt (sodass der Bezirksvorsteher seither auch einen Stellvertreter seiner eigenen Fraktion hat).

Literatur

  • Wolfgang Solt: Bezirksvorsteher und Bezirksvorsteher-Stellvertreter der Wiener Gemeindebezirke 1945 - 2002. Anzahl der Bezirksratsmandate 1945 - 2001. Wien 2002
  • Josef Rauchenberger [Hg.]: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Wien: PR-Verlag 1990