Bertold Löffler

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Daten zur Person
Personenname Löffler, Bertold Franz
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 18179
GND 118728768
Wikidata
Geburtsdatum 28. September 1874
Geburtsort Niederrosenthal bei Reichenberg, Böhmen (Ružodol/Liberec, Tschechische Republik)
Sterbedatum 23. März 1960
Sterbeort Wien
Beruf Maler, Graphiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 17.09.2020 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof Wiener Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 15 H, Reihe 8, Nr 8
  • 3., Am Modenapark 8-9 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • 1. Gattin Melitta LöfflerDie Verwendung von „1. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.

Löffler Berthold Franz, * 28. September 1874 Niederrosenthal 112 bei Reichenberg, Böhmen (Ružodol/Liberec, Tschechische Republik), † 23. März 1960 Wien 3, Am Modenapark 8-9

Biographie

Nach dem Besuch der Abendkurse der Zeichenschule am Nordböhmischen Gewerbemuseum, wo er besonders von August Erben gefördert wurde, setzte Löffler 1890 seine Ausbildung an der Allgemeinen Abteilung der Kunstgewerbeschule Wien (heute Universität für angewandte Kunst) fort. Dort studierte er von 1895 bis 1899 an der Fachklasse für Malerei bei Franz Matsch und Carl Otto Czeschka. Als Student machte er eine "Ver sacrum"-Satire ("Quer Sacrum - Organ der Vereinigung bildender Künstler Irrlands", 1899). 1900 beendete er seine Studien an der Fachklasse Kolo Mosers. Danach vertiefte sich Löffler unter Anleitung von Andreas Groll in die Freskotechnik. Löffler wirkte bei einigen Aufträgen Grolls mit, wie z. B. dem Kuppelfresko in der Brigittakapelle 1903.

Bereits ab 1900 war er selbständig als Maler und Illustrator tätig und beteiligte sich mit mehreren Blättern an Martin Gerlachs “Allegorien und Embleme“ und illustrierte den vierten Band der Jugendbücherei “Des Knaben Wunderhorn“.

1903 wurde Löffler Grolls Assistent für Aktzeichnen an der Kunstgewerbeschule. Später übernahm er dessen Lehrveranstaltung und leitete diese viele Jahre. Im Herbst 1907 wurde er an die Fachklasse für dekorative Malerei und Graphik der Kunstgewerbeschule berufen, die er bis zu seiner Pensionierung 1935 leitete. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Oskar Kokoschka, Mela Koehler und Joseph Binder.

1905 gründete Löffler gemeinsam mit Michael Powolny und dem Bildhauer Lang die “Wiener Keramik“. 1907 wurde Löffler Mitarbeiter der Wiener Werkstätte. 1908 wird sein Plakat für den Kaiserjubiläumsfestzug mit dem ersten Preis ausgezeichnet, im selben Jahr trat er als Mitbegründer der “Kunstschau“ und des “Werkbundes“ auf.

Bei der ersten Ausstellung der “Kunstschau“ sind Löffler und seine Studenten durch einen sensationellen Plakatraum vertreten, dessen Rekonstruktion 2008 bei der Ausstellung anlässlich des 100-jährigen Jubiläums im Belvedere versucht wurde.

Löffler war an der Ausstattung des von der Wiener Werkstätte eingerichteten Theaters und Kabaretts “Fledermaus“ beteiligt (1909). In Folge war Löffler an der Ausführung aller wesentlichen Großprojekte der Wiener Werkstätte beteiligt, wie etwa dem Sanatorium Purkersdorf (1904-1908) und dem Palais Stoclet in Brüssel (1905-1911). 1909 wurde Löffler vom Minister für öffentliche Arbeiten der Titel “Professor“ verliehen. 1911 heiratete Löffler die Kunststickerin Melitta Anna Feldkircher (1886-1960), Die Ehe, aus der die beiden Kinder Lydia und Andreas hervorgingen, wurde Ende der 1940er Jahre geschieden. 1950 heiratete Löffler Viktoria Theresia Trimbacher (1897 – 1974).

Von 1915 bis Kriegsende wurde er als k.k. Oberleutnant zur Kriegsdienstleistung herangezogen. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Skizzen.

Besonders hervorzuheben ist die Bandbreite seines Schaffens. Neben Gemälden, Zeichnungen und Skizzen finden sich Plakate, Ex-Libris-Entwürfe, Briefpapier, Diplomentwürfe, Kalender, Spielkarten, Banknoten, Buchillustrationen, Scherenschnitte, Mode- und Kostümentwürfe, Spielzeugentwürfe, Holzschnitzereien, Entwürfe für Bonbonnieren und Tragtaschen, Wandmalereien, Gobelinentwürfe, Keramiken, Leuchtreklameschriften, Trickfilme, Möbelentwürfe, Inneneinrichtungen, Auslagendekorationen, Entwürfe von Tapeten, Stoffen und Bademoden, sowie im Auftrag des Bundesdenkmalamtes durchgeführte Restaurierungsarbeiten von Wandmalereien.

Literatur

  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band 23 (Leitenstorter - Mander). Leipzig: Engelmann 1929
  • Astrid Gmeiner / Gottfried Pirhofer: Der österreichische Werkbund. Alternative zur klassischen Moderne in Architektur, Raum- und Produktgestaltung. Salzburg/Wien: Residenz-Verlag 1985, S. 236
  • Traude Hansen: Wiener-Werkstaette-Mode. Stoffe, Schmuck, Accessoires. Wien [u.a.]: Edition Brandstätter 1984
  • Hans Bisanz [Zsstellung u. Text]: Wiener Stilkunst um 1900. Zeichnungen und Aquarelle im Besitz des Historischen Museums der Stadt Wien. 61. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 8. Juni - 16. September 1979. Wien: Museen der Stadt Wien 1979 (Historisches Museum der Stadt Wien: Sonderausstellung, 61)
  • Vienne 1880-1938. L'apocalypse joyeuse. Sous la Direction de Jean Clair. Paris: Editions du Centre Pompidou 1986
  • Gottfried Fliedl: Kunst und Lehre am Beginn der Moderne. Die Wiener Kunstgewerbeschule 1867-1918. Salzburg [u.a.]: Residenz-Verl. 1986, S. 318
  • Heinz Schöny: Wiener Künstler-Ahnen. Genealogische Daten und Ahnenlisten. Wiener Maler. Band 3: Jugendstil (Symbolismus). Wien: Selbstverlag der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" 1987, S. 116
  • Hans Vollmer [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts, Band 3 (K – P). München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1956
  • Bertold Löffler. 1874-1960; [Katalog zur Ausstellung in der Hochschule für ange-wandte Kunst in Wien 1978]. Wien: Hochschule für angewandte Kunst in Wien 1978
  • Bertold Löffler: Zeichnungen, Skizzen, Entwürfe. Kommentiertes Verzeichnis eines Teilnachlasses des Jugendstilkünstlers. Wien: Inlibirs 2001


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