Bösendorfer-Konzertsaal
Bösendorfer-Konzertsaal (1, Herrengasse 6-8; ehemaliges Liechtensteinpalais, heute Hochhaus). Ignaz Bösendorfer hatte 1828 in der Josefstadt eine Klavierfabrik begründet, die bald Weltruf errang. 1841 erwarb er ein Haus in der damaligen Johannesgasse (8, Lenaugasse 10; erbaut 1840). Nach seinem Tod (1859) übernahm sein Sohn Ludwig die Fabrik (die sich heute in 4, Starhemberggasse 14 befindet) und eröffnete unter anderem 1872 im Liechtensteinpalais (1, Herrengasse 6-8, Wallnerstraße 5-7, Fahnengasse 2; erbaut 1792), in dem sich auch die Hofkanzlei des Fürstentums Liechtenstein befand, einen Konzertsaal; er entstand durch die Umgestaltung der fürstlichen Reitschule. Die feierliche Eröffnung des Konzertsaals, der durch seine einmalige Akustik Berühmtheit erlangte, erfolgte durch Hans von Bülow (19. November 1872); der Saal bot 588 Personen Platz. Bis zur Demolierung des Palais (1913) spielte der Bösendorfer-Konzertsaal in der Wiener Kulturwelt eine bedeutende Rolle. Hier traten Bülow, Epstein, Hellmesberger, Liszt, Rubinstein und andere auf. Auch der beginnende Richard-Wagner-Kult fand im Bösendorfer-Konzertsaal eine Heimstätte; unter Felix Mottl wirkten Frau Kupfer-Berger, Scaria, Hellmesberger, Weingartner und andere musikalische Größen, die zu einer Zeit für den Komponisten eintraten, als der Wagner-Verein noch nicht begründet war. Am 2. Mai 1913 fand das letzte Konzert statt, am 9. November 1913 der letzte Kammermusikabend (Rose-Quartett). Nachdem das Areal zwei Jahrzehnte unverbaut geblieben war, wurde 1933 das Hochhaus errichtet.
Literatur
- Carl Hutterstrasser: 100 Jahre Bösendorfer 1828-1928. 1928
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 64 f.
- Rupert Feuchtmüller: Die Herrengasse. Wien [u.a.]: Zsolnay 1982 (Wiener Geschichtsbücher, 28), S. 49 f.