Artistenfakultät: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
 
(4 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
 
{{Sonstiges
 
{{Sonstiges
 +
|Datum bis unbekannt=Nein
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
 
}}
 
}}
Artistenfakultät. Seit der Antike war das grundlegende wissenschaftliche Bildungsgut in sieben „artes liberales" (freie Künste) gegliedert, wovon drei (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) als „trivium" die untere, vier (Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik) als „quadrivium" die obere Stufe bildeten. Im mittelalterlichen Wien (wie auch in anderen Städten) wurde an den Trivialschulen (Grundschulen) nur das „trivium" gelehrt; solche Trivialschulen gab es bei St. Michael, beim Schottenstift und im Bürgerspital. An der [[Bürgerschule]] zu St. Stephan wurde auch aus dem „quadrivium" unterrichtet. In der 1365 gegründet und 1384 erweiterten [[Universität]] bildete (wie auch an anderen europäischen Universitäten) die Artistenfakultät, an der alle sieben „artes liberales" gelehrt wurden, den Grundstock des Studienbetriebs; ihre Absolvierung durch Graduierung zum Bakkalar (baccalaureus) und Magister galt als Voraussetzung für das Studium an den drei „höheren" Fakultäten (Jus, Medizin, Philosophie). Seit den Universitätsreformen von 1537 und 1554 trat der Name „philosophische Fakultät" an die Stelle der älteren Bezeichnung; die Lehrfächer wurden erweitert und spezialisiert. Erst mit der Universitätsreform von 1849 verlor die Artistenfakultät ihren vorbereitenden Charakter; fortan war sie als Lehr- und Forschungsstätte den anderen Fakultäten gleichwertig.
+
Seit der [[Antike]] war das grundlegende wissenschaftliche Bildungsgut in sieben „artes liberales" (freie Künste) gegliedert, wovon drei (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) als „trivium" die untere, vier (Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik) als „quadrivium" die obere Stufe bildeten. Im [[Mittelalter|mittelalterlichen]] Wien (wie auch in anderen Städten) wurde an den [[Trivialschule|Trivialschulen]] (Grundschulen) nur das „trivium" gelehrt; solche Trivialschulen gab es bei [[Michaelerkirche|St. Michael]], beim [[Schottenstift]] und im [[Bürgerspital]]. An der [[Bürgerschule zu St. Stephan]] wurde auch aus dem „quadrivium" unterrichtet. In der 1365 gegründet und 1384 erweiterten [[Universität Wien (Institution)|Universität Wien]] bildete (wie auch an anderen europäischen Universitäten) die Artistenfakultät, an der alle sieben „artes liberales" gelehrt wurden, den Grundstock des Studienbetriebs; ihre Absolvierung durch Graduierung zum Bakkalar (baccalaureus) und Magister galt als Voraussetzung für das Studium an den drei „höheren" Fakultäten (Jus, Medizin, Philosophie). Seit den Universitätsreformen von 1537 und 1554 trat der Name „philosophische Fakultät" an die Stelle der älteren Bezeichnung; die Lehrfächer wurden erweitert und spezialisiert. Erst mit der Universitätsreform von 1849 verlor die Artistenfakultät ihren vorbereitenden Charakter; fortan war sie als Lehr- und Forschungsstätte den anderen Fakultäten gleichwertig.
  
 
== Literatur ==  
 
== Literatur ==  
*  
+
* Joseph von Aschbach: Geschichte der Wiener Universität im ersten Jahrhunderte ihres Bestehens. Festschrift zu ihrer fünfhundertjährigen Gründungsfeier. Wien: Braumüller 1865 (Geschichte der Wiener Universität, 1)
 
+
* Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 2. 2 Teilbände. Wien: Holzhausen 1900-1905
 
+
* Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 6. Wien: Holzhausen 1918  
Aschbach, Joseph von: Geschichte der Wiener Universität im ersten
+
* Alphons Lhotsky: Die Wiener Artistenfakultät 1365-1497. Wien: Böhlau 1965
Jahrhunderte ihres Bestehens : Festschrift zu ihrer fünfhundertjährigen
+
* Franz Gall: Alma Mater Rudolphina 1365-1965. Die Wiener Universität und ihre Studenten. Wien: Verlag Austria Press 1965
Gründungsfeier. Wien: Braumüller 1865 (= Geschichte der Wiener Universität, 1)
 
 
 
 
 
 
* Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 2. Wien: Holzhausen 1897-1918 (Schnauf)
 
* Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 6. Wien: Holzhausen 1897-1918 (Goldmann)
 
* Alphons Lhotsky: Die Wiener Artistenfakultät 1365-1497
 
* Franz Gall: Alma mater Rudolphina 1365-1965 die Wiener Universität und ihre Studenten. 1965
 

Aktuelle Version vom 23. November 2022, 13:33 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Seit der Antike war das grundlegende wissenschaftliche Bildungsgut in sieben „artes liberales" (freie Künste) gegliedert, wovon drei (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) als „trivium" die untere, vier (Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik) als „quadrivium" die obere Stufe bildeten. Im mittelalterlichen Wien (wie auch in anderen Städten) wurde an den Trivialschulen (Grundschulen) nur das „trivium" gelehrt; solche Trivialschulen gab es bei St. Michael, beim Schottenstift und im Bürgerspital. An der Bürgerschule zu St. Stephan wurde auch aus dem „quadrivium" unterrichtet. In der 1365 gegründet und 1384 erweiterten Universität Wien bildete (wie auch an anderen europäischen Universitäten) die Artistenfakultät, an der alle sieben „artes liberales" gelehrt wurden, den Grundstock des Studienbetriebs; ihre Absolvierung durch Graduierung zum Bakkalar (baccalaureus) und Magister galt als Voraussetzung für das Studium an den drei „höheren" Fakultäten (Jus, Medizin, Philosophie). Seit den Universitätsreformen von 1537 und 1554 trat der Name „philosophische Fakultät" an die Stelle der älteren Bezeichnung; die Lehrfächer wurden erweitert und spezialisiert. Erst mit der Universitätsreform von 1849 verlor die Artistenfakultät ihren vorbereitenden Charakter; fortan war sie als Lehr- und Forschungsstätte den anderen Fakultäten gleichwertig.

Literatur

  • Joseph von Aschbach: Geschichte der Wiener Universität im ersten Jahrhunderte ihres Bestehens. Festschrift zu ihrer fünfhundertjährigen Gründungsfeier. Wien: Braumüller 1865 (Geschichte der Wiener Universität, 1)
  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 2. 2 Teilbände. Wien: Holzhausen 1900-1905
  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 6. Wien: Holzhausen 1918
  • Alphons Lhotsky: Die Wiener Artistenfakultät 1365-1497. Wien: Böhlau 1965
  • Franz Gall: Alma Mater Rudolphina 1365-1965. Die Wiener Universität und ihre Studenten. Wien: Verlag Austria Press 1965