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Arsenal (seit 1874: 10, seit 1938: 3, Arsenalstraße, Ghegastraße 1, Lilienthalgasse 2). Ursprünglich befand sich das Arsenal (1558 erbaut, 1672 unter Leopold I. erweitert) in der Stadt (Oberes Arsenal und kaiserliches Zeughaus; Conskriptionsnummer 140, Oberes Zeughaus, und 141, Oberes Arsenal; Areal 1, Rockhgasse 4-6, Hohenstaufengasse 1-5, 2-6, Renngasse 5-9, Wipplingerstraße 29-31; [[Kaiserliches Zeughaus (Oberes Arsenal)|Kaiserliches Zeughaus]]). Nach der Niederschlagung der Revolution 1848 wurde beschlossen, rund um die Innenstadt "Defensivkasernen" (gegen künftige Aufstände der Arbeiterschaft; [[Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne (1)| Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne]], Kronprinz-Rudolf-Kaserne [ [[Roßauer Kaserne]] ]) sowie am Laaer Berg ein k. k. Artillerie-Arsenal zu errichten, um über eine zentrale verteidigungsfähige militärische Anlage in geeigneter Position zu verfügen. Der Plan für das Arsenal, das 1849-1856 außerhalb des Linienwalls in Formen des romantischen Historismus als Rohziegelbau erbaut wurde (Grundsteinlegung 21. Juli 1849, Schlusssteinlegung 8. Mai 1856; Angabe der Bauzeit auf einer Gedenktafel im Arsenal unrichtig "1849-1855"), entstand durch eine Verbindung der bei einem Wettbewerb prämierten Entwürfe von [[Ludwig Christian Friedrich Förster|Ludwig Förster]], [[Theophil Hansen]], [[Eduard van der Nüll]], [[Carl Roesner|Carl Rösner]] und [[August Sicard von Sicardsburg]]. Bereits bei den Vorberatungen ließ man keinen Zweifel daran, dass man es "weniger mit einem äußeren, sondern vielmehr mit einem inneren Feind zu tun habe", gegen den es sich zu rüsten galt. Die Gebäude bilden ein Rechteck von 688 Metern Länge und 480 Metern Breite, die Randverbauung wird durch hohe, turmartige Kasernen und niedere Depottrakte gebildet; man zählte insgesamt 72 Objekte, bereits 1856 wurde eine Militärvolksschule errichtet (älteste Schule südlich der "Linie"), 1872-1905 war im Arsenal eine Artilleriekadettenschule untergebracht. Das gesamte Arsenal war mit einem Bauverbotsrayon umgeben. Das militärisch wichtigste Gebäude war die Artilleriezeugfabrik, das bedeutendste Gebäude ist das von Sicard von Sicardsburg und van der Nüll entworfene Kommandantengebäude (1850-1855), das in seiner Mischung romanisierender und gotisierender Stilformen an italienische Burgen erinnert; die Fassadenskulpturen schuf [[Hanns Gasser]] (1853; allegorische Figuren, in der Mitte Austria, an den Risalittürmen von links nach rechts Maschinenschlosser, Wagner, Waffenschmied, Gießer; Allegorien der Mathematik, Physik, Mechanik, Chemie); die Hauptstiege führt zum Rittersaal (ehemaliger Konferenzsaal; Architekturmalerei von Häusermann, 1857). Hinter diesem Mitteltrakt liegt das Museumsgebäude ([[Heeresgeschichtliches Museum]]; erster Museumsbau Wiens, errichtet 1850-1857 nach Plänen von [[Ludwig Christian Friedrich Förster|Förster]] und [[Theophil Hansen|Hansen]] als "Waffenmuseum", zugleich eine Ruhmes- und Ehrenhalle für die Armee). Am Ende der Mittelachse im Nordosten des Arsenals befindet sich die [[Arsenalkirche]] "Maria vom Siege". Das Arsenal ist der Ausgangspunkt der letzten großen kaiserlichen Architekturepoche Wiens. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Anlage durch Bomben schwer beschädigt; 1938-1945 diente das Arsenal als Kaserne und Panzerfabrik. Nach dem Krieg wurden im Arsenal zivile Anlagen untergebracht: Dekorationswerkstätten der Bundestheater (von Erich Boltenstern und Robert Weinlich, 1959-1963), das Fernmeldezentralamt (von Fritz Pfeffer, 1961-1963; Fernmeldegarage, von Heinz Marschalek und Georg Ladstätter, 1985-1987), das Betriebsgebäude der Post- und Telegraphendirektion Wien, Niederösterreich und Burgenland (von Kurt Eckel, 1973) mit einem 155 Meter hohen Richtfunkturm sowie das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Büro- und Institutsgebäude von Kurt Eckel, 1968/1969) mit Rechenzentrum, Bibliothek und Seminarsaal. Vor dem Arsenal liegt der [[Schweizergarten]]. Ende der 1980er Jahre begannen die Diskussionen über die Schaffung einer Probebühne im Arsenal für das Burgtheater.
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Arsenal (seit 1874: 10, seit 1938: 3, Arsenalstraße, Ghegastraße 1, Lilienthalgasse 2). Ursprünglich befand sich das Arsenal (1558 erbaut, 1672 unter Leopold I. erweitert) in der Stadt (Oberes Arsenal und kaiserliches Zeughaus; Conskriptionsnummer 140, Oberes Zeughaus, und 141, Oberes Arsenal; Areal 1, Rockhgasse 4-6, Hohenstaufengasse 1-5, 2-6, Renngasse 5-9, Wipplingerstraße 29-31; [[Kaiserliches Zeughaus (Oberes Arsenal)|Kaiserliches Zeughaus]]). Nach der Niederschlagung der Revolution 1848 wurde beschlossen, rund um die Innenstadt "Defensivkasernen" (gegen künftige Aufstände der Arbeiterschaft; [[Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne (1)| Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne]], Kronprinz-Rudolf-Kaserne [ [[Roßauer Kaserne]] ]) sowie am Laaer Berg ein k. k. Artillerie-Arsenal zu errichten, um über eine zentrale verteidigungsfähige militärische Anlage in geeigneter Position zu verfügen. Der Plan für das Arsenal, das 1849-1856 außerhalb des Linienwalls in Formen des romantischen Historismus als Rohziegelbau erbaut wurde (Grundsteinlegung 21. Juli 1849, Schlusssteinlegung 8. Mai 1856; Angabe der Bauzeit auf einer Gedenktafel im Arsenal unrichtig "1849-1855"), entstand durch eine Verbindung der bei einem Wettbewerb prämierten Entwürfe von [[Ludwig Christian Friedrich Förster|Ludwig Förster]], [[Theophil Hansen]], [[Eduard van der Nüll]], [[Carl Roesner|Carl Rösner]] und [[August Sicard von Sicardsburg]]. Bereits bei den Vorberatungen ließ man keinen Zweifel daran, dass man es "weniger mit einem äußeren, sondern vielmehr mit einem inneren Feind zu tun habe", gegen den es sich zu rüsten galt. Die Gebäude bilden ein Rechteck von 688 Metern Länge und 480 Metern Breite, die Randverbauung wird durch hohe, turmartige Kasernen und niedere Depottrakte gebildet; man zählte insgesamt 72 Objekte, bereits 1856 wurde eine Militärvolksschule errichtet (älteste Schule südlich der "Linie"), 1872-1905 war im Arsenal eine Artilleriekadettenschule untergebracht. Das gesamte Arsenal war mit einem Bauverbotsrayon umgeben. Das militärisch wichtigste Gebäude war die Artilleriezeugfabrik, das bedeutendste Gebäude ist das von Sicard von Sicardsburg und van der Nüll entworfene Kommandantengebäude (1850-1855), das in seiner Mischung romanisierender und gotisierender Stilformen an italienische Burgen erinnert; die Fassadenskulpturen schuf [[Hanns Gasser]] (1853; allegorische Figuren, in der Mitte Austria, an den Risalittürmen von links nach rechts Maschinenschlosser, Wagner, Waffenschmied, Gießer; Allegorien der Mathematik, Physik, Mechanik, Chemie); die Hauptstiege führt zum Rittersaal (ehemaliger Konferenzsaal; Architekturmalerei von Häusermann, 1857). Hinter diesem Mitteltrakt liegt das Museumsgebäude ([[Heeresgeschichtliches Museum]]; erster Museumsbau Wiens, errichtet 1850-1857 nach Plänen von [[Ludwig Christian Friedrich Förster|Förster]] und [[Theophil Hansen|Hansen]] als "Waffenmuseum", zugleich eine Ruhmes- und Ehrenhalle für die Armee). Am Ende der Mittelachse im Südosten des Arsenals befindet sich die [[Arsenalkirche]] "Maria vom Siege". Das Arsenal ist der Ausgangspunkt der letzten großen kaiserlichen Architekturepoche Wiens. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Anlage durch Bomben schwer beschädigt; 1938-1945 diente das Arsenal als Kaserne und Panzerfabrik. Nach dem Krieg wurden im Arsenal zivile Anlagen untergebracht: Dekorationswerkstätten der Bundestheater (von Erich Boltenstern und Robert Weinlich, 1959-1963), das Fernmeldezentralamt (von Fritz Pfeffer, 1961-1963; Fernmeldegarage, von Heinz Marschalek und Georg Ladstätter, 1985-1987), das Betriebsgebäude der Post- und Telegraphendirektion Wien, Niederösterreich und Burgenland (von Kurt Eckel, 1973) mit einem 155 Meter hohen Richtfunkturm sowie das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Büro- und Institutsgebäude von Kurt Eckel, 1968/1969) mit Rechenzentrum, Bibliothek und Seminarsaal. Vor dem Arsenal liegt der [[Schweizergarten]]. Ende der 1980er Jahre begannen die Diskussionen über die Schaffung einer Probebühne im Arsenal für das Burgtheater.
  
 
== Literatur ==  
 
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Version vom 4. Februar 2017, 20:27 Uhr

Arsenal mit Maria-Josefa-Park, um 1906
Daten zum Eintrag
Datum von 1558 JL
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 4.02.2017 durch DYN.wolfgang j kraus
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Bildunterschrift Arsenal mit Maria-Josefa-Park, um 1906

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Arsenal (seit 1874: 10, seit 1938: 3, Arsenalstraße, Ghegastraße 1, Lilienthalgasse 2). Ursprünglich befand sich das Arsenal (1558 erbaut, 1672 unter Leopold I. erweitert) in der Stadt (Oberes Arsenal und kaiserliches Zeughaus; Conskriptionsnummer 140, Oberes Zeughaus, und 141, Oberes Arsenal; Areal 1, Rockhgasse 4-6, Hohenstaufengasse 1-5, 2-6, Renngasse 5-9, Wipplingerstraße 29-31; Kaiserliches Zeughaus). Nach der Niederschlagung der Revolution 1848 wurde beschlossen, rund um die Innenstadt "Defensivkasernen" (gegen künftige Aufstände der Arbeiterschaft; Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne, Kronprinz-Rudolf-Kaserne [ Roßauer Kaserne ]) sowie am Laaer Berg ein k. k. Artillerie-Arsenal zu errichten, um über eine zentrale verteidigungsfähige militärische Anlage in geeigneter Position zu verfügen. Der Plan für das Arsenal, das 1849-1856 außerhalb des Linienwalls in Formen des romantischen Historismus als Rohziegelbau erbaut wurde (Grundsteinlegung 21. Juli 1849, Schlusssteinlegung 8. Mai 1856; Angabe der Bauzeit auf einer Gedenktafel im Arsenal unrichtig "1849-1855"), entstand durch eine Verbindung der bei einem Wettbewerb prämierten Entwürfe von Ludwig Förster, Theophil Hansen, Eduard van der Nüll, Carl Rösner und August Sicard von Sicardsburg. Bereits bei den Vorberatungen ließ man keinen Zweifel daran, dass man es "weniger mit einem äußeren, sondern vielmehr mit einem inneren Feind zu tun habe", gegen den es sich zu rüsten galt. Die Gebäude bilden ein Rechteck von 688 Metern Länge und 480 Metern Breite, die Randverbauung wird durch hohe, turmartige Kasernen und niedere Depottrakte gebildet; man zählte insgesamt 72 Objekte, bereits 1856 wurde eine Militärvolksschule errichtet (älteste Schule südlich der "Linie"), 1872-1905 war im Arsenal eine Artilleriekadettenschule untergebracht. Das gesamte Arsenal war mit einem Bauverbotsrayon umgeben. Das militärisch wichtigste Gebäude war die Artilleriezeugfabrik, das bedeutendste Gebäude ist das von Sicard von Sicardsburg und van der Nüll entworfene Kommandantengebäude (1850-1855), das in seiner Mischung romanisierender und gotisierender Stilformen an italienische Burgen erinnert; die Fassadenskulpturen schuf Hanns Gasser (1853; allegorische Figuren, in der Mitte Austria, an den Risalittürmen von links nach rechts Maschinenschlosser, Wagner, Waffenschmied, Gießer; Allegorien der Mathematik, Physik, Mechanik, Chemie); die Hauptstiege führt zum Rittersaal (ehemaliger Konferenzsaal; Architekturmalerei von Häusermann, 1857). Hinter diesem Mitteltrakt liegt das Museumsgebäude (Heeresgeschichtliches Museum; erster Museumsbau Wiens, errichtet 1850-1857 nach Plänen von Förster und Hansen als "Waffenmuseum", zugleich eine Ruhmes- und Ehrenhalle für die Armee). Am Ende der Mittelachse im Südosten des Arsenals befindet sich die Arsenalkirche "Maria vom Siege". Das Arsenal ist der Ausgangspunkt der letzten großen kaiserlichen Architekturepoche Wiens. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Anlage durch Bomben schwer beschädigt; 1938-1945 diente das Arsenal als Kaserne und Panzerfabrik. Nach dem Krieg wurden im Arsenal zivile Anlagen untergebracht: Dekorationswerkstätten der Bundestheater (von Erich Boltenstern und Robert Weinlich, 1959-1963), das Fernmeldezentralamt (von Fritz Pfeffer, 1961-1963; Fernmeldegarage, von Heinz Marschalek und Georg Ladstätter, 1985-1987), das Betriebsgebäude der Post- und Telegraphendirektion Wien, Niederösterreich und Burgenland (von Kurt Eckel, 1973) mit einem 155 Meter hohen Richtfunkturm sowie das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Büro- und Institutsgebäude von Kurt Eckel, 1968/1969) mit Rechenzentrum, Bibliothek und Seminarsaal. Vor dem Arsenal liegt der Schweizergarten. Ende der 1980er Jahre begannen die Diskussionen über die Schaffung einer Probebühne im Arsenal für das Burgtheater.

Literatur

  • Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 3 ff.
  • Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 5 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 32 f.
  • Heinrich von Förster: Das k. k. Artillerie-Arsenal zu Wien. Wien 1866
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1972, S. 156 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 8/1. Wiesbaden: Steiner 1972, S. 32 ff.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 115, 143, 145
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 108 f.
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 440 ff.
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, Register
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 316 ff.