Arbeiterbildungsvereine: Unterschied zwischen den Versionen

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Arbeiterbildungsvereine. Bereits am 24. Juni 1848 gründete der Schuhmachergeselle Friedrich Sander (wohnhaft 4, Wiedner Hauptstraße 60b) den „Ersten Allgemeinen Arbeiterverein" (Sitz 3, Beatrixgasse 19-19a), der mit der Revolution unterging. Die von Arbeitern und Handwerkern aus Deutschland nach Wien verpflanzten Ideen von [[Lassalle]] führten später dazu, daß sich die Arbeiterschaft in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts verstärkt bemühte, durch Bildung ihre Lage zu verbessern. Die rechtlichen Grundlagen für die Bildung von Arbeitervereinen wurden 1867 gelegt (Staatsgrundgesetz von 15. November 1867). Bei der Gründungsversammlung in Rudolfsheim traten dem Arbeiterbildungsverein sofort 1.000 Mitglieder bei; 1868 zählte man in Wien 5.500, 1869 rund 10.000 Mitglieder. Zentren der Arbeiterbildungsvereine lagen in Wien in Gumpendorf und in Ottakring (wo sich [[Franz Schuhmeier]] zu deren Wortführer machte), doch wurden auch in anderen Bezirken Aktivitäten gesetzt. Die Staatsgewalt beobachtete die Arbeiterbildungsvereine mit Mißtrauen. Nach dem „Wiener Hochverratsprozeß" gegen [[Heinrich Oberwinder]] und [[Andreas Scheu]] (1870) wurden die meisten Arbeiterbildungsvereine aufgelöst; Demonstrationen erreichten zwar im Herbst 1870 eine Wiederzulassung (der Reichsrat hatte das Koalitionsrecht beschlossen), aber der vorläufige Niedergang war nicht aufzuhalten. 1871 gab es im cisleithanischen Österreich 238 Arbeiterbildungsvereine mit mehr als 80.000 Mitglieder. Die Aufgabe der alten Arbeiterbildungsvereine erlosch mit dem Hainburger Parteitag 1888/1889, der eine Zentralisierung der Bildungs- und Kulturarbeit einleitete. Die Freidenkerbewegung, die auf die Zeit vor Hainfeld zurückgeht, geriet ins Umfeld der Sozialdemokratie; sie steht in engem Zusammenhang mit der Feuerbestattung und wirkte bei der Gründung des pädagogischen Reformvereins „Freie Schule" (1905) mit. 1894 entstand mit dem „Verein jugendliche Arbeiter" eine stark kulturell orientierte politische Jugendbewegung (Vorläufer der „[[Rote Falken|Roten Falken]]", der „sozialistischen Arbeiterjugend" und der gewerkschaftlichen Jugendbewegung), 1890 entstand der [[Arbeiterinnen-Bildungsverein]], in den 90er Jahren der Verein der Arbeiterabstinenten, 1893 der Arbeiterradsport ([[Arbeitersport]]), außerdem die [[Österreichische Naturfreunde|Naturfreunde]]. Die [[Volksbildung]] trat 1901 mit dem Verein „Volksheim" ins Leben. 1909 wurde eine Zentralstelle für das Bildungswesen gegründet (Zeitschrift „Bildungsarbeit", Parteischule, [[Arbeiterhochschule]]). In der ersten Republik kam es zu einer Hochblüte der bestehenden und zur Neugründung von Freizeit- und Kulturvereinigungen sowie zur Ausbreitung der Siedler- und Kleingärtnerbewegung. Vergleich [[Arbeiterkultur]], Arbeiterbildungsverein (einzelne Bezirke). Lesezimmer von Arbeiterbildungsvereinen befanden sich auch 7, Zieglergasse 18 (seit 1868), 9, Mariannengasse 2 (1868, Gasthaus „Zum Adler"), 11, Simmeringer Hauptstraße 31, 12, Schönbrunner Straße 239 (1871), 13, Auhofstraße 34 (Sitz des Ober-St.-Veiter Arbeiterbildungsverein „Einigkeit"), 16, Gansterergasse 5 (1868), 16, Maderspergerstraße 2 (Kultur- und Bildungsverein „Wohlfahrt"), 19, Bachofengasse 5 (Arbeiterbildungsverein Nußdorf), 19, Krottenbachstraße 18 (Arbeiterbildungsverein „Lassalle"). Aus den Arbeiterbildungsvereinen beziehungsweise aus dem 1891 gegründet „Unterrichtsverband der Arbeiterbildungs- und Fachvereinen Wiens" entstanden später die „sozialistischen Bildungszentrale" (eine Organisation für politische Schulung, Information und Kulturpolitik; in der ersten Republik: 5, Schönbrunner Straße 56) sowie die Wiener Parteischule; eine besondere Einrichtung war die [[Arbeiterhochschule]].
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==Anfänge==
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Die [[Märzrevolution]] 1848 führte zur Entstehung der ersten Organisationen von Arbeitern, denen bewusst geworden war, dass nur eine höhere Bildung ihren politischen und kulturellen Aufstieg ermöglichen würde. Auf Betreiben des [[Buchbinder|Buchbindergesellen]] [http://www.dasrotewien.at/seite/sander-friedrich.html Friedrich Sander] wurde am 24. Juni 1848 der "Erste Allgemeine Arbeiterverein" im [[Fürstenhof (3)|Gasthaus Fürstenhof]], [[3|Wien 3.]], [[Beatrixgasse]] 19, gegründet. Zum geplanten Programm zählten leichtfassliche Vorträge, eine [[Bibliotheken|Bibliothek]] und die Förderung der Geselligkeit durch einen Gesangsverein. Vorbild waren Einrichtungen der Arbeiterbildung, die es in England schon seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts gab, und verschiedene deutsche Arbeiterbildungsvereine. Nach der Niederschlagung der Revolution im Oktober 1848 wurde der Verein jedoch aufgelöst, bevor er mit einer systematischen Bildungsarbeit beginnen konnte.  
  
== Literatur ==  
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=="Unpolitische" Vereine==
* Hugo Pepper: Bildungs- und Kulturarbeit. In: Kurt Stimmer [Herausgeber]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, S. 113, 140 ff.
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Die [[Dezemberverfassung]] von 1867 führte zu einem Vereins- und Versammlungsgesetz, das die Gründung "unpolitischer" Vereine erlaubte. Noch im selben Jahr konstituierte sich der [[Arbeiterbildungsverein Gumpendorf]]; weitere Vereinsgründungen folgten. Ziele waren nicht nur Bildungsarbeit, die soziale Absicherung der Mitglieder (Kranken- und Invaliditätskassen) und die Pflege der Geselligkeit (Gesangs- und Turngruppen), sondern sehr wohl auch eine Politisierung der Arbeiter im Kampf um bürgerlich-demokratische Rechte wie Wahlrecht oder Pressefreiheit. In [[Ottakring]] engagierte sich vor allem [[Franz Schuhmeier]] in der Gründung mehrerer Bezirksorganisationen, darunter des "Rauchklubs Apollo", des Vorläufers des späteren [[Arbeiterbildungsverein Ottakring | Arbeiterbildungsvereins Ottakring]].
* Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1740 - 1895. Wien: Jugend & Volk 1985 (Geschichte der Stadt Wien, 1), S. 349 f.
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Ideologisch orientierten sich die Arbeiterbildungsvereine an den deutschen Sozialdemokraten; sie sympathisierten mit der Ersten Arbeiterinternationale von 1864 und boten so den Behörden den Vorwand zum Verbot. 1870 wurde gegen die Exponenten des Wiener Vereins [[Heinrich Oberwinder]] und [[Andreas Scheu]] ein Hochverratsprozess angestrengt, was zu stürmischen Straßenkundgebungen führte. Danach wurden die meisten Arbeiterbildungsvereine aufgelöst.
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==Bildung und Politik==
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Im selben Jahr, 1870, beschloss der [[Reichsrat]] jedoch das Koalitionsgesetz, das den Arbeitern in weiterer Folge auch die Gründung von Vereinen mit politischer Zielsetzung ermöglichte. Der Arbeiterbildungsverein wurde im Oktober 1870 wieder zugelassen, und 1872 gab es bereits 59 dieser Institutionen und 78 Gewerkschaftsvereine mit zusammen etwa 80.000 Mitgliedern. Der erste [[Arbeiterinnen-Bildungsverein]] erlebte seine Gründung bereits 1871; er stellte seine Tätigkeit jedoch bald wieder ein. 1890 etablierte sich dann ein neuer Verein für Frauenbildungsarbeit, der länger Bestand hatte.
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Die Tätigkeit der Arbeiterbildungsvereine wurde von den Behörden nach wie vor behindert: Die [[Zensur]] von [[Zeitungen]], die Beschlagnahme von Büchern und Broschüren, das Verbot von Veranstaltungen und Hausdurchsuchungen standen auf der Tagesordnung. Interne Fraktionskämpfe und die 1873 einsetzende Wirtschaftskrise trugen außerdem zum Niedergang bei.
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Nach dem [[Hainfelder Parteitag]] 1888/89 wurden die Arbeiterbildungsvereine von den gewerkschaftlichen Zusammenschlüssen der einzelnen Berufsgruppen zurückgedrängt, die ebenfalls die Vermittlung von Wissen, Aufklärung und Bildung zu ihren Aufgaben erklärt hatten.
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==Zentralisierung und Ausweitung==
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1908 erfolgte die Eingliederung der Arbeiterbildungsvereine in die Sozialdemokratische Partei (SDAP). Die Bildungsaufgaben übernahm schließlich die 1909 gegründete [http://www.dasrotewien.at/seite/zentralstelle-fuer-das-bildungswesen.html Zentralstelle für das Bildungswesen] in Wien.
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Bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] entwickelte sich das Arbeiterbildungswesen zu einer Bewegung der [[Arbeiterkultur]], die alle Altersstufen, Lebensbereiche und Interessensgebiete – nicht nur Bildung, sondern auch Freizeit, Kultur und [[Sport]] - abdeckte. Nach einer Stagnation während des Krieges kam es in der [[Erste Republik|Ersten Republik]] zu einer neuen Blüte bestehender und neugegründeter Freizeit- und Kulturvereinigungen. Eine besondere Einrichtung der Arbeiterbildung war die [http://www.dasrotewien.at/seite/arbeiterhochschule.html Arbeiterhochschule], an der neben führenden Funktionären der Partei auch bedeutende Wissenschaftler unterrichteten. Der Betrieb begann 1926; er musste allerdings bereits 1930 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten eingestellt werden.
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== Literatur ==
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* Ausstellungskatalog: Vom Arbeiterbildungsverein zum Roten Salon. 12 Meilensteine der Sozialdemokratie. Wien: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung 1995 (Dokumentation 1/1995)
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* Bücher-Verzeichnis, Arbeiter-Bildungsverein Wien (Einleitungen Rudolf Neuhaus, Vorwort Josef Luitpold). Wien: Verlag des Vereines 1914
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* Wilhelm Ellenbogen: Geschichte des Arbeiter-Bildungsvereines in Gumpendorf  (VI. Gemeinde-Bezirk von Wien). Ein Beitrag zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Wien: Verlag des Vereines 1892
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* Festschrift anlässlich des 40jährigen Bestandes des Arbeiter-Bildungsvereines Wien. Wien: Verlag des Vereines 1907
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* Martina Klenner: Der Stellenwert von Bildung in der Entwicklung der österreichischen Arbeiterbewegung (1867 bis 1914). Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1991
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* Primus-Heinz Kucher et al.: Die Schul- und Bildungspolitik der österreichischen Sozialdemokratie in der Ersten Republik. Wien: Österreichischer Bundesverlag o. J.
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* Dieter Langewiesche: Zur Freizeit des Arbeiters. Bildungsbestrebungen und Freizeitgestaltung österreichischer Arbeiter im Kaiserreich und in der Ersten Republik, Stuttgart: Klett-Cotta 1980
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* Hugo Pepper: Bildungs- und Kulturarbeit. In: Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, 140-144
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* Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1740-1895. Wien: Jugend & Volk 1985 (Geschichte der Stadt Wien, 1), S. 349-350
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* Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, S. 113
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== Weblinks ==
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* [http://www.dasrotewien.at/seite/arbeiterbildungsvereine.html Das Rote Wien. Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie: Arbeiterbildungsvereine]
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* [http://www.adulteducation.at/de/historiografie/ausstellung/234/ Knowledge Base Erwachsenenbildung: Arbeiterbildung]

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2023, 13:22 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 24. Juni 1848
Datum bis
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Revolution 1848
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri

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Anfänge

Die Märzrevolution 1848 führte zur Entstehung der ersten Organisationen von Arbeitern, denen bewusst geworden war, dass nur eine höhere Bildung ihren politischen und kulturellen Aufstieg ermöglichen würde. Auf Betreiben des Buchbindergesellen Friedrich Sander wurde am 24. Juni 1848 der "Erste Allgemeine Arbeiterverein" im Gasthaus Fürstenhof, Wien 3., Beatrixgasse 19, gegründet. Zum geplanten Programm zählten leichtfassliche Vorträge, eine Bibliothek und die Förderung der Geselligkeit durch einen Gesangsverein. Vorbild waren Einrichtungen der Arbeiterbildung, die es in England schon seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts gab, und verschiedene deutsche Arbeiterbildungsvereine. Nach der Niederschlagung der Revolution im Oktober 1848 wurde der Verein jedoch aufgelöst, bevor er mit einer systematischen Bildungsarbeit beginnen konnte.

"Unpolitische" Vereine

Die Dezemberverfassung von 1867 führte zu einem Vereins- und Versammlungsgesetz, das die Gründung "unpolitischer" Vereine erlaubte. Noch im selben Jahr konstituierte sich der Arbeiterbildungsverein Gumpendorf; weitere Vereinsgründungen folgten. Ziele waren nicht nur Bildungsarbeit, die soziale Absicherung der Mitglieder (Kranken- und Invaliditätskassen) und die Pflege der Geselligkeit (Gesangs- und Turngruppen), sondern sehr wohl auch eine Politisierung der Arbeiter im Kampf um bürgerlich-demokratische Rechte wie Wahlrecht oder Pressefreiheit. In Ottakring engagierte sich vor allem Franz Schuhmeier in der Gründung mehrerer Bezirksorganisationen, darunter des "Rauchklubs Apollo", des Vorläufers des späteren Arbeiterbildungsvereins Ottakring.

Ideologisch orientierten sich die Arbeiterbildungsvereine an den deutschen Sozialdemokraten; sie sympathisierten mit der Ersten Arbeiterinternationale von 1864 und boten so den Behörden den Vorwand zum Verbot. 1870 wurde gegen die Exponenten des Wiener Vereins Heinrich Oberwinder und Andreas Scheu ein Hochverratsprozess angestrengt, was zu stürmischen Straßenkundgebungen führte. Danach wurden die meisten Arbeiterbildungsvereine aufgelöst.

Bildung und Politik

Im selben Jahr, 1870, beschloss der Reichsrat jedoch das Koalitionsgesetz, das den Arbeitern in weiterer Folge auch die Gründung von Vereinen mit politischer Zielsetzung ermöglichte. Der Arbeiterbildungsverein wurde im Oktober 1870 wieder zugelassen, und 1872 gab es bereits 59 dieser Institutionen und 78 Gewerkschaftsvereine mit zusammen etwa 80.000 Mitgliedern. Der erste Arbeiterinnen-Bildungsverein erlebte seine Gründung bereits 1871; er stellte seine Tätigkeit jedoch bald wieder ein. 1890 etablierte sich dann ein neuer Verein für Frauenbildungsarbeit, der länger Bestand hatte.

Die Tätigkeit der Arbeiterbildungsvereine wurde von den Behörden nach wie vor behindert: Die Zensur von Zeitungen, die Beschlagnahme von Büchern und Broschüren, das Verbot von Veranstaltungen und Hausdurchsuchungen standen auf der Tagesordnung. Interne Fraktionskämpfe und die 1873 einsetzende Wirtschaftskrise trugen außerdem zum Niedergang bei.

Nach dem Hainfelder Parteitag 1888/89 wurden die Arbeiterbildungsvereine von den gewerkschaftlichen Zusammenschlüssen der einzelnen Berufsgruppen zurückgedrängt, die ebenfalls die Vermittlung von Wissen, Aufklärung und Bildung zu ihren Aufgaben erklärt hatten.

Zentralisierung und Ausweitung

1908 erfolgte die Eingliederung der Arbeiterbildungsvereine in die Sozialdemokratische Partei (SDAP). Die Bildungsaufgaben übernahm schließlich die 1909 gegründete Zentralstelle für das Bildungswesen in Wien.

Bis zum Ersten Weltkrieg entwickelte sich das Arbeiterbildungswesen zu einer Bewegung der Arbeiterkultur, die alle Altersstufen, Lebensbereiche und Interessensgebiete – nicht nur Bildung, sondern auch Freizeit, Kultur und Sport - abdeckte. Nach einer Stagnation während des Krieges kam es in der Ersten Republik zu einer neuen Blüte bestehender und neugegründeter Freizeit- und Kulturvereinigungen. Eine besondere Einrichtung der Arbeiterbildung war die Arbeiterhochschule, an der neben führenden Funktionären der Partei auch bedeutende Wissenschaftler unterrichteten. Der Betrieb begann 1926; er musste allerdings bereits 1930 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten eingestellt werden.

Literatur

  • Ausstellungskatalog: Vom Arbeiterbildungsverein zum Roten Salon. 12 Meilensteine der Sozialdemokratie. Wien: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung 1995 (Dokumentation 1/1995)
  • Bücher-Verzeichnis, Arbeiter-Bildungsverein Wien (Einleitungen Rudolf Neuhaus, Vorwort Josef Luitpold). Wien: Verlag des Vereines 1914
  • Wilhelm Ellenbogen: Geschichte des Arbeiter-Bildungsvereines in Gumpendorf (VI. Gemeinde-Bezirk von Wien). Ein Beitrag zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Wien: Verlag des Vereines 1892
  • Festschrift anlässlich des 40jährigen Bestandes des Arbeiter-Bildungsvereines Wien. Wien: Verlag des Vereines 1907
  • Martina Klenner: Der Stellenwert von Bildung in der Entwicklung der österreichischen Arbeiterbewegung (1867 bis 1914). Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1991
  • Primus-Heinz Kucher et al.: Die Schul- und Bildungspolitik der österreichischen Sozialdemokratie in der Ersten Republik. Wien: Österreichischer Bundesverlag o. J.
  • Dieter Langewiesche: Zur Freizeit des Arbeiters. Bildungsbestrebungen und Freizeitgestaltung österreichischer Arbeiter im Kaiserreich und in der Ersten Republik, Stuttgart: Klett-Cotta 1980
  • Hugo Pepper: Bildungs- und Kulturarbeit. In: Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, 140-144
  • Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1740-1895. Wien: Jugend & Volk 1985 (Geschichte der Stadt Wien, 1), S. 349-350
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, S. 113

Weblinks